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Wie schon berichtet, setzte ich meine Pilgerwanderung auf dem Schweizer Jakobsweg Ende September fort. Ich wollte von Brunnen am Vierwaldstätter See möglichst bis Fribourg laufen, war mir aber nicht sicher, ob ich es schaffen oder nur bis Interlaken kommen würde. Nach der letzten Sechs-Tage-Tour auf dem Schweizer Camino hatte ich Schmerzen im linken Knie bekommen. Der Orthopäde hatte mir zur Schonung des Knies geraten und dann zum vorsichtigen Wiederbeginn mit Spaziergängen in der Ebene. Das hatte ich befolgt und trug dann während der gesamten Pilgerwanderung einen orthopädischen Knieschützer. Bei steilen Abstiegen war ich sehr vorsichtig, bzw. legte sie mit dem Bus zurück. Ob das alles geholfen hat, werde ich euch im Laufe meines Berichts verraten …
Nachdem ich den Camino zunächst auf der Variante „Luzerner Weg“ fortsetzen wollte, hatte ich mich doch für den „Innerschweizer Weg“ von Brunnen nach Rüeggisberg entschieden, der am Vierwaldstätter, dem Sarner, dem Brienzer und dem Thuner See entlang führt . Diese Variante ist nur unwesentlich länger, bietet aber wesentlich schönere Landschaftseindrücke.
Von Brunnen nach Buochs
Am Vortag war ich nach Luzern per Bahn und dann mit dem Schiff auf dem Vierwaldstätter See nach Brunnen gereist (Fotos von dieser wunderschönen Fahrt und dem Abendspaziergang am See in Brunnen – s. hier). Am nächsten Morgen begab ich mich mit dem Schiff schon um kurz nach 8 Uhr als eine von drei Passagieren auf die kurze Fahrt nach Treib, das gegenüber von Brunnen liegt. Dort hatte ich einen sofortigen Anschluss mit der Zahnradbahn nach Seelisberg. Erst beim Ausstieg sah ich, dass die auf einer sehr steilen Strecke verkehrende Bahn schon über 100 Jahre alt war. Aber wahrscheinlich wurde sie in der Zwischenzeit mehrmals erneuert …
Für den Einstieg hatte ich eine leichtere Variante des Jakobswegs bis zum Ort Emmetten gewählt, die ausgeschildert sein sollte. Davon konnte allerdings nicht die Rede sein. Mit Hilfe des Pilgerführers und der sehr guten Beschilderung der Wanderwege fand ich mich aber zurecht.
Sonnige Abschnitte während der Schifffahrt und der schöne Sonnenuntergang hatten mich auf gutes Wetter hoffen lassen. Es blieb aber den ganzen Tag sehr stark bewölkt, wenn auch trocken.
Zunächst ging ich an der leider geschlossenen Kirche in Seelisberg vobei und dann an einer kleinen Straße entlang eine Weile bergauf. Immer wieder boten sich wunderbare Aussichten auf den nun tief unten liegenden Vierwaldstätter See und seine Umgebung.
Panoramafoto bitte anklicken.
Bald zweigte der Weg von der Straße ab und führte den Hang hinauf. Durch einen dichten Wald lief ich weitgehend alleine weiter Richtung Emmetten. Nachdem ich die höchste Stelle erreicht hatte, ging es angenehm bergab. Eine Aussicht gab es allerdings nicht, alles lag in einem trüben Nebel, der in der Höhe ein bisschen feucht war.
So angenehm es war, auf der Variante zu gehen , freute ich mich doch, als ich kurz vor Emmetten wieder auf den Jakobsweg traf. Ich war zurück auf dem Camino! Die Freude währte nicht allzu lange. Zwar kam ich bald an der ersten Kirche, der Heiligkreuzkapelle, vorbei, aber der Jakobsweg verlief, wie so oft, durch landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie auf Asphalt und teilweise auf dem Sträßchen.
In Emmetten legte ich eine kleine Mittagspause in einem Café mit Suppe und alkoholfreiem Weißbier ein. Dort bekam ich auch den ersten Pilgerstempel meines neuen Wegabschnitts.
