Auf dem Schweizer Jakobsweg /On the Swiss Camino #20

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Von Lausanne nach St.Prex (Allaman) am 23.04.2022

Nach meinem Ruhetag in Lausanne setzte ich meine Pilgerwanderung auf der Via Jacobi fort. Als ich morgens aufbrach, regnete es wie durch den Wetterbericht angekündigt. Mit der U-Bahn fuhr ich nach Lausanne-Ouchy. Am Seeufer war es noch ziemlich ruhig. Obwohl es tröpfelte, war die Sicht auf die Berge besser als am vorigen sonnigen Tag. Allerdings hatte ich mir eine Abkürzung des Weges versprochen, als ich nicht die Strecke von der Kathedrale wählte wie im Pilgerführer vorgeschlagen. Stattdessen lief ich fast etwa eine Stunde zunächst am Seeufer und dann an einer Hauptverkehrsstraße entlang, bis ich wieder auf den Jakobsweg traf. Kurz danach passierte der Camino die stimmungsvollen Ruinen der spätrömischen Stadt Losanna.

Es hatte aufgehört zu regnen und von nun an führte der Weg dicht am Ufer entlang. Am Samstag waren trotz des mäßigen Wetters viele Spaziergänger, zum Teil mit Hunden, unterwegs und auf den Sportplätze fanden Fußballtraining und -spiele statt.

Zunächst lief ich bis St. Sulpice. Im Restaurant bei der Kirche konnte ich noch auf der Terrasse sitzen und einen Cappuccino schlürfen, aber es zog sich schon wieder zu.

Die Kirche St. Sulpice stammt aus dem 12. Jahrhundert und besitzt neben drei Apsiden ein romanisches Querschiff.
Quelle: Rother Pilgerführer Jakobswege Schweiz

Im dunklen Kircheninneren tastete ich nach dem Pilgerstempel und entzifferte schließlich eine Notiz, dass er im Restaurant angeboten wurde, in dem ich gerade gewesen war. Die Kellnerin wusste davon nichts, aber der Patron konnte mir helfen.

Als ich weiter ging, fing es richtig an zu schütten. Zum ersten Mal seit langer Zeit reichten mein Wanderschirm und der Rucksackschutz nicht aus, sondern ich brauchte die gesamte Montur mit Regenhose und -jacke. Zum Ausgleich führte der Jakobsweg nun sehr malerisch dicht am Ufer des Genfer Sees entlang.

Im nächsten Ort, dem hübschen Städtchen Morges, lief ich durch eine Fußgängerzone mit Hotels, Restaurants und Cafés. Dort waren viele Passanten unterwegs, was mich etwas wunderte. In einem belebten Ort wie Morges hätte ich auch gerne übernachtet, aber das hatte sich bei meiner Etappeneinteilung und den Übernachtungsmöglichkeiten nicht ergeben.

Ich kehrte in einem großen Café ein, in dem es picke packe voll war, fand aber noch einen ruhigen Sitzplatz am Rand, wo ich es mir richtig gemütlich machte. Nach dem Verspeisen einer herzhaften Quiche gönnte ich mir noch eine köstliche Zitronentörtchen zum Kaffee.

Durch die Altstadt ging ich weiter, kam am Hafen und am imposanten Schloss vorbei und im folgenden Park entdeckte ich die wunderschöne Tulpenshow, die wohl der Grund für die zahlreichen Besucher war.

Es fing wieder an zu regnen, hörte dann auf und fing erneut an aber nicht so stark wie morgens. Eine Weile lief ich am Ufer des Genfer Sees entlang und freute mich über die schöne Streckenführung.

Der Weg entfernte sich danach vom Ufer. An einem Bach sah ich die Fortsetzung des Weges nicht mehr, kehrte zurück und folgte der Landstraße #1. Zu behaupten, dass diese Straße stark befahren war, wäre noch eine Untertreibung. Im GPS-Track hatte ich aber gesehen, dass ich bald rechts abbiegen konnte, um den Jakobsweg wiederzufinden. GPS-Navigation ist eine feine Sache!

Es ging dann noch ein Stück durch die Weinberge oberhalb des Sees. Bald konnte ich zum Bahnhof St. Prex abzweigen. In diesem Moment fing es überflüssigerweise wieder an zu schütten. Es sah recht freundlich und sonnig aus, aber ein Regenbogen zeigte sich leider nicht. Rasch ging ich weiter. In St. Prex musste ich nur kurz auf den nächsten Zug nach Allaman warten, wo ich eine Privatunterkunft gebucht hatte. Zu Fuß hätte ich noch zwei weitere Stunden gebraucht. Etwas frustriert war ich, als ich auf der Anzeige im Zug sah, dass die Fahrtzeit bis Genf nur noch 40 Minuten betrug, während ich noch drei Tage bis dort hin wandern würde.

