Reisen ist zur Zeit unmöglich. Bis zu einer Verbesserung der Situation bleibt uns nicht anderes übrig als die Erinnerung an wunderschöne, vergangene Reisen zu beleben.
In diesem Sinne veröffentliche ich noch einmal meine Beiträge über unseren Wanderurlaub in den Cinque Terre in Ligurien (Italien). Den im März 2018, in der Frühzeit meiner Bloggerei verfassten, Beitrag habe ich nicht verändert. Meine Texte waren damals länger und nur wenig bebildert. Wie gefällt euch das Ganze ?
Den ersten Post zu unserer Wanderreise in den Cinque Terre findet ihr hier.

Cinque Terre im Vorfrühling 2
Wanderung von Levanto nach Bonassola und Framura
Nachdem wir am Samstag die Massen beobachtet hatten, die in die Cinque Terre strömten, beschlossen wir, am Sonntag dort nicht zu wandern. Wir gingen zunächst von Levanto nach Bonassola. Der Weg verlief größtenteils durch ein locker mit Ferienhäusern bebautes Gebiet, bot aber schöne Aussichten und war nicht schwierig. Natürlich ging es wieder bergauf und bergab, aber daran hatten wir uns inzwischen gewöhnt. Das dachten wir jedenfalls …
Nach ca. einer Stunde kamen wir am idyllischen Strand (zumindest um diese Jahreszeit) von Bonassola an, wo wir eine kleine Rast einlegten. Es war zwar sonnig und recht warm, ca. 13 bis 15 Grad, aber der kühle Wind vertrieb uns relativ schnell. Einige mutige junge Frauen konnten wir trotzdem bei einem kurzen Bad beobachten. Auf einer windgeschützten Caféterrasse machten wir es uns in der Sonne bei Cappuccino und Brioche bequem.

Wir suchten dann den Weg nach Framura, dem Nachbarort, der unser heutiges Ziel darstellen sollte. Nach einigen Fragen bei Einheimischen und in der Touristeninformation folgten wir schließlich dem Zeichen nach Framura (hinterher merkten wir, dass wir den einfacheren Pfad mit der Bezeichnung SVA hätten gehen können). Unser Weg führte nun durch eine sehr schöne Küstenlandschaft mit atemberaubenden Ausblicken (u.a. vom Aussichtspunkt Salto de la Lepre) und die Umgebung war dichtbewachsen mit mediterraner Macchia. Allerdings gab es auch zahlreiche ausgesetzte Stellen an Steilhängen, die bis zu zweihundert Meter tief ins Meer abfielen. Ich bin nicht empfindlich, aber nach einiger Zeit zerrte das an meinen Nerven. Mit zitternden Knien bewegte ich mich auf den sehr steilen Abstiegen. Immer wenn ich dachte „Jetzt sind wir gleich unten!“, kam der nächste Aufstieg und danach wieder ein Abhang, auf dem es keine Stufen gab, sondern oft nur Geröll und Matsch auf dem abschüssigen Terrain. So brauchten für eine Strecke von knapp fünf Kilometern dann tatsächlich zwei Stunden, so wie es uns die Dame von der Touristeninformation vorhergesagt hatte.
