Rainy Days on the Munich Way of St. James

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Walking the Munich Way of St. James in October 2019 I often suffered heavy rain and thick fog. From time to time there was a funny looking rainbow and finally, having arrived at my destination in Lindau, I even saw the sun over Lake Constance, briefly.

This is for Lens-Artists Challenge #186 – Low-Light. Thank you, Sofia for the interesting topic and for hosting.

My photos might not very artistic but they convey the mood and the atmosphere of my pilgrimage on this section of the trail.

Always looking forward to your feedback.

Finale auf dem Münchner Jakobsweg

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Wollt ihr wissen, ob und wie ich es zum Ziel des Münchner Jakobswegs in Lindau geschafft habe ? Dann schaut mal hier.

8.10.2019 Scheidegg nach Hergensweiler (Lindau), ca. 12 km

Beim Frühstück fragte mich die Wirtin, ob ich bei diesem Sauwetter tatsächlich wandern wollte. Es schüttete und Dauerregen war angesagt. „Natürlich,“ entgegnete ich, „das ist meine letzte Etappe. Ich will den Jakobsweg bis Lindau schafften.“ Zunächst holte ich mir den Pilgerstempel in der Touristeninformation in Scheidegg. Wieder wurde ich gefragt, ob ich vorhatte,  im Starkregen  zu pilgern. Ziemlich zuversichtlich nickte ich. Die längste Strecke ging es bergab, 800 m hinunter vom Allgäu an den Bodensee. Auch würde es unterwegs Einkehrmöglichkeiten geben, wo ich  mich ausruhen und die Kleidung trocknen konnte.

Zunächst lief ich bergauf bis zur Gallus-Magnus-Kapelle, die neben einem schönen holzverkleideten Bauerhof lag. Die Kirche war geöffnet und ich stellte mich kurz unter.
Jakobsweg3 (179)Jakobsweg3 (180)An den Scheidegger Wasserfällen kam ich vorbei, aber der Zugang war wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Im strömenden Regen stieg ich weiter hinauf und erreichte die Wendelinskapelle.
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Von nun an ging es bergab, im übertragenen und im tatsächlichen Sinn. Der Camino führte fast nur über steile Schotterwege, die mir, da das Regenwasser den Berg hinablief und die Steine zum Teil unterspült hatte, nicht geheuer waren. Bei jedem Schritt musste ich aufpassen. Vor einem Sturz in der verlassenen Gegend fürchtete ich mich.  Es gab so viele Waldwege wie nie zuvor auf dem Münchner Jakobsweg. Nun freute ich mich über jedes asphaltierte Stück.
Jakobsweg3 (189)Das Gasthaus in Niederstaufen, war zu meinem Entsetzen geschlossen und eine weitere Einkehrmöglichkeit sah ich nicht. Wegen des schlechten Wetters waren auch keine Passanten unterwegs, die ich hätte fragen können. Natürlich hatte ich gehofft, im Trockenen relaxen zu können.

Hinter Niederstaufen folgte ich dem Flüsschen Leiblach, das ich  überquerte wie im Pilgerführer beschrieben. Als ich auf der Brücke stand, sah ich, dass sich die Leiblach nach  tagelangem Regen in ein reißendes Gewässer verwandelt hatte.

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Der Pilgerführer erläuterte den Weg nach der Brücke folgendermaßen: „… Diesem Weg folgen Sie, bis er Sie wieder zurück zu einer Brücke über einen Bach bringt …“  Am anderen Ufer stand ein Muschelzeichen, dem ich folgte. Kurz danach hatte sich der Weg in eine Schlammwüste verwandelt. Ich versuchte, über heruntergefallene Äste zu balancieren, rutschte aber vom nassen Holz herunter und blieb bei jedem Schritt im zähen Matsch stecken. Der Weg endete schließlich am Flussufer.  Ungläubig starrte ich in die trüben Fluten. Der Jakobsweg war an dieser Stelle wohl überschwemmt worden. „Es reicht !“ rief ich in den menschenleeren Wald. “ St. Jakobus, was soll das ?“ Beim Zurückgehen nahm ich einem abzweigenden Pfad, der mich aber nicht auf den richtigen Weg führte. Dazu kam, dass es im Wald keinerlei Unterstellmöglichkeiten gab. Vor dem Starkregen schützte das Blätterdach nicht. Schließlich folgte ich einem Asphaltsträßchen in Richtung Hergensweiler, wo ich den Radweg nach Sigmarszell nehmen und dort  auf den Jakobsweg zurückkehren wollte.
Beim ersten Bauernhof sah ich einen überdachten Grillplatz. Ich klingelte, um zu fragen, ob mich dort unterstellen durfte. Ein Fenster im Erdgeschoss war gekippt, aber es öffnete niemand. Nach kurzem Warten stellte ich meinen Rucksack auf dem überdachten Platz ab, setzte mich auf ein Mäuerchen und legte eine kleine Brotzeit ein.

