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Kreuzritterburg Karak und Wandern im Dana Nature Reserve
Als ich heute durch den Nebel im spätherbstlichen Wald schlenderte, dachte ich zurück an meine wunderbare, zuweilen abenteuerliche Tour durch das kleine Land Jordanien, das es schafft, umgeben von problematischen und keineswegs friedlichen Nachbarländern, relativen Frieden und Toleranz zu wahren. Außerdem beherbergt Jordanien bei knapp zehn Millionen Einwohnern ca. eine Mio. syrische Flüchtlinge …
Gegenüber Touristen haben die Jordanier eine regelrechte „Willkommenskultur“ entwickelt. Sie sind (außer in Petra) zurückhaltend, sprechen dich nicht an, aber wenn man auf sie zugeht, eine Auskunft haben möchte, reagieren sie freundlich, mit einem „Where are you from ?“ „Germany“ und dann antworten sie mit Lächeln und begrüßen dich mit „Welcome“. Erst danach kann man sie fragen, wo die nächste Toilette ist o.Ä. Oft ist der englische Wortschatz mit der Begrüßung erschöpft, aber es handelt sich um reine Freundlichkeit, ohne die folgende Aufforderung etwas zu kaufen (nicht so in Petra).
02.11.2018 – Fahrt nach Karak und Dana
Am frühen Morgen ging ich zum Frühstück und da traf ich sie zum ersten und keineswegs zum letzten Mal : die REISEGRUPPE. Wenn ich zum ersten Mal vor dem Frühstücksbuffet in einem Hotel stehe, dann ist es ganz natürlich, dass ich nicht alles auf Anhieb finde, mich zum Beispiel frage, wo die Butter liegt und das Besteck. Auch wünsche ich mir z.B., dass es frisches Obst und Müsli gibt, kann es aber nicht entdecken. Wenn eine Gruppe am Buffet eintrifft, dann werden diese Fragen laut gestellt und im Extremfall werden sie quer durch den Raum geschrien. Auch trägt es nicht gerade zu meiner guten Laune bei, wenn ich vor dem ersten Kaffee am Buffet anstehen muss und es länger dauert, weil manche Touristen die Speisen nicht kennen und dann erst miteinander besprechen müssen, was sie sich auf den Teller laden.
Schon um acht Uhr morgens begab ich mich auf die Weiterreise. Mein erstes Ziel, einen schönen Ausblick auf das Wadi Mujib, ein Naturschutzgebiet, das ich mir nur von oben anschauen wollte, hatte ich bald erreicht. Ein junger Beduine, der mich mit seinem Piratentuch und den mit Kajal geschminkten Augen an Jack Sparrow erinnerte, bot köstlich starken Schwarztee mit frischer Minze an. Bei diesem Heißgetränk genoss ich den Blick das wunderschöne Wadi Mujib, das wie eine Miniaturausgabe des Grand Canyon wirkte.
Beim Genießen des Ausblicks hatte ich nicht erwartet, dass ich in das Tal hinunter und auf der anderen Seite den Berg wieder herauf fahren würde, aber genauso kam es. Trotz wunderbarer Ausblicke und der durchweg gut ausgebauten Straße forderten die zahlreichen Serpentinen meine volle Konzentration. Um so erleichterter war ich, als ich kurz vor Mittag in Karak ankam. Die Kreuzritterburg fand ich ohne Probleme und begann mit der Besichtigung der riesigen Festungsruine aus dem 12.Jahrhundert. Gut erhalten waren vor allem ausgedehnte unterirdische Gallerien, darunter eine „Einkaufsstraße“, zwei Gefängnisse, aber auch ein Palast der islamischen Eroberer nebst Moschee aus dem 14. Jahrhundert. Wie im Reiseführer empfohlen hatte ich eine Taschenlampe griffbereit, brauchte sie aber nicht, weil inzwischen Bewegungsmelder eingebaut wurden, die das Licht anschalten, sobald man den Raum betrat.
Nach der Besichtigung fuhr ich relativ bald weiter Richtung Dana, was gut war, weil sich die weitere Fahrt von ca. 90 km noch mehr als zwei Stunden hinziehen sollte. Zahlreiche Ortsdurchfahrten und einige Umleitungen sorgten dafür, dass ich nur langsam vorankam. Zeitweise schien auch Google Maps die Orientierung zu verlieren und schickte mich auf völlig verlassene enge Sträßchen, die aber stets asphaltiert waren. Zwischendurch durchquerte ich auch wieder einige Täler und absolvierte Berg- und Talfahrten. Ziemlich erleichtert war ich, als ich wieder auf dem King’s Highway ankam, einer einigermaßen gut ausgebauten Überlandstraße.
