For translation please use the Google Translate Button !
Einführung
Fasziniert und voller Bewunderung lese ich seit einiger Zeit die Berichte von Pilgern auf dem Jakobsweg. Den Camino Frances in mehreren Etappen oder den Camino Portugues am Stück zu gehen, würde mich schon reizen. Bisher haben mich beim Wandern oft kürzere Touren auf einen Gipfel mit einem tollen Ausblick interessiert. Lange Strecken mit weniger Höhenunterschieden zu gehen, würde mir vielleicht auch gefallen.
Allerdings hatte ich mich oft gefragt, ob ich eine längere Fernwanderung mit Gepäck durchhalten würde. So war die Idee entstanden, in der Nähe meines Wohnortes zu einem „Probepilgern“ aufzubrechen. Ich begab mich auf den Münchner Jakobsweg, der in der Münchner Innenstadt an der St. Jakobskirche beginnt und über 290 km nach Lindau führt. So konnte ich, wenn es garnicht gehen würde, ohne Probleme nach Hause zurückkehren.
1. Etappe von München nach Starnberg (ca. 37 km)
Ende Juli an einem heißen Sommertag packte ich meinen Day Pack (einen Wanderrucksack besaß ich noch nicht) und nahm zu Testzwecken etwas mehr mit als ich für meine erste Zweitagestour brauchte. Der kleine Rucksack ohne einen gut sitzenden Hüftgurt wog mit Brotzeit und Getränken dann fast 9 kg und fühlte sich nicht besonders bequem an, schnitt aber nirgends ein oder drückte zu stark.
Den ersten Kilometer von der Jakobskirche über den Marienplatz zum Isartor hatte ich schon ein paar Tage vorher zurückgelegt, daher startete ich nun am Isartorplatz und überquerte zunächst die Isar.
Zuerst hatte ich den Weg mit der 2. Etappe am Kloster Schäftlarn beginnen wollen. Das Isarufer in München kannte ich doch schon. Tatsächlich war es ein neues und intensives Erlebnis von der Innenstadt zum Zoo zu Fuß und dann weiter zu laufen. Die Strecke verlief sehr idyllisch immer an der Isar, querte den Fluss von Zeit zu Zeit und folgte ihm erneut. Schließlich ging es am Isarhochufer mit schönen Ausblicken weiter und dann wieder hinab ins Naturschutzgebiet im Isartal. Obwohl der Weg größtenteils auf Schotter zusammen mit dem belebten Radweg verlief, war es dort wunderschön und im schattigen Laubwald fühlte sich das Wandern trotz großer Hitze erträglich an. Auch gab es keine nennenswerten Steigungen. Inzwischen habe ich die erste Hälfte des Münchner Jakobswegs zurückgelegt und die 1. Etappe mir hat bisher am besten gefallen.
Ich lief bis zum Kloster Schäftlarn, wo ich mir in der Klosterkirche den ersten Stempel holte. Das Kloster wurde erstmals im 8. Jahrhundert errichtet. Die Kirche wurde im 18. Jahrhundert im Barock-Rokoko-Stil von bedeutenden Baumeistern prächtig ausgestattet. Barockkirchen würde ich auf dem Münchner Jakobsweg immer wieder besuchen. Obwohl ich ältere Kirchen, z.B. gotische, lieber mag, begann ich die üppig ausgestatteten barocken Gotteshäuser mit der Zeit zu schätzen. Sie passen gut in die Landschaft. Auch war es ein schönes Gefühl als erschöpfte Wanderin in eine helle und prächtige Kirche einzutreten.
Den Pilgerpass für den Münchner Jakobsweg gibt es nur nach einem Aussendegottesdienst in der Jakobskirche, zu dem man sich spätestens zwei Wochen vorher anmelden muss. Ich hatte es nicht rechtzeitig geschafft, mir den Pass zu holen. Daher musste einstweilen mein Wanderführer für die Stempel herhalten.
Im Klostergasthof Schäftlarn konnte ich nicht bleiben, dort war ausgebucht. Deswegen musste ich noch einen relativ steilen, aber nur einen Kilometer langen, Weg nach Ebenhausen gehen. Inzwischen lief ich so ziemlich „auf dem Zahnfleisch“. Das Tragen des schweren Rucksacks hatte meine Füße stärker als vorgestellt belastet. Meine Fußsohlen brannten nach 23 Kilometern wie Feuer. Auftreten konnte ich am Ende nur noch unter Schmerzen. Dem Rücken ging es gut. An den Hüften ziepte es ein bisschen, das ging aber nach ein paar Dehnübungen am Abend weg. Insgesamt war ich von meiner Konstitution positiv überrascht, beschloss aber am nächsten Tag statt bis Herrsching am Ammersee nur 14 km bis nach Starnberg zu laufen.
Recht gut erholt und mit „voll vertapten“ Fuẞsohlen starte ich meinen zweiten Wandertag. In Ebenhausen hatte ich Probleme, den Weg zu finden, was aber auch daran lag, dass ich mich an das oft verblichene kleine blaue Wanderzeichen mit der gelb strahlenden Muschel gewöhnen musste, dass oft hinter dichtem Laubwerk verborgen war. Nach und nach lernte ich, dass der Weg auf der Strecke lange identisch mit dem König-Ludwig-Weg verlief, so dass ich mich notfalls auch an dieser Beschilderung orientieren konnte.
Die Etappe verlief fast nur auf kleinen, zumindest am Feiertag, nicht befahrenen Straßen, die wenig Schatten boten. Zwischendurch gab es eine Reihe Apfelbäume, blühende Feldblumen und eine wenig idyllisch an der Autobahn gelegene kleine Kapelle zu sehen, die mir aber gut gefiel.
Der Jakobsweg ging dann hinunter zum Starnberger See, dessen Ufer man auf den letzten Kilometern bis Starnberg folgt. Unterwegs lagen wunderbare historische Villen, die sich hinter hohen Hecken versteckten, so dass schöne Fotos leider nicht möglich waren.
Ich war ganz froh, als es sich schließlich bewölkte. Es fielen sogar ein paar Regentropfen, aber von dem angekündigten Gewitter blieb ich verschont. Am Nachmittag fuhr ich mit der S-Bahn zurück.
Fazit:
Nach 37 km Wandern mit Gepäck kam ich etwas fußlahm aber doch erstaunlich fit zu Hause an. Ich wollte den Jakobsweg auf jeden Fall weitergehen, plante aber als nächstes eine Tagestour ohne Rucksack von Starnberg über das berühmte Kloster Andechs nach Herrsching. Sowohl der Start als auch das Ziel waren für mich mit S-Bahnen zu erreichen. Das wollte ich mir gönnen. Danach würde es dann in mehrtägigen Etappen weitergehen .
Wart ihr schon auf einem Jakobsweg wandern und wie ging es euch?
Über eure Kommentare und Likes freue ich mich immer sehr.