Sylt im Winter # 2

Unsere Erfahrungen und Tipps für den Winterurlaub auf Sylt

Wandern von Westerland nach Kampen am 4.12.2022

Morgens herrschte trübes und kaltes Wetter bei mäßigem Wind. Immerhin regnete es nicht mehr. Wir wollten am Strand entlang nach Norden wandern und schauen, wie weit wir kommen würden, von Westerland bis in den nächsten Ort Wenningstedt oder sogar bis Kampen.

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Von unserer Ferienwohnung legten wir zunächst einen kleinen Umweg nach Süden ein, um über eine längere Treppe auf den höchsten Strandübergang von Westerland, die sog. Himmelsleiter, zu steigen. Unterwegs auf der Landseite entdeckten wir witzige Street Art zum Thema „Sylt“.

Der Zugang zum Strand erfolgt auf Sylt über Treppen oder schmale Pfade und ist auf Inhaber einer Kurkarte beschränkt (1,75 € bzw. 3,50 € pro Person/Tag in der Haupt- bzw. Nebensaison, oder 2 bzw. 4 € für Tagesgäste). Diese Karte wird normalerweise an einem Häuschen oben auf dem Übergang kontrolliert, während unserer Reisezeit gab es aber keine Kontrollen. Den Obulus mag man kritisieren, für uns war er in Ordnung, weil dadurch die touristische Infrastruktur auf der Insel in Stand gehalten wird. Zum Beispiel war an jedem Übergang eine warme und saubere Toilette geöffnet und im Sommer gehört wohl das Baden an von Rettungsschwimmern gesicherten Stränden dazu. Auch gibt es vielfach Holzbohlenwege am Dünenrand der Strände, die das Gehen im Sand erleichtern.

Von der Aussichtsplattform genossen wir den Blick in den Süden sowie in den Norden der Insel und weithin erstreckte sich der durchgehende Weststrand mit feinem weißem Sand. Die Aussicht über Westerland war auch gegeben, aber bezeichnenderweise fotografierte ich sie nicht ein einziges Mal, obwohl ich mehrmals das Panorama von der Himmelsleiter bewundern sollte. Zunächst einmal versperrte ein riesiger Baukran den Blick, auch muss man zugegen, dass Westerland, auch wenn dort noch ein paar wunderschöne Friesenhäuser stehen (s. später in diesem Blog) baulich keine Schönheit ist. Am Hauptstrand fallen sogar große Appartmentblöcke unangenehm auf, Bausünden aus den 1960er Jahren, der Frühzeit des Tourismusbooms. Inzwischen werden moderne Ferienwohnungen und Hotels im Reethausstil oder als Backsteinhäuser errichtet. Westerland gehört demnach nicht zu den schönsten Orten auf Sylt, bietet aber einige Attraktionen (dazu später) und das breiteste Angebot an Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und Unterkünften. Der Ort eignet sich aufgrund seiner zentralen Lage auch sehr gut zum Erkunden der Insel mit dem Bus. Und der sehr breite Hauptstrand, der zu Füßen der Fußgängerzone in der Friedrichstraße liegt, ist barrierefrei zugänglich und lässt nichts zu wünschen übrig.

Vom Aussichtspunkt stiegen wir die Treppe hinunter, liefen zunächst auf der Strandpromenade (einem Holzbohlenweg) entlang nach Norden und gingen bald an den Strand. Außer uns waren zahlreiche Spaziergänger unterwegs. An dem breiten Strand, der im Winter nicht mit Strandkörben zugestellt war, verteilten sich die Menschen gut, aber ich war doch überrascht, wie viel auf Sylt in der absoluten Nebensaison los war. Angenehmerweise bedeutete das auch, das fast alle Restaurants geöffnet waren, wobei einige zwei anstatt einen Ruhetag einlegten.

Am Strand entlang zu schlendern und nach den herbei brausenden Wellen zu schauen, war ungeheuer entspannend. Zuerst lief es sich sehr angenehm auf dem Sand, aber dann wurde es anstrengender, weil die Flut auflief und wir auf den weicheren Untergrund ausweichen mussten. Für kurze Zeit ließ sich sogar die Sonne blicken, was aber leider nicht von Dauer war.

Vor dem Ort Wenningstedt wichen wir ins Landesinnere aus und folgten Pfaden und einer kleinen Straße bis zum „Gosch am Kliff“, wo wir eine Kleinigkeit essen wollten.

Im Jahr 1972 eröffnete Jürgen Gosch in einem Verkaufswagen einen Imbiss am Hafen in List/Sylt, der für sich reklamierte, die „Nördlichste Fischbude Deutschlands“ zu sein, was wohl stimmt, weil List die nördlichste Ortschaft in Deutschland ist (Bericht zu unserer Wanderung im Norden der Insel folgt).

