Nach dem französischen Jakobsweg : Lyon #3

Wie ich den Nachmittag im Zentrum von Lyon verbrachte (6.8.2022)

Nach meinem erholsamen und köstlichen Mittagessen ging ich zurück über die Saône ins Viertel Croix-Rousse. Diese Gegend stand erst auf meinem Besichtungsplan für den nächsten Tag, aber ich hatte gesehen, dass dieser sehr voll werden konnte und längere Strecken zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln enthielt. Daher legte ich einen kleinen Abstecher zur nicht weit entfernten Fresque de Lyonnais ein.

Das Fassadenkunstwerk „La fresque des Lyonnais“ (Bürger von Lyon) bedeckt eine Fläche von 800 m². Es stellt 30 berühmte historische wie zeitgenössische Persönlichkeiten dar, die mit der Geschichte der Stadt eng verbunden sind. Es wurde in den Jahren 1994/1995 von den Künstlern der Gruppe CitéCréation geschaffen. Auf der riesigen Trompe l’Oeil Wandmalerei sind die berühmtesten Lyoner verewigt sind, darunter der kleine Prinz und Antoine de Saint-Exupéry, Paul Bocuse, Abbé Pierre, Bertrand Tavernier oder die Brüder Lumière .
Quellen: Wikipedia und https://lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de/sehenswuerdigkeiten/wandmalereien.html

Um die Mittagszeit war es doch wieder sehr heiß und leider lagen die wunderbaren Malereien nun im tiefen Schatten oder im Gegenlicht. Aufgrund der beengten räumlichen Verhältnisse war das Fotografieren auch nicht einfach. Aber ich tat mein Möglichstes beim Knipsen und beim Nachbearbeiten.

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Zurück über die Saône und vorbei am neoklassizistischen Palais de Justice ging es in die Altstadt, wo ich Postkarten kaufte. Die Karten schrieb ich in einem Café und trank einen erfrischenden Sirop de Menthe. Der Briefmarkenkauf gestaltete sich etwas schwieriger, aber schließlich landete ich einem Maison de Presse, wo die Karten auch gleich frankiert wurden. Wunderbarerweise führte das Geschäft sogar USB-Kabel und ich erstand ein Ladekabel für die Kamera zum Sonderpreis, weil die Verpackung leicht beschädigt war.

Danach nahm ich die Zahnradbahn, um die Basilika Notre-Dame de Fourvière zu besuchen. Die weithin sichtbare Kirche auf den Fourvière Hügel ist eine der Hauptattraktionen von Lyon und dementsprechend groß ist der Besucherandrang. Die Fahrt mit der überfüllten Bahn dauerte glücklicherweise nur ein paar Minuten. Normalerweise wäre ich zu Fuß auf den Hügel gelaufen, aber bei der Hitze und nach der langen Pilgerwanderung hatte ich darauf keine Lust.

Notre-Dame de Fourvière ist eine römisch-katholische Votiv- und Wallfahrtskirche auf dem Fourvière-Hügel. Sie zählt zum Unesco Weltkulturerbe.

Als Lyon von einer Pest-Epidemie betroffen wurde, gelobte der Rat der Stadt 1643 eine alljährliche Dankprozession zur Fourvière-Kapelle für den Fall eines raschen Endes der Seuche. Diese Prozession findet bis heute am 8. September statt.

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 legten die Bürger von Lyon das Gelübde ab, das Heiligtum von Fourvière zu vergrößern und zu verschönern, falls ihre Stadt von preußischer Besatzung verschont bliebe. Der Wunsch ging in Erfüllung, und schon 1872 wurde der Grundstein der neuen Kirche gelegt.
Quelle: Wikipedia

Im Innenraum der Basilika staunte ich über die reiche Ausstattung. Die Säulen und Wände sind über und über bemalt oder mit viel Gold, Mosaiken und Statuen verziert. Das helle Licht, das an diesem sonnigen Tag durch die farbigen Kirchenfenster fiel, ließ das Gold der Verzierungen hell erstrahlen. Die Krypta war so groß und reich dekoriert, dass sie wie ein weiteres Gotteshaus wirkte.

Die Basilika ist überaus prächtig ausgestattet, sicherlich ein Gesamtkunstwerk, wirkte auf mich aber ausstaffiert und überladen. Trotzdem ist sie etwas Besonderes und sicherlich einen Besuch wert.

