Wie ich den Nachmittag des 2. Tages in Lyon verbrachte:
Nach der Mittagspause setzte ich meinen Aufstieg auf den Hügel Croix-Rousse fort. Ich begann, nach den im Stadtplan eingezeichneten Traboules Ausschau zu halten. Wie schon erwähnt sind die Traboules von Lyon besondere Sehenswürdigkeiten. Es handelt sich um versteckte Gänge und Passagen, die es erlauben, lange Strecken abseits der Straße zurückzulegen. Dabei spaziert man durch Hausflure, durch Innenhöfe und Treppenhäuser, die miteinander verbunden sind. Die Widerstandskämpfer der Résistance legten so während der deutschen Besatzung große Strecken versteckt vor der Gestapo zurück.
Quelle: https://lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de/sehenswuerdigkeiten/traboules.html
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Nun hatte ich mehr Glück mit dem Besuch der Innenhöfe als in Vieux Lyon am Vortag. Im Croix-Rousse Viertel sind die Traboule mit Symbolen am Hofeingang gekennzeichnet und daher gut zu finden. Eine Traboule beeindruckte mich besonders. Es ging mehrere Treppen nach oben, wieder hinunter, um die Ecke und durch mehrere miteinander verbundene Innenhöfe. Wirklich verwirrend und ich konnte mir gut vorstellen, dass Ortsfremde sich darin verlaufen konnten. Als ich wieder auf die Straße trat, musste ich mich neu orientieren, bevor ich den Weg fortsetzte.
Über eine lange steile Treppe, die durch einen Park führte, kam ich schließlich schnaufend auf den Pentes de la Croix-Rousse an, dem höchsten Teil des Stadtviertels. Oben genoss ich die wunderbare Aussicht über Lyon und den Fourvière Hügel mit der Wallfahrtskirche Notre-Dame, die ich am Vortag besucht hatte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging ich weiter zu den Murs de Canuts, der Wandmalerei in Lyon. Unterwegs entdeckte ich eine hohe Tafel mit Street Art.
Das 1987 errichtete und 1997 überarbeitete Murs des Canuts, ein Trompe-l’œil Gemälde, das bei der Sanierung des Croix-Rousse Quartiers entstand (früher das Viertel der Seidenarbeiter, zur Geschichte der Seidenherstellung in Lyon), ist mit 1200 qm das größte Fresko Europas. Eine riesige Mauer, die durch Perspektiven und hohe Treppen geöffnet wird. Auf beiden Seiten findet das tägliche Leben der authentischen Bewohner des Viertels statt, die das Erbe der Canuts ( Seidenweber) und der Seidenindustrie bewahren.
Quelle : https://www.lyon.fr/lieu/contemporaine-19eme-20eme/mur-des-canuts, übersetzt mit http://www.DeepL.com/Translator.
Die Murs de Canuts konnte man nicht verfehlen, dorthin waren schon einige Touristen unterwegs. Ich war angemessen beeindruckt von der detaillierten Malerei und den lebendigen Szenen aus dem Alltagsleben der Bewohner von Croix-Rousse, die dort täuschend echt wiedergegeben sind. Eine ursprünglich riesige dunkelgraue Häuserwand auf der Rückseite mehrerer Gebäude mit vereinzelten lukenartigen Fenstern (Mur de Canuts historisch) wurde in ein wunderschönes Kunstwerk verwandelt.
Nun war ich reif für eine Ruhepause im Hotel. An der Place de la Croix-Rousse nahm ich die Metro zur Place Bellecour. Der in die Jahre gekommene Zug kam unendlich langsam angefahren und setzte die Fahrt genau so fort. Es ratterte und knatterte und ich befürchtete schon, dass ich gleich in der U-Bahn festsitzen würde. An der nächsten Haltestelle fiel mir auf, dass ich auf einem schräg nach unten geneigten Platz saß. Da wurde mir klar, dass ich mit der zur Metro von Lyon gehörenden unterirdischen Zahnradbahn fuhr, die den steilen Hang ab dem Hôtel de Ville nach Croix-Rousse hinauf – und hinunterfährt.
In meinem Hotelzimmer entspannte ich kurz und zog dann wieder los. Als letzte Sehenswürdigkeit stand das Musée Lumière auf meinem Plan. Mit zwei U-bahnen gelangte ich in kurzer Zeit ins Viertel Monplaisir. Vor dem Museumsbesuch stand das Kaffeetrinken an. Im Museumscafé bekam ich ein Stück umgedrehten Apfelkuchen („Tartine“) mit fester sehr kalter Crème frâiche (lecker!) zum Kaffee.
