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Von Bossey nach Genf (Versoix) am 26.4.2022
Nach dem Frühstück unternahm ich einen Abschiedsspaziergang im Schlosspark Bossey. Es war so schön dort, am liebsten wäre ich noch einen Tag geblieben, hatte aber schon eine Übernachtung in Genf gebucht.
Um 10 Uhr brach ich dann auf, etwas später als geplant, u.a. musste ich mehrmals meinen Rucksack ein- und auspacken. Wieder einmal hatte ich das zweite Paar Schuhe vergessen, das zuerst nach unten gepackt werden muss. An diesem Morgen packte ich zum letzten Mal meinen Rucksack auf dem Schweizer Jakobsweg und hatte es immer noch nicht automatisiert!
Durch den frühlingsfrischen Laubwald gelangte ich auf eine kleine Straße, die über Tannay nach Commugny führte. Dort las ich neben den Jakobswegschildern (noch 4,5 Stunden bis Genf!), wie weit es noch zu verschiedenen Orten am Camino war. Wieder einmal erschrak ich über die unglaubliche Entfernung nach Santiago de Compostella.
Damals dachte ich, dass ich nicht durch Frankreich pilgern, sondern den Weg in Spanien oder Portugal fortsetzen würde, um mir ca. 1000 Km zu sparen sparen. Inzwischen sehe ich das anders, aber das ist eine Geschichte, die ich in einem separaten Post erzählen möchte.
In der Kirche St. Christophe holte ich mir einen Pilgerstempel und schaute mir das Kirchenfenster mit der Darstellung der Weihnachtsgeschichte an.
Im nächsten Ort Tannay trank ich einen Cappuccino im Restaurant am schönen Dorfplatz mit dem zu Ostern geschmückten Brunnen. Auf der Fortsetzung des Weges sah ich ein in den Fels gehauenes historisches Wegzeichen der Via Jacobi, eine Muschel die Pilgern schon vor langer Zeit nach Santiago wies.
Schließlich erreichte und durchquerte ich den Ort Mies, der zwar nicht seinem Namen gerecht wurde, aber sich als langweilige Vorstadt von Genf erwies. Außerdem folgte der Jakobsweg eine ganze Weile der Hauptstraße. In der Nähe von Versoix hatte man sich mehr Mühe mit der Streckenführung gegeben. Der Fußweg in einem Wäldchen hinter den Häusern verlief neben einem kleinen Bach. Ich setzte mich auf eine Bank und verspeiste den restlichen Proviant, den ich zum Teil seit Fribourg mit mir herumgeschleppt hatte. Diese Notration brauchte ich nun nicht mehr. Der High Protein Riegel schmeckte richtig eklig und klebte an den Zähnen. Auch die Nüsse und die Datteln waren nicht mehr lecker. Mit viel Wasser spülte ich das Ganze hinunter und ging weiter nach Versoix.
Inzwischen befand ich mich in der Einflugschneise des Genfer Flughafens. Im Minutenabstand donnerten Flugzeuge über mich hinweg. Als ich am Bahnhof angekommen war, begann es wieder einmal zu regnen. Eigentlich hatte ich geplant, mit dem Schiff von Versoix nach Genf zu fahren. Das nächste Boot ging in einer knappen Stunde und ich wusste nicht, wie lange ich zur Anlegestelle brauchen würde. Wahrscheinlich hätte ich es geschafft, aber dann wurde am Bahnsteig der Regionalzug nach Genf angezeigt und das gab den Ausschlag.
Wenig später traf ich auf dem Genfer Hauptbahnhof ein. Zu Fuß wäre ich noch drei Stunden in weiteren Vorstädten unterwegs gewesen. Die Ankunft in Genf auf der Seepromenade hatte ich mir zwar sehr schön vorgestellt, aber für den bekannten Blick auf den Mont Blanc war es ohnehin zu stark bewölkt. Diesen Wegabschnitt ging ich dann am nächsten Tag von Genf aus (Bericht folgt).
Fazit:
10 km, 3 Stunden ohne Pausen, geringe Höhenunterschiede.
Leichte Wanderung durch die Vorstädte von Genf an verkehrsarmen Straßen, aber wenig naturnahe Strecken, bei schönerem Wetter Aussicht auf den Mont Blanc gegeben. Den Weg mit einer Schifffahrt nach Genf abzuschließen ist wohl empfehlenswert, während meines Aufenthaltes gab es nur wenige Verbindungen, weil der Winterfahrplan galt.
Am Nachmittag schlenderte ich durch Genf (Fotoimpressionen siehe: Nach Genf Geschafft), wollte eigentlich nur einen Kaffee trinken gehen, landete dann aber doch in der Kathedrale St. Pierre. Es handelt sich nicht um irgendeine reformierte Kirche, sondern um das Gotteshaus, in dem schon Calvin predigte. Das Kirchenschiff empfand ich als unglaublich karg und grau. Wahrscheinlich liegt das an meiner frühkindlichen katholischen Prägung und daran, dass ich überladene bayerische Barockkirchen gewohnt bin. Dass es keinen Altar in den protestantischen Kirchen gibt, war mir bekannt, aber dass im Chorraum nur ein mehrstufiges graues Holzpodest steht, wunderte mich. Ich fragte einen Kirchenmitarbeiter, verstand aber seine französische Erklärung leider nicht. Wisst ihr, warum die Genfer Kathedrale so ausgestattet ist ?
Ganz anders sieht es in der Chapelle des Macabées aus . Die zu Beginn des 15. Jahrhunderts im Stil der Flamboyantgotik ausgestattete Kapelle wurde Ende des 19. Jahrhunderts neugotisch sehr farbenprächtig restauriert.
Insgesamt fiel es mir schwer, mich in der sehr nüchternen Atmosphäre der Kathedrale auf meine zurückliegende Pilgerwanderung auf der Via Jacobi zu besinnen. Das holte ich dann später in der letzten Schweizer Kirche vor der Französischen Grenze in Compesières nach.
Ich holte mir den Pilgerstempel und ging ins Hotel zurück, wobei mir das Nachmittagslicht über dem Genfer See sehr gefiel.
Panoramafoto bitte anklicken
Bevor ich den Camino an der Grenze zu Frankreich beendete, verbrachte ich einen wunderbaren „Ruhetag“ in Genf, worüber ich als Nächstes berichten werde.
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.
Der Beitrag Auf dem Schweizer Jakobsweg /On the Swiss Camino #22 wurde zuerst auf Wanderlustig veröffentlicht.