Nach dem Französischen Jakobsweg : Lyon # 5

Wie ich den Nachmittag des 2. Tages in Lyon verbrachte:

Nach der Mittagspause setzte ich meinen Aufstieg auf den Hügel Croix-Rousse fort. Ich begann, nach den im Stadtplan eingezeichneten Traboules Ausschau zu halten. Wie schon erwähnt sind die Traboules von Lyon besondere Sehenswürdigkeiten. Es handelt sich um versteckte Gänge und Passagen, die es erlauben, lange Strecken abseits der Straße zurückzulegen. Dabei spaziert man durch Hausflure, durch Innenhöfe und Treppenhäuser, die miteinander verbunden sind. Die Widerstandskämpfer der Résistance legten so während der deutschen Besatzung große Strecken versteckt vor der Gestapo zurück.
Quelle: https://lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de/sehenswuerdigkeiten/traboules.html

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Nun hatte ich mehr Glück mit dem Besuch der Innenhöfe als in Vieux Lyon am Vortag. Im Croix-Rousse Viertel sind die Traboule mit Symbolen am Hofeingang gekennzeichnet und daher gut zu finden. Eine Traboule beeindruckte mich besonders. Es ging mehrere Treppen nach oben, wieder hinunter, um die Ecke und durch mehrere miteinander verbundene Innenhöfe. Wirklich verwirrend und ich konnte mir gut vorstellen, dass Ortsfremde sich darin verlaufen konnten. Als ich wieder auf die Straße trat, musste ich mich neu orientieren, bevor ich den Weg fortsetzte.

Über eine lange steile Treppe, die durch einen Park führte, kam ich schließlich schnaufend auf den Pentes de la Croix-Rousse an, dem höchsten Teil des Stadtviertels. Oben genoss ich die wunderbare Aussicht über Lyon und den Fourvière Hügel mit der Wallfahrtskirche Notre-Dame, die ich am Vortag besucht hatte.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging ich weiter zu den Murs de Canuts, der Wandmalerei in Lyon. Unterwegs entdeckte ich eine hohe Tafel mit Street Art.

Das 1987 errichtete und 1997 überarbeitete Murs des Canuts, ein Trompe-l’œil Gemälde, das bei der Sanierung des Croix-Rousse Quartiers entstand (früher das Viertel der Seidenarbeiter, zur Geschichte der Seidenherstellung in Lyon), ist mit 1200 qm das größte Fresko Europas. Eine riesige Mauer, die durch Perspektiven und hohe Treppen geöffnet wird. Auf beiden Seiten findet das tägliche Leben der authentischen Bewohner des Viertels statt, die das Erbe der Canuts ( Seidenweber) und der Seidenindustrie bewahren.
Quelle : https://www.lyon.fr/lieu/contemporaine-19eme-20eme/mur-des-canuts, übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator.

Die Murs de Canuts konnte man nicht verfehlen, dorthin waren schon einige Touristen unterwegs. Ich war angemessen beeindruckt von der detaillierten Malerei und den lebendigen Szenen aus dem Alltagsleben der Bewohner von Croix-Rousse, die dort täuschend echt wiedergegeben sind. Eine ursprünglich riesige dunkelgraue Häuserwand auf der Rückseite mehrerer Gebäude mit vereinzelten lukenartigen Fenstern (Mur de Canuts historisch) wurde in ein wunderschönes Kunstwerk verwandelt.

Nun war ich reif für eine Ruhepause im Hotel. An der Place de la Croix-Rousse nahm ich die Metro zur Place Bellecour. Der in die Jahre gekommene Zug kam unendlich langsam angefahren und setzte die Fahrt genau so fort. Es ratterte und knatterte und ich befürchtete schon, dass ich gleich in der U-Bahn festsitzen würde. An der nächsten Haltestelle fiel mir auf, dass ich auf einem schräg nach unten geneigten Platz saß. Da wurde mir klar, dass ich mit der zur Metro von Lyon gehörenden unterirdischen Zahnradbahn fuhr, die den steilen Hang ab dem Hôtel de Ville nach Croix-Rousse hinauf – und hinunterfährt.

In meinem Hotelzimmer entspannte ich kurz und zog dann wieder los. Als letzte Sehenswürdigkeit stand das Musée Lumière auf meinem Plan. Mit zwei U-bahnen gelangte ich in kurzer Zeit ins Viertel Monplaisir. Vor dem Museumsbesuch stand das Kaffeetrinken an. Im Museumscafé bekam ich ein Stück umgedrehten Apfelkuchen („Tartine“) mit fester sehr kalter Crème frâiche (lecker!) zum Kaffee.

Das Museum befindet sich in der Villa Lumière, dem Wohnhaus der Brüder Auguste und Louis Lumière, die 1895 den ersten Kinématographen erfanden, der sowohl Kamera als auch Vorführergerät des Films war. Ausgestellt waren auch Vorläufer der Projektion z.B. die Laterna Magica. Auch die weiteren Erfindungen der Lumières, wie die Fotoplatte, das Photorama, aber auch die mechanische Hand, die Louis entwickelte, um den Amputierten nach dem 1.Weltkrieg zu helfen. Produziert wurden die Geräte, und später auch Filme und Fotopapiere, in den Lumière Werken in der Nähe.

Im ersten Stock der Gründerzeitvilla mit wunderbaren Jugendstildekorationen besuchte ich den Projektionsraum, in dem die ersten (restaurierten) Filme der Gebrüder Lumière zu sehen sind. Da ging mir, wie wohl jedem Cinephilen, das Herz auf. Der allererste Film (Arbeiter, die die Lumière Fabrik verlassen) wurde in drei verschiedenen Fassungen gezeigt. Gut zu erkennen waren erste Regieansätze. Es lief u.a. die erste Komödie (Der begossene Gärtner) und natürlich der berühmte Film Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat. Die ersten Zuschauer sollen den Saal fluchtartig verlassen haben, weil sie glaubten, der Zug rase auf sie zu. Heutige Sehgewohnheiten sind wohl gänzlich anders. Auf mich wirkte die Einfahrt des Zuges sehr gemächlich.

Zur ersten Filmvorführung in einem Café in Paris vor geladenem Publikum im Jahr 1895 waren nur 30 Personen gekommen, aber die Vorführung des Kinematographen vor zahlendem Publikum wurde schnell zu einer großen Attraktion. Den Besuch des Musée Lumière fand ich hochinteressant und den Geburtsort des Kinos zu sehen, war zugleich sehr rührend.

Das letzte Abendessen nahm ich mit weiteren hunderten Gästen in der riesigen Brasserie Georges in der Nähe meines Hotels ein. Es war ein Erlebnis, die perfekte Organisation im Lokal zu beobachten. Unzählige Kellner wuselten durch das Restaurant und brachten die Speisen flott zu den Kunden. Auch gab es große Portionen, gegessen hatte ich aber während meines Frankreich Aufenthalts schon wesentlich besser.

Rückfahrt nach München am 8.8.2022

Für die Rückfahrt hatte ich mir notgedrungen eine Verbindung mit zwei äußerst knappen Umsteigezeiten ausgesucht. In Genf hatte ich sieben Minuten Zeit. Unterwegs erfuhr ich dann noch, dass ich dort durch die Passkontrolle und den Zoll gehen musste. Mit weiteren Reisenden rannte bzw. humpelte ich wegen meiner Achillessehnenreizung vom Französischen zum Schweizer Bahnsteig. Die Schweizer Grenzbeamten hatten ein Einsehen und kontrollierten uns nicht. Den Zug nach Zürich fuhr pünktlich ab, aber ich erreichte ihn ohne Probleme.

Noch knapper war das Umsteigen innerhalb von fünf Minuten in Zürich. Laufen musste ich dort nicht, weil der Zug nach München am Nachbargleis stand. Nach 8,5 Stunden Zugfahrt kam ich pünktlich an. Die beteiligten Bahngesellschaften SCNF und SBB hatten es wirklich gut hinbekommen.

H. holte mich am Bahnhof ab und dann endlich: Home Sweet Home!

Fazit

Nach jeder Wanderung ziehe ich normalerweise ein Fazit. Nach meiner Pilgerreise auf der Via Gebennensis fällt es mir schwer. Nur wenige Tage nach meiner Rückkehr stellte sich heraus, dass ich mich ernster verletzt hatte als gedacht. Das führte dazu, dass ich mehr als drei Monate lang ziemlich eingeschränkt war. Für mich folgt daraus, das mein wunderbares Caminoprojekt nun gestorben ist. Mir tut es nach insgesamt 900 km und unglaublich schönen Erlebnissen auf dem Jakobsweg sehr leid, aber ich muss es akzeptieren.