Das Museum befindet sich in der Villa Lumière, dem Wohnhaus der Brüder Auguste und Louis Lumière, die 1895 den ersten Kinématographen erfanden, der sowohl Kamera als auch Vorführergerät des Films war. Ausgestellt waren auch Vorläufer der Projektion z.B. die Laterna Magica. Auch die weiteren Erfindungen der Lumières, wie die Fotoplatte, das Photorama, aber auch die mechanische Hand, die Louis entwickelte, um den Amputierten nach dem 1.Weltkrieg zu helfen. Produziert wurden die Geräte, und später auch Filme und Fotopapiere, in den Lumière Werken in der Nähe.
Im ersten Stock der Gründerzeitvilla mit wunderbaren Jugendstildekorationen besuchte ich den Projektionsraum, in dem die ersten (restaurierten) Filme der Gebrüder Lumière zu sehen sind. Da ging mir, wie wohl jedem Cinephilen, das Herz auf. Der allererste Film (Arbeiter, die die Lumière Fabrik verlassen) wurde in drei verschiedenen Fassungen gezeigt. Gut zu erkennen waren erste Regieansätze. Es lief u.a. die erste Komödie (Der begossene Gärtner) und natürlich der berühmte Film Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat. Die ersten Zuschauer sollen den Saal fluchtartig verlassen haben, weil sie glaubten, der Zug rase auf sie zu. Heutige Sehgewohnheiten sind wohl gänzlich anders. Auf mich wirkte die Einfahrt des Zuges sehr gemächlich.
Zur ersten Filmvorführung in einem Café in Paris vor geladenem Publikum im Jahr 1895 waren nur 30 Personen gekommen, aber die Vorführung des Kinematographen vor zahlendem Publikum wurde schnell zu einer großen Attraktion. Den Besuch des Musée Lumière fand ich hochinteressant und den Geburtsort des Kinos zu sehen, war zugleich sehr rührend.
Das letzte Abendessen nahm ich mit weiteren hunderten Gästen in der riesigen Brasserie Georges in der Nähe meines Hotels ein. Es war ein Erlebnis, die perfekte Organisation im Lokal zu beobachten. Unzählige Kellner wuselten durch das Restaurant und brachten die Speisen flott zu den Kunden. Auch gab es große Portionen, gegessen hatte ich aber während meines Frankreich Aufenthalts schon wesentlich besser.
Rückfahrt nach München am 8.8.2022
Für die Rückfahrt hatte ich mir notgedrungen eine Verbindung mit zwei äußerst knappen Umsteigezeiten ausgesucht. In Genf hatte ich sieben Minuten Zeit. Unterwegs erfuhr ich dann noch, dass ich dort durch die Passkontrolle und den Zoll gehen musste. Mit weiteren Reisenden rannte bzw. humpelte ich wegen meiner Achillessehnenreizung vom Französischen zum Schweizer Bahnsteig. Die Schweizer Grenzbeamten hatten ein Einsehen und kontrollierten uns nicht. Den Zug nach Zürich fuhr pünktlich ab, aber ich erreichte ihn ohne Probleme.
Noch knapper war das Umsteigen innerhalb von fünf Minuten in Zürich. Laufen musste ich dort nicht, weil der Zug nach München am Nachbargleis stand. Nach 8,5 Stunden Zugfahrt kam ich pünktlich an. Die beteiligten Bahngesellschaften SCNF und SBB hatten es wirklich gut hinbekommen.
H. holte mich am Bahnhof ab und dann endlich: Home Sweet Home!
Fazit
Nach jeder Wanderung ziehe ich normalerweise ein Fazit. Nach meiner Pilgerreise auf der Via Gebennensis fällt es mir schwer. Nur wenige Tage nach meiner Rückkehr stellte sich heraus, dass ich mich ernster verletzt hatte als gedacht. Das führte dazu, dass ich mehr als drei Monate lang ziemlich eingeschränkt war. Für mich folgt daraus, das mein wunderbares Caminoprojekt nun gestorben ist. Mir tut es nach insgesamt 900 km und unglaublich schönen Erlebnissen auf dem Jakobsweg sehr leid, aber ich muss es akzeptieren.
Wenn möglich möchte ich mehr Reisen in die Ferne unternehmen und dabei auch wandern, aber nicht tagelang und mit Gepäck. Erste Pläne gibt es schon. Ich lasse von mir hören …
Zum Abschluss noch ein Bild von meiner Zugfahrt mit einer Sicht auf den traumhaft schönen Genfer See. Ganz in der Nähe war ich auf dem Schweizer Jakobsweg gepilgert, allerdings bei viel schlechterem Wetter.

Nach dem Französischen Jakobsweg : Lyon # 5 erschien zuerst auf Wanderlustig.