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Weitere fünf Tage würde ich auf dem Münchner Jakobsweg mit dem Rucksack pilgern. Ich war sehr gespannt, ob ich das durchhalten würde, oder ob mir bald sämtliche Knochen wehtun würden. Es kam, wie so oft, ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte …
Von Riederau nach Wessobrunn, 18 km, ca. 100 Höhenmeter
Mit meinem neuen Wanderrucksack, der das Gewicht über den Hüftgurt wesentlich besser verteilte als der Day Pack, mit dem ich bisher unterwegs gewesesen war Auf dem Münchner Jakobsweg , brach ich im Juli bei tollem Sonnenwetter aber auch bei großer Hitze auf. Die S-Bahn brachte mich nach Herrsching am Ammersee, wo ich meine letzte Etappe beendet hatte Auf dem Münchner Jakobsweg (2) .
Der Münchner Jakobsweg verläuft von dort über Breitbrunn, Schondorf und Utting bis nach Dießen, immer am westlichen Seeufer entlang. Ich fuhr mit dem Schiff von Herrsching nach Riederau und nahm die Wanderung dort erst wieder auf. In der Sommerhitze zusätzliche 25 km am See entlang zu gehen, war mir schlicht zu mühsam. Außerdem hatte ich versucht, am See Unterkünfte zu buchen und festgestellt, dass dies in der Ferienzeit kaum noch möglich war. Den Weg am See würde ich als Tagestour bei kühlerem Wetter nachholen.
So begann ich die Tour sehr entspannt mit einer Bootsfahrt von 50 Minuten, auf der man schöne Ausblicke genießen konnte.
Leider verlor ich gleich zu Beginn der Tour das Meßteil meines Fitnessarmbandes, hatte es wahrscheinlich beim Auf- und Absetzen des Rucksacks abgestreift. Die Uhrzeit nur auf dem Smartphone nachschauen zu können, fand ich nicht schlimm, aber die Schrittzählerfunktion hätte ich auf der Wanderung sehr gerne genutzt. Meine Suche auf dem Boot und ein Anruf beim Fundbüro blieben leider erfolglos. Das fing gut an !
Von Riederau ging es gemütlich eine Stunde lang, immer dem Seeufer folgend, nach Dießen, vorbei am idyllisch am Ufer gelegenen Kirchlein St. Alban.
In Dießen fand ich die Beschilderung des Wegs nicht und irrte ich etwas umher, aber das auf dem Berg gelegene Marienmünster war trotzdem nicht schwer zu finden. Bei der Besichtigung der im Rokoko Stil ausgestatteten Kirche aus dem 18. Jahrhundert holte ich mir meinen ersten Pilgerstempel. Außerdem begegnete ich dem Hl. Jakobus gleich zweimal.
Die Kirchturmuhr schlug Zwölf, als ich das Münster verließ. Nun legte ich im Kiosk nebenan eine schöne Rast im Schatten mit leckeren gebratenen Wollwürsten mit Kartoffel-Gurkensalat und alkoholfreiem Weißbier ein.
Den Abzweig des Weges nach Wessobrunn zu finden, war etwas mühsam. Die Beschilderung war lückenhaft. Der Wanderführer beschrieb es so: “ … Dem Fußweg folgen Sie bis zu einer Lindenallee, in die sie rechts abbiegen …“. Später lief ich dann tatsächlich auf einer Allee (mit Linden ?) , aber in diesem Moment sah ich keine. In der Nähe des Münsters waren aber viele Leute unterwegs, so dass man sich durchfragen konnte.
Im Wanderführer ging es in diesem Stil weiter. An einer Stelle (wo genau ?) sollte man nicht dem Schild „Wessobrunn, 8 km “ folgen sondern der Muschel. Das tat ich. Verwirrend war, dass es kurz darauf noch ein Schild mit der gleichen Aufschrift gab aber ohne Muschelzeichen. Nachdem ich dem Schild gefolgt war, kam dann nach einiger Zeit auch wieder das Camino Zeichen.
