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Mein Aufenthalt in Amman verlief nicht so reibungslos, wie ich es mir gewünscht hatte. Eine Begegnung der besonderen Art hatte ich mit der jordanischen Verkehrspolizei.
8.-11.2018 Amman
Am Morgen freute ich mich im Olive Branch Hotel bei Jerash über den Ausblick vom Balkon. Nachts hatte ich schon den Blick über das Lichtermeer von Amman bestaunt. Nun gab es tatsächlich Bäume. Eine dermaßen grüne Landschaft hatte ich in Jordanien noch nicht gesehen. Allerdings waren die diversen Fels- und Wüstenlandschaften fantastisch schön, wie ihr meinen Reiseberichten entnehmen könnt.
Jordanien Rundreise im November 2018 (1) Madaba und Totes Meer
Jordanien Rundreise im November 2018 (2) Wadi Dana
Jordanien Rundreise im November 2018 (3) Petra
Jordanien Rundreise im November 2018 (4) Wadi Rum und Jerash
Zu meiner großen Freude funktionierte das GPS wieder, so dass ich das Sydney Hotel in Amman sicher finden würde. Ich war etwas später losgefahren, um es bisschen gemütlicher anzugehen und weil ich hoffte, dass der Berufsverkehr in Amman nicht mehr so dicht wäre. Zunächst verlief alles gut, aber als ich in die Innenstadt kam, staute sich der Verkehr. Auf den breiten Straßen gab es immer mehr Spuren, die munter gewechselt wurden. Man musste höllisch aufpassen. Würde mir das Abbiegen rechtzeitig gelingen? In einer Unterführung geschah es dann. Ich schaute nach einem Schild, das oben an der Brücke hing, achtete einen Sekundenbruchteil nicht auf den Verkehr, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr auf den dicht vor mir stehenden PKW auf. Dieser wurde auf seinen Vordermann geschoben. Wir stiegen aus und begutachten die Unfallfolgen, allesamt leichte Blechschäden, wobei das Fahrzeug meines Vordermanns rundherum teils ältere Beulen und eine leicht verbogene Haube aufwies. Von der Brücke gestikulierte ein Polizist, wir sollten aus der Unterführung heraus und an den Straßenrand fahren.
Es war nichts Schlimmes passiert, aber ich war, trotz meiner Vollkaskoversicherung für den Mietwagen, ziemlich geschockt. Mein Unfallgegner rief die Verkehrspolizei und es dauerte lange, bis diese auftauchte. Ich telefonierte mit meiner Mietwagenfirma am Flughafen. Der Angestellte sagte, das sei kein Problem, ich solle den Unfall bei der Abgabe schildern und unbedingt den Polizeibericht mitbringen.
Die herbeigerufenen Ordnungshüter konnten allerdings kein einziges Wort Englisch. Während der gesamten Befragung dolmetschte mein Unfallgegner! Ein Protokoll wurde aufgenommen und die beiden Polizisten hatten ihre liebe Not mit dem Abschreiben meines Namens im Pass und EU-Führerschein. Einer der beiden überreichte mir schließlich mehrere Papiere, darunter den Polizeibericht, die allesamt auf Arabisch geschrieben waren. Gott sei Dank musste ich nichts unterschreiben! Es wurde mir dann noch mitgeteilt, dass ich am Unfall schuld sei, weil ich den vorgeschriebenen Mindestabstand nicht eingehalten hätte (was im sehr dichten Verkehr illusorisch gewesen war) und ich musste 5 JOD Gebühr an die Polizei zahlen (Das war nicht das Bußgeld, dieses wurde separat über meine Kreditkarte abgebucht.).
Als alles geregelt war, hatten es meine Unfallgegner verständlicherweise eilig, mussten zur Arbeit. Einer fuhr in meine Richtung und brachte mich netterweise bis zum 1st Circle, nicht ohne vorher süffisant zu bemerken, dass ich ihm zwar folgen könne, aber bitte nicht auffahren solle. Danach war es überhaupt kein Problem, das Hotel Sydney zu finden. Ich kam dort ziemlich geschafft an. Einen Parkplatz hatte das Hotel nicht, also stellte ich den Wagen an der Straße ab. Dort würde er während meines Aufenthalts in der Stadt bleiben, ich wollte damit nur noch zum Flughafen fahren.
Mein Zimmer war schon fertig, so dass ich mich ein bisschen regenerieren konnte. Etwas später nahm ich mir ein Taxi zum Jordan Museum (gut investierte 3 JOD). Der Taxifahrer fuhr durch schmale Altstadtgässchen, um den Verkehr auf den Hauptstraßen zu umgehen. Aus dem gleichen Grund setzte er mich auf der Rückseite des Museums ab und ich hatte etwas Mühe, den Eingang zu finden.