In Hergensweiler waren einige Frauen unterwegs, die gerade ihre Kinder abgeholt hatten. Endlich Leute, die man nach dem Weg fragen konnte ! Hinter dem geschlossenen Gasthaus entdeckte ich den Radweg nach Sigmarszell. Auf dem Camino betrug die Entfernung von Niederstaufen nach Sigmarszell fünf Kilometer, von Hergensweiler waren es für Radfahrer noch mehr als zehn. Die Entfernung von Sigmarszell nach Lindau betrug weitere zehn Kilometer. Inzwischen war ich völlig durchnässt und wäre noch länger als drei Stunden unterwegs gewesen. Die Bushaltestelle fand ich ohne Probleme. Als ich sah, dass in wenigen Minuten ein Bus nach Lindau ging, entschied ich mich schweren Herzens für die Busfahrt.Jakobsweg3 (197)Den Bodensee sah ich zum ersten Mal an einer roten Ampel in  Lindau-Rehlein. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich war ziemlich enttäuscht.

Der Bus fuhr nicht zur Insel Lindau, auf der die Altstadt liegt, sondern zum Berliner Platz. Der Platz mit seinem riesigen Kreisverkehr bildet einen Verkehrsknotenpunkt. Im  Jahr 2017 hatte mich der Flixbus dort abgesetzt. Beim Aussteigen hatte ich das Hotel, das direkt am Platz lag,  gesehen und gedacht. „Was für eine schreckliche Lage!“ Nun war mir alles recht, um die nassen Klamotten loszuwerden. Ich bekam sogar ein Zimmer zum Hof, das für eine Nacht ausreichend konfortabel und ruhig war. Dort breitete ich meine Kleidung zum Trocknen aus und zog mich um. Im Einkaufszentrum gegenüber regenerierte ich mich bei Kaffee und Kuchen. Danach holte ich mir auf der Insel die letzten Pilgerstempel, in der Touristeninformation und im Münster Unserer lieben Frau, wo ich mich in die Marienkapelle setzte, um über meine Pilgerwanderung nachzudenken. Obwohl ich traurig war, dass ich den Weg nicht bis zum Ende zu Fuß zurücklegen konnte, war ich doch ein bisschen stolz , dass ich es trotz des schlechten Wetters so weit geschafft hatte. Viele der wunderbaren Landschaftspanoramen und auch die anstrengenden Erlebnisse würde ich nicht so schnell vergessen. Beim Gehen hatte ich sehr intensive Eindrücke gewonnen. Ich hatte erlebt, was Goethe meinte: „Nur wo zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.“
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Lindau hatte ich bisher nur im Sommer besucht, als es von Besuchern nur so wimmelte. Nun wirkte die Altstadt wie ausgestorben. Die Cafés waren aber geöffnet. Dorthin waren die Touristen vor dem Regen geflüchtet. Eine wunderbare Pause verbrachte ich im urigen Buchcafé, wo ich nicht zum Lesen kam, weil ich mich sehr nett mit einem älteren englischen Ehepaar unterhielt.
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Danach spazierte ich am Bodenseeufer entlang zurück zu meiner Unterkunft. Es hatte endlich aufgehört zu regnen und zwischendurch schien sogar die Sonne.
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10.10.2019 Rückfahrt nach München

Mit dem Rucksack lief ich am nächsten Morgen zum Lindauer Hafen und  beendete dort (fast regulär) meine Pilgerreise auf dem Münchner Jakobsweg.
Jakobsweg3 (220)Dann nahm ich den nächsten Zug nach München. Von den 290 km des Münchner Jakobswegs hatte ich 260 km zu Fuß zurückgelegt. Die ausgelassene Strecke von 20 km am Westufer des Ammersees werde ich in einer Tageswanderung nachholen. Auf dem  Camino hatte ich 15 Tage verbracht, die Bahn brauchte für die ähnlich verlaufende Strecke gerade einmal drei Stunden.