Wenn möglich möchte ich mehr Reisen in die Ferne unternehmen und dabei auch wandern, aber nicht tagelang und mit Gepäck. Erste Pläne gibt es schon. Ich lasse von mir hören …

Zum Abschluss noch ein Bild von meiner Zugfahrt mit einer Sicht auf den traumhaft schönen Genfer See. Ganz in der Nähe war ich auf dem Schweizer Jakobsweg gepilgert, allerdings bei viel schlechterem Wetter.

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Nach dem Französischen Jakobsweg: Lyon #4

Was ich am Vormittag des 2. Tages in Lyon erlebte : 7.8.2022

Nach meiner Besichtigung der Altstadt von Lyon am Vortag verließ ich das Hotel um halb 9 Uhr . Auf ein Frühstück im überfüllten Speisesaal hatte ich keine Lust, daher suchte ich den Laden einer bekannten Bäckereikette auf, wo ich ein gutes französiches Frühstück mit Baguette, Marmelade, frisch gepresstem Orangensaft und einem großen Capuccino zu mir nahm. Da ich nicht wandern wollte, reichte mir diese Mahlzeit vollkommen aus.

Von der Place Bellecour ging ich zunächst zum Ufer der Rhône. Den Fluss hatte ich zuletzt auf meiner Pilgerwanderung in der Nähe von Yenne gesehen. Als ich auf der Brücke stand, staunte ich nicht schlecht. Die Rhône hatte sich zu einem wahrhaft majestätischen Strom entwickelt.

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Auf der Uferpromenade, die ein bisschen Schatten vor der bereits herrschenden Hitze bot, spazierte ich vorbei am Grand-Hôtel Dieu, einem riesigen prächtigen Gebäude, einem ehemaligen Spital, das heutzutage neben einem Luxushotel ein Einkaufszentrum, Büros und Restaurants beherbergt.

Sodann lief ich auf der Halbinsel zwischen Saône und Rhône nach Norden, wobei ich mich an den Punkten orientierte, welche die Dame in der Touristeninformation im Stadtplan farbig als sehenswert markiert hatte. Auf Stadtbesichtigungen bereite mich normalerweise gründlich vor. Als ich auf dem Camino unterwegs war, wusste ich aber nicht, ob und wie lange ich mich in Lyon aufhalten würde. Vorgesehen hatte ich eine längere Pilgerwanderung bis Le Puy, was wegen gesundheitlicher Probleme dann nicht klappte. In Lyon hatte ich höchstens einmal vor der Rückfahrt übernachten wollen. Das war anders gekommen und nun ich war froh darüber, weil es mir in der Stadt sehr gut gefiel. Allerdings lief ich nun statt mit einem Reiseführer nur mit einem analogen (!) Stadtplan durch die Stadt. War mal etwas anderes und gar nicht so schlecht.

Zunächst ging ich zur Place des Jacobins. Der elegante Platz mit seinem schönen Brunnen war noch ziemlich verlassen, beeindruckte mich aber schon. Aber was an der Place des Célestins besonders schön sein sollte, außer dass dort das gleichnamige Theater steht, erschloss sich mir nicht.

Während ich der Rue du Président Edouart Herriot, einer Wohn- und Geschäftsstraße, weiter nach Norden folgte, bewunderte ich die zahlreichen kunstvollen Fassaden der Gebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wunderschön!

An der Place de Cordeliers mit dem riesigen Gebäude der Börse entdeckte ich zunächst nichts Besonderes. Aber dann erblickte ich einen am Sonntag morgen geöffneten Monoprix mit Supermarkt. Als Mitbringsel für zuhause kaufte ich verschiedene Käsesorten, Wurst, Apfelsenf und Rotwein. Um die frischen Lebensmittel einigermaßen kühl zu halten, nahm ich noch eine Tiefkühlisoliertüte mit.

Der kleine Platz hinter der Börse sprach mich mehr an, schön gestaltet und nett bepflanzt. Meine Route führte danach zum Place des Terreaux mit dem Lyoner Rathaus.

Nördlich des Hôtel de Ville ging es in das Viertel Croix-Rousse. Es handelt sich dabei um einen Hügel in Lyon, auf dem das gleichnamige Quartier liegt. Unweit des Rathauses beginnen die Gassen mit steilen Aufstiegen. Auch gibt es zahlreiche Treppen, die auf den Hügel hinauf führen. An der Rue de Griffe stärkte ich mich zunächst in einem netten Café mit einer bezaubernden Terrasse, die auf einem kleinen idyllischen Platz liegt. Es gab meinen letzten Sirop de Menthe in Frankreich und eine Crêpe mit Honig mit einer fetten Sahnedekoration. Lecker!

Nach der Mittagspause stieg ich den Hügel Croix-Rousse weiter hinauf, über steile Treppen und Gassen. Was ich dort erlebte, verrate ich euch in meinem nächsten Beitrag. Auch über meinen Besuch im Musée Lumière, wo der erste Film gedreht wurde, werde ich berichten.

Nach dem Französischen Jakobsweg: Lyon #4 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Nach dem französischen Jakobsweg : Lyon #3

Wie ich den Nachmittag im Zentrum von Lyon verbrachte (6.8.2022)

Nach meinem erholsamen und köstlichen Mittagessen ging ich zurück über die Saône ins Viertel Croix-Rousse. Diese Gegend stand erst auf meinem Besichtungsplan für den nächsten Tag, aber ich hatte gesehen, dass dieser sehr voll werden konnte und längere Strecken zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln enthielt. Daher legte ich einen kleinen Abstecher zur nicht weit entfernten Fresque de Lyonnais ein.

Das Fassadenkunstwerk „La fresque des Lyonnais“ (Bürger von Lyon) bedeckt eine Fläche von 800 m². Es stellt 30 berühmte historische wie zeitgenössische Persönlichkeiten dar, die mit der Geschichte der Stadt eng verbunden sind. Es wurde in den Jahren 1994/1995 von den Künstlern der Gruppe CitéCréation geschaffen. Auf der riesigen Trompe l’Oeil Wandmalerei sind die berühmtesten Lyoner verewigt sind, darunter der kleine Prinz und Antoine de Saint-Exupéry, Paul Bocuse, Abbé Pierre, Bertrand Tavernier oder die Brüder Lumière .
Quellen: Wikipedia und https://lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de/sehenswuerdigkeiten/wandmalereien.html

Um die Mittagszeit war es doch wieder sehr heiß und leider lagen die wunderbaren Malereien nun im tiefen Schatten oder im Gegenlicht. Aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse war das Fotografieren auch nicht einfach. Aber ich tat mein Möglichstes beim Knipsen und beim Nachbearbeiten.

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Zurück über die Saône und vorbei am neoklassizistischen Palais de Justice ging es in die Altstadt, wo ich Postkarten kaufte. Die Karten schrieb ich in einem Café und trank einen erfrischenden Sirop de Menthe. Der Briefmarkenkauf gestaltete sich etwas schwieriger, aber schließlich landete ich einem Maison de Presse, wo die Karten auch gleich frankiert wurden. Wunderbarerweise führte das Geschäft sogar USB-Kabel und ich erstand ein Ladekabel für die Kamera zum Sonderpreis, weil die Verpackung leicht beschädigt war.

Danach nahm ich die Zahnradbahn, um die Basilika Notre-Dame de Fourvière zu besuchen. Die weithin sichtbare Kirche auf den Fourvière Hügel ist eine der Hauptattraktionen von Lyon und dementsprechend groß ist der Besucherandrang. Die Fahrt mit der überfüllten Bahn dauerte glücklicherweise nur ein paar Minuten. Normalerweise wäre ich zu Fuß auf den Hügel gelaufen, aber bei der Hitze und nach der langen Pilgerwanderung hatte ich darauf keine Lust.

Notre-Dame de Fourvière ist eine römisch-katholische Votiv- und Wallfahrtskirche auf dem Fourvière-Hügel. Sie zählt zum Unesco Weltkulturerbe.

Als Lyon von einer Pest-Epidemie betroffen wurde, gelobte der Rat der Stadt 1643 eine alljährliche Dankprozession zur Fourvière-Kapelle für den Fall eines raschen Endes der Seuche. Diese Prozession findet bis heute am 8. September statt.

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 legten die Bürger von Lyon das Gelübde ab, das Heiligtum von Fourvière zu vergrößern und zu verschönern, falls ihre Stadt von preußischer Besatzung verschont bliebe. Der Wunsch ging in Erfüllung, und schon 1872 wurde der Grundstein der neuen Kirche gelegt.
Quelle: Wikipedia

Im Innenraum der Basilika staunte ich über die reiche Ausstattung. Die Säulen und Wände sind über und über bemalt oder mit viel Gold, Mosaiken und Statuen verziert. Das helle Licht, das an diesem sonnigen Tag durch die farbigen Kirchenfenster fiel, ließ das Gold der Verzierungen hell erstrahlen. Die Krypta war so groß und reich dekoriert, dass sie wie ein weiteres Gotteshaus wirkte.

