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Fahrt nach Hiroshima
Zunächst musste ich mit der Metro zum Bahnhof in Osaka fahren. Dabei erlebte ich zum ersten Mal in Japan die Rush Hour in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf jedem Gleis sind die Stellen, an denen man ein- und aussteigen kann, farblich gekennzeichnet. An den Zusteigestellen standen die Pendler in ordentlichen Reihen an. Das tat ich auch, ließ aber, da ich mit Gepäck unterwegs war, drei vollgestopfte Züge vorbei fahren. Diese kamen im Minutenabstand und waren trotzdem immer noch extrem voll. Ich drückte mich zusammen mit den anderen Passagieren in den Waggon. Dann fiel mir ein, dass ich weniger Platz brauchen würde, wenn ich meinen Day Pack auf dem Koffer abstellte. Als ich damit noch beschäftigt war, drängelten sich weitere Menschen in den Zug. Ich wurde so heftig geschubst, dass ich fast über mein Gepäck gefallen wäre. Weiter hätte ich allerdings nicht stürzen können, jedenfalls nicht auf den Boden, sondern nur in die Menschenmenge. Wie sich die ansonsten überaus höflichen Japaner in der Rush Hour veränderten !
Nach Hiroshima fuhr ich mit dem Shin-kansen. Bahnfahren in Japan, vor allem mit diesen Schnellzügen, macht richtig Spaß. Sie sind auf die Minute pünktlich, alles ist wie üblich sauber geputzt, auch die Toiletten, neben denen es noch ein separates Waschbecken gibt. Für rund 330 Km brauchte der Zug nur knapp zwei Stunden. Um das zu schaffen, fährt er auf eigenen Gleisen und teilweise wie in Osaka von separaten Bahnhöfen ab. Nebem dem „normalen“ Shinkansen gibt es noch eine Königsklasse, die noch einmal schneller ist, die Züge zischen mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit vorbei. Diese Zugklasse bewältigt die Strecke zwischen Osaka und Hiroshima in nur 85 Minuten. Mit dem Japan Rail Pass kann man diese Züge aber nicht benutzen.
Hiroshima Grauenhaftes und Schönes
Wer nach Hiroshima reist, muss auch das Friedensmuseum besuchen, das neben einer Demonstration der Folgen des Atombombenangriffs am 6.August 1945 vor allem Exponate persönlicher Habseligkeiten der verstorbenen Opfer zeigt und erschütternde Geschichten der zumeist jugendlichen Verstorbenen. Die Besucher standen stumm vor den Vitrinen, einige schnieften, manchen liefen Tränen über das Gesicht.
Nach diesem aufwühlenden Ereignis lief ich noch an den anderen Sehenswürdigkeiten vorbei, u.a. am bekannten Atomic Bomb Dome. Über dem Sitz der damaligen Industrie- und Handelskammer explodierte die Atombombe fast direkt. Alle Menschen im Epizentrum wurden sofort getötet und die Holzhäuser zerstört. Das beschädigte Gebäude der Handelskammer wurde als Mahnmal erhalten.
Kirschblüte im Shukkei-en Garten
Nach so viel Schrecklichem brauchte ich eine Erholung und ging durch die Stadt Hiroshima mit ihren breiten und schön begrünten Boulevards zum Shukkei-en Garten. Es herrschte schönes warmes Frühlingswetter. Gleich am Eingang setzte ich mich ins Gartencafé. Und da stand auch schon der erste blühende Kirschbaum. Endlich ! Und so ging es weiter in dem auch im übrigen sehr schön angelegten Landschaftsgarten. Da sich sowohl die Japaner als auch die ausländischen Touristen auf die Kirschbäume stürzten, war es schwierig, ein Foto eines Baums zu schießen ohne eine davor stehende mit Selfies und Porträtaufnahmen beschäftigte Menschenmenge. Trotzdem waren die Blüten einfach wunderschön anzusehen.
Erholung und Hanami in Fukuoka
Inzwischen hatte ich sehr viel besichtigt und wollte mich ein bisschen erholen, deswegen wählte ich Fukuoka als nächstes Ziel, eine schöne lebhafte Stadt am Meer ohne herausragende Sehenswürdigkeiten, aber gerade darauf kam es mir an.
Relativ spontan, ohne festes Ziel, ging ich in die Innenstadt und schaute mir das Treiben der Einheimischen an, beobachtete wie sie das Wochenende verbrachten. Auch zwei Hanami-Picknick-Spots entdeckte ich, den ersten zufällig im TenjinChuo-koen Park beim Rathaus. In diesem kleinen Park saßen die Einheimischen auf ihren meist blauen Picknickdecken und feierten Sakura, die Kirschblüte. Das fand ich recht gemütlich, so dass ich mir etwas von den Essensständen holte und mich ins Gras setzte. Unter einem Kirschbaum war natürlich kein Platz mehr frei.
Gezielt begab ich mich dann in den riesigen Maizuru Park, in dem eine richtige Volksfeststimmung herrschte. Neben den blühenden Bäumen gab es noch allerlei Attraktionen für Kinder, Hüpfburgen, Ponyreiten und Tiere streicheln. Es war sehr beeindruckend zu sehen, dass bei allen kulturellen Unterschieden Kinder und Eltern doch gleich reagieren. Vater und Mutter sind sehr stolz, dass ihr Kleines auf einem geführten Pony reitet und lichten das Ganze vielfach ab. Gleichzeitig befürchten sie, dass dem Kind, obwohl es festgehalten wird und einen Sturzhelm trägt, etwas passieren könnte und laufen soweit wie möglich mit. Das Kleine sitzt völlig verkrampft auf dem Tier, lächelt aber, als ob es ihm doch gefällt.
Am nächsten Tag war das Wetter leider kalt und windig. Meinen ursprünglichen Plan auf eine der vorgelegten Inseln zu fahren, gab ich daher auf. Ich fuhr auf den Fukuoka Tower, bestaunte den Ausblick und ging am menschenleeren Strand spazieren.
Danach lief ich zufällig am örtlichen Baseball-Stadium vorbei und erlebte, wie die Fans zum Spiel ihres Heimatteams, den Fukuoka SoftBank Hawks, strömten.
Insgesamt hat mir der Aufenthalt in Fukuoka sehr gut gefallen. Oft war ich als einzige weiße Touristin unterwegs und habe das authentischen Leben der Einheimischen beobachten können. Ein bisschen Erholung vom „Hardcore Sightseeing“ der zahlreichen Tempel und Schreine hatte ich auch nötig.
PS: Inzwischen bin ich in Korea angekommen und „hänge“ mit meinen Berichten über die Japanreise sehr hinterher. Wahrscheinlich wird mein nächster Bericht nur einige Impressionen enthalten und eine Nachlese meiner Eindrücke erfolgt, wenn ich wieder zu Hause bin. Wie geht euch das ? Könnt ihr während einer Reise aktuell bloggen oder erledigt ihr das nach eurer Rückkehr?
Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.