For translation please use the Google Translate Button !
Nach meinem Wandertag im wildromantischen Wadi Dana begab ich mich zu den Highlights einer jeden Jordanienreise: Petra und Wadi Rum. Auf meiner Tour habe ich keine Touristen getroffen, die diese Ziele auslassen wollten.
Letztendlich ist das absolut berechtigt. Es handelt sich um besonders beeindruckende Sehenswürdigkeiten in kultureller bzw. landschaftlicher Hinsicht. Schade ist nur, dass alle Touren, auch wenn sie selbst organisiert sind, sich stark ähneln.
Als ich vor vielen, vielen Jahren, in den Zeiten vor dem Internet, durch Australien reiste, hatte ich nur eine grobe Vorstellung von meiner Reiseroute. Der genaue Verlauf der Tour ergab sich erst nach und nach während der Reise, durch Gespräche, Tipps, etwas das man im Reiseführer gelesen oder unterwegs aufgeschnappt hatte. Ob das besser war, weiß ich nicht. Möglicherweise hab ich so ein paar Highlights verpasst … Auf jeden Fall war das Reisen spontaner, abenteuerlicher aber auch oft frustrierend,wenn Dinge nicht klappten, aber gerade diese Erlebnisse habe ich nie vergessen.
4. – 5.11.2018 Wunderbares Petra
Mein Aufbruch von Dana Village wurde von einer süßen Eselshorde begleitet, die sehr hungrig war und jedes Mal, wenn ein Auto gepackt wurde, vom Müllcontainer abließ und herantrabte.
In Wadi Musa/Petra kam ich nach einer guten Stunde an und checkte im Hotel La Maison Petra ein, das ich weniger wegen des Komforts ausgesucht hatte, sondern weil es nur 250 m entfernt vom Eingang zur Ausgrabungsstätte liegt.
Mit dem Jordan Pass musste ich mich nicht am Ticketschalter anstellen und konnte gleich zum Eingang gehen.
Das Museum ließ ich links liegen und stürmte gleich zu den Ausgrabungen. Ich weiß nur zu gut, dass es schwer ist, die Ungeduld zu bezähmen, wenn man zu einer Hauptattraktion kommt, würde das Museum aber zuerst und nicht, wie ich es tat, hinterher besuchen. Es gibt nur wenige Ausgrabungsstücke zu sehen, aber man erfährt viel über die Geschichte und die Gesellschaft der Nabatäer, das Volk, das die Stadt vor über 2000 Jahren erbaute und für einige Jahrhunderte bewohnte.
Beim Ticketschalter erhält man auch eine sehr gutes Faltblatt, in dem die Lage der Sehenswürdigkeiten eingezeichnet ist. Später sollte ich allerdings feststellen, dass in meiner deutschen Broschüre keine Wanderwege eingezeichnet waren. Ich empfehle daher, ein englischsprachiges Blatt mitzunehmen.
Es ist alles sehr gut ausgeschildert und auf der Hauptroute kann man nicht falsch gehen. Nur wenn man zu bestimmten Zielen, wie z.B. dem Großen Opferplatz aufsteigen will, muss man auf das Faltblatt schauen oder jemanden fragen.
So überlaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte, war es nicht. Allerdings wurde ich buchstäblich alle fünf Meter angesprochen, ob ich den kilometerlangen Weg auf einem Esel, einem Pferd oder einem Kamel zurücklegen wollte oder ob ich ein Andenken von einem der zahlreichen Verkaufsstände erstehen wollte („Madam, want to ride a horse …“ „Want to buy ? Good price !“) Ich versuchte, das so gut es ging zu ignorieren und begann mit der Besichtigung.
Zuerst lief ich durch den berühmten Siq, die ungefähr einen Kilometer lange und zunehmend enger werdenden Schlucht, an deren Ende sich der Platz öffnet, wo das Schatzhaus steht, eines der größten und schönsten der in den Sandstein gemeißelten Königsgräber.
Dann ging ich die Fassadenstraße entlang und stieg die vielen Stufen zum Großen Opferplatz hinauf. Auf dem Weg ruhte ich mich aus und trank ich Tee bei einer sehr netten Beduinenfrau namens Noor („Licht“, wie die frühere jordanische Königin). Wir unterhielten uns ein bisschen und ich kaufte ihr einen schönen Stein mit den typischen bunten Bändern der Felsen von Petra ab. Auf dem Aufstieg zum Opferplatz ging es an einer Stelle sehr steil aufwärts. Ich war mir nicht sicher, ob ich richtig war und blieb stehen. Ein Beduinin schrie mir von ihrem Verkaufsstand „Up, up!“ zu, so dass ich vorsichtig hinauf kletterte und bald den wunderbaren Blick genießen konnte.