Die Basilika ist überaus prächtig ausgestattet, sicherlich ein Gesamtkunstwerk, wirkte auf mich aber ausstaffiert und überladen. Trotzdem ist sie etwas Besonderes und sicherlich einen Besuch wert.

Nach dem Kirchenbesuch spazierte ich zur Aussichtsplattform, die direkt neben der Basilika liegt. Dort genoss ich die wunderbare Sicht über die Altstadt und ganz Lyon (mit hässlichen Wolkenkratzern). Bei klarer Sicht soll man bis zu den Alpen schauen können, was aber an diesem Nachmittag nicht der Fall war.

Beim Abstieg in die Altstadt wollte ich eigentlich noch das römische Theater „mitnehmen“, aber als ich an der Abzweigung stand, an der es noch einmal bergauf ging, fehlte mir die Energie. Auch hatte ich in meinem Leben schon einige dieser Theater gesehen. So flanierte ich gemütlich den Hang hinunter und kam bald wieder in „Vieux Lyon“ an.

Die Rue de Saint-Jean, auf der es mir schon morgens zu voll gewesen war, sah nun schwarz vor lauter Menschen aus. Ich wich auf kleinere Gassen aus und entdeckte eine gut besuchte Eisdiele, wo es köstliches Eis und Kaffee zum Mitnehmen gab. Daneben lag ein kleiner etwas, abseits gelegener Hof mit kleinen Tischen im Schatten, wo ich mich mit den Sachen hinsetzte und ein bisschen erholte, bevor ich ins Hotel zurück ging.

Am frühen Abend kam ich ziemlich erledigt in meiner Unterkunft an (vom Achillessehnen- und Rückenproblem wird hier nicht mehr die Rede sein). Nach dem Verspeisen der letzten Essensreste von meiner Wanderung auf dem Camino ergänzt durch etwas Obst ruhte ich mich aus und beschloss den Abend an der Hotelbar mit Tagebuchschreiben und Gin Tonic. Mein erster Tag in Lyon hatte mir sehr gut gefallen. Eine tolle, interessante und lebendige, wenn auch überlaufene Stadt!

Es geht weiter mit dem Bericht über meinen zweiten Tag in Lyon, an dem ich mich im Quartier Croix-Rousse umschaute und das Musée Lumière besuchte.

Nach dem Französischen Jakobsweg : Lyon #3 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Nach dem französischen Jakobsweg: Lyon #2

Wie ich den Vormittag in der Altstadt von Lyon verbrachte (6.8.2022)
Das Frühstück im Hotel war für französische Verhältnisse ungewohnt reichlich und gut. Im Speisesaal herrschte aber ein Mordsbetrieb. Es wurde gedrängelt am Buffet und man unterhielt sich laut über mehrere Tische hinweg. Leider muss ich zugeben, dass es sich bei denjenigen, die mir negativ auffielen, ausschließlich um meine Landsleute handelte.

Zuerst ging ich wieder zur Place Bellecour, dem größten Platz von Lyon, der auf der Halbinsel zwischen Saône und Rhône liegt. In der Nähe wollte ich einen Fotoladen aufsuchen, der noch nicht geöffnet hatte, also vertrieb ich mir die Zeit auf dem riesengroßen Platz. Der Sockel der Reiterstatue von Ludwig XIV war zwecks Renovierung eingerüstet, das Denkmal bot aber immer noch einen schönen Vordergrund für ein Foto der Wallfahrtskirche Notre-Dame de Fourvière, die auf einem Hügel hinter der Altstadt von Lyon („Vieux Lyon“) liegt.

Nach dem Gewitter vom Vortag schien nun wieder die Sonne und der Himmel sah strahlend blau aus. Es würde wieder heiß werden, aber ich musste nicht wandern und konnte mich jederzeit in den Schatten begeben bzw. mir eine Erfrischung holen.

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Im Fotogeschäft fragte ich, woher der große dunkle Punkt stammte, der auf meinen Bildern oft zu sehen war, vor allem in hellen Bereichen wie dem Himmel, und den ich bei der Bildbearbeitung jeweils entfernen musste. Als ich im Laden fotografierte, war der Fleck plötzlich verschwunden. Ich zeigte dann ein anderes Foto und der Fachverkäufer erklärte mir, dass es sich um ein Staubkorn auf dem Sensor handele, das auch wieder verrutschen könne. Bis heute hat sich dieser Punkt nicht wieder gezeigt, allerdings bekommt meine Panasonic Kompakt Kamera gerade immer mehr Macken …

Außerdem brauchte ich ein neues Ladekabel, weil ich meins verloren hatte. Das war nicht vorrätig, also schickte mich in einen nahe gelegenen Elektroniksupermarkt. Dort stellte sich heraus, dass ich ein schlichtes USB-Kabel für ein altes Smartphone benötigte. Allerdings wollte ich das Kabel ohne Stecker nicht für den stolzen Preis von 20 € kaufen, so dass ich den Laden unverrichteter Dinge wieder verließ.

In der Touristeninformation auf der Place Bellecour holte ich mir einen Stadtplan mit Kurzbeschreibungen der Sehenswürdigkeiten. Die nette flotte Dame am Schalter kringelte mir innerhalb kürzester Zeit mit einem pinken Marker zahlreiche sehenswürdige Orte an. Nun war ich doch sehr froh, dass ich einen weiteren Tag in Lyon verbringen konnte. Am meisten interessierte mich die Altstadt. Außerdem lagen dort die Kringel viel näher zusammen. Diese Orte konnte ich größtenteils zu Fuß erreichen.

Über eine Saône-Brücke ging ich zunächst zur romanisch-gotischen Kathedrale Saint-Jean, die ab dem 12. Jahrhundert erbaut wurde. Am besten gefiel mir das hohe helle Innere und besonders die prächtigen Rosetten. Ich fotografierte sehr sparsam mit der Kamera und auch etwas mit dem Smartphone, weil ich noch nicht wusste, ob ich mit der Restladung meiner zwei Akkus während meines Aufenthalts in Lyon auskommen musste. Das war einerseits sehr erholsam, aber andererseits fehlt mir nun nach fast drei Monaten ein Teil der Erinnerung an den Kirchenbesuch, die sich üblicherweise aus vielen Fotos und Tagebuchnotizen rekonstruieren lässt.

Nach dem Kirchenbesuch lief ich auf der Rue de Saint-Jean durch „Vieux Lyon“. Die historische Gasse mit schönen Häusern, z.T. aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ist eine einzige Fressmeile. Dicht an dicht reihen sich die Restaurants, deren Terrassen während meines Besuchs schon um 11 Uhr besetzt waren. Das lag wohl daran, dass Lyon als gastronomische Hauptstadt Frankreichs gilt. Ich wich auf die parallele Rue de Boeuf aus, wo es etwas ruhiger zuging.

Viele der charmanten alten Häuserfassaden waren sehr lange nicht restauriert worden und wirkten heruntergekommen, was ich schade fand. Aus den historischen Gebäuden konnte man wirklich mehr machen. Andererseits wirkten die Häuser gerade dadurch besonders pittoresk.

In der Altstadt waren im Stadtplan einige Traboules eingezeichnet.Die Traboules von Lyon sind besondere Sehenswürdigkeiten. Es handelt sich um versteckte Gänge und Passagen, die es erlauben, lange Strecken abseits der Straße zurückzulegen. Dabei spaziert man durch Hausflure, durch Innenhöfe und Treppenhäuser, die miteinander verbunden sind. Die Widerstandskämpfer der Résistance legten so während der deutschen Besatzung große Strecken versteckt vor der Gestapo zurück.
Quelle: https://lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de/sehenswuerdigkeiten/traboules.html

Die Zugänge zu den Innenhöfen und den Traboules waren leider fast durchgehend geschlossen und dort wo das nicht der Fall war, war es sehr dunkel, eng und voller Menschen, so dass ich kein ordentliches Foto aufnehmen konnte. Das gelang mir aber am nächsten Tag im Viertel Croix-Rousse.

Auf der Suche nach einem ruhigen Restaurant landete ich im idyllischen Dachgarten der Musées Gadagne. Dort bestellte mir das Tagesgericht, ohne richtig zu verstehen, worum es sich handelte („Irgendwas mit Huhn ?“). Serviert wurde eine riesige, sehr saftige Hühnerbrust mit Gemüsereis und sehr delikatem Karottensalat. Das aromatische Gericht schmeckte mir sehr. Dazu trank ich ein Glas kühlen trockenen Weißwein und hinterher gab es noch Kaffee. Nun konnte ich zum ersten Mal während meines Aufenthalts die französische Lebensart richtig genießen. Auf dem Camino hatte ich mittags nur Brotzeiten gegessen und beim Abendessen hatte ich mich oft sehr müde gefühlt.

