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Auf meiner Suche nach Münchner Street Art, die mich zuletzt ins Schlachthofviertel geführt hatte, begab ich mich vor rund zwei Wochen, weiterhin ausgebremst (!), ins Olympia Dorf im Norden der Stadt.
Die Anlage wurde zur Unterbringung der Sportler während der Olympischen Sommerspiele 1972 erbaut. Während das ehemalige Olympische Dorf der Männer im Norden heute wie geplant als Wohnviertel genutzt wird, ist das Olympische Dorf der Frauen im Süden heute eine Studentenwohnanlage.
Quelle: Wikipedia
Die Bungalows werden vom Studentenwerk München an Studierende vermietet und sind sehr begehrt. Sie sind zwar recht klein (Wohnfläche knapp 19 qm), bilden aber ein abgeschlossenes Häuschen und liegen in einem autofreiem Gelände am Olympiapark mit U-Bahnanschluss.
Nach der Generalsanierung von 2007-2009 dürfen die Sichtbetonfassaden durch die Studenten wieder bemalt werden. Die Farben werden sogar vom Studentenwerk gestellt.
Das wollte ich mir schon länger einmal anschauen. Ich schlenderte durch die engen Gassen des Studentendorfs und war von der Kreativität der Bewohner und dem Niveau der Malereien sehr beeindruckt. Mein Besuch fiel allerdings in die Semesterferien, so dass die Anlage verlassen und ein bisschen heruntergekommen wirkte, was wohl in den Unterrichtszeiten, wenn mehr Bewohner anwesend sind, anders sein dürfte.
Danach war es Zeit für die ernste Seite meines Besuchs im Olympischen Dorf.
Am 5. September 1972 endeten die „heiteren“ Olympischen Spiele von München, als ein palästinensisches Terrorkommando ins Quartier der israelischen Männermannschaft in der Conollystraße 31 eindrang und dort elf Sportler als Geiseln nahm. Keine der Geiseln überlebte den Anschlag.
Quelle: Wikipedia
Zunächst ging ich zum Gebäude im Olympiadorf der Männer, in dem der Anschlag stattgefunden hatte. Dort erinnert eine Gedenktafel an die israelischen Opfer.

An das Attentat vor 50 Jahren erinnere ich mich. Mit Freunden war ich nur einige Tage vorher am Wochenende nach München gefahren. Im Olympiapark staunten wir über das umfangreiche kostenfreie Kulturprogramm. Besucher und Sportler aus der ganzen Welt spazierten über das Gelände. Etwas Ähnliches hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Natürlich konnten wir uns damals keine Eintrittskarten zu den Sportveranstaltungen leisten und die Spiele nur einmal vom neuen Olympiaturm von ganz weit oben sehen. Auch die Unterkünfte waren sämtlich ausgebucht, so dass wir zu dritt im VW-Käfer übernachteten. Von der wunderbar ungezwungenen Atmosphäre auf dem Olympiagelände, die in den frühen 1970er Jahren außergewöhnlich war, waren wir begeistert. Um so mehr waren wir geschockt, als wir von dem Anschlag erfuhren. Das Kulturprogramm wurde umgehend eingestellt, aber die Spiele gingen weiter, was auf viel Kritik stieß.
2017 wurde endlich ein Erinnerungsort Olympia-Attentat im Olympiapark in der Nähe des Attentatsorts eingerichtet, eine Gedenkstätte für die zwölf Opfer des Anschlags auf die israelische Mannschaft. Dort wird multimedial über die elf Sportler und den Polizisten, die bei dem Attentat getötet wurden, sowie über dessen Verlauf unterrichtet.
Den Film mit Originalnachrichten vom Tag des Attentats schaute ich mir an: ein wahrhaft beschämendes Zeugnis der völligen Überforderung der amtlichen Stellen im Umgang mit der Geiselnahme, die so tragisch enden sollte.
Nachdenklich ging ich durch den Olympiapark zurück, bewunderte das Dach des Olympiastadiums im Nachmittagslicht und fuhr mit der U-Bahn nach Hause.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.
Ausgebremst #7: Olympisches Dorf München erschien zuerst auf Wanderlustig.
Danke. Das Dorf weist viel Beton auf, aber sehenswert ist es doch. Auch das Denkmal zum Attentat ist sehr interessant.
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Das ist ja interessant! Das Dorf mit den Street-Art-Gemälden schaue ich mir definitiv beim nächsten Besuch in München an. Danke für die Einblicke!
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Die Bungalows wurden vor ein paar Jahren abgerissen und kleiner(!) wieder aufgebaut. Seitdem werden sie wieder neu bemalt. Besser als in einem Studentenwohnheimhochhaus ist es dort allemal.
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Gruselig all der Beton da, aber ich finde gut, dass die Jugend da Farbe reinbringt und man was draus machen will
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Kann ich empfehlen.
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Das Olympische Dorf wollte ich mir auch schon lange anschauen, leider bisher nie dazugekommen.
Vielleicht tut sich ja mal was auf ! VG Manni
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Ich fand die Malereien zum Teil sehr schön aber das Gelände etwas heruntergekommen, mit alten Möbeln und Müll bei den Häusern und Unkraut vor den Türen. Hoffentlich ändert sich das zu Semesterbeginn wieder, wenn die Studenten zurück sind.
Ja, das war damals ein großer Schock!
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Unbedingt! Genau das ist auch meine Erinnerung an das Olympiaattentat.
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Danke ! War schrecklich, auch weil wir kurz vorher die fröhliche Atmosphäre auf dem Olympiagelände erlebt hatten.
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Gerne! Ist aber eine sehr schöne Unterkunft für Studenten.
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Einige der Wandmalereien sehen nett aus, aber ich glaube nicht, dass es sich lohnen würde, dort zu leben. Nicht sofort wegen der verfügbaren Fläche, sondern vor allem, weil alles so nah beieinander liegt. Trotzdem danke, dass du uns das Dorf gezeigt hast.
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Das war furchtbar damals. Ich habe israelische Freunde. Aber die Malereien sind zumindest eine Augenweide.
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Graffiti koennen wirklich auch Kunstwerke sein.
[https://pitsfritztownnews.wpcomstaging.com/2021/08/05/san-angelo-a-city-of-murals-photo-essay/]
Muenchen 1972 ist mir immer noch in schrecklicher Erinnerung: zuerst ein super-freudiges Fest, und dann dieses entsetzliche Ende!
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Ich muss auch mal wieder durch das Bungalowdorf streifen und nachschauen, was sich seit meinem letzten Besuch dort getan hat.
Als das Attentat auf die israelischen Sportler im Olympiadorf stattgefunden hatte, war ich mit Familie grade am Plattensee. Wir konnten das gar nicht fassen, was wir eines Morgens am Kiosk in der nächst gelegenen Ortschaft in einer deutschen Zeitung lasen – in unserer Unterkunft gab es weder Fernsehen noch Radio.
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