Auf dem Schweizer Jakobsweg /On the Swiss Camino# 1

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Im Sommer 2019 war ich auf dem Münchner Jakobsweg ( siehe z.B. hier) gestartet. Der Weg führt von München nach Lindau am Bodensee. Lindau erreichte ich im Oktober 2019 nach Wanderungen mehrerer Teilstrecken. Den Camino wollte ich im Jahr 2020 in der Schweiz fortsetzen. Aber dazu kam es nicht, natürlich wegen Corona! Wie berichtet wollte ich, nachdem ich vollständig geimpft war, auf einem Schweizer Jakobsweg weiter Richtung Santiago pilgern.

Die „Via Jacobi“, der Jakobsweg in der Schweiz, führt vom Bodensee zum Genfer See und dann bis zur französischen Grenze. Es gibt aber nicht nur den einen Weg, sondern mehrere Varianten.

Der bedeutende Wallfahrtsort Einsiedeln bildet seit jeher einen ersten großen Treff- und Versammlungsort der Pilger. Der Ort kann auf drei Routen erreicht werden. Ich entschied mich für den Schwabenweg, der von Konstanz nach Einsiedeln führt. Zweigleisig führt der Camino auch ab dem Vierwaldstättersee weiter. Dort wählte ich die Variante über Luzern, weil ich diese Stadt schon seit längerem besuchen wollte. Ab Fribourg bestehen erneut zwei Möglichkeiten, so weit wollte ich aber dieses Mal nicht pilgern.

Die Wetteraussichten für meine Tour waren sehr bescheiden, immerhin sollte es nicht die ganze Zeit regnen. Mir brannten aber die steigenden Coronazahlen in der Schweiz auf den Nägeln. Die 7-Tage-Inzidenz betrug dort Anfang August schon über 70. Mein Vorhaben wollte nicht schon wieder verschieben müssen.

Also begab ich am 04.08.21 auf eine (abenteuerliche) Reise mit dem Zug nach Konstanz. Gebucht hatte ich eine Schnellzugverbindung bis St. Gallen in der Schweiz, wo ich in den Regionalzug nach Konstanz umsteigen wollte. Schließlich erreichte ich mein Ziel zur vorgesehenen Zeit um kurz vor 11:00 Uhr, aber das grenzte an ein Wunder.

Im Allgäu hatte ein Erdrutsch die Bahnstrecke verschüttet. Daher stiegen wir in Memmingen in einen Ersatzbus, der uns nach Bregenz (Österreich) brachte. Dort sollte der Ersatzzug nach Zürich stehen. Sinnigerweise war dieser bereits abgefahren, als wir dort ankamen. Mit Hilfe einer sehr hilfsbereiten Schweizerin orientierten wir uns schnell neu und fuhren mit einer S-Bahn nach St. Margarethen. Dort wartete bereits ein Zug nach St. Gallen, den wir gerade noch erreichten. In St. Gallen stieg ich dann in den Regionalzug, mit dem ich ohnehin hatte fahren wollen. Bemerkenswert fand ich, dass bei diesen mehrfachen Grenzübertritten nach Österreich, in die Schweiz und wieder zurück nach Deutschland keinerlei Pass- oder Impfzertifikatskontrollen stattfanden.

Von Konstanz nach Märstetten

In Konstanz schlenderte ich durch die Altstadt und ging zum Münster, dem Startpunkt des Schwabenweges.

Die Kirche geht auf die Anfangszeit des Bischofssitzes um das Jahr 600 n. Chr. zurück und wurde im Jahr 780 erstmals urkundlich erwähnt. Das Münster war für gut zwölf Jahrhunderte die Kathedrale der Bischöfe von Konstanz und diente als Sitzungssaal des Konzils von Konstanz (1414–1418)… Es ist eine der größten romanischen Kirchen Südwestdeutschlands, eine dreischiffige Säulenbasilika mit kreuzförmigem Grundriss, … Im Innenraum überlagern sich die Ausstattungsepochen des Barock, des Klassizismus und der Neugotik. Besonderes Pilgerziel am Schwabenweg (Jakobsweg) ist die romanische Mauritiusrotunde.
Quelle Wikipedia

Nachdem ich mir den ersten Stempel für den Pilgerpass geholt und den Hl. St. Jakobus in der Mauritiusrotunde angeschaut hatte, begann ich meine Pilgerwanderung an den ersten Jakobsweg-Wegweisern. Nach einer kurzen Strecke durch die Fußgängerzone ging ich durch das Schnetztor, wo die Altstadt endete. Nach 20 Minuten überquerte ich, wieder ohne Kontrolle, die Schweizer Grenze und erreichte den Ort Kreuzlingen.

In Kreuzlingen wollte ich mir eine Schweizer SIM-Karte besorgen. Der Umweg zur Kreuzlinger Hauptstraße war mir zu weit, so dass ich auf dem durch die Stadt führenden Jakobsweg Ausschau nach einem entsprechenden Geschäft hielt. Nachdem ich mehrere Passanten angesprochen hatte, landete ich schließlich in einem Asia Laden. Dort kaufte ich die einzig angebotene und recht günstige Prepaid Karte eines mir unbekannten Anbieters. Die Servicekraft installierte die Karte und als ich eine Bestätigungs-SMS des Netzwerks erhielt, zog ich zufrieden weiter. Erst danach sollte ich merken, dass garnichts funkionierte, aber dazu später.

Bisher war es stark bewölkt gewesen, aber als ich aus dem Laden trat, fing es an zu tröpfeln. Schnell durchquerte ich ein Wohn- und ein Industriegebiet in Kreuzlingen. Der Jakobsweg führte nun an einem hübschen Fachwerkhaus mit Mühle vorbei, aber ich eilte schnell weiter in den Wald. Dort ging es sanft aufwärts durch das Saubachtal. Der Bach war allerdings gerade dabei, sich in ein reissendes Gewässer zu verwandeln. Bald regnete so stark, dass ich meinen neuen Wanderschirm aufspannen musste.

Nach einer guten Stunde erreichte ich die Heiligkreuzkapelle in Bernrain, die im Jahr 1388 erbaut wurde und laut Pilgerführer ein viel besuchtes Gotteshaus ist. Dort war ich ganz alleine, was wohl mit dem schlechten Wetter zu tun hatte. Auch der schöne Ausblick zurück nach Konstanz und zum Bodensee, den es vom Kirchvorplatz geben sollte, war stark getrübt.

Weiter ging es durch den Wald bis zum Weiler Schwaderloh, der gänzlich verlassen schien. An einem kleinen Weiher fand ich danach eine überdachte Bank an einem Holzhaus, auf der ich mich kurz zu einer Trinkpause niederließ. Bei dem Weiher handelte sich um ein Fischgewässer, das nur Mitgliedern vorbehalten war. Kaum hatte ich mich hingesetzt, da kam auch schon ein Auto angebraust und ein Mann fing an, Kästen in die Hütte zu räumen. Wohl überzeugt, dass ich eine harmlose Pilgerin war, ignorierte er mich. Ich nutzte den Unterstand auch dazu, die Regenhülle über meinen Rucksack zu ziehen.

Ich durchquerte noch zwei weitere kleine Orte und versuchte einigermaßen trocken zu bleiben. Es regnete nicht sehr stark, hörte aber auch nicht auf. Die Regenjacke zog ich nicht an, um nicht zu schwitzen. Vielmehr hielt ich den Regenschirm genau über meinem Kopf bzw. verschob ihn jeweils in die Richtung aus der die Nässe kam. Nach einiger Zeit fand ich sogar eine Stelle vor meinem rechten Rucksacktragegurt, auf der ich den Schirm auflegen konnte. So hatte ich die Hände frei und konnte meine Schultern besser entspannen.

