Harzreise: Rund um Ilsenburg

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An unserem zweiten Wandertag im Harz (Bericht über den ersten Tag: Rund um Bad Harzburg) herrschte schönes sonniges Wetter. Morgens fuhren wir nach Ilsenburg und ließen das Auto auf dem Wanderparkplatz stehen. Unsere Wanderung sollte uns zum Scharfenstein und dann im Bogen über den Westerberg zurück nach Ilsenburg führen.

Zunächst liefen wir im Naturschutzgebiet Rohn- und Westerberg sehr idyllisch an der Ilse entlang durch einen sattgrünen und schattigen Laubwald.

Außer uns waren mehrere Wanderer unterwegs, weil es sich noch um den Weg zum Brocken, dem höchsten Harzer Berg (1142 m) handelte, von dem wir später abbogen und dann ganz alleine auf weiter Flur waren. Wir überquerten das Flüsschen, bogen rechts ab und gingen ein Stück auf einem breiten Forstweg mäßig bergan. Nun hätten wir zu den Ilsefällen abzweigen können, sparten uns aber diesen Umweg. Etwas später bogen wir links ab Richtung Scharfenstein und nun ging es bergauf.

Bald begannen wieder die Waldschäden, die wir schon am ersten Wandertag gesehen hatten (Information: Rund um Bad Harzburg). Wegen der vielen abgestorbenen Bäume folgten sehr gute Aussichten zum Brocken. Wir beschlossen, die Tour auf den Berg auszulassen. Auf den Gipfel fährt die sehr teure Brocken-Bahn, die ich gerne für den Abstieg benutzt hätte. Oben wäre es wahrscheinlich total überlaufen und den Rundumblick auf die Harzer Waldschäden wollten wir uns sparen! Wenn wir einmal sehr alt und die Beine schwach sind, können wir immer noch mit der Bahn hinauffahren und bis dahin ist der Wald hoffentlich nachgewachsen.

Weiter ging es zur Rangerstation Scharfenstein, wo wir eine gemütliche Mittagspause verbrachten. Viel zu essen gab es nicht, aber die Bockwurst war preiswert und schmeckte sehr gut. Wir saßen vor der Hütte auf Holzbänken und unterhielten uns mit dem Ranger. Er zeigte uns auf einer Karte den früheren innerdeutschen Grenzverlauf auf der Eckertalsperre bzw. der Ecker. Heute verläuft dort die Grenze zwischen den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.

Ab 1961 war das Brockenplateau sowjetisches Sperrgebiet, der westlichste Vorposten Moskaus, der Horchposten mit dem Tarnnamen „Jenissej“. Der Militärgeheimdienst GRU und der KGB schöpften vom Brocken aus westliche Quellen ab und beobachteten Politiker, Bundeswehr und Waffen. Massive Grenzanlagen machten den Berg zu einer Festung. Seit 1949 war Schierke wegen der Nähe zur Grenze ein besonderer Ort – ein beliebter Wintersportort für Funktionäre, der seit den 60er-Jahren ausnahmslos mit Passierschein zugänglich war.
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Brocken-war-einst-Hochsicherheitstrakt-der-DDR,brocken114.html

Der ehemalige „Todesstreifen“ mit hohen Metallzäunen, Minen und Selbstschussanlagen, mit dem die DDR-Grenze gesichert war, wurde nach der Einheit abgebaut. Erhalten ist noch ein Abschnitt der Betonplattenwege, auf denen die DDR-Grenztruppen mit ihren Fahrzeugen patrouillierten.

Auf unsere Nachfrage, wie lange es wohl dauern wird bis der „Wandel“ zu einem gesunden Laubwald eingetreten ist (Näheres: Rund um Bad Harzburg) erklärte uns der Ranger, dass der Fichtenwald in den Höhenlagen stärker vom Waldsterben betroffen ist und dass der nachwachsende Laubwald dort mehr Zeit benötigt, weil die Vegetationsperioden kürzer sind. Er bezweifelte, dass der Borkenkäfer dermaßen viele Bäume vernichten konnte und sah die Ursache der Waldschäden wohl eher im Klimawandel.