Unterwegs sah ich das Wegstück, auf dem ich drei Tage vorher nach Stiefenhofen gelaufen war
https://wanderlustig2019.wordpress.com/2019/12/29/auf-dem-muenchner-jakobsweg-10/  .
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Fazit:
Der Münchner Jakobsweg verläuft zu einem großen Teil auf Asphalt oder Schotterwegen. Lange Strecken führen durch landwirtschaftlich geprägte Gegenden mit schönen Bauernhöfen und Begegnungen mit putzigen neugierigen Kälbchen. Unterwegs gibt es immer wieder prächtige Barockkirchen und liebvoll ausgestattete Kapellen zu bestaunen. Bei klarem Wetter kann der Pilger traumhafte Bergpanoramen genießen.
Für mich war die Strecke mit Gepäck anstrengend genug. Vor allem im Allgäu ging es ständig auf und ab. Wer fitter ist, kann die Etappen verlängern und den Weg in kürzerer Zeit zurücklegen.
Nicht gefallen hat mir, dass ich nur am 1. und 2. Tag eine  Pilgergruppe getroffen habe. Den Caminospirit, der im  Austausch mit anderen Pilgern entsteht, habe ich leider nicht erlebt.
Es würde mich reizen, den Weg in Lindau fortzusetzen. Von Lindau fährt ein Schiff nach Rorschach, wo einer der  Schweizer Jakobswege beginnt. Gehört habe ich aber, dass auch auf diesem Camino nur wenige Pilger unterwegs sind. Vielleicht gehe ich dann doch auf dem Camino portugues oder frances weiter. Schaun‘ mer mal  …

Wart ihr schon auf einem Fernwanderweg unterwegs, den ihr nicht wie vorgesehen geschafft habt ? Und hat es euch trotzdem gefallen ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

 

 

Auf dem Münchner Jakobsweg (11)

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8.10.2019 – Von Stiefenhofen  nach Scheidegg, ca. 20 km

Nun lässt es der Camino richtig krachen! Auf dem Münchner Jakobsweg  bin ich im Oktober mehrmals völlig  durchnässt worden.  Die Einkehrmöglichkeiten waren ein Trauerspiel: an mehreren Tagen gab es überhaupt nichts. Aber heute ist es nur stark bewölkt, dazwischen gibt es etwas Sonne, ab und zu fallen ein paar Tropfen, die kein Regenzeug erfordern, und in den Wolken entdecke ich einen zarten Regenbogen.
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Und das ist die Krönung: Ich sitze in Börser-Scheidegg in einem Café bei Latte Macchiato und einer köstlichen herb-süßen Biskuitrolle mit Schwarzer-Johannisbeer-Sahne. Die Gaststube ist im Stil der 60er Jahre eingerichtet. Am Nebentisch spielen drei ältere Damen Doppelkopf und fluchen dabei lautstark im Dialekt wie Pferdekutscher. Die freundliche Wirtin spricht mich tatsächlich an und und fragt, ob ich auf dem Jakobsweg pilgere und wie weit ich schon gelaufen bin. Toll, dass sich mal jemand interessiert! Ich erzähle ihr, dass ich schon sehr lange keine Jakobspilger mehr getroffen habe. Doch es gäbe sie schon, sie sehe einige pro Tag, aber nur wenige in dieser Jahreszeit.  „Wie weit ist es noch nach Scheidegg ?“ frage ich. Sie entgegnet, dass sie „auf Scheidegg“ bis zur Schule in 30 Minuten läuft.  Gut regeneriert breche ich auf, mein heutiges Ziel habe ich fast erreicht.
Jakobsweg3 (169)Morgens in Stiefenhofen hatte ich meinen inneren Schweinehund besiegt, indem ich keine Abkürzung wählte, sondern direkt zum Jakobsweg zurückging. Am Vortag hatte ich mir die spätgotische Kapelle in Zell gespart, um schneller zu meiner Unterkunft in Stiefenhofen zu kommen Auf dem Münchner Jakobsweg (10)
Nun fühlte ich mich gut ausgeruht und wollte ich nicht auch noch auf die Kirche St. Stephan in Genhofen bei Oberstaufen verzichten, wo es interessante Wandmalereien aus dem 16./17.Jahrhundert zu bewundern geben sollte. Das Sträßchen nach Genhofen führte durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend und war überhaupt nicht befahren. Auch die Bewohner waren nirgends zu sehen. Allerdings begleiteten mich ihre guten Wünsche.
Jakobsweg3 (127)Jakobsweg3 (130)Von weitem sah ich mit Bestürzung, dass die Kapelle von Genhofen vollkommen eingerüstet war. Beim Näherkommen entdeckte ich, dass die Kirchentüre offen stand.  Vorsichtig trat ich ins Kircheninnere. Die Handwerker, die an der Außenfassade arbeiteten,  hinderten mich nicht daran, womit ich eigentlich gerechnet hatte. Der Innenraum des Gotteshauses  schien völlig ausgeräumt zu sein. Durch eine Tür in einer Stoffabdeckung gelangte ich in die Apsis, wo ich den wunderschönen Hauptaltar aus dem 16. Jahrhundert mit Figuren der Muttergottes und von Heiligen bewunderte.  Im Pilgerführer stand, dass sich der Pilgerstempel hinter dem Altar im Beichtstuhl befände. Dieser stand tatsächlich noch dort, aber einen Stempel fand ich nicht. Aber die interessanten spätgotischen Fresken mit Wappen, Jagdszenen, Sonnenkreuzen und  vorchristliche Kultzeichen und Symbolen konnte ich bewundern.

