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Von Saint-Ondras nach Charavines am 2.8.2022
Nach einem opulenten Frühstück, u.a. mit frisch gespresstem Orangensaft, brach ich morgens auf, aber erst nachdem ich mich von den reizenden Eseln verabschiedet hatte.

Schon vor 9 Uhr war es wieder sehr heiß. Die Temperatur sollte 38 °C im Schatten erreichen, aber meine Etappe war relativ kurz und würde am Lac Paladru enden. Auf den Nachmittag am See freute ich mich sehr.
Zu Beginn ging es kräftig bergauf. Auf einer Bank an der ich schwer atmend ankam, saß ein holländisches Pilgerpaar. Fünf Tage lang waren mir keine Pilger begegnet. Wahrscheinlich war es den Leuten einfach zu heiß. Sie folgten der Via Gebennensis lieber im Frühjahr oder im Herbst. Sehr vernünftig!
Wir unterhielten uns kurz. Die Beiden waren einen Tag später als ich in Genf losgegangen, hatten aber keinen Ruhetag eingelegt. Sie wollten in Le Pin auf einem Campingplatz übernachten und hatten vor, bis Le Puy zu gepilgern. Nachdem sie aufgebrochen waren, ruhte ich mich noch einige Minuten auf der Bank aus. Ich habe die Holländer nicht wieder gesehen, was wohl auch damit zu tun hatte, dass ich nicht mehr lange auf dem Camino unterwegs war.
Der Jakobsweg führte nun stetig aber angenehm bergauf über kleine Straßen und Feldwege. Auf den Wiesen grasten cremefarbene Charolais Rinder. Immer wieder genoss ich weite Ausblicke. Allerdings waren diese längst nicht so spektakulär wie zu Beginn der Via Gebennensis. Ich befand mich nun in einer hügeligen, landwirtschaftlich geprägten Gegend und die Berge lagen weit entfernt am Horizont.
Kurz vor Valencogne kam mir ein jüngerer Mann namens Alexis mit Rucksack entgegen. Zuerst dachte ich, er gehöre zu den wenigen Pilgern, die, nach dem sie Santiago erreicht hatten, auch noch zurück nach Hause gingen. Dann stellte sich heraus, das er in Katalonien gestartet war und nun zunächst den Jakobsweg rückwärts lief. Innerhalb von fünf Monaten wollte er soweit wie möglich in Richtung Jerusalem wandern. Er rechnete damit, dass er spätestens in Griechenland ein Flugzeug zum Ziel nehmen würde. Nun war er schon einen Monat gelaufen und es strengte ihn immer weniger an. Der Körper passe sich an, meinte er. Das war nicht meine persönliche Erfahrung, aber ich war auch viel älter.
Wir tauschten uns eine gute halbe Stunde über die Übernachtungsmöglichkeiten auf der Via Gebennensis aus. Er war in einem anderen Preissegment als ich unterwegs, aber er nannte mir einige Bleiben auf dem Weg nach Le Puy, die für mich in Frage kamen. Ich holte mein gelbes Buch heraus und notierte mir ein paar Tipps. Als wir uns verabschiedeten, war ich sehr enthusiastisch und überzeugt, dass ich weitere Unterkünfte finden würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die zwei folgenden Nächte gebucht.
In Valencogne besuchte ich die Kirche und bewunderte die Statue des Hl. Jakobus, die den Pilgern den Weg weist.
Auf einer Hochfläche ging es weiter, mal durch den Wald, dann wieder mit weiten Landschaftspanoramen an Wiesen und Feldern entlang. Es war verhältnismäßig angenehm zu gehen, aber ich war doch froh, als ich zum ersten Mal den tiefblauen See erblickte. Nach Le Pin ging es recht steil hinunter und ich irrte auch etwas durch die Gegend. Die Richtung war aber klar, so dass ich schließlich im Ort ankam. In einer Bar an der Kirche stärkte ich mich mit der üblichen Kombination von Sirop de Menthe und Café. Nachdem ich das Gotteshaus besucht hatte, bog ich vom Camino ab, um nach Charavines am Lac Paladru zu meiner Unterkunft zu gehen.
Panoramafoto zum Anklicken!
Nun stellte ich fest, dass ich noch mehr als drei Kilometer nach Charavines zurücklegen musste und zwar auf einer gut befahrenen Straße, die leicht abwärts führte. Ich konnte aber auf einem sicheren Seitenstreifen gehen. Der See sah wunderbar türkis-blau aus, allerdings herrschte auch reger Betrieb.
Meine Unterkunft lag ganz am Ende des Lac Paladru. Das Zimmer ging zur Straße hinaus und lag direkt über dem Gartenrestaurant. Das entsprach nicht meinem bei der Buchung geäußerten Wunsch nach einem ruhigen Zimmer, aber ich hatte ohnehin keine andere Wahl und es war nur für eine Nacht.
Fazit:
16 km, 5 Stunden, ca 400 m Aufstieg und 320 Abstieg (bis Le Pin).
Leichte, knapp mittellange Etappe, abwechslungsreich, ohne spektakuläre Landschaftseindrücke, herrlicher Lac Paladru mit Bademöglichkeit, allerdings stark frequentiert, Infrastruktur in Le Pin und Charavines.
Nachmittags ging ich weiter in den Ort. Zunächst suchte ich die Touristeninformation auf, um mich nach der Busverbindung von La-Côte-Saint-André nach Lyon zu erkundigen. Wenn ich keine weiteren Unterkünfte finden würde, wollte ich dort den Camino vorerst beenden. Im Netz hatte ich keine Fahrt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln gefunden. Auch die nette Dame im Fremdenverkehrsbüro brauchte eine Weile, um eine Verbindung aufzustöbern. Sie rief mehrere Stellen an. Schließlich druckte sie mir zwei einschlägige Fahrpläne aus. Der zweite war allerdings vom letzten Winter und ich sollte in La-Côte noch einmal nachfragen.
Zur Belohnung für die Mühen des Tages kehrte ich im Strandbadcafé ein, wo ich einen großen Pfirsich Melba Eisbecher verspeiste.
Panoramafoto bitte anklicken.


Nach dem Abendessen im Hotelrestaurant ging ich noch ein bisschen am See spazieren. Die Achillessehne meines rechten Fusses schmerzte bei jedem Schritt. Leichte Beschwerden hatte ich schon vorher bemerkt, und zwar immer wenn ich mich eine Weile nach den Wanderungen ausgeruht hatte. Nun war der Schmerz stärker. Ich ging an diesem Abend nicht weit, schaute mir nur das Abendrot über dem Lac Paladru an und kehrte dann um.

Beim Zubettgehen schmerzte mein Rücken sehr. Wie geplant hatte ich morgens keine Tablette genommen, was ich nun tat. Es dauerte eine ganze Weile, bis das Medikament wirkte. Bis dahin lag ich auf dem Rücken wie ein umgefallener Käfer. Es tat ziemlich weh, wenn ich mich aufrichten wollte, egal wie ich mich drehte und wendete. Ob ich mir doch eine Rippe gebrochen hatte, obwohl die Ärztin in Yenne es ausgeschlossen hatte?
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr. Auf dem Französischen Jakobsweg #8 erschien zuerst auf Wanderlustig.