Nicht schön fand eine längere Passagen auf einer kleinen Straße mit großen Maisfeldern, die auch befahren wurde. Es kamen zwar nicht sehr viele Fahrzeuge, aber manchen musste ich ausweichen, um nicht nassgespritzt zu werden.

Mir ging es dann nur noch darum, bald nach Märstetten zu kommen. Zum Fotografieren der wunderschönen Fachwerkhäuser unter dem Regenschirm hatte ich überhaupt keine Lust. Aber für einen der hübschen Wegweiser auf dem Schwabenweg reichte es gerade noch.

Auf dem laut Pilgerführer „aussichtsreichen Weg“, der sich im Regen so nicht präsentierte, ging ich weiter und erreichte den Ortseingang von Märstetten, wo ich vom Jakobsweg abbiegen musste, um zu meiner Unterkunft zu kommen.

14 km, 4 Stunden, 170 Hm Aufstieg, 110 Hm Abstieg
Fazit: Eigentlich eine sehr abwechselungsreiche und leichte Etappe zum Einstieg in den Pilgerweg, wenn es nur nicht pausenlos geregnet hätte.

Im Zentrum des langgezogenen und menschenleeren Ortes, entdeckte ich schließlich drei Männer, die unter einem Hausdach Kaffee tranken und die ich nach dem Weg zu meinem B&B fragen konnte. Es lag etwas außerhalb des Ortes. Ich hatte inzwischen festgestellt, dass die Datennutzung, das Telefonieren und das Simsen mit meiner Schweizer SimCard nicht funktionierten. Also war ich darauf angewiesen, mich zu den Zielen neben dem Pilgerweg durchzufragen. Schnaufend erklomm ich den letzten Aufstieg und spazierte dann zu dem Bauernhof, wo ich übernachten würde. Dort wurde ich sehr nett empfangen. Es gab freie Getränke, u.a. selbst gekelterten Apfelsaft und sogar Kaffee. Im Hofladen kaufte ich eine Brotzeit für das Abendessen. Am Abend reichte es gerade noch für einen Gang über den Hof, um die Tiere anzuschauen.

Ziemlich geschafft sank ich in die Federn. Auf dem Bauernhof gab es WLAN und so konnte ich mich auf besseres Wetter am nächsten Tag freuen. Regen wurde nur noch gelegentlich angekündigt.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

Shadow on the Camino

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The photo was taken in the Kienbachtal Valley, near Herrsching, Bavaria, when I was on a pilgrimage on the Munich Way of St. James from Munich to Lindau. On this very hot day many beautiful trees in the Kienbachtal valley provided the much needed shadow .

This is for Becky’s Tree Square Challenge.

Always looking forward to your feedback.

Which Way Photo Challenge: Münchner Jakobsweg

For the first time I participate in Alive and Trekking’s Which Way Photo Challenge. Hopefully it is okay to post several photos.

This topic suits me perfectly as I love trekking and taking photos of the scenery and the trail. Thank you San for this wonderful challenge.

Following are a few pictures of the Munich Way of Saint James from my pilgrimage from Munich to Lindau (290 km).

Finale auf dem Münchner Jakobsweg

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Wollt ihr wissen, ob und wie ich es zum Ziel des Münchner Jakobswegs in Lindau geschafft habe ? Dann schaut mal hier.

8.10.2019 Scheidegg nach Hergensweiler (Lindau), ca. 12 km

Beim Frühstück fragte mich die Wirtin, ob ich bei diesem Sauwetter tatsächlich wandern wollte. Es schüttete und Dauerregen war angesagt. „Natürlich,“ entgegnete ich, „das ist meine letzte Etappe. Ich will den Jakobsweg bis Lindau schafften.“ Zunächst holte ich mir den Pilgerstempel in der Touristeninformation in Scheidegg. Wieder wurde ich gefragt, ob ich vorhatte,  im Starkregen  zu pilgern. Ziemlich zuversichtlich nickte ich. Die längste Strecke ging es bergab, 800 m hinunter vom Allgäu an den Bodensee. Auch würde es unterwegs Einkehrmöglichkeiten geben, wo ich  mich ausruhen und die Kleidung trocknen konnte.

Zunächst lief ich bergauf bis zur Gallus-Magnus-Kapelle, die neben einem schönen holzverkleideten Bauerhof lag. Die Kirche war geöffnet und ich stellte mich kurz unter.
Jakobsweg3 (179)Jakobsweg3 (180)An den Scheidegger Wasserfällen kam ich vorbei, aber der Zugang war wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Im strömenden Regen stieg ich weiter hinauf und erreichte die Wendelinskapelle.
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Von nun an ging es bergab, im übertragenen und im tatsächlichen Sinn. Der Camino führte fast nur über steile Schotterwege, die mir, da das Regenwasser den Berg hinablief und die Steine zum Teil unterspült hatte, nicht geheuer waren. Bei jedem Schritt musste ich aufpassen. Vor einem Sturz in der verlassenen Gegend fürchtete ich mich.  Es gab so viele Waldwege wie nie zuvor auf dem Münchner Jakobsweg. Nun freute ich mich über jedes asphaltierte Stück.
Jakobsweg3 (189)Das Gasthaus in Niederstaufen, war zu meinem Entsetzen geschlossen und eine weitere Einkehrmöglichkeit sah ich nicht. Wegen des schlechten Wetters waren auch keine Passanten unterwegs, die ich hätte fragen können. Natürlich hatte ich gehofft, im Trockenen relaxen zu können.

Hinter Niederstaufen folgte ich dem Flüsschen Leiblach, das ich  überquerte wie im Pilgerführer beschrieben. Als ich auf der Brücke stand, sah ich, dass sich die Leiblach nach  tagelangem Regen in ein reißendes Gewässer verwandelt hatte.

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Der Pilgerführer erläuterte den Weg nach der Brücke folgendermaßen: „… Diesem Weg folgen Sie, bis er Sie wieder zurück zu einer Brücke über einen Bach bringt …“  Am anderen Ufer stand ein Muschelzeichen, dem ich folgte. Kurz danach hatte sich der Weg in eine Schlammwüste verwandelt. Ich versuchte, über heruntergefallene Äste zu balancieren, rutschte aber vom nassen Holz herunter und blieb bei jedem Schritt im zähen Matsch stecken. Der Weg endete schließlich am Flussufer.  Ungläubig starrte ich in die trüben Fluten. Der Jakobsweg war an dieser Stelle wohl überschwemmt worden. „Es reicht !“ rief ich in den menschenleeren Wald. “ St. Jakobus, was soll das ?“ Beim Zurückgehen nahm ich einem abzweigenden Pfad, der mich aber nicht auf den richtigen Weg führte. Dazu kam, dass es im Wald keinerlei Unterstellmöglichkeiten gab. Vor dem Starkregen schützte das Blätterdach nicht. Schließlich folgte ich einem Asphaltsträßchen in Richtung Hergensweiler, wo ich den Radweg nach Sigmarszell nehmen und dort  auf den Jakobsweg zurückkehren wollte.
Beim ersten Bauernhof sah ich einen überdachten Grillplatz. Ich klingelte, um zu fragen, ob mich dort unterstellen durfte. Ein Fenster im Erdgeschoss war gekippt, aber es öffnete niemand. Nach kurzem Warten stellte ich meinen Rucksack auf dem überdachten Platz ab, setzte mich auf ein Mäuerchen und legte eine kleine Brotzeit ein.

