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Von Flüeli Ranft nach Lungern
Am Vortag hatte ich den Abstieg in die Ranftschlucht, in welcher der Heilige Bruder Klaus im 15. Jahrhundert als Eremit 20 Jahre lang gelebt und gefastet hatte, nicht geschafft (s. hier). Das holte ich nach, bevor ich den Innerschweizer Jakobsweg am nächsten Morgen fortsetzte.
Nach dem Ausschecken in Flüeli-Ranft begab ich mich zunächst ohne meinen schweren Rucksack in die Schlucht. Am frühen Morgen war ich fast alleine auf dem Weg. Der Hotelier hatte mir verraten, dass in Vor-Corona-Zeiten reger Pilgerbetrieb in dem bekannten Wallfahrtsort herrschte. Sogar chinesische Reisegruppen hätten bei ihm übernachtet. Deswegen hingen im Hotel an mehreren Stellen Schilder mit chinesischen Schriftzeichen.
Der Abstieg auf dem gut ausgebauten Weg dauerte nur zehn Minuten. Für den Aufstieg brauchte ich etwas länger. Trotzdem war ich froh, dass ich den Besuch der Schlucht verschoben hatte. Am Ende der langen Wanderung am vorhergehenden Tag hätte ich dieses letzte Stück sehr anstrengend gefunden und nun konnte ich mich ganz auf die beiden Ranft Kapellen, die einfache Klause in der der Heilige gelebt hatte und die friedliche und andächtige Atmosphäre im Ranft konzentrieren.
Im Ort besichtigte ich noch das Wohnhaus von Bruder Klaus und hörte mir einen kurzen Vortrag über sein Leben als Ehemann und Vater sowie als Eremit an (nähere Information siehe hier ). Noch einmal erfuhr ich, dass der Eremit 20 Jahre lang nichts zu sich genommen habe, nicht einmal die Hostie im Gottesdienst in der Kapelle, den er von seiner Klause verfolgen konnte. Dies sei von einem Bischof, der ihn besucht habe, überprüft und bestätigt worden. Ich weiß nicht so recht. Eine inspirierende und einflussreiche Persönlichkeit war und ist der Heilige aber auf jeden Fall.
Gegen 10 Uhr brach ich zu meiner nächsten Etappe nach Lungern auf. Der Jakobsweg führte nun mit dem Visionenweg hinunter nach Sachseln am Sarner See. Die Visionen von Bruder Klaus und seiner Ehefrau Dorothee werden dort durch Metallplastiken des Obwaldner Künstlers André Bucher dargestellt (Näheres siehe hier). Es ging nun steil bergab, zum Teil über feuchte Wiesen. Man musste schon aufpassen, aber der Pfad war gut beschildert und verlief an den steilsten Stellen über Stufen. Wieder und wieder boten sich schöne Aussichten auf Sachseln und den Sarner See. Die Wolken waren gerade dabei aufzusteigen. Immer mehr Hügel und Bergspitzen tauchten aus dem Nebel auf. Das Wetter wurde immer schöner.
In Sachseln brauchte ich erst einmal eine kleine Stärkung mit Cappuccino und Nußhörnli auf einer sonnigen Caféterrasse. Dann besuchte ich die Wallfahrtskirche, in der Bruder Klaus 1487 begraben wurde. Es handelt sich um einen Neubau aus dem 17. Jahrhundert, da die Vorgängerkirche wegen des gewachsenen Zustroms von Pilgern und Wallfahrern zu klein geworden war.

In der Folge führte der Camino in Richtung Giswil direkt am Ostufer des Sarner Sees entlang. Immer wieder gab es schöne Picknickplätze und Bänke direkt am See. So angenehm, wie ich mir das Gehen auf der weitgehend ebenen Strecke vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Ich lief unmittelbar an den Bahngleisen, auf denen häufig Züge verkehrten. Gleich daneben lag eine Zufahrts- und darüber eine Schnellstraße, die aber glücklicherweise vor Giswil in einem Tunnel verschwand. Wegen der zunehmenden Hitze legte ich immer wieder kleine Trinkpausen ein.
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Hinter Giswil setzte ich mich neben einer Weide mit reizenden Kälbchen auf eine schattige Bank und verzehrte meine mitgebrachte Brotzeit, um mich für den bevorstehenden kräftigen Anstieg nach Kaiserstuhl zu stärken.

Es begann gleich richtig steil und ich merkte, dass mir die lange Pilgerwanderung vom Tag zuvor noch in den Knochen steckte. Das Gehen auf dem steinigen und oft in der prallen Sonne liegenden Pfad fiel mir sehr schwer. Einmal setzte ich mich japsend auf den Weg. Eine Bank fand sich auf dieser Strecke natürlich nicht.