Frisch gestärkt und gut erholt begab ich mich auf meine Nachmittagstour zu den Trompe L’oeil Wandmalereien „Fresque des Lyonnais“. Darüber und über meine Fahrt mit der Zahnradbahn zur Wallfahrtskirche Notre Dame de Fourvière werde ich noch berichten (Nach dem französischen Jakobsweg: Lyon #3).

Nach dem französischen Jakobsweg Lyon #2 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Nach dem französischen Jakobsweg : Lyon #1

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Ankunft in Lyon am 5.8.2022

Am Vortag hatte ich meine Pilgerei auf der Via Gebennensis aus gesundheitlichen Gründen in La Côte-St-André beendet, obwohl ich geplant hatte, bis Le Puy zu wandern. Nun fuhr ich gegen Mittag mit dem Bus nach Lyon. Alles klappte problemlos, auch das Umsteigen mit einem Aufenthalt von 20 Minuten in einem kleinen Ort, der in der Mittagszeit völlig verlassen in der glühenden Hitze lag.

Panoramafoto zum Anklicken.

Am Bahnhof Lyon Part-Dieu kam ich pünktlich an, aber dann wurde es chaotisch. Ich hatte es nicht geschafft, ein Online-Zugticket für die Heimfahrt zu finden. Hilfe versprach ich mir am Ticketschalter der SCNF. Davor stand schon eine lange Schlange, die sich extrem langsam bewegte. Nur einer der zahlreichen Schalter war mit einer jungen Frau besetzt. In dem Raum herrschte eine tropische Hitze und ich glühte unter der Maske, die ich als eine der Wenigen trug, vor mich hin.

Als ich endlich an der Reihe war, erfuhr ich, dass am Sonntag, meinem geplanten Rückreisetag, alle Züge nach Deutschland ausgebucht waren. Ich entschied mich schnell, einen Tag später zu fahren. Zwei volle Tage in Lyon waren sicher nicht zu viel. Es ging dann eine Weile hin und her. Schließlich buchte mir die gute Frau eine Verbindung in der 2. Klasse, obwohl ich um die 1. Klasse gebeten hatte. Mit dem fälligen Aufpreis war ich einverstanden, aber nicht damit, dass die Fahrt mit dem Ticket, das ich schon bezahlt hatte, nur bis Mannheim statt nach München ging.

Die Dame fand anschließend eine Zugverbindung bis München. Insgesamt wären dafür aber etwa 300 € fällig gewesen. Da reichte es mir und ich bat um Stornierung. Mit der Rückerstattung klappte allerdings erst nach längerer Zeit und nicht ohne die Hilfe von zwei nacheinander herbeigeholten Kollegen der SCNF. Auf Französisch einigermaßen höflich schimpfen zu können, war mein einziges Erfolgserlebnis im Buchungscenter. Die Servicekraft entschuldigte sich eher lauwarm bei mir und überreichte mir einen Papierfächer der französischen Bahn. Als ich nach einer guten Stunde verschwitzt und ohne Ticket den Bahnhof verließ, kochte ich vor Wut und wedelte mir mit dem Fächer, dessen Aufschrift eine Erfrischung „im Nu“ versprach, heftig Luft zu.

Die Fahrt mit der Métro ins Hotel am Bahnhof Lyon-Perrache verlief dann total unproblematisch. Inzwischen waren mächtige dunkle Wolken aufgezogen und es donnerte schon. Schnell lief zu meiner Unterkunft, wo ich mich im klimatisierten Zimmer eine Weile erholte.

Am Nachmittag besuchte ich die Hotelbar und bestellte mir einen Cappuccino und Gebäck. Während ich dort saß, versuchte ich noch einmal, online ein Bahnticket am Montag zu buchen. Ich fand schließlich eine Verbindung mit sehr kurzen Umsteigezeiten in Genf und Zürich (7 bzw. 5 Minuten). Ob das klappen würde, war mir schleierhaft, aber irgendwie würde ich in der Schweiz schon weiterkommen und mangels anderer Möglichkeiten kaufte ich die Fahrtkarte, die im Übrigen wesentlich günstiger als 300 € war. Glücklicherweise konnte ich im Hotel auch eine weitere Übernachtung buchen.

Am Abend, als es nur noch leicht regnete, unternahm ich einen ersten Rundgang mit Schirm. Das Hotel lag am Rande der Altstadt, allerdings musste man erst eine düstere und sehr hässliche Fußgängerunterführung durchqueren.

Ich spazierte bis zur Place Bellecour, dem größten Platz in der Innenstadt von Lyon, auf dem wegen des Regens nicht viel los war, ging eine Kleinigkeit essen, bewunderte die ersten schönen Türen, und kehrte recht bald zurück zu meiner Unterkunft.

Am nächsten Tag besuchte ich die quirlige Altstadt von Lyon mit ihren wunderbaren Sehenswürdigkeiten und freute mich darüber, dass ich noch einen weiteren Tag bleiben konnte. Näheres werde ich in meinem nächsten Beitrag berichten (Nach dem französischen Jakobsweg: Lyon # 2) und es wird auch wieder mehr Fotos zu sehen geben. Versprochen!

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Nach dem französischen Jakobsweg: Lyon #1 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Auf dem Französischen Jakobsweg #10

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Von Le Grand-Lemps nach La Côte-St-André am 4.8.2022

Die letzte Etappe auf der Via Gebennensis

Nach dem Frühstück im lauschig kühlen Garten verließ ich meine wunderbare Pilgerunterkunft (AJ). Nach dem obligaten Fototermin verabschiedeten wir uns und Madame wünschte mir Gottes Segen („Que le Seigneur te bénisse“) für den restlichen Pilgerweg und mein weiteres Leben.

Mein letzter Tag auf der Via Gebenennsis war der heißeste. Obwohl ich schon gegen 8 Uhr aufbrach, herrschten bald um die 35 °C .

Bevor ich den Camino erreichte, sah ich in Le Grand-Lemps noch ein mit sehr schöner Trompe-l’œil Malerei verziertes Gebäude. Kurz danach blieb ich bei einem Camino Schild mit Streckenangaben stehen. Diese Wegweiser fotografierte ich jeden Morgen zu Beginn der Wanderung. Das würde nun zum vorerst zum letzten Mal der Fall sein.

In der Folge lag der Weg wieder fast durchgehend in der Sonne. Er führte durch verlassen wirkende Bauerndörfer, die landwirtschaftlich geprägte Landschaft wurde zunehmend flacher und ich fand sie öde, zum ersten Mal seit ich auf der Via Gebennensis pilgerte.

Mir reichte es mit der Pilgerei. Ich wollte nur noch an meinem Ziel ankommen. In St-Hilaire-de-la-Côte gab es eine Pilgerraststätte, sogar mit Toilette, aber so richtig begeistern, konnte ich mich für die in die Jahre gekommene Sitzbank mit Tisch nicht. Interessant war aber ein Schild mit Kilometerangaben auf dem Jakobsweg. Nach La Côte waren es noch etwa fünf Kilometer, also würde ich bis dahin 177 Kilometer auf der Via Gebennensis gewandert sein, d.h. knapp die Hälfte der Strecke nach Le Puy. Immerhin!

Bei Gillonay schaffte ich es, mich zum Abschluss noch einmal kurz zu verirren, obwohl dort, wie stets, die Via Gebennensis gut ausgeschildert war. Auch gelang es mir nicht, die dort besuchte Kirche ordentlich zu fotografieren. Als ich endlich in La Côte angekommen war, hatte ich keine Geduld mehr mit dem Jakobsweg, sondern zweigte bei der ersten Gelegenheit in die Innenstadt ab. Eine unterhalb der Straße gelegene Kirche ließ ich buchstäblich links liegen.

Natürlich herrschte im Ort die bekannte Mittagspausenödnis. Der Weg zog sich noch einmal sehr. Gegen Mittag erreichte ich schließlich das Hotel, das fast am Ende der langen Hauptstraße lag.

Fazit:
14 km, keine nennenswerten Höhenunterschiede, ca. 4 Stunden
Kurze bis mittellange Strecke, wenig Schatten, daher bei Hitze anstrengend, Gegend etwas langweilig, unterwegs keine Infrastruktur.

