Harzreise: Rund um Bad Harzburg

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Unsere erste Wanderung im Harz stand an, aber morgens regnete es in Strömen. Die Sicht auf den Burgberg war wolkenverhüllt. Wir wussten aber, dass eine Wetterbesserung gegen Mittag eintreten sollte, so dass es galt, sich die Zeit bis dahin zu vertreiben.

Was macht man im Regen im Urlaubsort Bad Harzburg ? Unsere erste Idee, ein Museum zu besuchen, scheiterte an den Öffnungszeiten. Wenn es schüttet, ist ein Spaziergang zu einem Wasserfall, der dann hoffentlich reichlich Wasser führt, keine schlechte Sache. Der Radauwasserfall war schön anzusehen, allerdings lag er direkt an der Straße, so dass er uns nicht lange beschäftigte.

Danach bummelten wir noch ein bisschen durch den Teil der Innenstadt von Bad Harzburg, den wir noch nicht kannten, und legten schließlich eine schöne Pause in einem Café ein.

Sobald es heller wurde und nur noch tröpfelte, stiefelten wir los. Bei der Talstation der Burgberg Seilbahn führte der Weg hinauf durch die Mischwälder des Großen Burgbergs und dann war es nicht mehr weit zu den Ruinen der Harzburg. Nicht weit davon befindet sich ein erstklassiger Aussichtspunkt, der einen weiten Blick auf das Harzvorland bietet. Es hatte aufgehört zu regnen, und wir konnten erste blaue Flecken am Himmel entdecken.

Panoramaphoto bitte anklicken.

Der Weg führte dann durch die Ruinen der Harzburg, die 11. Jahrhundert von König Heinrich IV errichtet wurde, aber alsbald geschleift werden musste und vorbei an einer überlebensgroßen Figur des germanisch-sächsischen Gottes Krodo.

Die heutige Krodo-Statue wurde im Jahre 2007 vom Kunsthandwerker Volker Schubert geschaffen und auf Initiative des Fördervereins Historischer Burgberg e.V. an diesem Standort aufgestellt.
Quelle:https://www.harzlife.de/goetter/krodo.html4

Auf dem weiteren Weg passierten wir dichte hochgewachsene Laubwälder und begannen uns zu fragen, wo denn die berühmt-berüchtigten massiven Waldschäden im Harz zu finden seien. Kurz danach, nachdem wir noch einige Höhenmeter weiter aufgestiegen waren, staunten wir nicht schlecht. Plötzlich, fast übergangslos, befanden wir uns in einer Mondlandschaft. Fast alle Fichten waren abgestorben, nur einige Birken standen noch. Es war aber deutlich erkennbar, dass inmitten des toten Holzes neue Vegetation sprießte.

Der Harzer Tourismusverband nennt das Phänomen freundlich „Wald im Wandel“, statt es als Waldsterben zu bezeichen.
Zitat aus der Informationsbroschüre:
“ …, vor allem rund um das Brockenmassiv und in den Hochlagen des Harzes, sterben Fichten großflächig ab … Doch wer genau hinschaut, entdeckt darunter bereits frisches Grün.
… Die Fichte wurde als schnellwachsendes Holz für den Bergbau und die Wiederaufforstung nach dem 2. Weltkrieg großflächig auch in Lagen angepflanzt, in denen sie eigentlich nicht heimisch ist. Von Natur aus würden hier Laubbäume wachsen, …“

Als Ursachen für das Baumsterben werden in der Broschüre Wetterextreme wie Sturm und Dürren genannt, welche die Fichten so stark schädigten, dass die Widerstandskraft der Nadelbäume gegen Borkenkäfer geschwächt war und so der Schädling ganze Arbeit leisten, sowie sich massenhaft vermehren konnte.

Weiter wird darüber informiert, dass im Wirtschaftswald vom Borkenkäfer befallene Bäume gefällt und abtransportiert werden. Anschließend werden Laubwälder aufgeforstet. Im Nationalpark Harz kann sich die Natur frei entfalten. Es findet ein Wandel zu einem wilden Naturwald statt. Eingegriffen wird nur zum Schutz von Wegen und zur Sicherung von angrenzenden Wirtschaftswäldern. Nur in einigen Bereichen wird die heimische Laubwaldvegetation nachgepflanzt.

Schon erschreckend, wie deutlich sich der Klimawandel im Harz zeigt, auch wenn es positiv ist, dass die Fichtenmonokultur durch die ursprüngliche Vegetation ersetzt wird. Aber das wird eine Zeitlang dauern (dazu mehr in einem späteren Bericht) und solange bieten die großen betroffenen Waldflächen im Harz ein zum Teil erschreckendes und deprimierendes Bild. Allerdings muss ich gestehen, dass dieser beklagenswerte Zustand sehr fotogen aussieht …