In Hergensweiler waren einige Frauen unterwegs, die gerade ihre Kinder abgeholt hatten. Endlich Leute, die man nach dem Weg fragen konnte ! Hinter dem geschlossenen Gasthaus entdeckte ich den Radweg nach Sigmarszell. Auf dem Camino betrug die Entfernung von Niederstaufen nach Sigmarszell fünf Kilometer, von Hergensweiler waren es für Radfahrer noch mehr als zehn. Die Entfernung von Sigmarszell nach Lindau betrug weitere zehn Kilometer. Inzwischen war ich völlig durchnässt und wäre noch länger als drei Stunden unterwegs gewesen. Die Bushaltestelle fand ich ohne Probleme. Als ich sah, dass in wenigen Minuten ein Bus nach Lindau ging, entschied ich mich schweren Herzens für die Busfahrt.Jakobsweg3 (197)Den Bodensee sah ich zum ersten Mal an einer roten Ampel in  Lindau-Rehlein. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich war ziemlich enttäuscht.

Der Bus fuhr nicht zur Insel Lindau, auf der die Altstadt liegt, sondern zum Berliner Platz. Der Platz mit seinem riesigen Kreisverkehr bildet einen Verkehrsknotenpunkt. Im  Jahr 2017 hatte mich der Flixbus dort abgesetzt. Beim Aussteigen hatte ich das Hotel, das direkt am Platz lag,  gesehen und gedacht. „Was für eine schreckliche Lage!“ Nun war mir alles recht, um die nassen Klamotten loszuwerden. Ich bekam sogar ein Zimmer zum Hof, das für eine Nacht ausreichend konfortabel und ruhig war. Dort breitete ich meine Kleidung zum Trocknen aus und zog mich um. Im Einkaufszentrum gegenüber regenerierte ich mich bei Kaffee und Kuchen. Danach holte ich mir auf der Insel die letzten Pilgerstempel, in der Touristeninformation und im Münster Unserer lieben Frau, wo ich mich in die Marienkapelle setzte, um über meine Pilgerwanderung nachzudenken. Obwohl ich traurig war, dass ich den Weg nicht bis zum Ende zu Fuß zurücklegen konnte, war ich doch ein bisschen stolz , dass ich es trotz des schlechten Wetters so weit geschafft hatte. Viele der wunderbaren Landschaftspanoramen und auch die anstrengenden Erlebnisse würde ich nicht so schnell vergessen. Beim Gehen hatte ich sehr intensive Eindrücke gewonnen. Ich hatte erlebt, was Goethe meinte: „Nur wo zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen.“
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Lindau hatte ich bisher nur im Sommer besucht, als es von Besuchern nur so wimmelte. Nun wirkte die Altstadt wie ausgestorben. Die Cafés waren aber geöffnet. Dorthin waren die Touristen vor dem Regen geflüchtet. Eine wunderbare Pause verbrachte ich im urigen Buchcafé, wo ich nicht zum Lesen kam, weil ich mich sehr nett mit einem älteren englischen Ehepaar unterhielt.
Jakobsweg3 (200)Jakobsweg3 (210)Jakobsweg3 (209)
Danach spazierte ich am Bodenseeufer entlang zurück zu meiner Unterkunft. Es hatte endlich aufgehört zu regnen und zwischendurch schien sogar die Sonne.
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10.10.2019 Rückfahrt nach München

Mit dem Rucksack lief ich am nächsten Morgen zum Lindauer Hafen und  beendete dort (fast regulär) meine Pilgerreise auf dem Münchner Jakobsweg.
Jakobsweg3 (220)Dann nahm ich den nächsten Zug nach München. Von den 290 km des Münchner Jakobswegs hatte ich 260 km zu Fuß zurückgelegt. Die ausgelassene Strecke von 20 km am Westufer des Ammersees werde ich in einer Tageswanderung nachholen. Auf dem  Camino hatte ich 15 Tage verbracht, die Bahn brauchte für die ähnlich verlaufende Strecke gerade einmal drei Stunden.

Unterwegs sah ich das Wegstück, auf dem ich drei Tage vorher nach Stiefenhofen gelaufen war
https://wanderlustig2019.wordpress.com/2019/12/29/auf-dem-muenchner-jakobsweg-10/  .
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Fazit:
Der Münchner Jakobsweg verläuft zu einem großen Teil auf Asphalt oder Schotterwegen. Lange Strecken führen durch landwirtschaftlich geprägte Gegenden mit schönen Bauernhöfen und Begegnungen mit putzigen neugierigen Kälbchen. Unterwegs gibt es immer wieder prächtige Barockkirchen und liebvoll ausgestattete Kapellen zu bestaunen. Bei klarem Wetter kann der Pilger traumhafte Bergpanoramen genießen.
Für mich war die Strecke mit Gepäck anstrengend genug. Vor allem im Allgäu ging es ständig auf und ab. Wer fitter ist, kann die Etappen verlängern und den Weg in kürzerer Zeit zurücklegen.
Nicht gefallen hat mir, dass ich nur am 1. und 2. Tag eine  Pilgergruppe getroffen habe. Den Caminospirit, der im  Austausch mit anderen Pilgern entsteht, habe ich leider nicht erlebt.
Es würde mich reizen, den Weg in Lindau fortzusetzen. Von Lindau fährt ein Schiff nach Rorschach, wo einer der  Schweizer Jakobswege beginnt. Gehört habe ich aber, dass auch auf diesem Camino nur wenige Pilger unterwegs sind. Vielleicht gehe ich dann doch auf dem Camino portugues oder frances weiter. Schaun‘ mer mal  …

Wart ihr schon auf einem Fernwanderweg unterwegs, den ihr nicht wie vorgesehen geschafft habt ? Und hat es euch trotzdem gefallen ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

 

 

Auf dem Münchner Jakobsweg (11)

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8.10.2019 – Von Stiefenhofen  nach Scheidegg, ca. 20 km

Nun lässt es der Camino richtig krachen! Auf dem Münchner Jakobsweg  bin ich im Oktober mehrmals völlig  durchnässt worden.  Die Einkehrmöglichkeiten waren ein Trauerspiel: an mehreren Tagen gab es überhaupt nichts. Aber heute ist es nur stark bewölkt, dazwischen gibt es etwas Sonne, ab und zu fallen ein paar Tropfen, die kein Regenzeug erfordern, und in den Wolken entdecke ich einen zarten Regenbogen.
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Und das ist die Krönung: Ich sitze in Börser-Scheidegg in einem Café bei Latte Macchiato und einer köstlichen herb-süßen Biskuitrolle mit Schwarzer-Johannisbeer-Sahne. Die Gaststube ist im Stil der 60er Jahre eingerichtet. Am Nebentisch spielen drei ältere Damen Doppelkopf und fluchen dabei lautstark im Dialekt wie Pferdekutscher. Die freundliche Wirtin spricht mich tatsächlich an und und fragt, ob ich auf dem Jakobsweg pilgere und wie weit ich schon gelaufen bin. Toll, dass sich mal jemand interessiert! Ich erzähle ihr, dass ich schon sehr lange keine Jakobspilger mehr getroffen habe. Doch es gäbe sie schon, sie sehe einige pro Tag, aber nur wenige in dieser Jahreszeit.  „Wie weit ist es noch nach Scheidegg ?“ frage ich. Sie entgegnet, dass sie „auf Scheidegg“ bis zur Schule in 30 Minuten läuft.  Gut regeneriert breche ich auf, mein heutiges Ziel habe ich fast erreicht.
Jakobsweg3 (169)Morgens in Stiefenhofen hatte ich meinen inneren Schweinehund besiegt, indem ich keine Abkürzung wählte, sondern direkt zum Jakobsweg zurückging. Am Vortag hatte ich mir die spätgotische Kapelle in Zell gespart, um schneller zu meiner Unterkunft in Stiefenhofen zu kommen Auf dem Münchner Jakobsweg (10)
Nun fühlte ich mich gut ausgeruht und wollte ich nicht auch noch auf die Kirche St. Stephan in Genhofen bei Oberstaufen verzichten, wo es interessante Wandmalereien aus dem 16./17.Jahrhundert zu bewundern geben sollte. Das Sträßchen nach Genhofen führte durch eine landwirtschaftlich geprägte Gegend und war überhaupt nicht befahren. Auch die Bewohner waren nirgends zu sehen. Allerdings begleiteten mich ihre guten Wünsche.
Jakobsweg3 (127)Jakobsweg3 (130)Von weitem sah ich mit Bestürzung, dass die Kapelle von Genhofen vollkommen eingerüstet war. Beim Näherkommen entdeckte ich, dass die Kirchentüre offen stand.  Vorsichtig trat ich ins Kircheninnere. Die Handwerker, die an der Außenfassade arbeiteten,  hinderten mich nicht daran, womit ich eigentlich gerechnet hatte. Der Innenraum des Gotteshauses  schien völlig ausgeräumt zu sein. Durch eine Tür in einer Stoffabdeckung gelangte ich in die Apsis, wo ich den wunderschönen Hauptaltar aus dem 16. Jahrhundert mit Figuren der Muttergottes und von Heiligen bewunderte.  Im Pilgerführer stand, dass sich der Pilgerstempel hinter dem Altar im Beichtstuhl befände. Dieser stand tatsächlich noch dort, aber einen Stempel fand ich nicht. Aber die interessanten spätgotischen Fresken mit Wappen, Jagdszenen, Sonnenkreuzen und  vorchristliche Kultzeichen und Symbolen konnte ich bewundern.