Suche nach Verbindungen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln

In meinem Zimmer (sehr einfach, aber sauber) herrschten erträgliche Temperaturen. Ich spürte sogar einen leichten, sehr angenehmen Durchzug. Nachdem ich mich eine ganze Weile ausgeruht hatte, wollte ich mein Nachmittagsprogramm angehen. Es ging um meine Weiterfahrt nach Lyon. Das Touristenbüro in Charavines hatte mir zwei Busfahrpläne gegeben. Für den Bus, in den ich unterwegs umsteigen musste, hatten sie nur den Winterfahrplan gefunden. Daher hatte man mir geraten, in der Information in La Côte nachzufragen.

Vor dem Aufbruch schaute ich die Öffnungszeiten nach und stellte ich zu meinem Schrecken fest, dass das Maison du Tourisme am Donnerstagnachmittag geschlossen hatte. Noch einmal versuchte ich die Verbindung online zu finden, aber da kamen nur Vorschläge wie, dass man ein Taxi für eine Strecke von 20 km (Kosten 50 €) nehmen sollte, um dann mit dem Zug nach Lyon zu fahren. Eine Alternative lautete wie folgt: zurück mit dem Bus nach Le Grand-Lemps, eine Stunde Aufenthalt am Bahnhof, weiter mit dem Zug nach Grenoble und unterwegs in einen weiteren Zug umsteigen (4,5 Stunden für eine Strecke von etwa 65 km).

Ich verbrachte einen guten Teil des Nachmittags damit, meine Weiterfahrt zu organisieren. Die Einzelheiten erspare ich euch. An der Bushaltestelle las ich schließlich, dass mein erster Bus tatsächlich gegen Mittag fuhr (und man sich nicht etwa in die Sommerpause begeben hatte!). Dann zeigte mir das Internet, als ich das Zwischenziel St. Jean de Barre eingab, tatsächlich eine Verbindung nach Lyon mit kurzer Umsteigepause an. Das bedeutete eine vergleichsweise kurze Fahrtdauer von 2,5 Stunden. Das war noch einmal gut gegangen, aber wieder einmal erlebte ich Mühsames auf der Via Gebennensis, bis ganz zum Schluss!

Abschiednehmen auf dem Camino

Nachdem ich mich von dem Schrecken erholt hatte, besuchte ich die Altstadtkirche Saint-André, wo es keinen letzten Pilgerstempel für mich gab. Ich wollte am nächsten Morgen in der Touristeninformation nachfragen, vergaß es dann aber. Danach stieg ich zum Château hinauf, womit ich mich wieder auf dem Jakobsweg befand, wenn auch zunächst in umgekehrter Richtung. Das Schloss sah imposant aus, war aber nicht öffentlich zugänglich.

Der Weg führte nun zu einer Aussichtsterrasse. Dort hatte ich einen guten Blick über die Dächer der Stadt und die Landschaft, konnte aber auch sehen, dass ich auf der Via Gebennensis noch eine Weile durch eine ebene, wahrscheinlich ausgetrocknete Gegend gelaufen wäre.

Weiter auf dem Camino?

Auf dem Rückweg durch die Altstadt fotografierte ich ein handgemaltes Caminozeichen. Es tat mir in diesem Moment sehr leid, dass ich aufgeben musste. Sicherheitshalber fotografierte ich noch die Hausecke in der Nähe der Kirche, an der die weitere Strecke auf der Via Gebennensis abzweigte. Das würde mir helfen, wenn ich den Weg fortsetzte.

Ich fragte mich, nicht zum ersten Mal, warum ich höchstens zehn Tage am Stück pilgern kann, während es viele Leute gab, durchaus auch Ältere, die 30 bis 40 Tage lang gehen. Wahrscheinlich bin ich nicht für das Fernwandern mit Rucksack geschaffen. Auf der Via Jacobi hatte ich Knieschmerzen erlebt. Die Knie hatte ich eifrig gedehnt und beim Bergabgehen geschont, daher waren die Probleme ausgeblieben. Nun hatte ich Rückenschmerzen, die sobald die Wirkung der Tablette nachließ, zuverlässig zurückkehrten. Und meine Achillessehnenreizung sorgte dafür, dass ich wie eine Greisin humpelte.

An diesem Nachmittag überlegte ich mir, ob ich die Via Gebennensis in Le Puy forsetzen sollte. Pilgern auf Französisch hatte mir viel Spaß gemacht, die fehlende Infrastruktur allerdings weniger. Aber das sollte ab Le Puy, da der Camino dort viel stärker frequentiert ist, besser sein.

Ein Fazit meiner Pilgerwanderung in Frankreich werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ziehen. Heute sei angemerkt, dass ich auch zwei Monate nach meiner Rückkehr noch an den Folgen meiner Pilgerei laboriere. Gehen ist aber fast normal und am Rücken zieht es nur noch ein bisschen.

Nach alledem habe ich mein Caminoprojekt nach drei Jahren beendet. Vielleicht pilgere ich irgendwann einmal auf den letzten 100 km nach Santiago mit Rucksacktransport, wer weiß …

In Lyon habe ich noch zwei wunderschöne Tage verbracht. Darüber werde ich noch berichten (Lyon #1, Lyon #2, Lyon #3, Lyon #4 und Lyon #5).

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Auf dem Französischen Camino #10 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Auf dem Französischen Jakobsweg #9

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Von Charavines nach Le Grands-Lemps am 3.8.2022

Das war definitiv nicht mein Tag auf der Via Gebennensis. Im Hotel wurde erst um 8:30 Uhr Frühstück serviert. Obwohl ich vorher alles gepackt hatte, konnte ich so erst um kurz nach 9 Uhr mit der Wanderung beginnen. Ich wollte an diesem Tag bis La Côte-St-André laufen, wo ich eine Unterkunft gebucht hatte. Die Strecke betrug 25 km. Langsam laufend und mit vielen Pausen konnte ich das wie bisher schaffen. Ich dachte allerdings, dass ich durch meine Übernachtung am Lac Paladru einige Kilometer eingespart hatte. Dass das nicht zutraf, sollte ich bald merken.

Am Vortag hatte ich den Camino in Le Pin verlassen, weil ich dort keine Unterkunft gefunden hatte. Die Dame in der Touristeninformation in Charavines hatte mir empfohlen, ein Stück auf der Straße nach Le Pin zurück zugehen und dann auf einen Wanderweg abzuzweigen, um auf den Camino zurückzukehren. Mir geht es grundsätzlich gegen den Strich, zurückzulaufen, um auf den Jakobsweg zu kommen, also suchte ich mir eine Alternative heraus. Ich folgte der Straße nach Oyeu, von der ich abbiegen wollte, um in Blaune wieder auf den Pilgerweg zu treffen. Die kleine Straße stellte sich als relativ stark befahren heraus. Es ging bergauf und das Laufen auf dem Asphalt, der meistens in der prallen Sonne lag, strengte mich sehr an. Es kam dazu, dass ich wegen meiner Rückenschmerzen schlecht geschlafen hatte und meine Achillessehne während der ersten beiden Kilometer bei jedem Schritt schmerzte.

Kurz bevor ich die Via Gebennensis wieder erreichte, bot mir ein älteres Ehepaar (etwa so alt wie ich, aber ein altes Ehepaar sagt man nicht, das hört sich nach einer sehr langen Ehe an), das gerade in seinem schattigen Hof kehrte, Wasser und Kaffee an. Ich muss wohl schon ziemlich erschöpft gewirkt haben. Bei angenehmerer Temperatur saß ich mit ihnen im Hof und plauderte. Er war ein ehemaliger Musikprofessor und sehr stolz auf seinen Hund, einen kleinen süßen Scotch Terrier. Ich bedankte mich für die nette Erfrischung und zog frisch gestärkt los.

Bei Cuétan unterquerte ich die Autobahn und dann begann ein recht steiler Anstieg. Schon zu Beginn musste ich mich auf eine Bank setzen. Nachdem ich viel getrunken und einen kleinen Snack gegessen hatte, brach ich wieder auf.

Laut Pilgerbuch sollte ich nun „auf dem holprigen Feldweg deutlich an Höhe gewinnen“. Tatsächlich handelte es sich nur um eine Steigung von ca. 100 m. Bei über 30° C ging ich sehr langsam in der prallen Sonne, aber plötzlich nach der Hälfte des Anstiegs konnte ich nicht mehr. Ich setzte mich auf den Weg und versuchte, mit Traubenzucker und Wasser wieder fit zu werden. Nun erkannte ich, dass ich es nicht nach La Côte-St-André schaffen würde. Die 25 Km waren einfach zu viel für mich bei dieser Hitze. Ich beschloss, nach der Hälfte der Strecke in Le Grand-Lemps einen Bus oder ein Taxi zu nehmen.

Bis zum Höhenweg an der Ferme de Futeau schleppte ich mich weiter hinauf. Das weite Panorama, das sich dort zeigte, konnte ich aber nicht genießen.