Zum Nachtisch gönnte ich mir einen Pott Kaffee und eine Packung Brocken-Splitter. Die Süßigkeit mit Haselnüssen und Zartbitterschokolade, die an Toblerone erinnert, schmeckte mir richtig gut.

Gut gestärkt stiegen wir zur Scharfensteinklippe auf, die mit 698 m den höchsten Punkt unserer Wanderung darstellte. Nach einem Gang durch einen sterbenden und nachwachsenden Wald stand uns ein recht steiler, aber kurzer Aufstieg bevor. Oben hatten wir eine weite Aussicht vom Brocken und zur Eckertalsperre. Auch ein in die Höhe führender Patrouillenweg war zu erkennen. Aber wir sahen auch ein erschreckendes Ausmaß an Waldschäden. Noch vor einigen Jahren stand dort, im ehemaligen unbesiedelten Grenzgebiet, ein riesiger zusammenhängender Nadelwald.

Wir gingen zurück zur Rangerstation und dann auf Betonplattenwegen weiter. Diese Wege sahen zwar interessant aus, waren aber mühsam zu gehen. Man musste gut aufpassen, dass man nicht in ein „Loch“ trat und der Untergrund war naturgemäß sehr hart. Am besten lief man in der Mitte zwischen den Spuren. Bemerkenswert war, dass die Natur dabei war, den Weg zu überwuchern.

Am Rastplatz Ernstburgwiese gingen wir versehentlich vorbei und weiter in Richtung Westerberg. Der Weg zog sich nun für mich. Er führte immer wieder leicht bergauf und dann wieder hinunter. Als wir an der Westerbergklippe ankamen, war ich so geschafft, dass ich die Felsen im nun dichter bewachsenen Wald zwar noch aufnehmen konnte, aber am Aussichtspunkt nur ein unscharfes Foto produzierte. Bis zum Froschfelsen (schön zu sehen wegen der Waldschäden !) mussten wir noch einmal bergauf gehen und erst auf den letzten 2,5 Kilometern befand sich der Abstieg von ca. 220 Höhenmetern. War nicht ganz mein Ding, aber nach einem kurzen sehr steilen Stück wanderten wir auf einem schmalen aber gut begehbaren Serpentinenweg hinunter und kamen bald wieder am Wanderparkplatz an.

Fazit:
17,4 km, 450 Hm, 5 Stunden und 15 Minuten
Mittellange Wanderung mit moderaten Auf- und Abstiegen, führt zwischen 300 und 400 Hm durch einen schattigen Laubwald, darüber durch Waldschäden weitgehend ohne Schatten, aussichtsreich, nette Einkehr an der Rangerstation, wo man sich mit dem Ranger über den Wald und die ehemalige Grenze unterhalten kann, nach der Ernstburgwiese keine Rastmöglichkeit auf Bänken mehr.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Harzreise: Rund um Ilsenburg erschien zuerst auf Wanderlustig.

6 Kommentare zu „Harzreise: Rund um Ilsenburg

  1. Nee, gestempelt wird nur auf dem Jakobsweg. Die Stempelstellen habe ich aber immer wieder einmal gesehen und dabei an euch gedacht. Wir waren am 21.6. dort.

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  2. Wann wart ihr da? Wir haben am 4. Juni fast die gleiche Tour gemacht. An der Ranger-Station haben wir Mittagspause gemacht. Und habt ihr auch schön gestempelt? 🤪

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  3. Stimmt! Glücklicherweise ist es in meiner Heimat um München und in den nahen Alpen noch nicht so weit, aber eine Aufforstung von Laubwäldern, z.B. in sturmgeschädigten Wäldern ist dringend notwendig.

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  4. Die Waldschäden sehen ja furchtbar aus.
    Hier im Süden an den Alpen ist es (noch) nicht annähernd so schlimm. Aber der Wald muss dringend „umgebaut“ werden.
    Sonst endet es auch so.

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