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Draußen sah ich kein Wegzeichen. Es befand sich wahrscheinlich hinter dem Gerüst. Daher fragte ich die Arbeiter, die freundlich antworteten und die es nicht zu kümmern schien, dass ich in der Baustelle herum lief.
Der Weg führte durch ein Sägewerk, das verlassen schien. Dann kam ich zu einem Bauernhof. Davor stand ein Bauersfrau, die, bevor ich gefragt hatte, die Richtung zeigte und  „Da lang!“ rief.
Im nächsten Ort Hopfen setzte sich das fort. Als ich vor der  Kapelle St. Martin stand, kam sofort der Anwohner mit dem Schlüssel angelaufen. Auch einen Stempel gab es.
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Im Käselädele von Hopfen wurde eine aromatisch duftende Käseauswahl angeboten. Leider konnte ich nicht richtig zuschlagen, weil ich mit dem Rucksack unterwegs war. Also kaufte ich nur ein kleines Stück Allgäuer Emmentaler für meine nächste Brotzeit. Eine Einkehrmöglichkeit gab es nicht im Lädele. Ich bestellte frische Buttermilch, das einzige angebotene Getränk,  und setzte mich damit auf die Bank vor dem Geschäft. Die Milch war lauwarm und schmeckte anders als die aus dem Supermarkt. Nicht schlecht, aber doch gewöhnungsbedürftig. Nun ja, wenigstens würde mir das Kraft für die Wanderung geben, dachte ich.  Nach kurzer Zeit wurde es mir allerdings schlecht. Es ging aber schnell wieder vorbei.
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In Simmerberg kam ich um die Mittagszeit an. Nach einem kleinen Rundgang legte  ich eine Mittagspause im  Brauereigasthof ein. In der urigen Gaststube konnte man sogar beim Bierbrauen zuschauen. Mittags eine volle Mahlzeit zu essen, war ich nicht mehr gewohnt. Eigentlich wollte ich mir nur einen Snack bestellen, aber das gab die Speisekarte, die österreichisch beeinflußt war, nicht her. Das Backhendl mit Salat und Kürbiskernöl fand ich lecker, aber es gab zu viel paniertes Fleisch für meinen Geschmack.
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Hinter dem Ort folgte der Weg lange kleinen Straßen und führte auch ein kleines Stück an der B 308 entlang. „Na super,“ dachte ich und überlegte, ob ich wieder einmal ein bißchen fluchen sollte. Hinter dem nächsten Ort Hasenried ging es dann sehr steil hinunter, teilweise auf einem rutschig gerölligen Waldpfad. Das war garnicht mein Ding und ich fragte mich, worüber ich mich eigentlich vorher aufgeregt hatte.
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Kurz danach lief es sich sehr lauschig immer am Bach entlang bis nach Weiler. Der Camino bot mir gerade viele neue Eindrücke. Die Einkehrmöglichkeiten in dem  hübschen Ort  ließ ich links liegen, hatte überhaupt keinen Hunger.
Jakobsweg3 (162)Jakobsweg3 (160)Jakobsweg3 (163)Dann lief ich über Ortsteile von Weiler hinauf zur Altenburg. Als es nun zum ersten Mal an diesem Tag richtig bergauf ging, merkte ich, dass ich doch nicht so fit wie gedacht war. Außerdem begann es gerade zu tröpfeln, so dass ich schneller aufstieg und dadurch erst recht zu schnaufen begann. Die Ruine Altenburg fand ich zuerst nicht, obwohl ein kleiner Pfad ausgeschildert war. Viel zu sehen gab es nicht, die Steine der verfallenen Burg waren größtenteils für den Kirchenbau verwendet worden. Im schattigen Wald erzeugten die von der Vegetation fast überwuchterten Steinhaufen eine fast verwunschene Atmosphäre. 
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Weiter ging es, immer schön bergauf, nach Börserscheidegg, wo ich eine sehr angenehme Kaffeepause verbrachte (s.o.). Als ich aus dem Lokal trat, schien die Sonne. Es gab schöne Alpenblicke und mit ein bisschen Phantasie konnte man den nähergerückten Bodensee ahnen.Jakobsweg3 (166)Jakobsweg3 (170)

Das Höhenprofil im Pilgerführer hätte mich warnen sollen …   Auf den letzten fünf Kilometern  musste ich immer wieder aufsteigen, auch noch innerhalb von Scheidegg und zwar bis zu der von der Wirtin in Börserscheidegg erwähnten Schule. Für die Strecke brauchte ich viel länger als eine halbe Stunde. Um das zu schaffen, darf man nicht mit Rucksack gehen und eine stundenlange Wanderung sollte man auch nicht hinter sich haben. Oder man läuft wie die Einheimischen schon ein ganzes Leben lang auf solchen bergigen Wegen.
In Scheidegg schaute ich mir die Kirche an und ging dann zu meiner Unterkunft, die dankenswerterweise direkt gegenüberlag.
Was für ein abwechselungsreicher vorletzter Tag auf dem Münchner Jakobsweg !

Wie geht es euch beim Wandern auf Fernwegen, lauft ihr lieber bergauf oder bergab ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

Wollt ihr wissen, ob ich es bis Lindau geschafft hebe, dann schaut mal hier nach :

https://wanderlustig2019.wordpress.com/2020/02/03/finale-auf-dem-muenchner-jakobsweg/

Auf dem Münchner Jakobsweg (10)

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7.10.2019  Von Weitnau nach Stiefenhofen, ca. 20 Km

„Nein, nicht schon wieder ! “ rufe ich laut in den menschenleeren Wald hinein. Der Pilgerführer hat mir prophezeit, dass es heute immer nach Erreichen einer „Ansteigung“ sofort wieder bergab geht. Leider allzu wahr ! Obwohl ca. 800 Höhenmeter zu bewältigen sind, liegen der Start und das Ziel der heutigen Etappe auf gleicher Höhe. Gestern  habe ich mich noch beklagt, dass der Wegverlauf und das Wetter eintönig  waren. Das ist heute überhaupt nicht der Fall! Auch das Wetter bietet mir viel Abwechslung. Vom Platzregen, über Nebel und Sonne ist alles dabei. „ Camino provides“? Aber dabei geht es doch um nur Positives, oder ? Heute handelt es sich eher um eine wilde Mischung.