Kurz danach kam ein junger Mann flotten Schrittes von unten. Der erste Jakobspilger, den ich seit Brunnen traf! Er erzählte, dass er in seiner Heimat in Tschechien gestartet und über Regensburg, Augsburg und Lindau schon mehr als 900 km gelaufen war. Abends fragte er Hauseigentümer, ob er sein Zelt auf einer Wiese aufschlagen durfte. In der Schweiz seien die Leute in der Regel einverstanden, in Deutschland zum Teil nicht (!). Mir war auch schon aufgefallen, dass die Schweizer, die ich getroffen hatte, gegenüber Jakobspilgern sehr freundlich gestimmt waren. Viele waren schon gepilgert auf dem Weg, oft bis Santiago, oder hatten es sich vorgenommen.
Wir Pilger liefen eine Weile nebeneinander. Es war schön, sich mit jemanden über den Camino zu unterhalten. Fast mühelos schaffte ich den restlichen, leichteren Anstieg. Am Bahnhof in Kaiserstuhl trennten wir uns. Der Tscheche wollte noch seine tägliche Strecke von 40 km absolvieren und ich ging zum Bahnhof um nachzuschauen, wann der nächste Zug nach Lungern fuhr. Die nächste Verbindung bestand aber erst in 45 Minuten.
Kurz hinter dem Bahnhof sah ich zum ersten Mal das intensiv türkisblaue Wasser des Lungerner See und gleich darauf eine Caféterrasse direkt am See, wo ich mir einen Cappuccino und eine Zwetschgenwähe bestellte. Das riesengroße, saftig süße Tortenstück verspeiste ich ohne Probleme.
Der Weg am Westufer des Lungener Sees stellte sich paradiesch schön und ruhig heraus. Keine Straße oder Bahnstrecke störte die Wanderung am idyllischen Seeufer und immer wieder bot sich ein wunderbares Bergpanorama. Der Pfad war weitgehend eben, nur manchmal kamen kleinere Auf- und Abstiege. Auch verlief der Weg nun im Schatten, so dass das Wandern sich recht angenehm gestaltete. Obwohl ich schon müde war, vergingen die letzten eineinhalb Stunden wie im Flug.
In meiner Unterkunft in Lungern traf ich am frühen Abend matt aber ziemlich glücklich ein.
Fazit:
20 Km, 6 Stunden ohne Pausen, je 300 m Auf- und Abstieg
Landschaftlich sehr schöne Strecke am Sarner und Lungener See, mittelschwere Etappe, gut mit einem Besuch der Ranftschlucht und der Bruder-Klaus-Stätten in Flüeli kombinierbar. Nicht überzeugt hat mich die Streckenführung am Sarner See, viel zu viel Verkehr und nicht zwingend, da keine Pilgerkirchen am Weg liegen. Es gibt ein ruhigeres Westufer (evtl. keine geeigneten Wege für den Jakobsweg ?). Unbedingt laufen sollte man auf dem Weg am Westufer des Lungener Sees. Einmalig schön!
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.
Kann ich total verstehen. 👍
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Dankeschön 😊. Ich mag Kühe sehr! Kalbfleisch esse ich seit Jakobswegwanderung im Herbst 2019 nicht mehr.
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Toller Bericht, die Kühe hast Du richtig gut erwischt. 👍
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Danke😊. In der Schweiz hat es mir sehr gut gefallen !
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Das war wieder eine sehr schöne Wanderroute, die Schweiz ist ein wunderschönes Land.
Grüße,
Rudi
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Thank you for your nice comment 😊.
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Danke 😊 und sehr gerne!
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So inspired to see this. You are a walking inspiration.
beautiful photos , thank you for sharing them with us.
I wish you all the best and goodluck to your journey.
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Wieder wunderschöne Bilder!!!
Liebe Grüße und danke fürs teilen.
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Sehr gerne!
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Vielen Dank und gerne!
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Eine ganz fantastische Landschaft, durch die Du gewandert bist. Danke fuer’s Mitnehmen.
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Das sind so feine Fotos, und eine so schöne Gegend! Wieder einmal Danke fürs Zeigen und Erzählen!
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Danke 😊. Die Nusshörnli sind oft in bisschen trocken, aber sehr lecker und geben viel Energie zum Wandern.
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Cappuccino und Nußhörnli sehen schonmal sehr lecker aus. Und endlich spielt auch das Wetter mit! Schöner Beitrag!
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