Nach der Mittagspause ging es richtig bergab: im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Zunächst wollte ich einem Tipp folgen, wie der steile Abstieg nach Beckenried vermieden werden konnte. Nachdem ich im Ort auf eine länger bergaufführende Straße abgebogen war, kamen mir Zweifel, dass ich auf dem richtigen Weg war und ich kehrte um.
Zurück auf dem Jakobsweg übersah ich nach kurzer Zeit eine Abzweigung und kam danach zu einer schönen Kapelle, hinter der ein Weg weiterführte, der in die falsche Richtung ging.

Zurück auf dem richtigen Pfad musste ich sehr gut aufpassen und die Stöcke benutzen, denn ging es auf feuchtem Untergrund sehr steil nach unten. Ich landete auf einem Querweg, der nach rechts wieder in die falsche Richtung führte und nach links an einer Straßenkehre endete. Das Jakobswegzeichen war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich hatte ich eine weitere Abzweigung beim konzentrierten Bergablaufen übersehen. Zurückgehen kam für mich nicht in Frage. Schließlich war ich froh, es soweit nach unten geschafft zu haben. Ich lief dann auf der stark befahrenen Straße und hoffte, dass bald ein Wanderweg abgehen würde, was aber nicht der Fall war. Wenigstens brauchte ich mich nicht mehr den steilen Abhang hinunter tasten, sondern konnte vorsichtig soweit wie möglich am Straßenrand gehen.
Die Straße führte mich unter der Autobahn hindurch nach Beckenried. Die Autobahn sollte mich auch dann noch begleiten, als ich den Jakobsweg wiedergefunden hatte. Der Camino folgt weitgehend den historischen Pilgerpfaden, aber er verläuft durch die Schweiz der Gegenwart. Das bedeutet, dass in den engen Tälern, gerade dort sich die schönsten Seen befinden, die Bahn, die Autobahn und weitere Straßen neben dem Jakobsweg verlaufen können. Eine Alternative wäre, über Bergpfade auszuweichen, was teilweise geschieht, aber nicht überall für Pilger taugt, die auf einer Streckenwanderung unterwegs sind. Außerdem muss der Camino an den von den Pilgern seit Jahrhunderten besuchten Gotteshäusern vorbei führen, die oft unweit der modernen Verkehrswege liegen.
In Beckenried folgte ich zuerst dem Skulpturenweg am Seeufer, dann erholte ich mich von den Strapazen bei einem Cappuccino und einer Cremeschnitte in einem gemütlichen Café.
In der Schweiz gelten seit September schärfere Corona Maßnahmen. Genau wie in Deutschland wird die 3 G- Regel angewendet. Nur wer genesen, getestet oder geimpft ist, darf z.B. in die Innenräume der Gastronomie. Während es hierzulande reicht, das Handy mit dem Zertifikat zu zeigen, wird es in der Schweiz eingescannt und ich musste immer einen Ausweis vorlegen, um meine Identität zu beweisen. Das war zwar manchmal etwas umständlich, wenn ich mit dem Rucksack ankam und nicht alles griffbereit hatte, ich fand es aber wirkungsvoller und besser. Im Lokal durfte man sich dann ohne Maske frei bewegen. Beim Gang auf die Toilette habe ich den Mund-Nasen-Schutz freiwillig getragen, so ganz geheuer war es mir nicht.
Gut gestärkt setzte ich den Weg fort, der nun oberhalb des Seeufers entlang führte. Ausnehmend gut gefiel mir die spätbarocke Ridli Kapelle (auch sie direkt unterhalb der Autobahn stand).
Der Jakobsweg führte noch ein Stück an der Autobahn entlang und zweigte dann unter einer Brücke nach rechts ab. Bevor ich schließlich Buochs erreichte, ging ich noch ein Stück am Seeufer entlang.
Fazit:
16 km (19km mit Verlaufen), 5,5 Stunden (ohne Pausen und Verlaufen), 460 Hm jeweils im Auf- und Abstieg.
