Nachdem ich endlich nicht mehr ausgebremst war, begann ich Wanderungen in den Bayerischen Alpen zu planen. Übertreiben wollte ich es aber auch nicht gleich, daher schaute ich nach Touren in der Ebene mit schönen Aussichten in die Berge. Gereizt hätte mich der Moos- (hochdeutsch: Moor) Rundweg bei Murnau, aber mehr als 12 km bzw. 4 Stunden Laufen wollte ich meinem Rücken nicht zumuten. Ich entschied mich für eine beschauliche Runde von 9 km um den Riegsee, einem kleinen See in der Nähe von Murnau.
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Als die Sonne wieder einmal lachte und Temperaturen im höheren einstelligen Bereich angekündigt waren, fuhr ich los. Im Örtchen Riegsee fand ich den Wanderparkplatz an der Dorfstraße sofort. Wanderschuhe und -stöcke brauchte ich für diesen Weg nicht und war daher schnell startbereit. Ich lief den Riegseerundweg gegen den Uhrzeigersinn. Es ging über ein Sträßchen, das nur für den landwirtschaftlichen Verkehr zu gelassen war und das asphaltiert bzw. geschottert verlief. Die Strecke führte oberhalb des Sees entlang. Einen direkten Seezugang gab es vorerst nicht. Die Blicke über den See und in das „Blaue Land“, das schon Gabriele Münter und Wassily Kandinsky und ihre Malerkollegen begeistert hatte, mit den Bergen als Hintergrund waren aber wunderschön.
Am Nordzipfel kam ich dem See näher und durchquerte ein kleines Naturschutzgebiet. Der Weg führte kurz bergauf und bald wieder hinunter zum Campingplatz Brugger. Ich war eine gute Stunde gelaufen und spürte, dass mein Rücken etwas müde geworden war. Freudig überrascht war ich, als ich sah, dass das Restaurant geöffnet war. Es war der letzte Tag vor den Betriebsferien. So ein Glück!
Auf der Sonnenterrasse vor dem Lokal war es mir anfangs sogar zu heiß. Die Novembersonne brannte! Recht bald kam der im Wetterbericht angekündigte böige Wind auf, so dass ich mir sämtliche Klamotten wieder anzog und mich in die auf dem Sitz liegende Decke wickelte. Ich genoss die Aussicht und ließ mir das alkoholfreie Weißbier („Weizen“) mit Reiberdatschi („Kartoffelpuffer“) schmecken.
Mit dem Renterehepaar am Nebentisch unterhielt ich mich ein bisschen. So erfuhr ich, dass viele Campingplätze für Dauercamper in Wohnmobilen auch im Winter geöffnet sind. Wäre nicht mein Fall! Recht schnell waren wir beim Thema „Sportverletzungen“. Die Dame erzählte von Unfällen beim alpinen Skifahren, wo sie zweimal von Rasern zusammengefahren und schwer verletzt wurde, einmal an der Schulter durch einen Skilehrer, der mit einem Schüler unterwegs war. Alpinskifahren war früher meine Leidenschaft, die ich vor mehr als 10 Jahren nach einer Verletzung (beim Langlaufen!) aufgeben musste. Aber wenn ich höre, wie es heutzutage auf den Pisten zugeht, tut es mir nicht mehr so leid. Wie ihr vielleicht wisst, kann ich auch einiges zu „Sport ist Mord“ beitragen, erzählte es aber nur kurz, weil der Tag so schön zum Laufen war und ich das typische Rentnerkrankheitsgespräch sobald wie möglich beenden wollte. Wir verabschiedeten uns mit „Alles Gute!“ und „Passen Sie auf sich auf!“
Weiter ging es nach Süden. Am gegenüberliegenden Seeufer konnte ich nun mein Ziel, den Ort Riegsee erkennen.Der Weg verlief weiter über ein Sträßchen nach Egling. Das Schloss Neuegling, ein Villenanwesen vom Beginn des 20. Jahrhunderts, war verrammelt, aber einen Blick auf das Gebäude im weitläufigen Park konnte ich doch erhaschen.


Im kleinen Ort Froschhausen schaute ich mir kurz die St. Leonhard Kirche aus dem 17. Jh. an und kam dann bald zum Froschsee, der südlich des Riegsees liegt und noch einmal kleiner ist.
Hinter dem Froschsee konnte ich bald von der Straße abzweigen und dann begann ein sehr schönes naturnahes Wegstück, das 2 km lang direkt am Seeufer bis zum Ortseingang von Riegsee führt. Inzwischen hatte der kalte Wind noch zugenommen, aber ich lief wunderbar geschützt in der Sonne.



Bald war ich wieder in Riegsee angekommen. Die Kirche war leider geschlossen und auf der Wiese der Alpakafarm standen nur wenige Tiere, die sofort flüchteten, als ich die Kamera auspackte.
Nun benötigte ich dringend einen Koffeinschub, daher beschloss ich, zum Kaffeetrinken ins nahe Murnau zu fahren. Außerdem wollte ich noch näher an die Berge. In Murnau bummelte ich über die zentrale Altstadtmeile, den Obermarkt, und ließ mich bald in einem gemütliches Café nieder, wo ich es mir bei Schokoladennusskuchen und Cappuccino gut gehen ließ. Zum Abschluss spazierte ich zum Kulturzentrum, um mir das Gebirgspanorama anzusehen. Leider hatte es sich inzwischen ziemlich bewölkt, aber ein stimmungsvolles Abendlicht war doch zu sehen.
Glücklich und angenehm überrascht, dass mein Rücken die Wanderung gut „weggesteckt“ hatte, fuhr ich zurück nach Hause.
Fazit:
9km, praktisch keine Steigungen, ca. drei Stunden (ohne Fotostopps!), Bademöglichkeit am Froschsee.
Obwohl der Riegsee 40mal in den Chiemsee hineinpasst, ist er ein sehr schönes Wanderziel. Der Rundweg verläuft nicht immer am See entlang, wartet aber mit bezaubernden Landschaftspanoramen auf. Kurze bis mittellange Strecke und sehr abwechslungsreich. Im Hochsommer nicht zu empfehlen, da die Strecke weitgehend schattenlos ist.
Ein Besuch in Murnau empfiehlt sich wegen der prachtvollen Lage in den Bergen und der schönen historischen Altstadt. Kulturell Interessierte sollten sich die Werke des Blauen Reiter im Schlossmuseum Murnau und das Gabriele-Münter-Haus anschauen.
Rund um den Riegsee erschien zuerst auf Wanderlustig.