Auf dem Münchner Jakobsweg (4)

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Wer zum ersten Mal eine Fernwanderung mit Rucksack unternimmt, erwartet wundgelaufene Füße und schmerzende Knochen. Wunderbarerweise war das bei mir nicht der Fall. Allerdings bekam ich ein anderes Problem …

Von Rottenbuch nach Lechbruck, 20,5 km, 282 m nach oben und 278 nach unten

Wie schon berichtet war ich am 3. Abend nicht sicher, ob ich die Wanderung mit meiner Blasenentzündung fortsetzen konnte. Auf dem Weg durch die Ammerschlucht war ich doch ziemlich eingeschränkt gewesen Auf dem Münchner Jakobsweg (3) .
Am nächsten Tag ging es mir nicht besser. Beim opulenten und sehr leckeren Frühstück mit selbstgekochten Marmeladen (von dem ich kaum etwas essen konnte) erzählte ich meiner Wirtin von meinen Malaisen und fragte sie nach der Busverbindung nach Marktoberdorf. Die reizende Frau telefonierte sofort mit der einzigen Ärztin im Dorf und organisierte mir einen Termin um 8.30  Uhr, noch vor dem Sprechstundenbeginn. Die Ärztin berichtete, dass die Jakobswegpilger in der Regel mit schlimmen Blasen oder Kniebeschwerden zu ihr kämen. Die nette Frau Doktor verschrieb mir Antibiotika gegen den Harnwegsinfekt und Schmerzmittel.  Sie hatte keine Bedenken, dass ich den Weg fortsetzte, wenn ich mich gut genug fühlte.
Gegen 10 Uhr konnte ich doch noch in Rottenbuch aufbrechen. Nun begannen wieder die üblichen schattenlosen Kies- und Asphaltwege. Zwischendurch sah ich aber immer wieder schöne Bergpanoramen und war einfach glücklich, dass ich weiterlaufen durfte.P1020466 - KopieBis Wildsteig ging es immer wieder leicht bergauf. Im Ort sah ich die Kirche auf einem Hügel. Ich konnte gerade noch ein Foto schießen, mich aber nicht dazu überwinden,  auf den Kirchenhügel zu steigen. Mir fehlte die Energie und vielleicht machte sich auch eine  beginnnende Übersättigung mit Rokokokirchen bemerkbar.

Auf dem Weg zur Wieskirche kam ich an dem kleinen Weiler Holz vorbei. Vor der Dreifaltigkeitskappelle wurde auf die Entfernung bis Santiago hingewiesen. Ganz schön weit! Ich bewundere Pilger, die vom Wohnort starten und dann die gesamte Strecke zum Grab des Apostels laufen. Irgendwann möchte ich auch nach Santiago pilgern, aber doch lieber in Portugal oder in Frankreich starten.P1020472 - KopieP1020475 - KopieDie  Wies-Kirche (Wallfahrtskirche zum gegeißelten Heiland) konnte ich schon von Weitem sehen. Die weltberühmte Kirche gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und wurde im 18. Jahrhundert von den Gebrüdern Zimmermann erbaut bzw. mit Stuckaturen ausgestattet.
P1020484 - KopieZahlreiche Reisebusse mit, oft asiatischen, Touristen waren eingetroffen. Große Besuchermassen strömten in die Kirche.  Der Andrang hatte den Vorteil, dass es im Wirtshaus eine gute Essensauswahl gab. Ich legte erst einmal eine ausgedehnte Mittagspause ein. Auch eine Kopfbedeckung konnte ich an einem der vielen Souvenirstände kaufen, sogar ohne Aufdruck von der Wieskirche, nachdem ich meinen Hut in der Ammerschlucht bei der Buschtoilette verloren hatte.
DSC_1374 - KopieNach dem Mittagessen besuchte ich die Wieskirche. Das Kircheninnere, das  von einzigartiger Schönheit sein soll, ließ mich seltsamerweise kalt. Auf dem Münchner Jakobsweg hatte ich schon sehr viele Rokokokirchen besucht und nach kurzer Zeit hatten sie mir gefallen. Von außen wirkten die Kirchen ziemlich schlicht.  Wenn ich als erschöpfte Pilgerin ins helle, verschwenderisch ausgestattete Kircheninnere trat und  unter anderem die wunderbaren Deckenfresken mit ihren Pastellfarben bewunderte,  war das ein ziemlich erhebendes Gefühl. Auch meine ich, dass die Bayern und Barock gut zusammenpassen. Auf die Wieskirche trifft alles Genannte zu,  aber die Ausstattung aus dem Spätrokoko war mir doch zu überladen. An vielen Statuen hingen oft mehrere Putten, um die noch zusätzlich farbenfrohe, oft goldene, Girlanden aus Stuck drapiert waren.
Den  Pilgerstempel gab es hinter der Kirche in einem Kasten. Mit dem Gotteshaus und den Besuchermassen im Rücken konnte ich die Landschaft bei der Wieskirche ungestört bewundern, den fantastischen Blick über Wiesen, Wälder und ins Gebirge. Die Wallfahrtskirche, die  auf einem kleinen Hügel liegt, wirkt wie auf einem Präsentierteller, lenkt aber auch den Blick auf die Schönheit der Natur.