Danach ging es sogleich auf einem Feldweg mit losen großen Steinen bergab. Auf dem Zahnfleisch gehend erreichte ich Le Grands-Lemps.

Fazit:
13,5 km, 4 Stunden, Auf- und Abstieg ca. 150 m,

Mittellange, an für sich leichte Strecke, die im Hochsommer mangels Schatten nicht zu empfehlen ist, nicht sehr abwechslungsreich, aber schöner Panoramablick von der Ferme du Futeau, unterwegs keine Infrastruktur.

In Le Grand-Lemps waren in der Mittagszeit die Bürgersteige hochgeklappt. Mir war nur noch heiß. Auf dem Hauptplatz hatte eine Bar geöffnet. Dort fragte ich nach einer Busverbindung nach La Côte („in drei Stunden“) . Ein Taxi mochte man mir nicht rufen. Selber telefonieren wollte ich nicht so gerne, weil ich die Erfahrung gemacht hatte, dass Anrufe mit einer ausländischen Nummer nicht angenommen wurden. Der junge Kellner empfahl mir dann ein Accueil Jacquaire (AJ) bei einer Familie im Ort.

Die AJ sind Übernachtungen mit Halbpension bei ehrenamtlich tätigen Privatleuten, die Pilger mit Pilgerpass unterstützen. Diese Leistung ist prinzipiell kostenlos, aber eine Spende wird angenommen. Bisher hatte ich diese Unterkünfte nicht genutzt, weil ich gerne unabhängig bin und befürchtete, dass mir der Familienanschluss nicht angenehm wäre.

Ich ließ mich erst einmal mit einer eiskalten Cola auf dem Hauptplatz im Schatten nieder, wo Stühle der Bar standen. Dann rief ich bei der Familie an. Madame bot mir wunderbarerweise an, mich sofort aufzunehmen, als ich ihr erklärte, dass ich pilgerte und nicht mehr weiter laufen könne. Eigentlich soll man bei den AJ spätestens einen Tag vorher anrufen. Danach telefonierte ich mit dem Hotel in La Côte, schilderte mein Problem und konnte meine Übernachtung um einen Tag verschieben.

Die Familie wohnte am Ortsrand. Sogleich wurde ich in den Garten gebeten, wo ich ein großes Glas Wasser bekam und mich zu den Gästen setzen konnte, die gerade ein größeres Essen beendet hatten. Ich wurde nach dem Camino befragt und dann brachte mich Madame auf mein Zimmer. Dieser Raum und das Nachbarzimmer waren mit mehreren Etagenbetten eingerichtet. Erleichtert stellte ich fest, dass ich die gesamte Etage inklusive Bad und Toilette für mich hatte.

Nachdem ich mich etwas ausgeruht hatte, wurde es mir in dem Zimmer unter dem Dach doch zu warm, so dass ich zu einem Spaziergang in den Ort aufbrach. Meine Achillessehnenreizung machte sich wieder bemerkbar. Ich schlich langsam humpelnd zur Kirche. Dann ging ich wieder zu der Bar am zentralen Platz, wo ich ein köstliche Himbeertörtchen zum Kaffee verspeiste. Mit einem Sirop de Menthe sorgte ich für die notwendige Erfrischung.

Danach kaufte ich noch etwas Wanderproviant ein und schlenderte an der historischen Markthalle vorbei zurück zu meiner Unterkunft.

Bei der Familie angekommen fragte ich, ob ich im Garten sitzen durfte, was bejaht wurde, ich solle mich wie zu Hause fühlen. Das ältere Ehepaar (beide um die 70) war nun alleine. Sie empfingen seit über 20 Jahren Pilger. Ich bedankte mich noch einmal dafür, dass sie mich so kurzfristig aufgenommen hatten. Madame antwortete, dass man noch nie einen Pilger in Not im Stich gelassen hatte, und sprach mit mir über die AJ, nachdem ich erwähnt hatte, dass es mein erstes Mal in einer solchen Pilgerunterkunft war. Sie sagte auch, dass man durchaus etwas geben durfte, je nach Finanzsituation und wie es gefallen hatte. Das beruhigte mich, nun fühlte ich mich nicht mehr wie eine Almosenempfängerin.

Im Garten zu sitzen war angenehm kühl und sehr idyllisch. Meine Gastgeber stellten sich als reizende Leute heraus, sehr freundlich, höflich und nicht aufdringlich.

Zum Abendessen gab es einen köstlichen Salat mit Thunfisch, Avocado und selbst angebauten Tomaten, eine vegetarische Quiche mit Zucchini und Fleischgerichte, die vom Mittagessen übrig geblieben waren. Alles war sehr gut, aber die absolute Krönung stellte der Himbeerkuchen zum Dessert dar, den ich schon mittags auf dem Tisch beäugt hatte. Nach diesem tollen Essen entschuldigte sich Madame noch dafür, dass sie wegen des großen Mittagsessens mit Gästen nur Kleinigkeiten gekocht habe (!)

Ich hatte mich dazu durchgerungen, die Via Gebennensis in La Côte zu beenden und danach nach Lyon zu fahren, wo ich übernachten und dann nach Hause reisen wollte. Neben den beschriebenen gesundheitlichen Problemen und der nicht nachlassenden Hitze war es mir nicht gelungen, weitere Unterkünfte für die Fortsetzung des Weges zu buchen.

Madame wollte mich dazu überreden, noch einige Tage zu pilgern. Sie erwähnte eine Zugverbindung, die von Chavannay gut zu erreichen war und fragte mich, wo ich hinter La Côte als Nächstes übernachten würde. Vorsichtig geworden nannte ich einen Ort in 14 km Entfernung. Sofort telefonierte die reizende Dame des Hauses mit dem dortigen AJ und fragte, ob man mich aufnehmen könne. Ich merkte gleich, dass der Herr zögerte. Madame machte noch ein bisschen Werbung für mich (“ ist sehr nett, spricht gut Französisch“ etc.). Der Gastgeber wollte sich dann noch einmal melden, was er dann am späteren Abend tat, als er per SMS absagte, da er private Gäste habe. Damit stand meine Entscheidung fest.

Ich hatte befürchtet, dass mich ein Abend mit französischer Konversation sehr anstrengen würde, aber es hatte richtig Spaß gemacht, mich mit den außergewöhnlich netten Menschen zu unterhalten. Allerdings fühlte ich mich körperlich und geistig etwas ausgepowert, als ich zu Bett ging.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Auf dem Französischen Jakobsweg #9 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Auf dem Französischen Jakobsweg #7

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Von Saint-Genix-sur-Guiers nach Saint-Ondras am 1.8.2022

Morgens durfte ich eine halbe Stunde früher frühstücken, so dass ich das Schlösschen, in dem ich übernachtet hatte, schon um kurz nach 8 Uhr verließ.

Dann begann ich zu trödeln. Zunächst ging ich ein kleines Stück zurück, um die Kapelle Notre-Dame de Pigneux zu besuchen, die ich am Vortag ausgelassen hatte, um schnell zu meiner Unterkunft zu kommen. Die Wallfahrtskirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts am Standort einer sehr alten Kirche erbaut.

In einer Apotheke in Saint-Genix wollte ich Tape zum Verkleben der Füße kaufen. Nach dem Vorzeigen meines fast aufgebrauchten Röllchens erhielt ich ein ähnliches Band. Habe ich bis heute nicht ausprobiert, weil ich immer weniger Tape brauchte und dann auch nicht mehr lange auf dem Camino pilgerte. Mit dem Apotheker unterhielt ich mich sehr nett und ließ mich ausgiebig für mein gutes Französisch loben. Das ging mir runter wie Butter, auch wenn es nicht zutrifft. Wegen der mageren Französischkenntnisse der meisten Deutschen passt auf mich wohl eher „Unter den Blinden ist der Einäugige König.“ Danach spazierte ich noch kurz durch die Altstadt des Ortes, wo am Montag morgen fast alles geschlossen hatte, besuchte die Kirche und trank ein eiskaltes Mineralwasser in einer Bar.

Als ich schließlich den Jakobsweg fortsetzte war es schon nach 10 Uhr. Eine Brücke führte mich über den Fluss Guiers und in das Department Isère. Ein gar reizendes Schild wies auf die Abzweigung der Via Gebennensis hin (s. links unten). Eine Weile folgte ich dem schattigen Flussufer. In der ausgetrockneten Landschaft fand ich das Gehen am Wasser besonders angenehm. Dann verlief der Weg leider schattenlos und wenig idyllisch zwischen einer Stromtrasse und einem umzäunten Badesee. Nach einem staubtrockenen Acker folgte die Autobahn.