Dann bemerkte ich, dass mein Handy nur noch eine Akkuladung von unter 10 % anzeigte. Würde ich die Abzweigung nach Dana Village ohne Navigation finden? Kurz darauf fuhr mein Smartphone herunter. Ich hatte es mit einem speziellen Kabel zum Aufladen an den Zigarettenanzünder des Mietwagens angeschlossen. Bei früheren Urlauben hatte das funktioniert und ich verstand die Welt nicht mehr. Kurz zeigte ein Schild zur Dana Nature Reserve und ich fuhr ab. Die nicht asphaltierte Straße kam mir seltsam vor. In diesem Moment kam mir ein riesiger LKW entgegen. Nachdem ich dem Fahrer zugewinkt hatte, hielt er an und ich kurbelte meine Scheibe herunter und schrie meine Frage nach dem Ort Dana nach oben. Mit Handzeichen machte mir der Fahrer klar, dass die Abfahrt noch kommen würde. Fast wäre ich zum Rummana Campground im Naturschutzgebiet heruntergefahren.
Inzwischen musste ich sehr dringend auf die Toilette. Am nächsten Parkplatz mit Aussichtspunkt hielt ich daher an. Hier standen mehrere Busse und am Rand des Parkplatzes gab es eifrig fotografierende Touristen. Für den spektakulären Blick ins Wadi Dana interessierte ich mich gerade nicht, sondern verkrümelte mich in ein Gebüsch am anderen Ende des Parkplatzes, nachdem ich kein WC entdeckt hatte.
Als ich zurück kam, entdeckte ich eine deutsche Reisegruppe und fragte ihren Reiseleiter nach der Abzweigung nach Dana. Der nette Mann erklärte mir, dass es nach einigen Kilometern rechts ab gehe, konnte aber nicht versehen, wieso mein Handy nicht aufgeladen wurde und ging mit mir zum Auto. Hier entdeckten wir, dass in dem Neuwagen einen speziellen USB-Anschluss unter dem Handschuhfach gab, an den ich das Smartphone hätte anschließen sollen. Ich bedankte mich herzlich und hoffte im Stillen, dass dies mein letztes Technikdisaster gewesen war.
In Dana Village angekommen bezog ich mein einfaches Kämmerchen im Dana Tower Hotel und ging anschließend im Abendlicht durch das Dorf spazieren. Dana Village war vor einiger Zeit schon fast verlassen. Etliche Ruinen sind immer noch zu sehen, aber an vielen Stellen werden die Gebäude für Touristen, die im Nature Reserve wandern wollen, instand gesetzt.
Ich spazierte danach zum Rand des Canyons, in den ich am folgenden Tag hinabsteigen wollte. Es ging ziemlich steil und rutschig hinunter, was nicht so sehr mein Fall ist. Beim Betrachten des Sonnenuntergangs über dem überlegte ich, ob ich statt die volle Tour zur Feynan Ecolodge von 16 km zu unternehmen, nur ein Stück ins Wadi hinab gehen und dann wieder zurück wandern sollte. So würde ich mir auch die teure und lange Taxifahrt zurück nach Dana sparen.
03.11.2018 – Wanderung im Dana Nature Reserve
Schon um acht Uhr morgens stand ich gut eingepackt, mit Knieschützern und Wanderstöcken ausgerüstet, am Rand des Canyons. Am Vorabend hatte es angefangen zu stürmen, und immer noch fegten heftige Böen über Dana hinweg. Ab und zu bekam ich auch eine Ladung Sand ab. Ich hatte gezögert, ob ich überhaupt wandern gehen sollte, aber -zutreffend- damit gerechnet, dass der Wind beim Hinuntersteigen nachlassen würde. Noch einmal schaute ich in das wunderschöne aber menschenleere Tal hinab, bevor ich sehr langsam und vorsichtig mit dem Abstieg begann. In steilen Serpentinen führte der Weg nach unten. Es gab fast nur lose Steine, so dass ich sehr aufpassen musste, um nicht weg zu rutschen. Bei meinen Wanderungen habe ich mich in den letzten Jahren manchmal verletzt, bis hin zu einem Wadenbeinbruch in Patagonien, daher bin ich sehr vorsichtig geworden.
Nach einer Viertelstunde überholte mich ein Guide, der zwei Französinnen durch das Wadi führte. Wir kamen ins Gespräch und er riet mir, auf keinen Fall nach der Hälfte wieder zurückzulaufen. Zum einen sei der Weg bis zum Ende sehr schön abwechslungsreich, durchlaufe unterschiedliche Landschaften und zum anderen sei der Aufstieg sehr steil und anstrengend. Ich erklärte ihm, dass ich keinen Rücktransport organisiert hatte. Er versprach mir, mir an der Feynan Eco Lodge einen der dort angestellten Taxifahrer zu vermitteln.
