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Im Sommer 2019 war ich auf dem Münchner Jakobsweg ( siehe z.B. hier) gestartet. Der Weg führt von München nach Lindau am Bodensee. Lindau erreichte ich im Oktober 2019 nach Wanderungen mehrerer Teilstrecken. Den Camino wollte ich im Jahr 2020 in der Schweiz fortsetzen. Aber dazu kam es nicht, natürlich wegen Corona! Wie berichtet wollte ich, nachdem ich vollständig geimpft war, auf einem Schweizer Jakobsweg weiter Richtung Santiago pilgern.
Die „Via Jacobi“, der Jakobsweg in der Schweiz, führt vom Bodensee zum Genfer See und dann bis zur französischen Grenze. Es gibt aber nicht nur den einen Weg, sondern mehrere Varianten.
Der bedeutende Wallfahrtsort Einsiedeln bildet seit jeher einen ersten großen Treff- und Versammlungsort der Pilger. Der Ort kann auf drei Routen erreicht werden. Ich entschied mich für den Schwabenweg, der von Konstanz nach Einsiedeln führt. Zweigleisig führt der Camino auch ab dem Vierwaldstättersee weiter. Dort wählte ich die Variante über Luzern, weil ich diese Stadt schon seit längerem besuchen wollte. Ab Fribourg bestehen erneut zwei Möglichkeiten, so weit wollte ich aber dieses Mal nicht pilgern.
Die Wetteraussichten für meine Tour waren sehr bescheiden, immerhin sollte es nicht die ganze Zeit regnen. Mir brannten aber die steigenden Coronazahlen in der Schweiz auf den Nägeln. Die 7-Tage-Inzidenz betrug dort Anfang August schon über 70. Mein Vorhaben wollte nicht schon wieder verschieben müssen.
Also begab ich am 04.08.21 auf eine (abenteuerliche) Reise mit dem Zug nach Konstanz. Gebucht hatte ich eine Schnellzugverbindung bis St. Gallen in der Schweiz, wo ich in den Regionalzug nach Konstanz umsteigen wollte. Schließlich erreichte ich mein Ziel zur vorgesehenen Zeit um kurz vor 11:00 Uhr, aber das grenzte an ein Wunder.
Im Allgäu hatte ein Erdrutsch die Bahnstrecke verschüttet. Daher stiegen wir in Memmingen in einen Ersatzbus, der uns nach Bregenz (Österreich) brachte. Dort sollte der Ersatzzug nach Zürich stehen. Sinnigerweise war dieser bereits abgefahren, als wir dort ankamen. Mit Hilfe einer sehr hilfsbereiten Schweizerin orientierten wir uns schnell neu und fuhren mit einer S-Bahn nach St. Margarethen. Dort wartete bereits ein Zug nach St. Gallen, den wir gerade noch erreichten. In St. Gallen stieg ich dann in den Regionalzug, mit dem ich ohnehin hatte fahren wollen. Bemerkenswert fand ich, dass bei diesen mehrfachen Grenzübertritten nach Österreich, in die Schweiz und wieder zurück nach Deutschland keinerlei Pass- oder Impfzertifikatskontrollen stattfanden.
Von Konstanz nach Märstetten
In Konstanz schlenderte ich durch die Altstadt und ging zum Münster, dem Startpunkt des Schwabenweges.
Die Kirche geht auf die Anfangszeit des Bischofssitzes um das Jahr 600 n. Chr. zurück und wurde im Jahr 780 erstmals urkundlich erwähnt. Das Münster war für gut zwölf Jahrhunderte die Kathedrale der Bischöfe von Konstanz und diente als Sitzungssaal des Konzils von Konstanz (1414–1418)… Es ist eine der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands, eine dreischiffige Säulenbasilika mit kreuzförmigem Grundriss, … Im Innenraum überlagern sich die Ausstattungsepochen des Barock, des Klassizismus und der Neugotik. Besonderes Pilgerziel am Schwabenweg (Jakobsweg) ist die romanische Mauritiusrotunde.
Quelle Wikipedia
Nachdem ich mir den ersten Stempel für den Pilgerpass geholt und den Hl. St. Jakobus in der Mauritiusrotunde angeschaut hatte, begann ich meine Pilgerwanderung an den ersten Jakobsweg-Wegweisern. Nach einer kurzen Strecke durch die Fußgängerzone ging ich durch das Schnetztor, wo die Altstadt endete. Nach 20 Minuten überquerte ich, wieder ohne Kontrolle, die Schweizer Grenze und erreichte den Ort Kreuzlingen.
In Kreuzlingen wollte ich mir eine Schweizer SIM-Karte besorgen. Der Umweg zur Kreuzlinger Hauptstraße war mir zu weit, so dass ich auf dem durch die Stadt führenden Jakobsweg Ausschau nach einem entsprechenden Geschäft hielt. Nachdem ich mehrere Passanten angesprochen hatte, landete ich schließlich in einem Asia Laden. Dort kaufte ich die einzig angebotene und recht günstige Prepaid Karte eines mir unbekannten Anbieters. Die Servicekraft installierte die Karte und als ich eine Bestätigungs-SMS des Netzwerks erhielt, zog ich zufrieden weiter. Erst danach sollte ich merken, dass garnichts funkionierte, aber dazu später.