Über kleine Straßen und durch ebensolche Orte ging ich weiter. Am Pilgerrastplatz neben dem Croix-Bénie, der noch etwas Schatten bot, legte ich eine Pause ein und aß ein paar Snacks aus dem Rucksack, um neue Energie zu gewinnen.

Kurz nach dem Croix Bénie winkte mir eine ältere Frau zu (wahrscheinlich in meinem Alter!), die an einem Gartenzaun stand. Sie fragte mich, ob ich auf dem Jakobsweg pilgerte, was ich bejahte, und teilte mir dann unvermittelt mit, dass sie vor über 30 Jahren Aubagne bei Marseille in die Region gezogen sei und dass es ihr überhaupt nicht gefiel. Das konnte ich nachvollziehen. Genauso lange lebe ich in München und liebe es aber immer noch. Ich verabschiedete mich dann bald, weil mir Zeit und Lust für eine längere Unterhaltung über das Thema fehlten.

Der Weg nach Les Abrets bot keine weiteren Höhepunkte. Es ging maßvoll bergauf und wenig bergab. Bei La Bruyère wählte ich eine kleine Abkürzung. Das Sträßchen führte dann allerdings durch die glutheiße Sonne, so dass ich froh war, als ich auf die Via Gebennensis zurückkehrte.

Nach der Abzweigung an einem Klärwerk ging es glücklicherweise schattig kurz steil hinauf zu den Bahngleisen. Bald darauf hatte ich Les Abrets erreicht. Meine Gastgeberin hatte mir mitgeteilt, dass es kein Restaurant in der Nähe des B&B gab und dass sie kein Abendessen kochen würde. Ich wollte möglichst mittags etwas Warmes essen. Meine Vorräte aus dem Rucksack waren aufgebraucht, daher musste ich auch Einkaufen.

In Frankreich sind die Läden am Sonntag morgen geöffnet. Zum Ausgleich sind sie am Montag geschlossen und die Gastronomie legt einen Ruhetag ein. Gut ist, dass man sich darauf verlassen kann, während man in Deutschland an verschiedenen Tagen vor verschlossenen Türen stehen kann, seit Corona wegen Personalmangels oft an mehreren. In einem kleinen Ort in Bayern habe ich übrigens schon erlebt, dass die beiden einzigen Restaurants am gleichen Tag pausierten!

Umso mehr freute ich mich nun, als ich in Les Abrets ein offenes Restaurant sah. Auf der Terrasse saßen Leute beim Mittagessen, meistens aber schon beim Dessert. Kaum hatte ich mich hingesetzt, da kam der Chef und erklärte mir, dass nun, pünktlich um 13.30 Uhr, geschlossen sei. Als ich fragte, ob noch ein kaltes Getränk möglich wäre, entgegnete er, dass er das Personal nicht länger beschäftigen könne. Nun ja, wenn ich gleich nach dem Servieren bezahlt hätte, wäre das keine große Aktion gewesen, zumal noch andere Gäste dort waren. Erst auf eindringliches Nachfragen nach einer anderen Essensmöglichkeit riet mir der Herr, bei Mc Donalds zu speisen. Gegenüber gäbe es auch einen großen Supermarkt.

Leicht frustriert ging ich weiter. Bis zum Mc Donalds war es noch einmal ein gutes Stück aus dem Ort hinaus. Bei der Bestellung am Automaten im Schnellrestaurant musste man sich durch zahlreiche Alternativen klicken. Netterweise half mir ein junges Paar, das in meiner Nähe stand. Das Essen war ziemlich teuer und schlecht sowie der Raum extrem herunter gekühlt. Fand ich zunächst erfrischend, fror dann aber in meinen verschwitzten Klamotten, so dass ich bald wieder aufbrach. Essen bei Mc Donalds in Frankreich: ein Sakrileg!

Nach dem Einkauf im Riesensupermarkt, wo es alles gab, aber schwierig war, kleine Portionen für Rucksackreisende zu bekommen, kehrte ich noch einmal in den Ort zurück, um die Kirche zu besuchen. Diese war natürlich geschlossen. Mein Aufenthalt in Les Abrets stand wirklich unter keinem guten Stern! Immerhin entdeckte ich eine kleine Bar in der Nähe, in der ich mich vor der Fortsetzung der Wanderung mit einem Kaffee und einem Sirop de Menthe stärken konnte.

Ich hatte gut zwei Stunden in Les Abrets verbracht und musste nun die restlichen 4 Kilometer nach Saint-Ondras in der größten Nachmittagshitze zurücklegen. Das Laufen über mehrere Sträßchen mit leichten Steigungen aber ohne Schatten empfand ich nur noch als quälend. Gut geschafft kam ich in meiner Unterkunft an, wo mich die Dame des Hauses mit einem frisch gepressten Orangensaft empfing. Wunderbar!

Fazit:
21 km, rd. 400 m Aufstieg, 180 m Abstieg, 6 Stunden.
Leichte mittellange Etappe, hügelige Landschaft, die nicht die gewohnte Abwechslung bot, wenig Schatten, Infrastruktur in Saint-Genix und Les Abrets (eingeschränkt am Montag!), nicht meine Lieblingsstrecke auf der Via Gebennenis, lag vielleicht an der Kombination von Hitze, Trockenheit und Montagsschließungen.

Mein Zimmer erwies sich als riesig groß und verfügte über eine Klimaanlage. Gut erholt setzte ich mich zum Abendessen in den Garten an einen Tisch mit Sitzbank. Dort aß ich die frisch gekauften Lebensmittel. Es gab Enten-Leber-Pâté, Käse, Baguette und einen goldgelben Pfirsich zu einem gut gekühlten Bier. Gar nicht schlecht!

Zum Abschluss besuchte ich noch das Eselspaar mit der schwangerer Eselin, das zum Haus „gehörte“. Die Tiere trabten gleich zu mir an den Zaun. Sie waren so schön, dass ich sie sogar vorsichtig an den Ohren streichelte, obwohl ich normalerweise keine Tiere anfasse.

Im Großen und Ganzen war ich zufrieden mit mir. Ich konnte selbst bei Temperaturen um 35 ° C, über den Tag verteilt und mit Pausen, etwa 20 Km schaffen. Auch mein Rücken meldete sich nur gelegentlich. Das Medikament, das mir die Ärztin in Yenne verschrieben hatte, sollte ich nur fünf Tage lang einnehmen. Am nächsten Tag wollte ich versuchen, statt zwei Tabletten nur noch eine am Abend zu schlucken, um so die Einnahme zu strecken. Auf die Wirkung war ich gespannt.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Auf dem Französischen Jakobsweg #7 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Auf dem Französischen Jakobsweg: Yenne

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Ruhetag in Yenne am 30.07.2022

Mein Ruhetag begann damit, dass ich zum Arzt ging. Morgens war ich wieder mit dem Bewegungsschmerz im Rücken aufgewacht. Manchmal tat es schon weh, wenn ich einen etwas größeren Schritt machte. Ich fragte mich, ob ich auf dem Camino weitergehen konnte und vor allem, ob ich den Rucksack tragen konnte. Auf jeden Fall wollte ich das medizinisch abklären lassen.

Direkt neben dem Hotel lag eine Artzpraxis, die natürlich geschlossen hatte, weil Samstag war. Auf der Straße sprach ich einen Passanten mit Baguette unter dem Arm an. Der Mann nannte mir eine Bereitschaftspraxis und beschrieb mir den kurzen Weg dorthin. Wenn man bedachte wie bescheiden die Infrastruktur auf der Via Gebennensis im Allgemeinen war, hatte ich mit Yenne den idealen Ort für alle möglichen Eventualitäten ausgewählt.

Die Anmeldung in der Praxis war nicht besetzt. Man setzte sich einfach in das Wartezimmer. In dem kleinen Raum saßen schon acht Leute mit Op-Masken aber auch Kinder ohne Mund- und Nasenschutz. Solange wie möglich blieb ich draußen vor der Türe sitzen. Es ging nur sehr, sehr langsam weiter. Ungefähr alle 20 Minuten kam die Ärztin, die offensichtlich alleine Dienst hatte, und holte den nächsten Patienten ab. Im Wartezimmer war es sehr ruhig, die Leute saßen scheinbar geduldig da und sagten kein Wort. Auch von den kranken Kindern, die sich manchmal enger an die Eltern kuschelten, kam kein Ton. Nach mehr als 1,5 Stunden begann ein Mädel mit seinem Vater zu flüstern, worauf dieser mit ihr in den Garten ging.

Schließlich holte mich die junge Frau Doktor. Sie stellte mir zunächst Fragen zu meiner Person und dann zur Gesundheit und zu Medikamenten. Nachdem ich erzählt hatte, dass ich mit dem Rucksack auf dem Jakobsweg pilgerte, keinen Unfall aber seit dem Vorabend plötzlich Rückenprobleme hatte, tastete sie Bauch und Rücken ab.