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Draußen sah ich kein Wegzeichen. Es befand sich wahrscheinlich hinter dem Gerüst. Daher fragte ich die Arbeiter, die freundlich antworteten und die es nicht zu kümmern schien, dass ich in der Baustelle herum lief.
Der Weg führte durch ein Sägewerk, das verlassen schien. Dann kam ich zu einem Bauernhof. Davor stand ein Bauersfrau, die, bevor ich gefragt hatte, die Richtung zeigte und  „Da lang!“ rief.
Im nächsten Ort Hopfen setzte sich das fort. Als ich vor der  Kapelle St. Martin stand, kam sofort der Anwohner mit dem Schlüssel angelaufen. Auch einen Stempel gab es.
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Im Käselädele von Hopfen wurde eine aromatisch duftende Käseauswahl angeboten. Leider konnte ich nicht richtig zuschlagen, weil ich mit dem Rucksack unterwegs war. Also kaufte ich nur ein kleines Stück Allgäuer Emmentaler für meine nächste Brotzeit. Eine Einkehrmöglichkeit gab es nicht im Lädele. Ich bestellte frische Buttermilch, das einzige angebotene Getränk,  und setzte mich damit auf die Bank vor dem Geschäft. Die Milch war lauwarm und schmeckte anders als die aus dem Supermarkt. Nicht schlecht, aber doch gewöhnungsbedürftig. Nun ja, wenigstens würde mir das Kraft für die Wanderung geben, dachte ich.  Nach kurzer Zeit wurde es mir allerdings schlecht. Es ging aber schnell wieder vorbei.
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In Simmerberg kam ich um die Mittagszeit an. Nach einem kleinen Rundgang legte  ich eine Mittagspause im  Brauereigasthof ein. In der urigen Gaststube konnte man sogar beim Bierbrauen zuschauen. Mittags eine volle Mahlzeit zu essen, war ich nicht mehr gewohnt. Eigentlich wollte ich mir nur einen Snack bestellen, aber das gab die Speisekarte, die österreichisch beeinflußt war, nicht her. Das Backhendl mit Salat und Kürbiskernöl fand ich lecker, aber es gab zu viel paniertes Fleisch für meinen Geschmack.
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Hinter dem Ort folgte der Weg lange kleinen Straßen und führte auch ein kleines Stück an der B 308 entlang. „Na super,“ dachte ich und überlegte, ob ich wieder einmal ein bißchen fluchen sollte. Hinter dem nächsten Ort Hasenried ging es dann sehr steil hinunter, teilweise auf einem rutschig gerölligen Waldpfad. Das war garnicht mein Ding und ich fragte mich, worüber ich mich eigentlich vorher aufgeregt hatte.
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Kurz danach lief es sich sehr lauschig immer am Bach entlang bis nach Weiler. Der Camino bot mir gerade viele neue Eindrücke. Die Einkehrmöglichkeiten in dem  hübschen Ort  ließ ich links liegen, hatte überhaupt keinen Hunger.
Jakobsweg3 (162)Jakobsweg3 (160)Jakobsweg3 (163)Dann lief ich über Ortsteile von Weiler hinauf zur Altenburg. Als es nun zum ersten Mal an diesem Tag richtig bergauf ging, merkte ich, dass ich doch nicht so fit wie gedacht war. Außerdem begann es gerade zu tröpfeln, so dass ich schneller aufstieg und dadurch erst recht zu schnaufen begann. Die Ruine Altenburg fand ich zuerst nicht, obwohl ein kleiner Pfad ausgeschildert war. Viel zu sehen gab es nicht, die Steine der verfallenen Burg waren größtenteils für den Kirchenbau verwendet worden. Im schattigen Wald erzeugten die von der Vegetation fast überwuchterten Steinhaufen eine fast verwunschene Atmosphäre. 
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Weiter ging es, immer schön bergauf, nach Börserscheidegg, wo ich eine sehr angenehme Kaffeepause verbrachte (s.o.). Als ich aus dem Lokal trat, schien die Sonne. Es gab schöne Alpenblicke und mit ein bisschen Phantasie konnte man den nähergerückten Bodensee ahnen.Jakobsweg3 (166)Jakobsweg3 (170)