Dann befand ich mich auf einer schnurgeraden Schotterpiste, die leicht bergauf durch den Wald führte, aber kaum Schatten bot (Das Foto habe ich an einer schattigeren Stelle aufgenommen).
Ich war nun ganz alleine unterwegs. Nur einmal, nach einer guten Stunde, überholten mich zwei Radfahrer. Auch Bänke oder Baumstämme zum Sitzen gab es nicht. Irgendwann musste ich etwas trinken und setzte mich kurz in der prallen Sonne auf den Weg. Auf der kilometerlangen Strecke gab es keinerlei Aussicht. Wenn es einmal etwas schattiger wurde, überfielen mich sofort Mücken, die völlig unbeeindruckt davon schienen, dass ich mich eingesprüht hatte.
Die 14,5 km von Dießen nach Wessobrunn zogen sich fürchterlich. Als ich dann endlich eine Bank fand, ließ ich mich erschöpft fallen. Es gab danach ein sehr schönes Alpenpanorama zu sehen, für das ich mich nur noch auf einer weiteren Bank sitzend begeistern konnte.
Das Kloster Wessobrunn konnte ich erst sehen, als ich schon fast davor stand. Die Gebäude befinden sich seit einigen Jahren im Besitz einer Firma; die Klosterkirche kann man aber besuchen. Nachdem ich mir den wohlverdienten Pilgerstempel geholt hatte, ging ich zum Hotel, das glücklicherweise direkt oberhalb des Klosters lag.
Auf der Terrasse erholte ich mich bei Kaffee und Kuchen und nach dem guten Abendessen gab es zur Belohnung sogar noch eine partielle Mondfinsternis, die man von der Terrasse gut beobachten konnt. Ich schaute aber nur am Anfang zu. War doch müde und brauchte meinen Schlaf vor dem nächsten Wandertag.
Von Wessobrunn nach Hohenpeißenberg, 15 km, 734 Meter nach oben und 496 Meter nach unten
Am nächsten Tag sollte es wieder sehr heiß werden, also brach ich gegen 8:30 Uhr auf. Mir tat nichts weh, hatte keinen Muskelkater und die Füße waren gut vertapt. Auch der Rücken hatte das Tragen des Rucksacks gut überstanden.
Zunächst ging es durch eine kleine Schlucht im Wald aber dann nach kurzer Zeit wieder ohne Schatten durch eine Wiesenlandschaft mit Bauernhöfen auf einem Asphaltsträßchen ohne Verkehr. Einheimische sah man nicht, aber die Kühe kamen neugierig näher, wenn jemand vorbeilief.
Schon nach kurzer Zeit konnte ich den Hohenpeißenberg sehen, der mit 988 m wahrlich den Höhepunkt meines Wandertages darstellen würde.
In St. Leonhard bewunderte ich die prächtig ausgestattete Rokokokirche. Meine Hoffnung auf ein kühles Getränk erfüllte sich aber nicht. Die Gasthäuser im Ort waren nicht mehr im Betrieb.
Hinter St. Leonhard traf ich R., einen jungen Schweden, den ich abends schon im Hotel gesehen hatte. Wir kamen ins Gespräch. Er hatte eine mehrtägige Wanderung auf dem König-Ludwig-Weg von Bernried nach Füssen gebucht und erst vor kurzem erfahren, dass die Route von Dießen bis Wildsteig zugleich mit dem Münchner Jakobsweg verläuft. Den Camino Frances war er in den letzten beiden Jahren in zwei Etappen gegangen. Im nächsten Jahr wollte er auf dem Camino Portugues pilgern. Was ich eigentlich auch vorhabe … Zum ersten Mal konnte ich mit jemand zusammen laufen und mich austauschen. R. hatte das Pilgern sehr gefallen und ich hatte viele Fragen. Bei mir kam ein erstes Camino-Gefühl auf. Schließlich gingen wir wieder eine schattenlose Schotterstrecke im Wald, die der vom Vortag ähnelte, die ich aber, weil ich durch das Gespräch abgelenkt war, nicht so belastend fand. R. hatte die Strecke bis Wessobrunn ebenfalls als sehr anstrengend empfunden und auf den selben Bänken wie ich Pausen eingelegt.