Anschließend führte mich die Beduinin auf einem fast ebenen Pfad zu ihrem Stand zurück. Unterwegs kamen wir an einer Eselin und einem Eselchen vorbei, die sich im Schatten ausruhten. „Buy, good price!“ forderte mich die Frau nun auf. Ich meinte ihr danken zu müssen, wollte aber nichts kaufen , daher fragte sie, ob sie Tee hatte. „Ok, one minute tea!“ entgegnete sie rasch und holte einen großen Plastiksack, aus dem sie trockenes Reisig heraus schütteln wollte. Mir schwante, dass es mit dem Tee doch sehr viel länger dauern würde. In diesem Moment kamen die jungen Deutschen vorbei, mit denen ich auf dem Opferplatz unterhalten hatte. Ich verabschiedete mich von der Beduinin und sagte, dass ich leider doch keinen Tee trinken könne, weil ich mit meinen Freunden zurückgehen musste. Den von Noor empfohlenen Weg am Soldatengrab vorbei fand ich leider nicht, aber der Abstieg über den Hinweg war wegen des veränderten Lichts trotzdem sehr schön.
Unten angekommen stärkte ich mich mit Cola und einem Fladenbrot. Verhungern oder verdursten kann man in Petra nicht, dazu gibt es zu viele Verkaufsstände. Allerdings ist speziell das Essen überteuert und ich verspeiste das trockenste Sandwich meines Jordanienurlaubs.
Gestärkt ging ich zum Theater und den Königsgräbern und folgte dann dem Al-Khubtha-Trail, der hoch hinauf bis zu einem Aussichtspunkt führte, von dem man auf das Schatzhaus hinunterschauen konnte. So anstrengend hatte ich mir das gar nicht vorgestellt. Auch verlief ich mich ein bisschen, als die Stufen aufhörten und der Pfad durch eine wilde idyllische Felsenlandschaft weiterführte. Ein englisches Ehepaar, mit dem ich kurz ins Gespräch gekommen war, hatte mir noch geraten „Turn left at the donkey!“, aber entweder war es ein anderes Tier, bei dem ich abbog, oder ich hatte etwas falsch verstanden. Jedenfalls kraxelte ich eine Weile durch die wunderschöne Gegend bis ich wieder Besucher auf dem Weg unter mir erblickte. Vor dem letzten steilen Aufstieg legte ich noch eine Pause in einem Beduinenzelt ein, trank an ein buntes Sitzkissen gelehnt einen Tee und unterhielt ich mich mit zwei anderen erschöpften Wanderern aus Spanien und den USA.
Den Ausblick am Ende der Wanderung konnte man nur genießen, wenn man in einem weiteren Beduinenzelt eingekehrte , das direkt an dem steilen Abhang stand . Nach kurzem Zögern ließ ich mich dort nieder, bestellte mir einen Nescafé und genoß den Ausblick. Nun verstand ich, warum der Aufstieg so anstrengend gewesen war: das Schatzhaus sah jetzt richtig klein aus. Sehr imposant war aber, wie die Nabatäer es geschafft hatten, das riesige Grabmal in den Felsen einzubauen.

Auf dem Rückweg bewunderte ich noch einmal die Grabmale, die nun durch das Abendlicht herrlich angestrahlt wurden. Ich merkte aber auch, dass der Siq in dieser Richtung leicht aufwärts verlief und schleppte mich kurz vor Sonnenuntergang mit vielen anderen Touristen zum Ausgang zurück. Zur Belohnung bekamen wir noch die Sonne zu sehen, die sehr fotogen hinter einer Felsgruppe verschwand.
Natürlich wurde ich auch auf dem Rückweg immer wieder gefragt, ob ich nicht ein Reittier nehmen wollte. Nicht damit gerechnet hatte ich allerdings, dass auf dem 250 m langen Rückweg ins Hotel mehrmals ein Taxi neben mir mit der Aufforderung „Taxi , Madam ?“ halten würde.