Als ich mein Ticket kaufte ( 5 JOD, nicht im Jordan Pass enthalten) stellte ich fest, dass das Museum nicht wie im Reiseführer beschrieben um 14 Uhr schloss, sondern drei Stunden später. Ich hatte es nun überhaupt nicht eilig und merkte, dass mein Koffeinspiegel viel zu niedrig war. Mein Wunsch, das Museum erst etwas später zu besuchen, stieß aber auf Unverständnis beim Museumspersonal . Nach einer längeren Debatte, an der mehrere Angestellte teilnahmen, ging es dann doch.
Als ich aus dem Museum kam, musste ich zunächst die Straße überqueren. Auf den fünf Spuren staute sich nicht und es gab keine Verkehrslücken. Ich lief zu einer Art Busbahnhof, wo ein Fußgängerüberweg lag, der zwar nicht zum Bremsen der Fahrzeuge führte, aber doch dazu, dass sie etwas langsamer fuhren, weil sie wegen der Busstation mit Fussgängern rechneten. Glücklich auf der anderen Seite angekommen, sah ich einen Schnellimbiss, der aber keinen Kaffee verkaufte. Mit einer Wegbeschreibung bog ich in die nächste Querstraße ein, wo ich bald ein Café entdeckte, in dem nur ältere arabische Männer saßen. Da konnte ich unmöglich Kaffee trinken! Ein paar Läden weiter rief mir der Besitzer ein freundliches „Welcome“ zu. Auf meine Frage verwies er mich an das besagte Café und meinte, ich könne auch Take Away Coffee trinken. Als ich das Café betrat, verstummten die Gespräche und ich hatte den Eindruck, dass mir viele Blicke auf meinem Weg zur Theke am anderen Ende des Raumes folgten, wo ich mir Kaffee bestellte. Ich bekam einen vollen Pappbecher mit glühendheißem arabischen Kaffee mit Kardamon. Und als ich zahlen wollte, lächelte der Cafébetreiber mir zu und sagte „It‘s on the house.“
Zurück im Museum staunte ich: von frühesten Behausungen, über biblische Orte, Nabatäersiedlungen, griechisch-römische Städte bis zu den Kreuzfahrerburgen, den islamischen Eroberern, den Osmanen, das kleine Land Jordanien hatte sich immer im Schnittpunkt großer Zivilisationen befunden. Entsprechend vielfältig waren die Ausstellungsstücke, die sehr anschaulich präsentiert wurden.
Highlights waren die mit 9500 Jahren bisher ältesten entdeckten menschlichen Statuen von Ain Ghazal, ein Teil der Schriftrollen vom Toten Meer (Dead Sea Scrolls) und Ausgrabungsstücke aus Petra.
Nahm dann ein Taxi zurück ins Hotel. Lustig fand ich, dass mein Fahrer, ein netter älterer Herr, zunächst noch einen Fahrgast in eine andere Richtung beförderte und unterwegs einen weiteren Passagier aufnahm, der höchstens 500 Meter mitfuhr und mit einer kleinen Münze bezahlte. Am 1st Circle fragte mich der Fahrer, wo er jetzt zum Hotel abbiegen müsse. Das wusste ich allerdings nicht mehr. Kurze Zeit später schlug er mir vor, den Rest zu laufen. Es sei nicht mehr weit. Das fand ich nicht so toll, weil ich nicht wusste, wo das Hotel lag und mich nicht noch verlaufen wollte. Schließlich ließ ich mich an einer Stelle absetzen, von der man auf das Hotel heruntersehen konnte. Das war mir lieber als noch länger durch schmale Straßen zu kurven oder im Stau zu stehen.
Am Abend besuchte ich die bekannte Rainbow Street. Amman liegt auf 20 Hügeln. Man läuft oft steil bergauf und bergab. Die Rainbow Street lag zwar in der Nähe des Hotels, aber ich musste ziemlich nach oben steigen. In der Straße befanden sich viele Shops mit Klamotten und Souvenirs. Es gab zahlreiche von jungen Jordaniern und Touristen besuchte Cafés, hauptsächlich für Freunde der Shisha (zu denen ich nicht gehöre). Schließlich fand ich ein schönes Restaurant. Im Sufra aß ich leckere Falafel und ein Lammschmorgericht. Dazu hätte ich gerne ein Glas Rotwein getrunken, aber in diesem Restaurant in der Hauptstadt mit gehobener Küche wurde kein Alkohol serviert, also bestellte ich mir wieder mal ein Bitter Lemon. Immerhin wurde ich als „Alleinesserin“ an einen guten Platz und nicht am Ausgang oder der Toilette platziert und freundlich und flott bedient.
Den Abend beschloss ich bei einem Lemon-Mint-Drink in der Old View Bar mit Blick über das unendliche Lichtermeer.
Und so ging es weiter: Jordanien Rundreise im November 2018 (6)