Das Höhenprofil im Pilgerführer hätte mich warnen sollen …   Auf den letzten fünf Kilometern  musste ich immer wieder aufsteigen, auch noch innerhalb von Scheidegg und zwar bis zu der von der Wirtin in Börserscheidegg erwähnten Schule. Für die Strecke brauchte ich viel länger als eine halbe Stunde. Um das zu schaffen, darf man nicht mit Rucksack gehen und eine stundenlange Wanderung sollte man auch nicht hinter sich haben. Oder man läuft wie die Einheimischen schon ein ganzes Leben lang auf solchen bergigen Wegen.
In Scheidegg schaute ich mir die Kirche an und ging dann zu meiner Unterkunft, die dankenswerterweise direkt gegenüberlag.
Was für ein abwechselungsreicher vorletzter Tag auf dem Münchner Jakobsweg !

Wie geht es euch beim Wandern auf Fernwegen, lauft ihr lieber bergauf oder bergab ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

Wollt ihr wissen, ob ich es bis Lindau geschafft hebe, dann schaut mal hier nach :

https://wanderlustig2019.wordpress.com/2020/02/03/finale-auf-dem-muenchner-jakobsweg/

Auf dem Münchner Jakobsweg (9)

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 Von Eschach und Buchenberg nach Weitnau, ca 20 km

Als ich morgens aus dem Fenster meiner Bauerstube schaute, war alles in dichten Nebel gehüllt. Der grandiose Panoramablick war mir nicht gegönnt.
Die Bäuerin hatte mir das Frühstück bereit gestellt, das ich ohne großen Appetit aß, eher pflichtschuldig, weil ich die Energie brauchen würde. Auch ein Brot für unterwegs schmierte ich, weil es wieder keinerlei Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke geben würde.  Es stand nicht fest, wie lange das Wetter halten würde. Immerhin regnete es gerade nicht, das musste ich ausnutzen. So brach ich ziemlich früh auf. Die anderen Gäste standen gerade erst auf. Ob sich dabei um Pilger oder um „normale“ Feriengäste handelte, würde ich nicht mehr erfahren. Meine Hoffnung in Pilgerunterkünften andere Pelegrinos zu treffen, hatte sich nicht erfüllt.

Zunächst musste ich zurück nach Buchenberg laufen. Die nette Bäuerin bot mir an, mich zu fahren, was ich dankend ablehnte. Sie kam gerade aus dem Stall und hatte noch nicht gefrühstückt. Der Bauer wollte mich auf eine Abkürzung schicken, die mich nicht zurück nach Buchenberg geführt hätte. Nachdem ich entdeckt hatte, dass es sich um ein Stück des Augsburger Jakobswegs handelte, lehnte ich ab. Das Verlassen „meines“ Caminos kam nicht in Frage. Nun ging ich auf dem Radweg an der Straße entlang recht angenehm leicht bergab. Der Nebel hing in Fetzen tief in den Bäumen. Am frühen Sonntagmorgen herrschte eine friedlich verwunschene Stimmung. An einer Weide vorbeigehend wollte ich eigentlich nicht schon stehenbleiben. Dann kam eine Horde neugieriger Kälbchen herangestürmt. Die Tiere tollten ganz herzallerliebst herum.  Auch als sie schon am Zaun standen, sprangen einige noch übermütig in die Luft. Wie froh war ich, dass ich das Angebot der  Bäuerin nicht angenommen hatte! So sorgte ich für Abwechselung im Rinderalltag und durfte mich über die Kleinen freuen. Mein auf dem ersten Teil des Jakobsweges gefasster Vorsatz (bis heute eingehalten), kein Kalbfleisch mehr zu essen, wurde noch einmal gefestigt.
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Von Buchenberg führte ein Schotterweg ziemlich gerade und eben fünf Kilometer durch einen schönen Mischwald. Auf dieser Strecke begegnete mir nur ein Paar, das seinen Hund ausführte.
P1040323Schließlich kam ich an die Kreuzung, an der ich mich entscheiden musste. Eine Wegvariante führte steil hinauf über Rechtis auf den Sonneckgrat. Dort entlang wandernd sollte man fünf Kilometer lang  sehr schöne Aussichten genießen können. Sodann ging es laut Pilgerbuch „steil bergab in den hübschen Ort (Weitnau)“. Die andere Variante führte über den Radweg nach Weitnau weitgehend eben aber 11 km lang geradeaus auf einem Schotterweg. Das würde sich ziehen. Andererseits war es immer noch sehr diesig. Die Aussicht fiel ohnehin flach. Außerdem riet das Buch, bei schlechtem Wetter, nicht über das Sonneck zu gehen. Trüb wie es war, konnte es jederzeit  zu regnen beginnen. Auf Rutschpartien beim Bergabgehen hatte ich überhaupt keine Lust, also beschloss ich, den Radweg zu nehmen.
Der Weg verlief zunächst durch die Hochmoore Breitenmoos und Schönleitenmoos. Auf einer Bank machte ich es mir kurz bequem und stärkte mich.
P1040328P1040330Kurz danach gab es sogar etwas zu entdecken, die Wasserscheide. Ohne das Schild, das schon bessere Tage gesehen hatte, hätte ich allerdings nicht erkennen können, dass es sich dort entscheidet, ob ein Wassertropfen Richtung Rhein oder Donau fließt.
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Nun näherte ich mich der B 12. Nach der langen Ruhe im Wald kam mir der stetig brausende Autoverkehr extrem laut vor.  Der Weg führte an der Bundesstraße nur kurz entlang, dann ging es durch eine Unterführung  auf die andere Seite. Schließlich befand ich mich so weit entfernt, dass ich die Straße zwar manchmal sah aber nicht mehr hörte.