Die Ärztin meinte, dass die schmerzende Stelle ein verspannter Muskel oder eine geprellte Rippe sein könnte. Sie verschrieb mir ein entzündungshemmendes Medikament, das ich fünf Tage lang zweimal täglich zum Essen einnehmen sollte. Wenn es dann nicht besser war, sollte ich wieder zum Arzt gehen und mich röntgen lassen. Sie hatte keine Bedenken, dass ich den Camino fortsetze.

Außerdem gab sie mir einen kurzen Arztbericht mit, den ich ggf. dem nächsten Doktor zeigen sollte. Habe ich dann auch getan, als ich wieder zu Hause war, aber mehr als einen flüchtigen Blick warfen die Ärzte darauf nicht. Wahrscheinlich hörten sie auf zu lesen, als sie bemerkten, dass der Bericht auf Französisch verfasst war …

Als ich die Praxis verließ, war ich um eine kulturelle Erfahrung reicher. Warten auf den Arzt gestaltete sich in Frankreich offensichtlich viel ruhiger als in Deutschland. Ob das etwas mit der größeren Ehrfurcht vor den Medizinern zu tun hatte ?

Der ganze Spaß kostete mich außerdem nur knapp 30 Euro: 25 € für die Ärztin und 20 Tabletten für unter 5 €.

In der Touristeninformation holte ich mir den Pilgerstempel und fragte etwas, das mich als große Kaffee- und Kuchenliebhaberin schon ein paar Tage lang beschäftigte. In den kleineren französischen Orten gibt es oft Bars, die Getränke und salzige Snacks anbieten aber keinen Kuchen. So war es auch in Yenne. Ich erfuhr, dass ich ohne weiteres ein Stück Gebäck in der Patisserie kaufen konnte, um es zu einem Getränk in der Bar zu verspeisen. „Prima,“ dachte ich und setze mich gleich mit einem köstlichen Törtchen in die Bar im Ortszentrum, wo ich mir einen Kaffee dazu bestellte. Natürlich war ich die Einzige, weil die Franzosen Kuchen hauptsächlich zum Dessert verspeisen.

Zum Kaffee nahm ich die erste Tablette. Beim Lesen des Beipackzettels wurde es mir etwas blümerant, aber der Schmerz beruhigte sich sofort.

Nun war ich erst einmal erledigt und ruhte mich eine Weile im Hotel aus.

Am Nachmittag stromerte ich durch das Städtchen, schaute mir weitere historische Gebäude an und kaufte Wanderproviant. Auch ein großes Eis war wieder fällig. Und die Kirche musste noch einmal besucht werden.

Recht müde, obwohl ich nicht gelaufen war, ging ich früh schlafen. Mir stand eine lange Etappe bevor und ich hoffte, dass alles gut verlaufen würde.

PS: Inzwischen weiß ich natürlich, woher die Rückenschmerzen kamen, aber das werde ich es erst am Ende meines Berichts über die Via Gebennensis verraten, weil ich es erst hinterher erfuhr.

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Französischer Jakobsweg: Yenne erschien zuerst auf Wanderlustig.

Auf dem Französischen Jakobsweg #5

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Von Chanaz nach Yenne am 29.07.2022

Netterweise durfte ich im Hotel schon um 6:30 Uhr frühstücken, eine halbe Stunde vor der offiziellen Zeit. Schon um kurz vor 8 Uhr befand ich mich wieder auf der Via Gebennensis. Es war bewölkt, kühler und viel angenehmer zum Wandern. Schnell hatte ich den Kanal in Chanaz erreicht und befand mich auf der Strecke, die aus dem Ort hinaus führte. Nun ging es kräftig bergauf, an einer restaurierten Ölmühle aus dem 19. Jahrhundert vorbei und dann etwas sanfter bis zur Kapelle Orgeval, wo sich ein Rastplatz befand, den ich für eine kurze Trinkpause nutzte.

Bei der Fortsetzung des Weges freute ich mich über eine schöne Sicht auf die umliegenden Berge. Gut zu sehen war bereits der Höhenzug „Mont du Chat“ mit dem markanten Gipfel „Dent du Chat“ („Katzenzahn“). Auf dem ebenen Weg ging es sich nun sehr gut und flott. Schon wollte ich frohlocken, als es sich blitzschnell zuzog. Zunächst verschwand der „Dent du Chat“ in den Wolken, dann begann es zu regnen und zwar so heftig, dass ich die Regensachen und den Regenschutz für den Rucksack herausholte. Als alles angelegt war, hörte es auf zu schütten, aber ein leichter Sprühregen begleitete mich weiterhin.

Durch mehrere kleine Weiler ging ich weiter und schließlich durch einen Weinberg . Selbst bei dem regnerischen Wetters fand ich diesen Wegabschnitt sehr eindrucksvoll. Sogar die Wolke, die langsam an einer Bergflanke hinauf stieg, bewunderte ich. Aber deswegen musste es wirklich nicht wieder stärker regnen!

Am Château de Mar musste ich mich entscheiden. Auf der Via Gebennensis folgt ein Anstieg zur Kapelle Saint-Romain, die auf einem steilen Felsen liegt. Auf dem Rastplatz bei der Kapelle sollen sich laut Pilgerführer zwar faszinierende Weitblicke eröffnen, aber danach sollte ein sehr steiler Abstieg zur Rhône kommen. Die Variante des Camino umgeht den Auf- und Abstieg und trifft am Fluss wieder auf die Route. Bei kleineren Abstiegen hatte ich schon bemerkt, dass die steinigen Pfade rutschig geworden waren und die Aussicht auf dem Felsen würde bei diesem Wetter nicht berauschend sein. Daher war schnell klar, dass ich im Tal bleiben würde.

Leider gab es im Schloss zwar ein Hotel mit Swimmingpool aber keine Einkehrmöglichkeit für hungrige und durstige Pilger, daher verzog ich mich etwas später in ein Buswartehäuschen und vesperte dort mit den Vorräten aus dem Rucksack. Es regnete weiterhin, so dass ich schnell zur Rhône hinunter ging. Bald befand ich mich am Flussufer, dem ich bis Yenne lange folgen würde. Es ging abwechselnd durch den Wald und am Rand riesiger Maisfelder entlang. Eigentlich recht schön, aber bei dem Regenwetter und der schlechten Sicht auf die Dauer recht eintönig.

Einmal stolperte ich und wäre fast nach vorne in den Matsch gefallen, wenn ich mich nicht mit den Händen abgefangen hätte. Komischerweise kann mich daran nur schemenhaft erinnern, habe es auch nicht in meinem Tagebuch vermerkt. Jedenfalls achtete ich danach besser auf den Weg und kam schließlich durch ein Naturschutzgebiet am Flussufer ohne weitere Vorkommnisse in Yenne an.

Kaum hatte ich im Hotel die nassen und schlammigen Klamotten aufgehängt, da hörte es auch schon auf zu regnen und die Sonne kehrt mit der gewohnten Kraft und zusätzlicher Schwüle zurück.

Fazit:
17,5 km, ca. 440 m Auf- und Abstieg, ca. 150 m weniger auf der Variante, 5,5 Stunden.
Mittellange Etappe, führt durch eine Weinbaugegend und am Flussufer entlang, bietet wunderbare Aussichten (vor allem bei schönem Wetter). Unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten oder Geschäfte.

In Yenne hatte ich einen Ruhetag geplant, worauf ich mich sehr freute. Nach einer Ruhepause im Hotel spazierte ich am Nachmittag durch das charmante Städtchen mit viel französischem Flair und zahlreichen historischen Gebäuden. Die Kirche Notre Dame, die im 12. und 14. Jahrhundert gebaut wurde, musste natürlich auch besucht werden. Einen Pilgerstempel fand ich trotz intensiver Suche nicht, wollte mir diesen aber am folgenden Tag in der Touristeninformation besorgen. Auf einer Caféterrasse am hübschen Bachlauf in der Altstadt ließ ich mich nieder, vertilgte ein großes Eis, trank Cappuccino und ließ es mir gut gehen.

Abends wurde im Hotel ein sehr schmackhaftes Menue für Hausgäste serviert. Als ich dann im Bett lag, tat mir am linken Rücken jede Bewegung und ganz besonders das Aufrichten weh. Ich nahm an, dass ich mir beim Rucksackschleppen einen Muskel gezerrt hatte, besorgte mir bei der Gastwirtin eine kalte Kompresse und hoffte, dass sich das Problem bis zum nächsten Tag geben würde. In dieser Hinsicht sollte ich mich leider irren.

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