Wir gingen dann wieder auf einer kleinen Asphaltstraße und kamen in ein ausgestorben wirkendes Dorf. Eine Wirtschaft gab es nicht, nicht einmal eine Sitzbank. An einer schattigen Stelle setzten wir uns auf den Boden. Uns stand der steile Aufstieg auf den Hohenpeißenberg bevor. Daher legten wir eine Trink- und Snackpause ein. R. würde sicher schneller am Berg sein als ich, zumal er keinen großen Rucksack trug, weil er einen Gepäcktransport gebucht hatte. Deswegen brach ich zuerst auf und ging die bergige Strecke an. Es handelte sich zwar nur um einen Anstieg von ca. 200 m, der aber auf einem Kilometer bewältigt werden musste. Es war die erste Steigung, auf der ich den schweren Rucksack trug. Der Weg führte richtig steil hinauf und ich schnaufte mächtig.
Nach zehn Minuten musste ich mich sogar an einer Kapelle kurz setzen, um Luft zu holen. Nach einer guten halben Stunde hatte ich es dann geschafft und besaß noch genug Kraft für die Besichtigung der wunderschönen Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt.
Beim Mittagessen im Klostergasthof bewunderte ich die grandiose Aussicht auf die Alpenkette, wegen der der Hohenpeißenberg auch der bayerische Rigi genannt wird, nach dem Aussichtsberg in der Schweiz. Obwohl es dunstig war, konnte man bis zur Zugspitze schauen.
Nach dem Essen traf ich R. wieder, der nach mir angekommen war. Beim Kaffee plauderten wir noch ein bißchen. Da er an diesem Tag bis Peiting ging, während ich in Hohenpeißenberg bleiben wollte, würden wir uns nicht wieder treffen.
Vor dem Abstieg auf dem Wanderweg nach Hohenpeißenberg, den mein Wanderführer mit einer steil abfallenden Kurve anzeigte, fürchtete ich mich. Etwas unentschlossen folgte ich zunächst der Fahrstraße. Schließlich stieß ich auf eine Abzweigung ins Dorf mit der Bezeichnung „Seniorensteig“. „Na, das passt wohl“, dachte ich. Der Weg führte zum Teil recht steil aber auch immer wieder auch in Serpentinen allmählicher nach unten. Am Nachmittag kam ich im gebuchten Gästehaus an. Der Aufstieg war zwar sehr anstrengend gewesen, aber ansonsten hatte ich die Strecke gut gehen können. Von nun an würde ich meine Fitness bestimmt an jedem Wandertag zunehmen.
Von Hohenpeißenberg nach Rottenbuch durch die Ammerschlucht, 13 km, 482 m nach oben und 434 m nach unten
An diesem Tag war eigentlich Genußwandern angesagt. Es handelte sich um eine kurze Strecke, die durch die Ammerschlucht, ein landschaftliches Highlight, führte. Aber es sollte anders kommen …
Zunächst folgte ich einem eintönigen Asphaltsträßchen an der Bahnstrecke, das zwischen Wald- und Wiesenstücken wechselte. Immerhin hatte ich eine schöne Sicht auf den Hohenpeißenberg, von der ich dachte, dass es die letzte sei. Tatsächlich konnte ich den Berg noch einmal kurz vor Rottenbuch sehen.
Bald merkte ich, dass ich mir eine schmerzhafte Blasenentzündung zugezogen hatte. Das führte dazu, dass mich oft schnell in die Büsche schlagen musste, zum Teil ohne vorher den Rucksack absetzen zu können.
Eine ganze Weile ging ich alleine durch den Wald. Einmal war der Weg so zugewachsen, dass er kaum zu erkennen war, und eine Muschel gab es an dieser Stelle auch nicht. Nach der bewährten Regel “ Wo nichts ausgeschildert ist, geht es weiter gerade aus“ fand ich schließlich den Weg, der steil hinunter zur Ammer führte. Vorsichtshalber zog ich meine orthopädischen Knieschützer an, um mich vor Verletzungen zu schützen. Unten ging es auf einem schön bewachsenen Weg am Ufer entlang.