Der Jakobsweg führte weiter über Brettersteige durch ein kleines Hochmoor, das Wiesfilz, das zum Teil mit krüppeligen Kiefern bewachsen war. Erstaunlicherweise gab es trotz wochenlanger Hitze  noch viel Morast. Ich war jedenfalls froh, dass die Holzbohlen trocken und nicht rutschig waren.
P1020498 - KopieP1020500 - KopieEs folgte eine sehr angenehme Strecke. Der Weg verlief mäßig bergab durch den schattigen Wald. Mir kamen die fünf Kilometer überhaupt nicht lang vor.
Das Welfenkloster in Steingaden war leider wegen Renovierung geschlossen.
P1020501 - KopieBevor ich Steingaden verlies, musste ich mich noch mit einem sehr schmackhaften Stück Joghurt-Beeren-Torte und Cappuccino für die letzten sechs Kilometer nach Lechbruck stärken.
In der Gluthitze des Nachmittags stieg ich zunächst auf die kleine Anhöhe „Auf der Egg“. Für die Mühen des kurzen, steilen Anstiegs in der Sonne wurde ich wieder mit einer schönen Aussicht belohnt.
P1020505 - KopieP1020503 - Kopie

P1020509 - KopieDanach folgte ich dem Radwanderweg nach Lechbruck, einer schattenlosen Schotterstrecke. Es war wirklich heiß und ich war dankbar, dass die Strecke nahezu eben verlief.
Zwar gelangte ich flott bis zur Lechbrücke, fand es aber mäßig lustig, dass ich bis ans andere Ende des Ortes und stetig bergauf laufen musste, um das Hotel zu erreichen.
P1020512 - KopieP1020510 - KopieFühlte mich abends ziemlich geschafft. Immerhin hatte ich die bisher längste Strecke meiner fünftägigen Wanderung besser bewältigt, als ich es am Morgen erwartet hatte.

Wie findet Ihr das Wandern bei großer Hitze und wie geht ihr damit um ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

Wollt ihr wissen, wie es weiterging ? Dann schaut doch einmal hier Auf dem Münchner Jakobsweg (5)

 

3 Kommentare zu „Auf dem Münchner Jakobsweg (4)

  1. Im Oktober kann es ganz wunderbar sein, vor allem wegen der Laubfärbung. Allerdings wir es schon früh dunkel und man muss bei längeren Etappen zügig laufen, wenn man nicht im Dunkeln ankommen will! 😀

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  2. Darauf werde ich künftig bei Sommerwanderungen auch stärker achten. Den Jakobsweg will ich im Oktober fortsetzen. Hoffentlich ist es dann nicht kalt und regnerisch !

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  3. Mhhh … wir vermeiden das Wandern in großer Hitze, indem wir vor allem im Frühjahr und im Herbst unterwegs sind! Ansonsten … dann isses halt so, ne? 🙂
    Wenn wir im Sommer unterwegs sind, suchen wir uns eher Passagen aus, die schattig sind. Das sit ja zum Glück in Deutschland oft gegeben. Wandern im Sommer in den Hochebenen Asturiens – nichts für uns! 🙂

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