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Von Riggisberg nach Schwarzenburg
An meinem vorletzten Tag auf dem Schweizer Jakobsweg stärkte ich mich zunächst mit einem sehr guten und reichhaltigen Frühstück in meiner Unterkunft im Schloss Riggisberg. Als ich mit einem Blick zurück auf das Schlossgebäude startete, hörte es auf zu regnen und die Sonne brach durch die Wolken. Als ich kurz danach die vielen Stufen zur Kirche von Riggisberg hinaufstieg, gefiel das meinem Knie überhaupt nicht. Oben angelangt eröffnete sich ein wunderschönes Landschaftspanorama mit Ausblicken auf die Berge. Nun wurde ich für die Wanderung am Vortag entschädigt, als das schlechte Wetter nur sehr kurze Fernblicke erlaubt hatte.
Danach ging es kurz knackig bergauf aber dann entspannter über den Weiler Mättiwill nach Rüeggisberg. Inzwischen war die Sonne hinter dunklen Wolken verschwunden. Im Dorf war nicht viel los. Ein offenes Gasthaus fand ich nicht. Schließlich kehrte ich im Dorfladen ein, wo man auch einen Imbiss einnehmen konnte. Ich entschied mich wieder für Cappuccino und Nussgipfeli. Dieses Gebäck ist zwar oft etwas trocken, schmeckt mir aber sehr gut und es gibt viel Kraft zum Wandern.
Nicht weit von der Kirche befinden sich die eindrucksvollen Mauerreste des ehemaligen Cluniazenserklosters aus dem 11. Jahrhundert. Als ich den Klosterhof betrat, begann es zu schütten. Und das Wetter sollte den ganzen Tag lang sehr wechselhaft bleiben. Mitgezählt habe ich nicht, aber ich schätze, dass es mindestens fünfmal Regen und genauso oft Sonnenschein gab.
Nach einem längeren aber nicht unangenehmen Abstieg an Viehweiden vorbei, erreichte ich das Naturschutzgebiet Schwarzwasser, wo ein ziemlich matschiger Weg am rauschenden Flüsschen entlang führte und mehrmals vor Erdrutschgefahr gewarnt wurde. Tatsächlich war an einigen Stellen der Hang von den darüberliegenden Steilwänden abgestürzt. Trotzdem gefiel es mir, dem schönen Uferweg ein Stück zu folgen.

Nach dieser idyllischen Stecke kam es wie es kommen musste, es ging wieder einmal aufwärts. Auch waren immer wieder Viehgatter zu öffnen. Einmal wurstelte ich mich mit dem Wanderstock in den feuchten Händen so ungeschickt durch das Tor, dass ich, obwohl ich einen Plastikgriff in der Hand hielt, einen leichten elektrischen Schlag bekam. Ich muss gestehen, dass dieses undramatische Ereignis dazu führte, dass es mir reichte mit dem Jakobsweg. Jeder kleine Aufstieg war mir zu viel, vom Bergabgehen ganz zu schweigen. Mein Knie schmerzte auch schon wieder. Was tat ich auf dem Camino? Für eine längere Pilgerwanderung war ich doch längst zu alt! Seufzend ging ich weiter, mitten im Nirgendwo im Regen und Nebel konnte ich nicht stehen bleiben. Aber ich würde mir gut überlegen, ob ich im nächsten Jahr noch einmal auf den Jakobsweg gehen würde. (Spoiler: Inzwischen sehe ich das anders …)
Danach führte der Weg über eine Hochebene an Feldern und kleinen Gehöften vorbei. Einmal setzte ich mich auf eine Bank an einem Hofladen, um mich auszuruhen. Es regnete zwar gerade nicht, aber es ging ein sehr kalter Wind, der mich bald wieder aufstehen ließ. Die Temperatur war inzwischen deutlich gefallen, in den einstelligen Bereich.

An der Bushaltestelle in Mamishaus zweigte der Camino von der Straße nach links aufwärts ab. Auf einen weiteren Anstieg legte ich gerade keinen Wert. In der Schweiz bleiben die Straßennamen gleich, wenn eine Straße in den nächsten Ort führt. Also musste mein Hotel an der Straße liegen, wo ich mich gerade befand. Es waren knapp zwei Kilometer und an der leicht abfallenden Straße mit breitem Randstreifen konnte ich gefahrlos entlang gehen. Nach kurzer Zeit erreichte ich Schwarzenburg, wo ich auf dem Bürgersteig gehend zu meiner Unterkunft gelangte. Für die Mühen des Tages entschädigte ich mich mit einem leckeren lauwarmen Schokoladenkuchen zum Cappuccino.

Fazit:
15 km,170 m Aufstieg, 150 m Abstieg, 4 Stunden reine Gehzeit
Eine mittellange an für sich unschwierige Etappe, kurzweilig und abwechselungsreich, sehenswert sind vor allem die Kirche aus dem 14. Jahrhundert in Riggisberg (toller Panoramablick vom Kirchenplateau) und die Klosterruine in Riggisberg. Trotzdem mein persönlicher Tiefpunkt auf dem Jakobsweg!
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.
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