Als ich morgens in Weitnau startete, sah ich einige Löcher in der Wolkendecke und freute mich auf besseres Wetter. Nach knapp 20 Minuten fing es an zu nieseln. Auf einer Bank auf einer Lichtung  zog ich mein Regenzeug an. Währenddessen begann es richtig zu schütten und ich wurde beim Umziehen ziemlich nass. Nach einer kurzen Strecke durch den Wald stellte ich mich bei einer großen Schutzhütte unter. Also doch, „Camino provides“ !

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Dort fror ich ziemlich schnell. Nachdem der Regen etwas nachgelassen hatte, ging ich schnell weiter. Nun begann der im Pilgerbuch angekündigte Wechsel zwischen Bergauf- und Bergablaufen. Dann musste ich auch noch einen steilen Matschweg hinunterschlittern. Als ich mich gerade bitterlich beklagen wollte, weil ich das überhaupt nicht schätze, schien plötzlich wieder die Sonne. Nebelfetzen, die in den Baumkronen hingen, stiegen sehr fotogen nach oben.
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Vom nächsten Ort Williams erhoffte ich mir eine gemütliche Einkehr. Zwar wusste ich schon, dass das beste Restaurant Ruhetag hatte, aber da würde es bestimmt noch eine andere Möglichkeit geben. An einigen Skiliften kam ich vorbei und sah dort auch Restaurants. Wie die Lifte waren die Gaststätten leider außerhalb der Saison geschlossen. Auch meine Nachfrage bei Einheimischen brachte nichts. In einem anderen Ortsteil, der kilometerweit entfernt war, gab es wohl etwas aber in Williams nicht.
Eine freundliche Bäurin konnte mir auch nicht helfen, aber sie zeigte mir, wo der Jakobsweg wieder aus dem Dorf hinausführte. Leider war auch die Kapelle von Williams geschlossen, so dass ich keinen Pilgerstempel bekam.
Hinter dem Ort ging es zunächst bergab und dann ca. 1 km steil bergauf nach Aigis. Auch hier gab es keine Einkehrmöglichkeit und der Ort war wie ausgestorben. Vor einem Aussiedlerhof befand sich ein idyllischer Picknickplatz mit Holztisch und Bänken. Dort ließ ich mich nieder und packte meine Brotzeit aus. Neben der Bank lag ein kleiner Gedenkstein für ein verstorbenes Ehepaar mit der Aufschrift „Zu Hause waren sie in ihren geliebten Bergen“ . Als ich den Stein betrachtete und mir überlegte, ob es sich wohl um langjährige Feriengäste gehandelt hatte, sah ich die darauf fallenden Regentropfen. Fluchend legte ich mein Raingear wieder an. Meine Brotzeit nahm ich auf die Hand und flüchtete in den Wald. Der Camino machte mir mal wieder keinen Spaß !

Im Wald war niemand unterwegs und das sollte stundenlang so bleiben. Einige Male fehlte die Beschilderung an den Abzweigungen. Mir grauste davor, dass ich mich verirren könnte. Das Handynetz hatte sich passenderweise auch gerade wieder verabschiedet.Wer würde mich finden, wenn ich mich verletzte ?  Dem Rat des Pilgerbuchs folgend, dass man sich auf dieser Strecke an Weggabelungen immer links halten solle, fand ich den Weg. Bis Geratsried ging es wieder munter, teilweise steil, bergauf und gleich wieder bergab . Dort stand ich erneut vor einer geschlossenen Kapelle.
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Hinter dem Ort musste ich noch einmal steil bergauf gehen. Japsend erreichte ich einen großen Bauernhof. Wieder war keine Menschenseele zu sehen. Dann kam ich an eine Weide mit Kälbern. Die Tiere kamen sofort angallopiert und folgten mir soweit die Wiese am Weg entlang führte.
P1040376Diese nette Begegnung baute mich auf . Dann kam auch noch die Sonne heraus. Schließlich entdeckte ich eine sonnige Bank auf einer Anhöhe mit einer wunderbaren Aussicht auf leuchtend grüne Allgäuweiden. Dort setzte ich meine Brotzeit fort und  die Welt war wieder in Ordnung.
P1040380Obwohl es von nun an bergab ging, entschied ich mich für die Abkürzung nach Stiefenhofen, wo ich meine Unterkunft gebucht hatte. Dabei ließ ich die gotische Kapelle in Zell aus.  Schon wieder kein Stempel ! Aber nach meinen Erfahrungen im Allgäu war ich mir nicht sicher, ob die Kirche geöffnet sein würde. Auf dem Allgäu Radweg lief ich bis Stiefenhofen, das fast drei Kilometer vom Jakobsweg entfernt liegt. Der Weg folgte der Bahnstrecke von Lindau nach München und einmal fuhr ein Zug vorbei. Ansonsten handelte es sich um eine sehr schöne Strecke am Bach, die ich bei schönstem Sonnenschein zurücklegte.
Nur der letzte Kilometer nach Stiefenhofen verlangte mir Einiges ab. Es ging noch einmal richtig steil nach oben.
Als ich ziemlich erledigt im Hotel ankam, fragte mich der Gastwirt, wie weit ich gegangen war und wie lange ich gebraucht hatte (sechs Stunden plus Pausen) und meinte dann, soo lange würde er nicht brauchen (!).
Bei einem sehr schmackhaften Abendessen in der gemütlichen und gut besuchten Gastwirtschaft erholte ich mich von den Strapazen. An meinem Tisch unterhielt ich mich mit zwei Frauen. Die eine besuchte ihre Freundin, die in der Nähe wohnte, und sie wollte am nächsten Tag zunächst Richtung Lindau pilgern und dann über den Jakobsweg zurück in den heimatlichen Schwarzwald. Schade, dass ich die nette Frau auf dem Weg nicht wieder getroffen habe.

Wart ihr schon einmal alleine auf einem Fernwanderweg unterwegs und wie ging es euch ?
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Unso ging es weiter :

https://wanderlustig2019.wordpress.com/2020/01/19/auf-dem-muenchner-jakobsweg-11/

 

 

 

 

Auf dem Münchner Jakobsweg (8)

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Regen, Regen, Regen …

„Schönwetterwandern ist anders!“ Durch das Fenster im Wirtshaus bei der Kapelle Mariaberg  schaue ich dem auf die Tische prasselnden Regen zu. Aber schließlich geht es beim Pilgern nicht um den Komfort. Es soll auch mühsam sein. Natürlich möchte ich mich auf dem Münchner Jakobsweg anstrengen und meine Grenzen austesten. Wie weit kann ich mit dem schweren Rucksack gehen? Kann ich die Tagesetappen steigern ? Das waren die Gedanken, mit denen ich den Weg begonnen hatte.
Jetzt regnet es pausenlos, schon seit 24 Stunden. Meine Zimmerwirtin hat mich heute morgen mit „ Das Wetter soll heute besser werden! „verabschiedet. Das erinnert mich an den Mutmacherspruch der Taxifahrerin auf Malta : „It is brrightening upp!“ Reisepech: Das Wetter !
Das stimmte seinerzeit nicht und ich fürchte inzwischen, dass das heute auch wieder nicht der Fall ist. Nun sitze ich etwas trübselig im Gasthaus. Es gibt keine weiteren Gäste. Der Kellner, der auf seinem Handy daddelt, wäre wahrscheinlich heilfroh, wenn ich bald aufbrechen würde. Vorhin habe ich mir auf der Toilette die Regenbekleidung aber auch das nasse Shirt ausgezogen und alles über einem Stuhl ausgehängt. Hier sitze ich nun bei Apfelküchlein und Tee und hoffe, dass die Klamotten ein bißchen trockener werden. Ärgerlicherweise habe ich mich auf meine Regenjacke verlassen und mein Regencape  wieder ausgepackt, um Gewicht zu sparen.  Eben habe ich zu meinem Schrecken festgestellt, dass die Jacke zwar einem Niesel-  aber keinem Starkregen standhält. Meine heutige Strecke ist zwar relativ kurz. Aber ewig im Restaurant auf besseres Wetter zu  warten, bringt es auch nicht. Außerdem wird es mir in den feuchten Sachen, die ich noch trage, langsam kalt. Nach einer knappen Stunde bezahle ich.