Nachdem ich mich entstaubt hatte (aus meinen Schuhen kam ein ganzer Sandberg), ging ich im Hotel essen. Das Buffet war in Ordnung und ich war zu geschafft, um ein Restaurant zu suchen. Ich überlegte, wie es mir in Petra gefallen hatte. Die Bauten sind natürlich spektakulär, die Architekturleistung der Nabatäer ist äußerst beeindruckend, aber das war es nicht, was mich fasziniert hatte. Die Felsenlandschaft in verschiedensten Rot – und Rosatönen, die Einbettung der antiken Bauten in diese Landschaft und die kurzen aber durchaus anstrengenden Aufstiege mit den fantastischen Aussichten, kurz gesagt, das Gesamtkunstwerk Petra war für mich einzigartig.
Nachdem es in Dana Village komplett „trocken“ gewesen war, freute ich mich auf ein Bier zum Abendessen. Als ich eines bestellen wollte, eröffnete mir der Kellner, dass es sich um ein Hotel ohne Alkohol handelte. Ich fragte dann nach einer Bar in der Nähe, bekam auch eine Wegbeschreibung zum Palace Hotel, hatte aber das Gefühl , als ob ich nach einem Speak Easy gefragt hätte. An diesem Abend schaffte ich nicht mehr in die Bar, war einfach zu müde, um noch einmal auszugehen.
Am nächsten Morgen gegen 7 Uhr war ich zurück in Petra. Eigentlich sollte man noch früher gehen, um das Schatzhaus bei bestem Fotolicht (ohne Schatten) zu sehen, aber an diesem Tag war es ohnehin bewölkt. Morgens war es noch schön leer und ich schlenderte gemütlich zu den restlichen Sehenswürdigkeiten vom Theater bis zum Monastry, dem imposantesten Grabtempel, der in einer wunderbaren Berglandschaft liegt.
Der Aufstieg zum Monastry besteht aus 900 Stufen, die sich aber problemlos bewältigen lassen. Zu Beginn nahm die Nachfrage „Madam, donkey to the Monastry ?“ stetig zu. Ich kam kaum an den Tieren und ihren Haltern vorbei. Auf dem Weg musste man dann aufpassen, dass man nicht von einem Esel, auf dem ein völlig verkrampfter, oft asiatischer oder übergewichtiger, Tourist saß, an die Felswand gedrückt wurde. Zwar liefen die Beduinen mit den Reitern mit, hielten sie manchmal sogar fest, aber die ganze Eselsgruppe hatten sie doch nicht im Griff.
Im Teashop gegenüber dem Monastry, einem Logenplatz mit wunderbarer Aussicht auf das Bauwerk, ließ ich mich nieder. Zwischendurch zeigte sich sogar einmal die Sonne.

Dann stieg ich noch auf zwei Aussichtspunkte. Von dem höheren konnte man sehr schön ins Gebirge und in einen Canyon schauen. Mit dem sehr freundlichen Beduinen, der dort den Teashop betrieb, unterhielt ich mich eine Weile. Er zeigte mir ein abgelegenes Grab auf einem Berg, das man mit einem Beduinenführer besuchen kann, der ein Zelt zum Übernachten und die Verpflegung mitbringt. Wir sprachen noch über den Jordan Trail, einen Fernwanderweg, den man auch in Etappen begehen kann. Sehr schön soll es sich von Dana nach Petra in vier Tagen gehen.
Auf dem Rückweg wollte ich eigentlich noch einmal den Aufstieg zum Opferplatz gehen und dann auf den Trail abbiegen, den ich am Vortag verpasst hatte. Inzwischen waren dicke schwarze Wolken herangezogen und es fing leicht an zu regnen. Ich beschloss, auf eine Wanderung über regennasse Felsen zu verzichten und begab mich zum Ausgang.
Wie sich das Wetter in Petra weiter entwickelte, habe ich nicht verfolgt. Am 10.11. stieg das Wasser in Petra jedenfalls nach einer Sturzflut bis zu vier Meter hoch und mehr als 3500 Touristen mussten evakuiert werden !
Am Abend trank ich mein wohlverdientes Bier, Marke „Petra“, und zog mein Fazit: zwei Besichtigungstage waren für mich ideal. Der Betrieb in Petra kann schon nerven, aber die antike Stadt gehört völlig zu Recht zu den „Sieben Neuen Weltwundern“.
Weiterlesen „Jordanien Rundreise im November 2018 (3) Petra“ →