Bisher war es stark bewölkt gewesen, aber als ich aus dem Laden trat, fing es an zu tröpfeln. Schnell durchquerte ich ein Wohn- und ein Industriegebiet in Kreuzlingen. Der Jakobsweg führte nun an einem hübschen Fachwerkhaus mit Mühle vorbei, aber ich eilte schnell weiter in den Wald. Dort ging es sanft aufwärts durch das Saubachtal. Der Bach war allerdings gerade dabei, sich in ein reissendes Gewässer zu verwandeln. Bald regnete so stark, dass ich meinen neuen Wanderschirm aufspannen musste.
Nach einer guten Stunde erreichte ich die Heiligkreuzkapelle in Bernrain, die im Jahr 1388 erbaut wurde und laut Pilgerführer ein viel besuchtes Gotteshaus ist. Dort war ich ganz alleine, was wohl mit dem schlechten Wetter zu tun hatte. Auch der schöne Ausblick zurück nach Konstanz und zum Bodensee, den es vom Kirchvorplatz geben sollte, war stark getrübt.
Weiter ging es durch den Wald bis zum Weiler Schwaderloh, der gänzlich verlassen schien. An einem kleinen Weiher fand ich danach eine überdachte Bank an einem Holzhaus, auf der ich mich kurz zu einer Trinkpause niederließ. Bei dem Weiher handelte sich um ein Fischgewässer, das nur Mitgliedern vorbehalten war. Kaum hatte ich mich hingesetzt, da kam auch schon ein Auto angebraust und ein Mann fing an, Kästen in die Hütte zu räumen. Wohl überzeugt, dass ich eine harmlose Pilgerin war, ignorierte er mich. Ich nutzte den Unterstand auch dazu, die Regenhülle über meinen Rucksack zu ziehen.
Ich durchquerte noch zwei weitere kleine Orte und versuchte einigermaßen trocken zu bleiben. Es regnete nicht sehr stark, hörte aber auch nicht auf. Die Regenjacke zog ich nicht an, um nicht zu schwitzen. Vielmehr hielt ich den Regenschirm genau über meinem Kopf bzw. verschob ihn jeweils in die Richtung aus der die Nässe kam. Nach einiger Zeit fand ich sogar eine Stelle vor meinem rechten Rucksacktragegurt, auf der ich den Schirm auflegen konnte. So hatte ich die Hände frei und konnte meine Schultern besser entspannen.
Nicht schön fand eine längere Passagen auf einer kleinen Straße mit großen Maisfeldern, die auch befahren wurde. Es kamen zwar nicht sehr viele Fahrzeuge, aber manchen musste ich ausweichen, um nicht nassgespritzt zu werden.
Mir ging es dann nur noch darum, bald nach Märstetten zu kommen. Zum Fotografieren der wunderschönen Fachwerkhäuser unter dem Regenschirm hatte ich überhaupt keine Lust. Aber für einen der hübschen Wegweiser auf dem Schwabenweg reichte es gerade noch.

Auf dem laut Pilgerführer „aussichtsreichen Weg“, der sich im Regen so nicht präsentierte, ging ich weiter und erreichte den Ortseingang von Märstetten, wo ich vom Jakobsweg abbiegen musste, um zu meiner Unterkunft zu kommen.
14 km, 4 Stunden, 170 Hm Aufstieg, 110 Hm Abstieg
Fazit: Eigentlich eine sehr abwechselungsreiche und leichte Etappe zum Einstieg in den Pilgerweg, wenn es nur nicht pausenlos geregnet hätte.
Im Zentrum des langgezogenen und menschenleeren Ortes, entdeckte ich schließlich drei Männer, die unter einem Hausdach Kaffee tranken und die ich nach dem Weg zu meinem B&B fragen konnte. Es lag etwas außerhalb des Ortes. Ich hatte inzwischen festgestellt, dass die Datennutzung, das Telefonieren und das Simsen mit meiner Schweizer SimCard nicht funktionierten. Also war ich darauf angewiesen, mich zu den Zielen neben dem Pilgerweg durchzufragen. Schnaufend erklomm ich den letzten Aufstieg und spazierte dann zu dem Bauernhof, wo ich übernachten würde. Dort wurde ich sehr nett empfangen. Es gab freie Getränke, u.a. selbst gekelterten Apfelsaft und sogar Kaffee. Im Hofladen kaufte ich eine Brotzeit für das Abendessen. Am Abend reichte es gerade noch für einen Gang über den Hof, um die Tiere anzuschauen.

Ziemlich geschafft sank ich in die Federn. Auf dem Bauernhof gab es WLAN und so konnte ich mich auf besseres Wetter am nächsten Tag freuen. Regen wurde nur noch gelegentlich angekündigt.
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.