Am Kalkofensteg, einer schönen Holzbrücke, zweigte der Weg zur Ammerschlucht ab. Zunächst führte der Weg bergauf und dann verlief er am Hochufer der Ammer.
Es folgten mehrere Schilder, auf denen vor dem Begehen bei Nässe gewarnt wurde, da die Holzstege, auf denen der Wanderweg zum großen Teil verlief, bei Nässe rutschig werden.
Der Weg führte tatsächlich über zahlreiche Stege und Brücken ohne Geländer, war aber sehr gut instand gehalten. Bei trockenem Wetter und mit festen Schuhen stellte er kein Problem da. Allerdings muss sich der Wanderer konzentrieren und sollte unbedingt schwindelfrei und trittsicher sein.
In die Ammerschlucht konnte man an keiner Stelle von oben hinabschauen. Es war alles zugewachsen. „Wildromantisch“, wie im Wanderführer beschrieben, war es meiner Meinung nach nur am Flussufer, zu dem man schließlich hinabstieg. Eine genauso schöne und leichter zugängliche Landschaft hatte ich aber schon auf meiner ersten Wanderetappe im Isartal Auf dem Münchner Jakobsweg gesehen. Vielleicht konnte ich die Landschaft nicht richtig genießen, weil mir meine Blasenentzündung zu schaffen machte.
Am Ende der Schlucht musste ich ein kurzes Stück sehr steil bergauf gehen und dann folgte ein schattenloser Weg, der über ca. 3 km nach Rottenbuch führte und schöne Ausblicke bot. Auch den Hohenpeißenberg konnte ich noch einmal sehen.
Die Stiftskirche in Rottenbuch suchte ich auf, um mir den Stempel zu holen und ging dann so schnell wie möglich ins Gästehaus.
Antibiotika für den Notfall hatte ich nicht dabei. So nahm ich das pflanzliche Medikament ein, das ich in der Apotheke rezeptfrei bekommen hatte und eine Schmerztablette. Nachdem ich mich hingelegt und ausgeruht hatte, ging es mir so gut, dass ich die Stifkirche noch einmal richtig besuchen konnte. Im 18. Jahrhundert wurde sie im Rokokostil umgestaltet und beherbergt u.a. Arbeiten der Wessobrunner Stuckateure.
Während der Wanderung hatte es keine Einkehrmöglichkeit gegeben. Umso mehr freute ich mich darüber, dass ich im Garten eines schönen Cafés köstlichen Kuchen und den dringend notwendigen Kaffee bekam. Später ging ich noch einmal zurück, um Abend zu essen.
Vor dem Schlafengehen trank ich viel Wasser und nahm eine weitere Ibuprofen. Hoffentlich würde es mir am folgenden Tag besser gehen. Wenn nicht, musste ich meine Wanderung wahrscheinlich abbrechen. Das wollte ich aber nicht !
Wie es weiter ging und ob ich die Wanderung auf dem Münchner Jakobsweg fortgesetzt habe, erfahrt ihr in meinem nächsten Bericht.
Seid ihr schon einmal in einem Wanderurlaub krank geworden ? Und musstet ihr die Wanderung dann beenden ?
Über eure Kommentare und eure Likes freue ich mich immer sehr.
Und so ging es weiter Auf dem Münchner Jakobsweg (4)
Schade ! Ich konnte , wie berichtet, doch noch weitergehen bis nach Stötten am Auerberg 😊. Den Weg möchte ich möglichst noch in diesem Herbst weitergehen.
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Ich bin nur einmal auf einer Wanderung krank geworden – fußkrank, auf genau derselbigen Strecke wie du. In Rottenbuch war quasi Schluss für mich. Aber das kennst du ja sicher schon, weil du meine Berichte gelesen hast 🙂
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