Zunächst besuche ich die direkt gegenüberliegende Kapelle und hole  mir den Pilgerstempel. Soll ich  die Wanderung abbrechen ? Zurück in Kempten wäre ich in einer Stunde. Von dort könnte ich gemütlich mit dem Zug nach Hause fahren. Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage ! Wenn ich auf dem Camino in Spanien unterwegs wäre, könnte ich auch nicht ohne weiteres aufgeben. Das Pilgern bei Wind und Wetter gehört auch zum Jakobswegerlebnis. Auf geht’s ! Davon dass mir die Erfahrung des Regenpilgerns auf dem Münchner Jakobsweg schließlich intensiv gegönnt wurde, werde ich noch berichten …

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Von Kempten nach Buchenberg und Eschach, ca. 10 Km

Morgens lieh ich mir einen Schirm von meiner Vermieterin und unternahm eine kleine Besichtigung von  Kempten bei  strömenden Regen. Zunächst schlenderte ich über den großen Wochenmarkt am Residenzplatz. Bei schönerem Wetter hätte man das vielfältige Sortiment sicher besser bewundern können. Dann ging ich noch zum historischen Rathaus und zur nicht weit entfernten evangelischen Kirche St. Mang. Am Samstagmorgen und bei regnerischem Wetter wirkte die Altstadt verlassen. Die Gassen und Plätze mit schön restaurierten Häusern und zahlreichen Caféterrassen würde ich gerne noch einmal bei Sonnenschein besuchen. In der Kirche St. Mang war es ziemlich dunkel,  aber den Pilgerstempel fand ich schließlich. Auf dem Rückweg besuchte ich die katholische Kirche St. Lorenz, die verschwenderischer ausgestattet war. Auch begann gerade eine Messe.  Der Innenraum war hell erleuchtet und  viele Bänke waren besetzt.
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Ich hatte mir Zeit gelassen. Meine Etappe sollte nur 14 km betragen. Auch wartete ich  noch auf besseres Wetter. Gegen 10 Uhr brach ich schließlich in voller Regenmontur auf.  Der Jakobsweg führte über einen steilen Anstieg aus der Stadt. Danach ging es gleich wieder hinunter zu einem schon etwas angeschwollenen Flüsschen und dann durch einen Mischwald. Im Wald spürte man den Regen nicht so stark und ich freute mich über schönen Trampelpfad und die schon buntgefärbten Laubbäume. Leider war meine Freude von kurzer Dauer.
Nach einem kurzen steilen Aufstieg am Ufer des Bachs gelangte ich auf die Mariaberger Straße. Der Jakobsweg verlief  von da an entlang der wenig befahrenen Straße sicher auf einem aspaltierten Gehsteig . Allerdings war ich nun dem Regen ausgesetzt. Es gab keinen Schutz durch Bäume oder Ähnliches. Zunächst hatte das sanfte Rauschen des Regens, das alle Geräusche dämpfte, fast etwas Meditatives. Bald merkte ich aber, dass Feuchtigkeit durch meine Regenjacke drang und mich am Oberkörper, vorne wo der Rucksack mich nicht schützte, durchnässte. Erleichtert stellte ich fest, dass wenigstens die von H. geborgte Regenhose „dichthielt“. Ich wollte schnell ins Trockene und ging den Anstieg von insgesamt 300 m etwas schneller als gewöhnlich an. Schnaufend kam ich in Mariaberg an und flüchtete mich zunächst ins Wirtshaus (s.o.).
Danach führte der Jakobsweg steil auf einen Wiesengrat mit Bänken, von denen man laut Pilgerführer eine wunderbare Aussicht auf Kempten und die Berge haben sollte …
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Nach kurzer Zeit ging es wieder hinunter zur Straße, die ich in Mariaberg verlassen hatte. Dieser Umweg diente einzig dem Zweck, dem Wanderer einen schönen Blick zu bieten. Nun ja !

Im Pilgerführer hatte ich gelesen, dass der folgende Abstieg zum Herrenhauser Weiher auf einem steilen Schotterweg verlief. Das Höhenprofil zeigte eine stark abfallende Linie an. Da ich keine Freundin des Bergabgehens bin und mich dabei schon verletzt habe, fürchte ich mich ein bißchen vor diesem Wegstück. Auf dem Weg zum Weiher hatte ich insgesamt zwei Wanderer gesehen, die aber in eine andere Richtung abgebogen waren. Wer würde mir helfen, wenn ich ein Problem bekäme ?
Zunächst folgte ich dem fast ebenen Weg,  auf dem sich schon große Pfützen gebildet hatten.

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Richtig steil wurde es dann nur an zwei Stellen, die ich mit meinen Wanderstöcken sehr vorsichtig, aber gut bewältigen konnte.
Am Herrenwieser Weiher (s. Beitragsbild) herrschte „total tote Hose“. Kein Wunder, das Wetter lud nicht wirklich  zum Spazierengehen ein. Nun gab es zwei Varianten des Jakobsweges. Eigentlich hatte ich die Etappe über Ermengest nach Buchenberg gehen wollen. Durchnässt wie ich war, entschied ich mich nun für die steilere Strecke über Ahegg, die vier km kürzer war.
Kurz vor Buchenberg, als ich gerade wieder ohne Unterstellmöglichkeit über ein Wiesenstück querte, setzte ein regelrechter Wolkenbruch ein. In kürzester Zeit war ich bis auf die Haut durchnässt. Das war das erste Mal, dass ich laut fluchte. „Was soll das jetzt noch, Petrus ? Es reichte doch schon !“ Es war niemand in der Nähe und mir tat das Rufen gut.
In Buchenberg musste ich den Besuch der Kirche St. Mang verschieben. Vor der Kirchentüre standen festlich gekleidete Hochzeitsgäste, die meine patschnasse Erscheinung entgeistet anstarrten. Stattdessen flüchtete ich ins gegenüberliegende Café, wo ich mich einigermaßen zivilisiert herrichtete und mit meinem koffeinhaltigen Lieblingsgetränk und einer Semmel stärkte. Danach ging ich noch in Kirche und holte mir den wohlverdienten Stempel.
Ich hatte eine pilgerfreundliche Unterkunft auf einem Bauerhof gebucht, der allerdings in Eschach, vier  Kilometer entfernt vom Jakobsweg  lag. Meine Bereitschaft, noch weiter durch den Regen zu stapfen, war sehr überschaubar. Daher telefonierte ich mit dem Bauern, der mich netterweise mit dem Auto abholte. Auf dem Hof wurde ich sehr herzlich von der Bäuerin empfangen, die mir auch noch selbstgebacken Apfelkuchen gab. Meine nassen Sachen  drapierte ich über der Heizung und sämtlichen Möbelstücken. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich sehr erholsam  in meinem gemütlichen Zimmer, einer holzgetäfelten Bauernstube. Schade war nur, dass es während meines Aufenthalts neblig blieb. Auf dem Foto in der Gemeinschaftsküche war der traumhafte Panoramablick zu sehen, den man bei besserem Wetter gesehen hätte.