Nach dem Kirchenbesuch spazierte ich zur Aussichtsplattform, die direkt neben der Basilika liegt. Dort genoss ich die wunderbare Sicht über die Altstadt und ganz Lyon (mit hässlichen Wolkenkratzern). Bei klarer Sicht soll man bis zu den Alpen schauen können, was aber an diesem Nachmittag nicht der Fall war.

Beim Abstieg in die Altstadt wollte ich eigentlich noch das römische Theater „mitnehmen“, aber als ich an der Abzweigung stand, an der es noch einmal bergauf ging, fehlte mir die Energie. Auch hatte ich in meinem Leben schon einige dieser Theater gesehen. So flanierte ich gemütlich den Hang hinunter und kam bald wieder in „Vieux Lyon“ an.

Die Rue de Saint-Jean, auf der es mir schon morgens zu voll gewesen war, sah nun schwarz vor lauter Menschen aus. Ich wich auf kleinere Gassen aus und entdeckte eine gut besuchte Eisdiele, wo es köstliches Eis und Kaffee zum Mitnehmen gab. Daneben lag ein kleiner etwas, abseits gelegener Hof mit kleinen Tischen im Schatten, wo ich mich mit den Sachen hinsetzte und ein bisschen erholte, bevor ich ins Hotel zurück ging.

Am frühen Abend kam ich ziemlich erledigt in meiner Unterkunft an (vom Achillessehnen- und Rückenproblem wird hier nicht mehr die Rede sein). Nach dem Verspeisen der letzten Essensreste von meiner Wanderung auf dem Camino ergänzt durch etwas Obst ruhte ich mich aus und beschloss den Abend an der Hotelbar mit Tagebuchschreiben und Gin Tonic. Mein erster Tag in Lyon hatte mir sehr gut gefallen. Eine tolle, interessante und lebendige, wenn auch überlaufene Stadt!

Es geht weiter mit dem Bericht über meinen zweiten Tag in Lyon, an dem ich mich im Quartier Croix-Rousse umschaute und das Musée Lumière besuchte.

Nach dem Französischen Jakobsweg : Lyon #3 erschien zuerst auf Wanderlustig.

Nach dem französischen Jakobsweg: Lyon #2

Wie ich den Vormittag in der Altstadt von Lyon verbrachte (6.8.2022)
Das Frühstück im Hotel war für französische Verhältnisse ungewohnt reichlich und gut. Im Speisesaal herrschte aber ein Mordsbetrieb. Es wurde gedrängelt am Buffet und man unterhielt sich laut über mehrere Tische hinweg. Leider muss ich zugeben, dass es sich bei denjenigen, die mir negativ auffielen, ausschließlich um meine Landsleute handelte.

Zuerst ging ich wieder zur Place Bellecour, dem größten Platz von Lyon, der auf der Halbinsel zwischen Saône und Rhône liegt. In der Nähe wollte ich einen Fotoladen aufsuchen, der noch nicht geöffnet hatte, also vertrieb ich mir die Zeit auf dem riesengroßen Platz. Der Sockel der Reiterstatue von Ludwig XIV war zwecks Renovierung eingerüstet, das Denkmal bot aber immer noch einen schönen Vordergrund für ein Foto der Wallfahrtskirche Notre-Dame de Fourvière, die auf einem Hügel hinter der Altstadt von Lyon („Vieux Lyon“) liegt.

Nach dem Gewitter vom Vortag schien nun wieder die Sonne und der Himmel sah strahlend blau aus. Es würde wieder heiß werden, aber ich musste nicht wandern und konnte mich jederzeit in den Schatten begeben bzw. mir eine Erfrischung holen.

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Im Fotogeschäft fragte ich, woher der große dunkle Punkt stammte, der auf meinen Bildern oft zu sehen war, vor allem in hellen Bereichen wie dem Himmel, und den ich bei der Bildbearbeitung jeweils entfernen musste. Als ich im Laden fotografierte, war der Fleck plötzlich verschwunden. Ich zeigte dann ein anderes Foto und der Fachverkäufer erklärte mir, dass es sich um ein Staubkorn auf dem Sensor handele, das auch wieder verrutschen könne. Bis heute hat sich dieser Punkt nicht wieder gezeigt, allerdings bekommt meine Panasonic Kompakt Kamera gerade immer mehr Macken …

Außerdem brauchte ich ein neues Ladekabel, weil ich meins verloren hatte. Das war nicht vorrätig, also schickte mich in einen nahe gelegenen Elektroniksupermarkt. Dort stellte sich heraus, dass ich ein schlichtes USB-Kabel für ein altes Smartphone benötigte. Allerdings wollte ich das Kabel ohne Stecker nicht für den stolzen Preis von 20 € kaufen, so dass ich den Laden unverrichteter Dinge wieder verließ.