Diese Etappe hatte ich mir weniger anstrengend vorgestellt. Bei schönerem Wetter hätte es sicher noch mehr Ausblicke gegeben. Bei Nässe ist der Abstieg von Emmetten nach Beckenried mit Vorsicht anzugehen (Ausweichroute prüfen ! ). Zwar abwechselungsreich aber im unteren Teil mit viel Verkehrslärm.
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.
Danke. Auf jeden Fall weiter wandern, der Weg geht durch eine traumhaft schöne Landschaft.
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Ja gell – das kann passieren. Ich wollte nur nicht, dass jemand anders findet, die Hauptstrasse wäre auch eine gangbare Möglichkeit…
Ein Kaffee kannst du jederzeit „einlösen“ kommen bei mir, wenn du wieder mal in der Nähe bist und ich zuhause bin.
Ja, wir waren auf dem Berner Weg unterwegs. Den anderen Weg haben wir auch bereits auf die Brünig Passhöhe geschafft. Von dort aus möchten wir auch gerne einmal weiter wandern. Buen Camino weiterhin.
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Danke für die Info. Als ich den richtigen Weg verpasste, war ich wohl damit beschäftigt, heil den steilen Abhang herunterzukommen. Beim Berabgehen habe ich Probleme und mich schon mehrmals verletzt. Besser wäre wahrscheinlich die Variante „Ambeissler“ gewesen und da hätte ich in der Tat jemanden in Emmetten fragen sollen.
Schade wegen dem Kaffee !
Danke für den schönen Bericht. Ihr wart dann auf dem Berner Weg unterwegs (?) während ich auf dem Innerschweizer Weg weitergegangen bin. Interessant ist, dass ihr mit Schnupperpilgern angefangen habt. So habe ich es auch gemacht, als ich 2019 in meinem Wohnort München startete. Und im nächsten Jahr würde ich gerne in Fribourg weiterlaufen.
Aber erst einmal kommen noch weitere Berichte von meiner letzten 9 Tage Tour bis Fribourg.
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https://jakobsweg.ch/de/eu/ch/weg/einsiedeln-bruenigpass/brunnen-beckenried/ Hier ist der Weg gut beschrieben. Die Wanderwege sind gut markiert. Bei Unsicherheiten bitte lieber mal bei einem Haus klingeln gehen. Emmetter sind freundliche Mitmenschen. Bitte nie – niemals diese Hauptstrasse nehmen, denn Emmetter fahren zügig diese kurvige Bergstrecke und erwarten keine Wanderer da drauf.
Du bist bei mir vorbeigewandert – hast ein Kaffee verpasst. 😉 Wenigstens hast du den Weg dann obenherum über die Ridlikapelle gefunden. Der ist schöner, als unten an der Hauptstrasse entlang, den viele Jakobspilger aus mir unerfindlichen Gründen nehmen.
Vielleicht magst du bei mir ebenfalls nachlesen: https://gmerkigs.blog/2019/10/29/pilgrim-auf-dem-jakobsweg/
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Frankreich wird eh total überbewertet!
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Dankeschön. Auch gut, dass es auf Twitter Resonanz gibt 😊.
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Ein sehr schöner Bericht, der wunderbare Erinnerungen weckt.
Dankeschön. Bin gespannt auf weitere Etappen…
Buen Camino 🥾🎒
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Danke 😊. Wie es mit dem Knie weiterging, werde ich berichten. Auf jeden Fall habe ich es (fast) bis Fribourg geschafft.
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Ist noch ein lange Strecke bis Santiago, aber ich werde die Wanderung durch Frankreich wohl auslassen 😉.
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Voller Aufregung verfolge ich noch einmal diese Etappen des Pilgerwegs. Hoffentlich geht es deinem Knie gut. Deine Fotos waren wieder sehr schön.
Grüße,
Rudi
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Danke 😊. Bei uns lauten diese Schilder oft. „ Hier ist kein Hundeklo“ und man geht mit seinem Hund „ Gassi“. Auch ziemlich komisch ausgedrückt 😉.
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Wieder ein gutes Stück Weg geschafft!
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Da bin ich wieder sehr gerne mit dir mitgewandert!
Hunde versäubern – das ist ein gar herrlicher Ausdruck! 😂
Liebe Grüße!
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