Was haltet ihr vom Pilgern im Regen ? Seid ihr schon einmal richtig nass geworden ?

Über eure Likes und Kommentare freue ich mich immer sehr.

Und so ging es weiter .

 

Auf dem Münchner Jakobsweg (7)

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Fortsetzung des Münchner Jakobswegs im Oktober 2019

2. Etappe von Geisenried nach Kempten, ca. 25 km

Eben habe ich mich noch über ein herrliches Alpenpanorama gefreut und nun, nur eine knappe Stunde später, stehe ich am Rand des Kemptner Waldes, buchstäblich alleine auf weiter Flur und ratlos. Von meinem Weg zweigt ein anderer ab, aber eine Beschilderung finde ich nicht. Wenn es kein Schild gibt, bleibe ich normalerweise auf dem Weg .

Aus den Aktualisierungen zum Pilgerbuch habe ich mir eine Beschreibung von zwei kritischen Punkten ausgedruckt. Ich zitiere:  „ (Seite) 126, nach Oberthingau: Hier ist an einem Dreiweg mitten im Kempter Wald kein Schild angebracht. Der falsche Weg verliert sich nach einigen hundert Metern in einem Moos. Hier bräuchte es an folgenden zwei Stellen dringend ein Schild bzw. einen Hinweis im Buch. Die beiden neuralgischen Punkte befinden sich an folgender Stelle: (es folgen GPS Koordinaten)„. Unklar war mir, wie man sich an den beiden „neuralgischen“ Punkten verhalten sollte. Nachdem ich meine zu Hause meinen ausgedruckten GPS-Track gecheckt habe, meine ich, dass ich zweimal rechts abbiegen muss. An der ersten Stelle bin ich wohl schon vorbei. Dort war der Weg,  wenn auch etwas versteckt, ausgeschildert. Sicher bin ich mir nicht, ob ich mich nun am zweiten Ort befinde. Ich schaue bei Google Maps nach und nach dem GPX Track von outdooractive. Fehlanzeige: kein GPS und kein Telefonnetz !

Durch den Kemptner Wald verläuft der Jakobsweg  18 km lang ohne Orte und ohne Einkehrmöglichkeiten. Im Pilgerführer steht, dass es im Wald lange, immer gerade Strecken gäbe, die psychische Widerstandskraft erforderten, da man das Gefühl haben könne, nicht vorwärts zu kommen. Auch könne es wochentags recht einsam werden. Tatsächlich bin ich heute, seit ich Oberthingau verlassen habe, noch keinem Menschen begegnet. Nur ein paar Kühe von der nahen Weide schauten mir leise schnaubend und interessiert zu,  wie ich mit dem Buch, der Karte und dem Smartphone hantiere. Daher kann nicht darauf hoffen, dass gleich jemand vorbei kommt, den ich nach dem Weg fragen kann.

Immerhin muss ich heute die längste Etappe bewältigen und will mich auf keinen Fall verlaufen, wie es einigen Pilgern hier wohl schon passiert ist. Das darf einfach nicht geschehen. Ich atme mehrmals tief ein und aus. Die frische Waldluft tut mir gut und beruhigt die Nerven. Der Weg, der gerade aus führt, scheint im Bogen in die Richtung zu gehen, aus der ich gerade gekommen war. Derjenige der nach rechts abzweigt, führt in einiger Entfernung über einen schmalen Bach. Ich sehe einen dünnen blauen Strich auf der Karte.  Es kann sich doch um den richtigen Weg handeln. Nun nehme ich die Abzweigung und was sehe ich, als ich den Bach überquere ? Ein neues Jakobswegzeichen, die sog. Schwabenmuschel, nur ganz schwach zu erkennen (Das Foto habe ich so bearbeitet, dass ihr das Muschelzeichen sehen könnt. So deutlich war es in der Realität nicht zu erkennen.) Kurz danach ist der Jakobsweg wieder deutlich ausgeschildert. Uff, geschafft !

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Um 8:30 Uhr war ich mit Proviant und vollen Wasserflaschen von Geisenried aufgebrochen. Gespannt war ich auf diese lange Tour und auch ein bisschen besorgt. Was sollte ich tun, wenn mich auf der langen Waldstrecke die Kräfte verließen oder ich mich verletzte ?

Nachmittags war Regen angesagt. Als ich aufbrach, war es zwar kalt, aber angenehm zum Laufen und einen (letzten) wunderschönen Alpenblick gab es auch. Bei schönem Sommerwetter war die Sicht auf die Berge nicht so schön gewesen, sondern eher diesig.P1040265Ich passierte zwei Dörfer, Osterberg und Oberthingau, und wollte eigentlich noch einmal einkehren, bevor ich in den Kemptner Wald ging. Aber am frühen Vormittag hatte noch kein Gasthaus geöffnet. In Oberthingau füllte mir eine sehr nette Frau noch meine Wasserflaschen, so dass ich gut ausgestattet weiterziehen konnte. Im Wald legte ich dann eine Brotzeit in einer Schutzhütte ein, die direkt an einer Kuhweide stand. An dem abgelegenen Ort am Waldrand wäre es eigentlich sehr ruhig gewesen. Allerdings läuteten die Kuhglocken fast schon ohrenbetäubend.

Nachdem ich mein oben beschriebenes Orientierungsproblem gelöst hatte, begab ich mich in den „gefürchteten“ Kemptner Wald. Stimmt, es war dort oft ziemlich monoton. Kilometerlange schnurgerade Wege, die durch Nadelholzmonokulturen führten und auch noch stetig anstiegen, herrschten vor. Auch lief man ständig über nicht endenwollende Schotterwege. Aber ich war vorbereitet und fand es nicht so schlimm.DSC_3907Nachdem ich  fast vier Stunden gewandert war, erreichte ich die Kemptner Waldkapelle. Die letzten hundert Meter legte ich im Laufschritt zurück. Der Regen hatte begonnen, so dass ich mich regelrecht in die Kirche flüchtete. Dort zog ich den Regenschutz über den Rucksack und meine Regenhose an.
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Es regnete nur leicht, als ich weiter zum Dengelstein ging, hörte allerdings während der Wanderung auch nicht mehr auf. Nach der Kapelle musste ich noch etwas aufsteigen, dann war der höchste Punkt mit ca. 950 Meter erreicht.
Der Dengelstein gehört mit einer Höhe von über acht Metern zu den größten noch erhaltenen Findlingen des Kemptner Waldes. Während der Eiszeit wurde er vor etwa 18.000 Jahren durch den Illergletscher bis zu seinem jetzigen Standort transportiert. Es wird vermutet, dass er sowohl als heidnische Kultstätte als auch als Gerichtsstätte diente. So groß und mächtig hatte ich mir den Findling nicht vorgestellt. Auch fand ich den Ort  bei dem trüben Regenwetter geradezu unheimlich.
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Weiter ging es bei stetig rauschendem Regen bergab Richtung Kempten. Am Bachtelweiher in der Nähe der Stadt  konnte ich endlich einkehren. Nachdem ich mein nasses Zeug im Vorraum deponiert hatte, ließ ich es mir bei Latte Macchiato und Kuchen gut gehen. Köstlich, wie der Kaffee duftete ! Zum Frühstück hatte ich so etwas Gutes nicht bekommen und natürlich auch nicht unterwegs.