Ab den 1980er Jahren expandierte Gosch zunächst auf der Insel und dann auf dem Festland. Selbst Kreuzfahrtschiffe bieten Gosch Sylt Restaurants.
Quelle Wikipedia

Im Gosch Restaurant in Wenningstedt ließen wir es uns gut gehen, saßen im überdachten Außenbereich und verspeisten leckere Fischgerichte. Gosch ist ein Selbstbedienungsrestaurant mit einer sehr großen Auswahl an äußersten frischem köstlichen Fisch und Getränken (Werbung ohne Auftrag). Die Aussicht des in den Dünen gelegenen Restaurants in Wenningstedt kann man am besten im Sommer von den Außenplätzen genießen, aber immerhin gab es von unserem Sitzplatz einige „Alltagsmenschen“, Statuen von Christel und Laura Lechner, zu bewundern. Es handelte sich um die drei Surferinnen. Als wir dann wieder zum Strand hinunterstiegen, entdeckten wir den Mann mit dem Fernglas. Weitere Statuen sind im Ort verteilt.

Nach dem Mittagessen wehte ein stärkerer eisiger Nordwind. Ich merkte zu diesem Zeitpunkt, dass mein Plan, mich auf den Wanderungen mit mehreren Lagen Sportkleidung nach dem Zwiebelprinzip anzuziehen, im Sylter Winter nicht funktionierte. Zwar trug ich zusätzlich noch eine winddichte Regenhose, aber das reichte gerade so aus, wenn ich mich bewegte, war aber alles andere als wohlig warm. Künftig musste ich auf meinen dicken Daunenmantel zurückgreifen, den ich gerade erst gekauft hatte, und der mir für Strandspaziergänge eigentlich zu schade gewesen war.

Nach einer Weile stiegen wir wieder nach oben, wo ein windgeschützter wunderschön gelegener Naturpfad und Holzbohlenweg mitten durch die Dünen mit Traumausblicken zum Strand verlief. Der einzige Nachteil war, dass wir nun oberhalb des bekannten Roten Kliffs unterwegs war. Um dieses zu sehen, hätten wir vom höchsten Punkt des Pfads noch einmal nach unten steigen müssen, wozu uns die Energie fehlte. Außerdem soll das Rote Kliff am schönsten bei Sonnenuntergang leuchten und bei dem stark bewölkten Wetter hätte sich der Abstieg wohl nicht gelohnt.

Der Dünenweg zweigte schließlich nach rechts ab und führte zur Uwe Düne, die mit immerhin 52 Hm die höchste Erhebung auf Sylt bildet. Den Weg auf die Aussichtsplattform über die Treppe mit den 110 Stufen ließen wir uns natürlich nicht entgehen. Den laut Reiseführer „gigantischen Fernblick“ über die gesamte Insel konnten wir zwar wegen des trüben Wetters nicht genießen und fotografieren, aber doch einen guten Eindruck von der Ausdehnung und Landschaft der Insel gewinnen.

Von der Uwe Düne war es nicht mehr weit nach Kampen. Auf dem Weg zur Bushaltestelle sahen wir die ersten Reetdachvillen mit wunderschönen weißen Gittern vor den Backsteinfassaden.

Der Bus zurück nach Westerland kam nach kurzer Wartezeit. Die Insel ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen. Die Hauptbuslinien verkehren in der Hauptsaison tagsüber alle 15 bis 20 Minuten und in der Nebensaison alle 20 bis 30 Minuten. Ein eigenes Fahrzeug haben wir selbst im Winter nicht vermisst. Der Bus wurde dann richtig voll, am Anfang hatten wir nicht einmal einen Sitzplatz. Von wegen „hochklappte Bürgersteige“ auf Sylt im Winter!

Fazit:
10 km, ca. 3 Stunden, ungefähr 100 m Höhenunterschied.

Eine sehr schöne mittellange Strandwanderung, gerade im Winter gut begehbar, wenn man wegen fehlenden Badebetriebs und ohne Strandkörbe viel Platz zum Laufen hat, unbedingt den Dünenweg zwischen Wenningstedt und Kampen nehmen, Einkehrmöglichkeiten in Wenningstedt. Warm anziehen ist sehr wichtig, Mütze, Schal und Handschuhe nicht vergessen!

Nach 20 Minuten Fahrt kamen wir wieder in Westerland an und kehrten in unsere Ferienwohnung zurück. Bald brachen wir wieder auf und regenerierten im Café Mateika (Werbung ohne Auftrag), einem traditionellen Kaffeehaus mit einer köstlichem hauseigenen Kuchenauswahl, das keine 200 Meter von unserer Bleibe entfernt lag.

Was für ein toller erster Tag auf der Insel!

Sylt im Winter : Erfahrungsbericht – # 2 erschien zuerst auf Wanderlustig.