Nach ein bisschen Suchen gelangte ich schließlich zu meinem Quartier in Allaman in den Weinbergen.

Fazit:
Etwa 20 Km (bis St. Prex), Aufstieg ca. 100 m, unbedeutender Abstieg, 5 Stunden und 30 Minuten ohne Pausen.
Wunderschöne, mittellange aber leichte Etappe, die oft am Seeufer entlang führt, nettes Städtchen Morges mit Fußgängerzone, Gastronomie und Seepromenade gut zum Übernachten geeignet.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.

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Auf dem Schweizer Jakobsweg/On the Swiss Camino: Lausanne

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Nachdem ich am Vortag ziemlich erschlagen in Lausanne angekommen war ( Schweizer Jakobsweg/Swiss Camino #19), freute ich mich sehr auf meinen Ruhetag.

Ganz so schön wurde es dann doch nicht. Ich hatte mich beim Wandern erkältet und fühlte mich ziemlich angeschlagen. Um Corona handelte es sich aber nicht, Fieber und Halsweh hatte ich nicht und auch keine weiteren Symptome.

Praktisch war, dass es bei Hotelübernachtungen in Lausanne die Karte für den Öffentlichen Nahverkehr kostenlos dazu gibt. Bei meiner Stadtbesichtigung konnte ich so viele Wege sparen und mich wirklich schonen. Morgens fuhr ich mit dem Bus zum Bahnhof und lief von dort in die Altstadt. Zunächst musste natürlich die Kathedrale besucht werden. Am Eingang traf ich die zwei Pilgerinnen aus der Oberpfalz wieder, mit denen ich mich auf dem Weg nach Lausanne unterhalten hatte. Sie waren tatsächlich bis in die Stadt gelaufen, hatten aber den Abstieg, der immer wieder von Aufstiegen unterbrochen wurde, äußerst anstrengend gefunden. Deswegen würden sie nach dem Besuch der Kirche mit dem Zug bis Rolle fahren. So sparten sie eine sehr schöne Etappe aus, die größtenteils am See entlang führt, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Beim Betreten der Kathedrale verabschiedeten wir uns und wünschten uns einen guten Weg.

Die Kirche, das bedeutendste Bauwerk der Schweiz aus dieser Epoche, beeindruckte mich durch die prächtigen Fensterrosette und reichlich verzierte Portale, aber das Innere wirkte hauptsächlich als hohes Raumerlebnis, während die Ausstattung der reformierten Kirche sich erneut als recht karg erwies.

Danach drehte ich eine gemütliche Runde um die Kirche und schaute mir die Altstadtbauten an. Auf einer Bank machte ich es mir gemütlich und genoss die Aussicht über die Stadt.

Danach ging ich zum Palud Platz im Zentrum der historischen Altstadt an. Dort steht immer noch das im 7. Jahrhundert erbaute Rathaus. Der Brunnen auf dem Platz mit der Justitia- Statue ist der älteste Brunnen der Stadt. Ich muss gestehen, dass ich die Altstadt von Lausanne nett fand, aber in der Schweiz schon viel Schöneres gesehen hatte. In Luzern hatte es mir so gut gefallen (Luzern 1, Luzern 2), dass es seitdem jede andere eidgenössische Stadt schwer hatte.

Als ich den Brunnen fotografierte, stellte ich außerdem mit Schrecken fest, dass der Monitor meiner kleinen Panasonic Kamera, die ich auf Rucksackwandersungen mitnehme, schwarz blieb, wenn ich sie einschaltete. Ich fotografierte mit dem winzigen Sucher, durch den ich als Brillenträgerin fast nichts sehe. Am Nachmittag stellte ich dann fest, dass ich den Kopf der Gerechtigkeitsstatue abgeschnitten hatte. Das Foto des Rathauses geriet auch nicht gerade gut, aber wenigstens ein Foto des Palud Platzes möchte ich zeigen.