Der Weg durch die Kemptner Vorstadt wollte dann doch kein Ende nehmen. Nachdem ich die St. Mang Brücke zur Altstadt überquert hatte, galt es mein Privatquartier zu finden. Ziemlich bald verabschiedete sich Google Maps. Ratlos stand ich am Kemptner Residenzplatz für dessen Schönheit ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt keinen Blick hatte. Nachdem ich meine Vermieterin zweimal angerufen und um eine Wegbeschreibung gebeten hatte, gelang es mir das Haus zu finden, wo ich nach fast neun Stunden Wanderzeit erschöpft eintrudelte.
H. hatte  mir schon ein Whats App geschickt „Lebst du noch ?“, das ich mit  „Ja, so gerade noch…“ beantwortete.

Abends musste ich dann noch einmal hinaus in den Regen, hatte es aber nicht weit zur Altstadt und konnte dort gemütlich essen gehen. Ein bisschen stolz war ich schon, dass ich die lange Strecke geschafft hatte. Die nächste Etappe würde viel kürzer sein, allerdings war wieder Regenwetter angesagt.

Wart Ihr schon im Dauerregen wandern und wie fandet ihr es ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

Wollt ihr wissen, wie es mir auf der Wanderung am Vortag erging, dann schaut doch mal hier  Auf dem Münchner Jakobsweg (6)

und so ging es weiter.

Auf dem Münchner Jakobsweg (6)

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Fortsetzung des Münchner Jakobswegs im Oktober 2019

Nach einem ziemlichen Sommertheater mit großer Hitze war ich sehr gespannt, was mir der Weg im Herbst bescheren würde. Meine Hoffnung war, dass ich im sog. Goldenen Oktober einen ideales Wanderklima vorfinden würde. Nun ja, die  Wettervorhersage war durchwachsen. Aber ein bisschen Regen würde mich nicht umbringen. Ich hatte keine Ahnung …

1. Etappe von Stötten nach Geisenried,  ca. 17 km

Wie schon angekündigt wollte ich den Weg in Stötten am Auerberg fortsetzen.  Dort hatte ich die Wanderung beendet, ein bisschen früher als beabsichtigt Auf dem Münchner Jakobsweg (5)

H. brachte mich morgens am 3.10. zum Gasthaus in Stötten. Ich merkte gleich, dass eine andere Stimmung herrschte. Der Gastgarten war geschlossen und auf der Straße gab es keine Passanten. Ich sah ein junges Paar mit Rucksäcken, das in Richtung des Jakobswegs ging. Diese Leute hätte ich gleich ansprechen sollen. Wahrscheinlich waren es Jakobspilger und die sollte in den nächsten Tagen nicht mehr treffen. Aber zunächst ging ich noch einen Cappuccino trinken und die Kirche musste ich vor der Fortsetzung meiner Pilgerreise auch noch besuchen.

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Dann ging ich zügig los. Hinter mir, am Auerberg, ballten sich schon gewaltige dunkele Wolken zusammen. Ein kalter Wind pfiff, aber das Wetter hielt an diesem Nachmittag. Ich hatte fast den Eindruck, dass ich den Regenwolken davon laufen konnte.

Das Gehen bei kälteren Temperaturen fand ich wesentlich angenehmer. Allerdings wog mein Rucksack mindestens ein Kilo mehr als im Sommer. Auch mehrmaliges Ein- und Auspacken hatte daran nichts geändert. Zwar hatte ich jedes Teil auf die Küchenwaage gelegt und Einiges aussortiert, aber das hatte nicht viel geholfen. Ich traute mich z.B. nicht auf meine orthopädischen Knieschützer zu verzichten, die ich bei steilen Abstiegen brauche. Und es gibt so Einiges, von dem ich früher nie gedacht hätte, dass ich einmal mitschleppen muss. Daher machte mir das Rucksacktragen etwas zu schaffen, aber sonst war alles gut.

P1040237P1040240P1040238Auffällig war, dass am Feiertag nur wenige Leute unterwegs waren. Im Wald traf ich einen einsamen Jogger und einen Radler. Bei einer Trinkpause  freute ich mich über die Gesellschaft einer neugierigen Muh.P1040241DSC_3900Auf der wunderschönen Kurfürstenallee mit 200 Jahre alten Lindenbäumen bei Marktoberdorf traf ich dann auf einige Spaziergänger.P1040253Gut  war, dass ich in Marktoberdorf eine Pause mit alkoholfreiem Weißbier und Flammkuchen einlegte.

P1040254Danach musste ich zwar nur noch knapp 5 km zu meinem Tagesziel Geisenried laufen, aber die hatten es in sich. Von Marktoberdorf nach Kempten verläuft der Jakobsweg in zwei Varianten. Die eine über Görrisried  ist 41 km lang und die andere über Oberthingau, die ich gewählt hatte, nur 31 km. Außerdem würde ich nun bereits bis Geisenried gehen, so dass ich am nächsten Tag „nur“ 26 km zurückzulegen hatte. Die alternative Strecke sollte landschaftlich schöner sein, der Pilgerführer riet aber zu einer Übernachtung in der Mitte. Dort hatte ich kein Quartier gefunden.

Wie im Wanderbuch beschrieben ging es nun an der vielbefahrenen B 472 entlang. Es gab zwar einen sicheren Rad- und Fußweg aber diesem musste man über Kilometer durch mehrere Gewerbegebiete folgen. Erst kurz vor Geisenried kam die Abzweigung auf die kleine Ortsstraße, die neben wohltuender Ruhe auch eine schöne Aussicht auf die Berge im Abendlicht bot. Kurz danach erreichte ich den Gasthof, in dem ich meine Übernachtung gebucht hatte. Mit meinem ersten Wandertag war ich ganz zufrieden. Die Strecke war fast eben und mir zum Einlaufen mit dem Rucksack auch nicht zu lang gewesen.

Wie würde meine Wanderung nach Kempten verlaufen ? Meine längste Etappe auf dem Münchner Jakobsweg stand bevor. Es gab erst kurz vor Kempten eine Einkehrmöglichkeit und davor würde ich recht einsam durch den ausgedehnten Kemptner Wald gehen. Ein bisschen grauste es mir vor dem nächsten Tag.

Wie geht es euch bei Fernwanderungen ? Und wie plant ihr eure Etappen ?

Über eure Kommentare und eure Likes freue ich mich immer sehr.

Und so ging es weiter Auf dem Münchner Jakobsweg (7)

Weiter geht’s auf dem Münchner Jakobsweg

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In Stötten am Auerberg hatte ich im Juli meine Wanderung  auf dem Münchner Jakobsweg vorläufig beendet. Ein paar Kilometer früher, als ich geplant hatte Auf dem Münchner Jakobsweg (5) 

Oben seht ihr die Kirche St. Peter und Paul, von der ich mein letztes Foto knipste. Genau dort werde ich den Weg bald fortsetzen. Fest steht, dass Hitze beim Wandern dieses Mal nicht das Problem sein wird. Der Wetterbericht verkündet eher reichlich Wolken und Regen. Dies wird sicher eine ganz andere Stimmung vermitteln.

Traumhaft wäre es, wenn ich die ca. 130 km nach Lindau schaffen würde. Wenn das Wetter allzu graußlich  ist, könnte ich auch schon von Kempten zurück fahren. Allerdings würde ich den Weg lieber bis zum Ende gehen. Aber schaun mer mal …

Auf jeden Fall werde ich euch berichten, was ich erlebt habe.

Habt ihr noch Wanderungen in diesem Herbst geplant und wohin soll es gehen ?

Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.

Und so ging es weiter:

https://wanderlustig2019.wordpress.com/2019/10/11/auf-dem-muenchner-jakobsweg-6