In der Touristeninformation auf der Place Bellecour holte ich mir einen Stadtplan mit Kurzbeschreibungen der Sehenswürdigkeiten. Die nette flotte Dame am Schalter kringelte mir innerhalb kürzester Zeit mit einem pinken Marker zahlreiche sehenswürdige Orte an. Nun war ich doch sehr froh, dass ich einen weiteren Tag in Lyon verbringen konnte. Am meisten interessierte mich die Altstadt. Außerdem lagen dort die Kringel viel näher zusammen. Diese Orte konnte ich größtenteils zu Fuß erreichen.

Über eine Saône-Brücke ging ich zunächst zur romanisch-gotischen Kathedrale Saint-Jean, die ab dem 12. Jahrhundert erbaut wurde. Am besten gefiel mir das hohe helle Innere und besonders die prächtigen Rosetten. Ich fotografierte sehr sparsam mit der Kamera und auch etwas mit dem Smartphone, weil ich noch nicht wusste, ob ich mit der Restladung meiner zwei Akkus während meines Aufenthalts in Lyon auskommen musste. Das war einerseits sehr erholsam, aber andererseits fehlt mir nun nach fast drei Monaten ein Teil der Erinnerung an den Kirchenbesuch, die sich üblicherweise aus vielen Fotos und Tagebuchnotizen rekonstruieren lässt.

Nach dem Kirchenbesuch lief ich auf der Rue de Saint-Jean durch „Vieux Lyon“. Die historische Gasse mit schönen Häusern, z.T. aus dem 16. und 17. Jahrhundert, ist eine einzige Fressmeile. Dicht an dicht reihen sich die Restaurants, deren Terrassen während meines Besuchs schon um 11 Uhr besetzt waren. Das lag wohl daran, dass Lyon als gastronomische Hauptstadt Frankreichs gilt. Ich wich auf die parallele Rue de Boeuf aus, wo es etwas ruhiger zuging.

Viele der charmanten alten Häuserfassaden waren sehr lange nicht restauriert worden und wirkten heruntergekommen, was ich schade fand. Aus den historischen Gebäuden konnte man wirklich mehr machen. Andererseits wirkten die Häuser gerade dadurch besonders pittoresk.

In der Altstadt waren im Stadtplan einige Traboules eingezeichnet.Die Traboules von Lyon sind besondere Sehenswürdigkeiten. Es handelt sich um versteckte Gänge und Passagen, die es erlauben, lange Strecken abseits der Straße zurückzulegen. Dabei spaziert man durch Hausflure, durch Innenhöfe und Treppenhäuser, die miteinander verbunden sind. Die Widerstandskämpfer der Résistance legten so während der deutschen Besatzung große Strecken versteckt vor der Gestapo zurück.
Quelle: https://lyon.sehenswuerdigkeiten-online.de/sehenswuerdigkeiten/traboules.html

Die Zugänge zu den Innenhöfen und den Traboules waren leider fast durchgehend geschlossen und dort wo das nicht der Fall war, war es sehr dunkel, eng und voller Menschen, so dass ich kein ordentliches Foto aufnehmen konnte. Das gelang mir aber am nächsten Tag im Viertel Croix-Rousse.

Auf der Suche nach einem ruhigen Restaurant landete ich im idyllischen Dachgarten der Musées Gadagne. Dort bestellte mir das Tagesgericht, ohne richtig zu verstehen, worum es sich handelte („Irgendwas mit Huhn ?“). Serviert wurde eine riesige, sehr saftige Hühnerbrust mit Gemüsereis und sehr delikatem Karottensalat. Das aromatische Gericht schmeckte mir sehr. Dazu trank ich ein Glas kühlen trockenen Weißwein und hinterher gab es noch Kaffee. Nun konnte ich zum ersten Mal während meines Aufenthalts die französische Lebensart richtig genießen. Auf dem Camino hatte ich mittags nur Brotzeiten gegessen und beim Abendessen hatte ich mich oft sehr müde gefühlt.

Frisch gestärkt und gut erholt begab ich mich auf meine Nachmittagstour zu den Trompe L’oeil Wandmalereien „Fresque des Lyonnais“. Darüber und über meine Fahrt mit der Zahnradbahn zur Wallfahrtskirche Notre Dame de Fourvière werde ich noch berichten (Nach dem französischen Jakobsweg: Lyon #3).

Nach dem französischen Jakobsweg Lyon #2 erschien zuerst auf Wanderlustig.