Auf dem Platz befindet sich aber ein schönes Café, wo ich es mir auf der windgeschützten Terrasse mit Apfeltörtchen und Cappuccino bequem machte. Ich scrollte durch viele Menuepunkte konnte aber das Kameraproblem nicht lösen. Wenn ich das Gerät hin und her drehte, kam manchmal die Monitoransicht wieder, verschwand aber gleich wieder. Nach und nach sollte ich herausfinden, dass ich das Objektiv beim Einschalten nach unten gekippt halten und dann sehr vorsichtig aufrichten musste, damit der Monitor nicht dunkel wurde. Das war natürlich äußerst mühsam und führte dazu, dass ich die Kamera, wenn der Bildschirm nach einer falschen Bewegung wieder verschwand, sehr oft aus- und wieder anschalten musste. Warum ich in Lausanne nicht sofort ein Fotogeschäft aufgesucht habe, weiß ich nicht. Wahrscheinlich dachte ich, dass ich das Problem selbst lösen kann. Auch schreckte mich an diesem Tag, an dem ich mich nicht so wohl fühlte, die Aussicht auf ein Fachgespräch über Kameraprobleme auf Französisch. Wie ich zu Hause in meinem Kamerabuch sehr schnell feststellen sollte, hatte ich versehentlich etwas verstellt und zwar nicht über das Menue sondern durch die Festlegung einer Funktionstaste, die ich nie benutzte !

Nach dem Kaffeetrinken nahm ich die U-bahn nach Ouchy an das Ufer des Genfer Sees. Meine letzte Fahrt mit diesem Verkehrsmittel war alles andere als angenehm verlaufen (Auf dem Schweizer Jakobsweg #19). Ich vertraute aber zu recht darauf, dass ich nicht sofort wieder eine Störung erleben würde. Nach kurzer Zeit gelangte ich zum See, den ich noch nicht besucht hatte. Die richtige Stimmung wollte bei mir nicht jedoch nicht aufkommen. An diesem Morgen war es sonnig aber extrem diesig, so dass die Berge kaum zu sehen waren. Außerdem gab es an der Seepromenade um diese Jahreszeit viele Betonflächen und nur wenig Vegetation. Am kleinen Yachthafen konnte ich aber das Chateau d’Ouchy und das Hotel Beau Rivage bewundern.

Am Seeufer entlang spazierend erreichte ich das Musée Olympique des IOK. Die Ausstellungen besuchte ich nicht, aber im Park des Museums gefiel es mir richtig gut. Die Organisation hatte keine Kosten und Mühen gescheut. Werke berühmter Künstler, z.B. von Botero, Niki de St. Phalle und Eduardo Chillida, wurden wunderbar in Szene gesetzt präsentiert.

Auf dem Seeuferweg lief ich bis zum Thailändischen Pavillion, ein Geschenk des thailändischen Königs an die Stadt Lausanne aus dem Jahr 2005.

In der Nähe benutzte ich eine Busverbindung nach Pully, wo ich mir im Musée de Pully eine kleine aber feine Ausstellung (La Belle Époque de l’Art Nouveau) anschaute. Gezeigt wurden Plakate, Zeitschriften und Drucke berühmter Künstler darunter Jules Chéret, Edvard Munch, Pierre Bonnard, Alphonse Mucha, Gustav Klimt und Oskar Kokoschka zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die idyllische Lage von Pully, einem Nachbarort von Lausanne, in den Weinbergen über dem See und die kleine Altstadt gefielen mir sehr gut.

Den Rest des Nachmittags verbrachte ich im Hotel und ruhte mich aus. Am Abend reichte es gerade noch zu einem frühen Essen beim Inder um die Ecke. Danach sank ich erschöpft in die Federn.

Fazit:
Beim Pilgern auf der Via Jacobi Lausanne zu besichtigen, ist meiner Meinung nach nicht unbedingt erforderlich, aber mir persönlich haben die Abwechslung und die Entspannung gut getan. Wer sich für die Olympischen Spiele interessiert, sollte das Museum besichtigen.

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Auf dem Schweizer Jakobsweg /On the Swiss Camino #19

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Von Moudon-Syens nach Epalinges-Croisettes (Lausanne-Bessieres) am 21.04.2022

Das Pilgerbuch schlug eine Etappe von Moudon nach Epalinges kurz vor Lausanne vor. Ich war durch meine Unterkunft in Syens schon ein paar Kilometer näher an Lausanne und hatte daher beschlossen, bis dort zu gehen. In der Stadt hatte ich ohnehin einen Ruhetag eingeplant und so konnte ich zweimal übernachten. Nötigenfalls würde ich die restlichen Kilometer mit der einzigen U-bahn in der Schweiz ab Epalinges-Croisette zurücklegen. Meine Fahrt verlief dann sehr speziell, aber dazu später …