Ich bedankte mich und die drei zogen mit flottem Tempo vorbei. Ich hatte damit gerechnet, dass mich noch weitere Wanderer überholen würden, was aber während der gesamten Wanderung nicht der Fall war. Lediglich kurz vor Feynan traf ich einige Menschen, die in der Gegenrichtung unterwegs waren.
Während meiner vierstündigen Landschaft bemühte ich mich, den Anschluss an die dreiköpfige Wandergruppe nicht zu verlieren. Ich war immer erleichtert, wenn ich sie in der Ferne wieder entdeckte. Verlaufen konnte man sich nicht, solange man in der Nähe des ausgetrockneten Bachbetts bewegte, aber manchmal verlief der Trail auch am Hang darüber und wenn ich die Gruppe sah, half mir das auch bei der Orientierung. Steinhäufchen gab es ab und zu, aber nie einen Wegweiser. Einmal sah ich, als ich am Hang auf der Suche nach dem Trail hinaufschaute, einen Beduinen, der hoch über mir auf einen Esel ritt. Er hielt etwas in der Hand. Ich befand mich gerade im Bachbett, war allein an dieser nicht von weitem nicht einsehbaren Stelle unterwegs und schaute vorsichtshalber genauer hin, ob der Mann eine Waffe trug. Erleichtert stellte ich fest, dass der Beduine sein Handy anguckte!
Sobald man den Talboden erreicht hatte, verlief der Weg recht angenehm, aber wegen des steinigen und gerölligen Untergrundes musste ich mich doch sehr konzentrieren. Inzwischen war es recht warm geworden und ich trank wegen der sehr geringen Luftfeuchtigkeit oft aus meiner Wasser- und der Colaflasche. Eine Wanderung bei Sommerhitze konnte ich mir in diesem Tal nicht vorstellen. Aber bei alledem: die wunderschöne und abwechslungsreiche Felsenlandschaft begeisterte mich zusammen mit der überraschend reichen Vegetation immer wieder. Welch magischer Ort ! Ich wäre gerne länger geblieben, um Vögel zu beobachten oder um das Licht zu bestaunen, das die Wolken auf die Felsen warfen. Kurz vor der Lodge durchquerte ich einige Beduinenzeltlager. Die Angebote, einen Tee zu trinken, schlug ich aus, weil ich den Guide mit den Französinnen nicht verlieren wollte. Außerdem wollte ich mich in der Lodge frisch machen und dann einen guten Kaffee genießen.
Nach vier Stunden und quasi ohne Pause kam ich Feynan an, wo ich es schaffte, dass man mir, obwohl ich nicht in der Lodge gebucht hatte, den dringend notwendigen Kaffee servierte. Dann bekam ich Dank der Hilfe des Guides, der sich mir als Mohammed vorgestellt hatte, auch noch ein Jeeptaxi für die Rückfahrt.
Ein sehr netter junger Beduine namens Jassir fuhr mich zurück nach Dana. Zwischendurch lieferte er noch ein paar Sachen im Haus seiner Familie ab. Nachdem ich seine Frage, ob ich es eilig hätte, verneint hatte, durfte ich dann auch noch mit seiner Frau und den beiden Kleinkindern auf der Terrasse Tee trinken. Die Strecke war auf der Straße sehr lang, fast 120 km. Wieder ging es durch wunderschöne Landschaften, zuerst durch das Wadi Araba, eine Wüste, die zum Teil für den Gemüseanbau bewässert wird und dann wieder durch eine wilde Berglandschaft. Obwohl Jassir einen sehr flotten Reifen fuhr, brauchten wir über zwei Stunden nach Dana. Allerdings wurde mir die Zeit wegen der tollen Ausblicke und des netten Gesprächs mit dem Fahrer überhaupt nicht lang.
Etwas erschöpft aber glücklich traf ich am späten Nachmittag wieder in Dana ein.Wenn du wissen möchtest, was ich am Anfang meiner Jordanienreise erlebt habe, schau doch mal hier nach :
Jordanien Rundreise im November 2018 (1)
Und so ging es weiter:
den Fotos nach was ich bisher gesehen habe auf jeden Fall !!! Tolle Landschaften
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Jordanien ist Ein ganz tolles und faszinierendes Reiseland 😊.
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Also die ganzen Jordanien Berichte werde ich mir anschauen ! Krass und super schön !!
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Stunning landscapes, i wouldn’t have been brave enough to have attempted the walk on my own though
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