Wir gingen noch weiter immer leicht bergauf zum Kreuz des Deutschen Ostens.
​Das 20,5 m große Gedenkkreuz, das an die Vertreibung der in Böhmen und Mähren lebenden deutschen Bevölkerung ab 1945 erinnert, ist von einem Kranz von Wappensteinen umgeben. Im Jahr 1950 wurde zunächst ein Holzkreuz errichtet. Das durch einen Orkan beschädigte Kreuz wurde im Jahr 2000 neu aufgestellt und kostete 180 000 DM. Es trägt nun die Inschrift ,,Kreuz des deutschen Ostens – Stätte des Gedenkens an Vertreibung und Heimatverlust – Stätte der Ablehnung jeder Gewaltherrschaft – Kreuz der Verständigung, der Versöhnung und des Friedens – Eingeweiht am 24. Juni 1950 – Vom Sturm zerstört am 4. März 1998 – Wiedererrichtet und eingeweiht am 30. September 2000.“
Quelle: https://www.harzer-wandernadel.de/stempelstellen/uebersichtskarte/stempelstelle-122-kreuz-des-deutschen-ostens/

Nach einer kurzen Snack- und Trinkpause gingen wir weiter zum Firstweg und bewunderten unterwegs den „schönen“ Harzer Wald. Hinter der Montags geschlossenen Gaststätte Rabenklippe kamen wir am Luchsgehege vorbei, aber die Tiere hatten sich gut versteckt. Danach eröffneten sich weite, zum Teil durch das Waldsterben ermöglichte, Fernblicke bis zum Brocken, der im Wechsel aus dem Nebel auftauchte und wieder verschwand.

Schließlich bogen wir rechts ab und dann begann der Abstieg nach Bad Harzburg. Bald hüllte uns das frische Grün des Laubwaldes im Kalten Tal ein. Außerdem setzte sich die Sonne immer mehr durch. Welche Wohltat!

Und die Krönung war, dass dann Feuersalamander über den Wanderweg liefen, worüber ich schon berichtet hatte (Begegnungen im Harz/ Encounters in the Harz Mountains). Als ich die seltenen Tiere, die ich noch nie in der Natur gesehen hatte, fotografieren wollte, wollte meine Kamera einfach nicht fokussieren (später bemerkte ich, dass der Schalter auf „Manuell“ verstellt war). Glücklicherweise hatten sich die Salamander nach dem Regen noch nicht genügend aufgewärmt und konnten sich nur langsam fortbewegen, so dass ich sie noch mit dem Smartphone erwischte. Ich hoffe aber, dass die als gefährdet geltenden Tiere sich bald darauf in Sicherheit bringen konnten.

Zurück in der Bad Harzburger Fußgängerzone, „Bummelallee“, gönnten wir uns Waffeln mit Sahne bzw. einen Eisbecher und schauten den Passanten zu. Das gab es viel zu sehen !

Fazit:
13,9 km, 4,25 Stunden ohne Pausen, 400 Höhenmeter hinauf und hinab
Mittellange Wanderung mit moderaten An- und Abstiegen, abwechselungsreich, passiert interessante historische Stellen, führt aber durch von Waldschäden betroffenes Gebiet. Im Kalten Tal sollen Salamander häufig anzutreffen sein, unbedingt Ausschau halten!

Ein toller erster Wandertag lag hinter uns und der Wetterbericht für den folgenden Tag sagte einen schönen Sonnentag voraus.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Harzreise: Rund um Bad Harzburg erschien zuerst auf Wanderlustig.

11 Kommentare zu „Harzreise: Rund um Bad Harzburg

  1. Wir haben ja eine etwas größere Wanderung im April dort unternommen, auch am Kreuz des Deutschen Ostens und an den Rabenklippen entlang. Bei dir war‘s aber grüner! 👍😄

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  2. Als wir vor 2 Jahren über die Schwarzwaldhochstraße gefahren sind, haben wir den Lotharpfad besucht und waren ziemlich beeindruckt, wie weit sich die Natur schon ohne menschliche Eingriffe erholt hat .

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  3. wir hatten ja vor Jahren den Sturm „Lothar“ der vor allem im Schwarzwald wild tobte. Die folgen sieht man natürlich heute noch. Hier wurden tausende Bäume beschädigt oder sind gleich komplett umgefallen. Vermutlich dauert es Jahrzehnte bis hier die Schäden nicht mehr ganz so sichtbar sind.

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  4. Thank you, we are well. Hopefully you are, too. Viewing the dead trees was sad but it seems the deciduous forest grows back rather quickly, but only in the valleys. In the higher regions this takes longer.

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  5. Danke und gern geschehen. Habe mir vorgenommen mit 80 plus, wenn ich nicht mehr laufen kann, mit der Brockenbahn auf den Gipfel zu fahren, um zu schauen, ob der Wald bis dahin nachgewachsen ist.

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  6. Looks like you managed a good walk anyway, despite the rainy start. Our forests here are in „transition“ as well, thanks to Climate Change and the Mountain Pine Beetle. It attacks the Lodgepole pine and Ponderosa pine trees. Sad to see, especially in the mountains. Hope all is well. Allan

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  7. So ein zerstörter, abgestorbener Fichtenwald sieht schon höchst schrecklich und sehr beunruhigend aus. Und ich fürchte, dass wir uns leider an solche Anblicke werden gewöhnen müssen…
    Und danke, dass du uns mit der Gottheit namens Krodo vertraut gemacht hast. Ich hatte bislang noch gar nicht gewusst, dass es diesen Gott überhaupt gegeben hat. Bloggen bildet halt immer wieder. 😉
    Liebe Grüße!

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