P1040333Den Sonneckgrat konnte ich auf der anderen Seite der B 12 gerade noch erkennen. Dichte Nebelschwaden hingen dort fest. Eine Aussicht hätte ich da oben nicht gehabt und wäre vermutlich recht ungemütlich unterwegs gewesen. Von meinem Radweg konnte ich immerhin die nächsten Hügel auf der andere Talseite erkennen. Eigentlich verlief die Strecke durch eine schöne Berg- und Weidenlandschaft, aber dass es überhaupt kein Lokal gab, auch nicht in einem der Dörfer, die nicht weit vom Weg entfernt lagen, fand ich seltsam. Wenn es nicht gerade schüttet, habe ich kein Problem damit, mein mitgebrachtes Essen draußen zu verspeisen. Dumm ist aber, dass ich ohne Einkehrmöglichkeiten auf einer Wanderung kiloweise Wasser mitschleppen muss. Das machte mir nun zu schaffen. Das Gewicht des Rucksacks zerrte schwer an meinen Nackenmuskeln. Ich versuchte alles Mögliche, verstellte Hüft- und Schultergurte  und legte Trinkpausen mit Lockerungsübungen ein, auch um das Gewicht zu reduzieren. Nichts half wirklich, auch nicht, dass ich mir sagte, dass sei doch ein Luxusproblem. Immerhin hatte ich auf dem Weg noch keinerlei Rückenprobleme gehabt. Auch mit Blasen an den Füßen hatte ich überhaupt nicht zu kämpfen.
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Nach ungefähr zwei Stunden auf der schnurgeraden Strecke kamen mir immer mehr Radler und Spaziergänger entgegen. Nun konnte es nicht mehr weit bis zum Ziel sein. Das war gut so, denn kurz vor Weitnau begann es zu nieseln. Gottlob blieb es dabei und ich beendete die Etappe im Unterschied zum Vortrag  Auf dem Münchner Jakobsweg (8) ziemlich trocken.
In Weitnau holte ich mir den Pilgerstempel in der neugotischen Kirche St. Pelagius und ging dann zu meiner Unterkunft. Endlich wieder im Hotel !
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Seid Ihr schon eine längere Strecke auf einem eher langweiligen Weg gewandert ? Und wie habt ihr es erlebt ?

Über eure Likes und Kommentare freue ich mich immer sehr.