Die Aussicht auf eine schöne Mittagsrast im Örtchen Framura hatte uns während der anstrengenden Wanderung getröstet. Nach einem letzten steilen Abstieg landeten wir am Bahnhof Framura, um festzustellen, dass es dort sonst nichts gab, nicht einmal eine Bahnhofsbar. Ein Getränkeautomat stand auf einem Bahnsteig, aber der schien nicht zu funktionieren, da ihn ein italienischer Wanderer gerade mit wütenden Flüchen bedachte. Hinter dem Bahnhof entdeckten wir einen Tunnel und hoch über uns am Berg eine Dorfkirche. „Da geh‘ ich jetzt nicht wieder hoch!“ rief ich spontan. (Später las ich, dass Framura ein Ort mit 650 Einwohnern ist, die sich auf fünf „Fraktionen“ verteilen. Der Bahnhof befindet sich in der Fraktion Anzo.)
„Na, dann gehen wir halt zum Strand. Da gibt’s bestimmt eine Bar.“ meinte H. Wir entdeckten eine Art Promenade, einen schön angelegten Weg aus Felsplatten, der knapp über der Meereshöhe direkt an der Steilküste klebte. Hier musste es zum Strand gehen. Wir gingen eine Weile an riesigen Felsen vorbei, an die ständig und lautstark beträchtliche Wellen anbrandeten. Schließlich endete der Weg an einem engen und kurzen Strandstück direkt unterhalb der Bahngleise, die hier nicht im Tunnel verliefen. Einige Leute hatten sich schon auf den wenigen Plätzen niedergelassen, auf denen man einigermaßen im Trockenen sitzen konnte.
Wo waren wir denn da gelandet? Nach dieser anstrengenden Wanderung, wo wir von oben immer wieder die schönste Gegend bestaunt hatten! Wir gingen ein Stück zurück und fanden dann eine Art Steinpodest über dem Meer, wo wir hungrig über unsere mitgebrachte Notbrotzeit aus Schoko- und Müsliriegeln und Apfel herfielen und unser Wasser austranken.
Eigentlich wollten wir den Fahrrad- und Fußgängerweg von Framura nach Levanto zurückgehen, der auf Meereshöhe verlaufen sollte, fanden aber in Framura den Einstieg nicht. Dann kam auch gleich ein Zug, mit dem wir bis Bonassola zurückfuhren. Der Fahrpreis betrug hier, außerhalb der Cinque Terre, nur 1,90 €.
In Bonassola stärkten wir uns zuerst mit Kaffee und Getränken und fanden dann den Fahrrad- und Spazierweg (Pista Ciclabile) nach Levanto ohne Probleme. Wir hatten uns schon gefragt, wie der Weg an dieser zerklüfteten Küste auf Meereshöhe verlaufen kann. Die Lösung war, dass wir durch mehrere lange Tunnel liefen, die im 19.Jahrhundert als Eisenbahnstrecke angelegt worden waren und nun von Spaziergängern und Radfahrern benutzt werden konnten. Zwischen den Tunneln hatten wir tolle Ausblicke auf die dramatische Felsküste und die Brandung. Das war wirklich eine einzigartige Wandererfahrung. Wir nahmen uns vor, an einem Regentag, wenn die Wellen noch wilder gegen die Felsen peitschen würden, wieder zu kommen.