Um 9 Uhr verließ ich meine schöne Unterkunft mit Gartenterrasse. Zunächst ging es etwas bergauf zu einem Bauerhof mit Putenzucht. Als ich am Zaun stehenblieb, kamen die Tiere sofort angelaufen. Entweder waren sie so neugierig wie Kälber, oder es war gerade Fütterungszeit und sie hatten mich verwechselt. Weiter ging es an gepflügten noch nicht bepflanzten Feldern vorbei. Wurde dort der im Waadtland verbreitete Tabakanbau betrieben? Auf einem schönen Weg gelangte ich an den Waldrand, wo ich wieder ein fantastisches Bergpanorama sah. Leider war es ziemlich diesig, so dass es mit dem Fotografieren nicht so gut klappte.

Kurz darauf überholte mich eine französisch sprechende Pilgerin aus der Nähe von Fribourg. Ich fragte sie, ob wir den Mont Blanc sahen. Das wusste sie nicht genau, glaubte es aber schon. Sie wollte bis Lausanne laufen und dann nach Hause zurückkehren, um später bis Genf zu pilgern. Die junge Frau hatte im Bahnhofshotel in Moudon übernachtet und berichtete, dass sie dort zwei Pilgerinnen aus München getroffen habe. Diese wollten noch die Kirche besuchen und dann nachkommen. Wir verabschiedeten uns und ich folgte ihr eine Weile. Nach der Kirche in Vucherens verlief der Camino zwischen Feldern auf einer Hochebene, die wieder sehr schöne (im starkem Dunst liegende) Aussichten bot. An einem Punkt bog die Schweizerin plötzlich vom Weg ab. Ob das mit Absicht geschah, weiß ich nicht. Wieder getroffen habe ich sie nicht.

Im nächsten Ort Ussières verlief ich mich. Statt den Wegweiser am Ortsrand richtig zu deuten, bog ich ins Dorf ab. Kaffee gab es dort keinen, selbst der Shop in der Käserei war an diesem Vormittag geschlossen. Dann hielt zu meiner großen Verwunderung auf dem Gehweg direkt neben mir ein Auto. Ein älteres Ehepaar stieg aus. Sie hatten meine Jakobsmuschel am Rucksack gesehen und erklärten mir, dass sie vor Jahren an dieser Stelle auf dem Camino gepilgert waren und sich erinnerten, dass man die Straße überqueren musste, anstatt nach Ussières abzubiegen. Ein Blick auf meinen GPS-Track bestätigte mir, dass die hilfsbereiten Schweizer recht hatten. Wir tauschten uns dann noch über Camino Erlebnisse aus. Nach diesem sehr netten Gespräch kehrte ich ohne weitere Probleme auf die Via Jacobi zurück.

An diesem Tag fand ich das Wandern zunächst sehr angenehm. Es war immer noch sehr sonnig und auf der Strecke gab es kaum Schatten, aber es wehte eine kühle Brise. Um die Mittagszeit bekam ich aber gewaltigen Hunger und legte auf einem Baumstamm im Wald eine Brotzeitpause ein.

Kaum hatte ich mich gesetzt, da kamen die beiden schon angekündigten Pilgerinnen. Es waren die Frauen, die ich am Vortrag auf dem Bahnhofsplatz in Moudon gesehen hatte. Sie kamen nicht aus München, sondern aus einem ungefähr 150 km entfernten Ort in der Oberpfalz. Wie ich hatten sie die Pilgerwanderung auf dem Münchner Jakobsweg nach Lindau begonnen. Nach coronabedingten Pausen in den Jahren 2020 und 2021 wollten sie nun bis Genf pilgern. Im Hotel in Moudon hatten sie Verständigungsprobleme gehabt, weil sie kein Französich konnten und das Hotelpersonal kein Englisch oder Deutsch. Glücklicherweise hatte die junge Schweizer Pilgerin für sie gedolmetscht. Im nächsten Urlaub planten die Beiden, in Frankreich bis Le Puy weiter zu wandern. Sie meinten, evtl. sei es gut, vorher noch ein bisschen Französisch zu lernen …. Die Pilgerinnen gingen weiter, während ich mich noch etwas ausruhte.

Nach dem Überqueren des Bächleins Bressone gelangte ich bald auf leicht ansteigendem Weg nach Montpreveyres mit der Pilgerherberge und der Kirche aus dem 18. Jahrhundert, wo ich auch den ersten Pilgerstempel des Tages erhielt.