Und so ging es weiter:

Auf dem Münchner Jakobsweg (10)

 

Auf dem Münchner Jakobsweg (8)

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Regen, Regen, Regen …

„Schönwetterwandern ist anders!“ Durch das Fenster im Wirtshaus bei der Kapelle Mariaberg  schaue ich dem auf die Tische prasselnden Regen zu. Aber schließlich geht es beim Pilgern nicht um den Komfort. Es soll auch mühsam sein. Natürlich möchte ich mich auf dem Münchner Jakobsweg anstrengen und meine Grenzen austesten. Wie weit kann ich mit dem schweren Rucksack gehen? Kann ich die Tagesetappen steigern ? Das waren die Gedanken, mit denen ich den Weg begonnen hatte.
Jetzt regnet es pausenlos, schon seit 24 Stunden. Meine Zimmerwirtin hat mich heute morgen mit „ Das Wetter soll heute besser werden! „verabschiedet. Das erinnert mich an den Mutmacherspruch der Taxifahrerin auf Malta : „It is brrightening upp!“ Reisepech: Das Wetter !
Das stimmte seinerzeit nicht und ich fürchte inzwischen, dass das heute auch wieder nicht der Fall ist. Nun sitze ich etwas trübselig im Gasthaus. Es gibt keine weiteren Gäste. Der Kellner, der auf seinem Handy daddelt, wäre wahrscheinlich heilfroh, wenn ich bald aufbrechen würde. Vorhin habe ich mir auf der Toilette die Regenbekleidung aber auch das nasse Shirt ausgezogen und alles über einem Stuhl ausgehängt. Hier sitze ich nun bei Apfelküchlein und Tee und hoffe, dass die Klamotten ein bißchen trockener werden. Ärgerlicherweise habe ich mich auf meine Regenjacke verlassen und mein Regencape  wieder ausgepackt, um Gewicht zu sparen.  Eben habe ich zu meinem Schrecken festgestellt, dass die Jacke zwar einem Niesel-  aber keinem Starkregen standhält. Meine heutige Strecke ist zwar relativ kurz. Aber ewig im Restaurant auf besseres Wetter zu  warten, bringt es auch nicht. Außerdem wird es mir in den feuchten Sachen, die ich noch trage, langsam kalt. Nach einer knappen Stunde bezahle ich.

Zunächst besuche ich die direkt gegenüberliegende Kapelle und hole  mir den Pilgerstempel. Soll ich  die Wanderung abbrechen ? Zurück in Kempten wäre ich in einer Stunde. Von dort könnte ich gemütlich mit dem Zug nach Hause fahren. Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage ! Wenn ich auf dem Camino in Spanien unterwegs wäre, könnte ich auch nicht ohne weiteres aufgeben. Das Pilgern bei Wind und Wetter gehört auch zum Jakobswegerlebnis. Auf geht’s ! Davon dass mir die Erfahrung des Regenpilgerns auf dem Münchner Jakobsweg schließlich intensiv gegönnt wurde, werde ich noch berichten …

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Von Kempten nach Buchenberg und Eschach, ca. 10 Km

Morgens lieh ich mir einen Schirm von meiner Vermieterin und unternahm eine kleine Besichtigung von  Kempten bei  strömenden Regen. Zunächst schlenderte ich über den großen Wochenmarkt am Residenzplatz. Bei schönerem Wetter hätte man das vielfältige Sortiment sicher besser bewundern können. Dann ging ich noch zum historischen Rathaus und zur nicht weit entfernten evangelischen Kirche St. Mang. Am Samstagmorgen und bei regnerischem Wetter wirkte die Altstadt verlassen. Die Gassen und Plätze mit schön restaurierten Häusern und zahlreichen Caféterrassen würde ich gerne noch einmal bei Sonnenschein besuchen. In der Kirche St. Mang war es ziemlich dunkel,  aber den Pilgerstempel fand ich schließlich. Auf dem Rückweg besuchte ich die katholische Kirche St. Lorenz, die verschwenderischer ausgestattet war. Auch begann gerade eine Messe.  Der Innenraum war hell erleuchtet und  viele Bänke waren besetzt.
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Ich hatte mir Zeit gelassen. Meine Etappe sollte nur 14 km betragen. Auch wartete ich  noch auf besseres Wetter. Gegen 10 Uhr brach ich schließlich in voller Regenmontur auf.  Der Jakobsweg führte über einen steilen Anstieg aus der Stadt. Danach ging es gleich wieder hinunter zu einem schon etwas angeschwollenen Flüsschen und dann durch einen Mischwald. Im Wald spürte man den Regen nicht so stark und ich freute mich über schönen Trampelpfad und die schon buntgefärbten Laubbäume. Leider war meine Freude von kurzer Dauer.
Nach einem kurzen steilen Aufstieg am Ufer des Bachs gelangte ich auf die Mariaberger Straße. Der Jakobsweg verlief  von da an entlang der wenig befahrenen Straße sicher auf einem aspaltierten Gehsteig . Allerdings war ich nun dem Regen ausgesetzt. Es gab keinen Schutz durch Bäume oder Ähnliches. Zunächst hatte das sanfte Rauschen des Regens, das alle Geräusche dämpfte, fast etwas Meditatives. Bald merkte ich aber, dass Feuchtigkeit durch meine Regenjacke drang und mich am Oberkörper, vorne wo der Rucksack mich nicht schützte, durchnässte. Erleichtert stellte ich fest, dass wenigstens die von H. geborgte Regenhose „dichthielt“. Ich wollte schnell ins Trockene und ging den Anstieg von insgesamt 300 m etwas schneller als gewöhnlich an. Schnaufend kam ich in Mariaberg an und flüchtete mich zunächst ins Wirtshaus (s.o.).
Danach führte der Jakobsweg steil auf einen Wiesengrat mit Bänken, von denen man laut Pilgerführer eine wunderbare Aussicht auf Kempten und die Berge haben sollte …
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Nach kurzer Zeit ging es wieder hinunter zur Straße, die ich in Mariaberg verlassen hatte. Dieser Umweg diente einzig dem Zweck, dem Wanderer einen schönen Blick zu bieten. Nun ja !