Am Montag hatten wir uns eine längere Wanderung von Riomaggiore nach Portovenere vorgenommen. Nachdem wir in Riomaggiore gestartet waren, erreichten wir ziemlich schnell auf einem Weg mit angenehmer Steigung (ohne steile Stufen) die Wallfahrtskirche Madonna di Monte Nero (345 m hoch). Riomaggiore hatten wir wegen der bevorstehenden längeren Wanderung von fünf bis sechs Stunden schnell hinter uns gelassen. Der Plan war, in der Cafeteria der Wallfahrtskirche ein zweites Frühstück zu genießen. Nun ja, da hatte ich mich wohl verrechnet. An diesem Montag waren die Kirche und die Cafeteria geschlossen. Der wunderbare Ausblick über die Cinque Terre auf der einen und die Halbinsel von Portovenere auf der anderen Seite , den wir auf einer Bank in der Sonne bei mit Schokoriegeln und Cola genossen, entschädigte uns aber.

Die Wanderung sollte dann sehr einsam werden. Zwischendurch sorgte ich mich fast. Was würde passieren, wenn einer von uns stürzte ? Gäbe es Wanderer, die uns helfen könnten? Begleitet von schönen Blicken auf die Küste stiegen wir zum Telegrafo auf in 513 m Höhe auf. Teilweise mussten wir auf Händen und Füßen klettern.
Oben angekommen entdeckten wir, dass das Restaurant ebenfalls wegen Ruhetag geschlossen war. Außerdem flog ein Hubschrauber ständig über dem Gebiet hin- und her, der große Steine in Taschen an eine uns unbekannte Stelle transportierte. Diese musste sich aber in der Nähe befinden, weil der Helikopter immer direkt mit sehr lautem Dröhnen wiederkehrte. Außerdem stellten wir fest, dass auf den Telegrafo eine Straße führte und einige Wanderer bis hierhin mit dem Auto gefahren waren.
Ein bisschen frustriert beschlossen wir, gleich weiter nach Portovenere zu gehen. Kaum zehn Minuten später kamen wir an einen Kiosk mitten im Wald. Der Pächter saß an einem Tisch und las die Zeitung, sonst war niemand zu sehen. Erleichtert setzten wir uns und pausierten bei Kaffee und Kuchen. Auf den Cappuccino hatte ich keine große Hoffnung gesetzt. Aber wir befanden uns in Italien, wo es selbst in einem Kiosk im Wald eine professionelle Kaffeemaschine gibt !
Gut gestärkt gingen wir weiter. Erstaunlicherweise verlief der Weg nun noch ein bisschen höher, so dass wir uns schließlich auf 586 m Höhe befanden (Das sollte unser Rekord bleiben.). Hier liefen wir durch einen dichten Wald, aber es gab keine immergrünen Pflanzen wie in der Macchia. Auch wies kein einziges Laubgehölz Knospen auf. Jetzt bemerkten uns zum ersten Mal bewusst, dass wir uns noch durch eine Winterlandschaft bewegten. An der Küste hatte es bisher immer ein paar hellgrüne Flecken gegeben und ganz vereinzelt auch blühende Zweige. Ich beschloss, einmal im Frühling zu den Cinque Terre zurückzukehren. Trotz der Touristenmassen muss es dann sehr schön sein.
Bald blickten wir auch auf die andere Seite der Halbinsel von Portovenere, den Golf von La Spezia und dahinter den schneebedeckten Apennin – ein beeindruckender Anblick!

Nachdem wir eine ganze Weile auf bequemen Pfaden unterwegs gewesen waren, näherten wir uns der Steilküste. Unser Weg bewegte sich nun zum Teil sehr dicht an hohen Klippen entlang, bot aber auch atemberaubende Ausblicke auf die Küste. Manchmal hätte ich gerne ein Geländer zum Festhalten gehabt, aber wirklich gefährlich war es nicht, zumindest nicht bei trockenem Gestein.


Wir liefen danach durch einen dichten Wald und zwar leicht bergauf und dann wieder sehr langsam bergab . Ich machte mir schon Gedanken, ob wir richtig waren, weil uns die bis dahin sehr häufigen Wegweiser nach Portovenere verlassen hatten und es nur noch Wanderzeichen mit wechselnden Nummern im 500er Bereich gab. Ein Blick auf unseren Standort mit Hilfe von Google Maps verriet uns, dass wir uns in die richtige Richtung bewegten. Schließlich begannen sie wieder: die Stufen, viele, viele, hoch und sehr steil. Wir schleppten uns hinunter und landeten direkt auf dem Hauptplatz von Portovenere ! In der ersten Bar ließen wir uns auf Terrassenstühle fallen und regenerierten uns bei Kaffee, Eis und Bier.
Danach liefen wir durch die Altstadt zur Festung mit der Kirche San Pietro, ein magischer Ort mit berauschenden Ausblicken auf die Küste, den Hafen und den Apennin. Im Hafen von Portovenere dümpelten leider erst einige Boote. Den bekannten Postkartenblick konnte ich nicht ablichten. Wohl aus Platzmangel waren die für den Winter mit Planen eingerüsteten Boote nicht nur in der Nähe der Häfen untergebracht sondern standen meist mitten im Ort, zum Beispiel neben den Restaurants.
Eigentlich wollten wir mit dem Boot nach Monterosso zurückfahren. Wir hätten aber noch eine Stunde warten müssen und wären dann erst zwei Stunden später in Levanto gewesen. Unsere Aufnahmekapazität für schöne Landschaften waren außerdem erschöpft. Wir entschieden uns, mit dem Bus nach La Spezia zu fahren und nahmen dort den Zug zurück in unseren Ferienort Levanto (Dauer- ohne unsere Suche des Bahnhofs in der Stadt – ca. 1 Stunde).
Danke, da werde ich mal schauen.
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Auch hier wieder eine tolle Beschreibung eurer Wanderung mit ebensolchen Bilder. Wenn es dich interessiert kannst du ab hier meinen Beitrag in mehreren Teilen über unseren Besuch in der Cinque Terre anschauen. Viel Spaß dabei.
https://gsharald3.wordpress.com/2015/06/30/cinque-terre-ein-kleiner-vorgeschmack/
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