In dem kleinen Ort fragte ich einen Busfahrer, der gerade Pause machte, nach einem Café. Er wies mich auf die einzige Möglichkeit hin: in einem nahen Lebensmittelladen gab es Coffee to go aus einer Nespressomaschine. Mit dem Kaffee und einem Karottentörtchen setzte ich mich an den Picknicktisch im Hof hinter dem Laden.

Dann kam die im Pilgerbuch beschriebene kurze Strecke an der sehr stark befahrenen Kantonsstraße nach Lausanne. Es handelte sich um weniger als 400 Meter und man konnte gut neben der Fahrbahn in der Wiese laufen. Außerdem war das Landschaftsbild schön anzusehen.

Der Jakobsweg zweigte dann ab und ging hinunter in ein kleines Tal, um dann im Wald gleich wieder anzusteigen. Das wiederholte sich einige Male und ich merkte, dass meine Kräfte nachließen. Es ging zwar durch einen dichten Wald, aber der Verkehrslärm der nahen Hauptverkehrsstraße war fast durchgängig zu hören. Wieder auf einem Baumstamm sitzend erholte ich mich kurz, trank Mangosaft und warf Traubenzucker ein. Über ein Strässchen führte der Weg durch ein kleines Wohngebiet und danach zu einem Campingplatz, wo ich einen Cappuccino trank und ein eiskaltes Sprudelwasser. Der Bus nach Epalinges hielt gerade direkt vor dem Campingplatz, aber dieses Mal widerstand ich der Versuchung. Schließlich war ich nicht auf der Via Jacobi, um ständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.

Dem Weg folgte ich weiter durch einen schönen Stadtwald, wo ich viele Jogger und Hundebesitzer mit ihren Tieren sah.

Dann folgten kleinere Siedlungen. Danach ging es wieder ins Grüne und immer wieder kurz, aber zum Teil steil, bergauf und bergab. Bei Epalinges stieg ich kurz zur Kapelle des Croisette mit einem sehr schönen Ausblick bis zum Genfer See (rechts oberhalb der Mitte im Foto) auf. Außerdem gab es einen weiteren Stempel für meinen Pilgerpass.

In Epalinges-Croisette reichte es mir. Ich stieg in die Metro und freute mich auf eine gemütliche Fahrt von 15 Minuten in das Zentrum von Lausanne. Die Bahn war voll besetzt. Viele Passagiere standen. In meiner Nähe trug außer mir nur eine weitere Person eine Schutzmaske. Nach vier Stationen bremste die führerlose Metro plötzlich auf der Strecke und zwar sehr scharf. Dabei stürzte sogar ein junger Mann über mich, was aber nicht weiter schlimm war. In einer Durchsage wurden wir informiert, dass technisches Personal angefordert wurde, um die Störung zu beheben. Das Licht ging sehr kurz aus, aber die Notbeleuchtung schaltete sich gleich an. Die Lüftung war leider ausgefallen und die Fenster konnten nicht geöffnet werden. Es wurde sehr warm und ich bemühte mich, nicht in „Corona-Panik“ zu verfallen, was mir auch gelang. Nach einer knappen halben Stunde fuhr die Metro mit quietschenden Bremsen immer wieder ein paar Meter weiter, um dann erneut ruckartig stehen zu bleiben. Im Schneckentempo erreichten wir schließlich die nächste Station. Glücklicherweise hatte in dem vollbesetzten Wagon niemand die Geduld verloren oder war in Panik verfallen. Hut ab vor den Schweizern!

Als ich in Lausanne-Bessières an der Metrostation stand und Google Maps konsultierte, um den nun etwas längeren Fußweg zu meinem Hotel zu finden, kam ein junger Mann mit seiner kleinen Tochter im Kinderwagen vorbei und bot mir seine Hilfe an. Er hatte fast den gleichen Weg und begleite mich bis in die Nähe meiner Unterkunft. Von dort waren es nur noch einige hundert Meter.
Was für ein Tag!

Fazit:
Etwa 20 km, Aufstieg 470 Hm, Abstieg 180 Hm ( zusätzlich ca. 250 Hm bis Lausanne), ca. 7 Stunden
Sehr abwechslungsreiche Etappe mit wunderbaren Ausblicken, naturnahe Pfade, aber auch Strecken in der Nähe der verkehrsreichen Hauptstraße nach Lausanne. Zum Schluss durch stetiges An- und Absteigen für mich persönlich ziemlich fordernd.

Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.