Im Pilgerführer hatte ich gelesen, dass der folgende Abstieg zum Herrenhauser Weiher auf einem steilen Schotterweg verlief. Das Höhenprofil zeigte eine stark abfallende Linie an. Da ich keine Freundin des Bergabgehens bin und mich dabei schon verletzt habe, fürchte ich mich ein bißchen vor diesem Wegstück. Auf dem Weg zum Weiher hatte ich insgesamt zwei Wanderer gesehen, die aber in eine andere Richtung abgebogen waren. Wer würde mir helfen, wenn ich ein Problem bekäme ?
Zunächst folgte ich dem fast ebenen Weg,  auf dem sich schon große Pfützen gebildet hatten.

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Richtig steil wurde es dann nur an zwei Stellen, die ich mit meinen Wanderstöcken sehr vorsichtig, aber gut bewältigen konnte.
Am Herrenwieser Weiher (s. Beitragsbild) herrschte „total tote Hose“. Kein Wunder, das Wetter lud nicht wirklich  zum Spazierengehen ein. Nun gab es zwei Varianten des Jakobsweges. Eigentlich hatte ich die Etappe über Ermengest nach Buchenberg gehen wollen. Durchnässt wie ich war, entschied ich mich nun für die steilere Strecke über Ahegg, die vier km kürzer war.
Kurz vor Buchenberg, als ich gerade wieder ohne Unterstellmöglichkeit über ein Wiesenstück querte, setzte ein regelrechter Wolkenbruch ein. In kürzester Zeit war ich bis auf die Haut durchnässt. Das war das erste Mal, dass ich laut fluchte. „Was soll das jetzt noch, Petrus ? Es reichte doch schon !“ Es war niemand in der Nähe und mir tat das Rufen gut.
In Buchenberg musste ich den Besuch der Kirche St. Mang verschieben. Vor der Kirchentüre standen festlich gekleidete Hochzeitsgäste, die meine patschnasse Erscheinung entgeistet anstarrten. Stattdessen flüchtete ich ins gegenüberliegende Café, wo ich mich einigermaßen zivilisiert herrichtete und mit meinem koffeinhaltigen Lieblingsgetränk und einer Semmel stärkte. Danach ging ich noch in Kirche und holte mir den wohlverdienten Stempel.
Ich hatte eine pilgerfreundliche Unterkunft auf einem Bauerhof gebucht, der allerdings in Eschach, vier  Kilometer entfernt vom Jakobsweg  lag. Meine Bereitschaft, noch weiter durch den Regen zu stapfen, war sehr überschaubar. Daher telefonierte ich mit dem Bauern, der mich netterweise mit dem Auto abholte. Auf dem Hof wurde ich sehr herzlich von der Bäuerin empfangen, die mir auch noch selbstgebacken Apfelkuchen gab. Meine nassen Sachen  drapierte ich über der Heizung und sämtlichen Möbelstücken. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich sehr erholsam  in meinem gemütlichen Zimmer, einer holzgetäfelten Bauernstube. Schade war nur, dass es während meines Aufenthalts neblig blieb. Auf dem Foto in der Gemeinschaftsküche war der traumhafte Panoramablick zu sehen, den man bei besserem Wetter gesehen hätte.

Was haltet ihr vom Pilgern im Regen ? Seid ihr schon einmal richtig nass geworden ?

Über eure Likes und Kommentare freue ich mich immer sehr.

Und so ging es weiter .