For translation please use the Google Translate Button on my site.
Von Fribourg nach Payerne am 19.04.2022
Obwohl ich früh aufgewacht war, zog ich erst um 9:30 Uhr los. Trotz des sonnigen Frühlingswetters herrschten morgens nur knapp 6 ° C. Nachdem ich durch eine Unterführung am Bahnhof gelaufen war, ging es bergauf durch ein Wohnviertel und schon bald wurde mir warm. In den nächsten eineinhalb Stunden führte mich der Jakobsweg immer in die Nähe von Orten und Hauptverkehrsstraßen über asphaltierte und Betonplattenwege.
Ich hatte mich für die Variante nach Moudon über Payerne entschieden. Bis Payerne war der Weg im Pilgerführer als abwechselungsreich beschrieben. Für die Fortsetzung, die sehr lange und eher eintönig immer am Flussufer der Broye entlang führte, sollte Durchhaltevermögen gefragt sein. Ich wollte mich schonen und hatte mir diese Strecke ausgesucht, weil sie weitgehend eben verlief. Auf diese Etappe war ich sehr gespannt.
Nachdem ich ein großes Pilgerkreuz aus dem 18. Jahrhundert passiert hatte, fand ich den Abzweig nach Payerne. Kurz danach überquerte ich die Autobahn A 12, die für mich die Krönung der verkehrsreichen Wegführung an diesem Tag darstellte.
Aber danach lief ich lange auf weichem Untergrund durch den Wald. Unzählige Frühlingsblüten, vor allem Buschwindröschen und Schlüsselblumen, sah ich auf dem Waldboden. Weil die meisten Bäume noch kein Laub gebildet hatten, fiel helles Licht in den Wald. Andererseits gab es kaum Schatten, so dass es mir im Laufe der Zeit ziemlich warm wurde. Bald konnte ich mich über die erste Aussicht auf die schneebedeckten Berge freuen, wobei ich bis heute nicht weiß, um welches Gebiet es sich handelt (die Schweizer Berge bei Crans-Montana ?).
Leicht abfallend führte mich die Via Jacobi danach zu einem Bächlein. Auch dort bedeckten wunderschöne Blüten den Waldboden. Kurz nachdem ich begeistert blühende Zweige an einem Baum vor dem strahlend blauen Himmel fotografiert hatte, begann ein kurzer, aber äußerst steiler Aufstieg. An einem Punkt hatte ich sogar Angst, mit dem Rucksack nach hinten zu kippen. Danach befand ich mich auf einem schräg abschüssigen Pfad wieder und war sehr froh, dass der Untergrund trocken war. Quer über dem Weg lag ein umgestürzter Baum, wobei ich den Fortgang der Strecke nur daran erkannte, dass dahinter Stufen den Hang hinauf führten. Schwer atmend und mit zitternden Beinen erreichte ich schließlich die Höhe. Nun rief ich St. Jakob an und bat ihn um eine Bank. Und was kam bald darauf ? Einer von diesen opulent ausgestatteten Schweizer Rastplätzen im Wald mit Schutzhütte und Grillstelle. In der Tat: Camino provides !
Dort ließ ich mich nieder. Nach fast drei Stunden Rucksackwanderung war ich reif für eine Pause und eine ausgedehnte Brotzeit. Ich schälte das aus dem Hotel mitgenommene Osterei, aß die Reste meiner Verpflegung von der Zugfahrt und mein letztes Schokoladenei musste daran glauben. Dazu trank ich eine Menge Wasser. Alles war perfekt, nur der Kaffee fehlte!
Frisch gestärkt brach ich wieder auf. Zum nächsten Ort Noréaz ging es angenehm bergab durch den frischen grünen Wald und bald sah ich wieder ein herrliches Bergpanorama.
Der Ort präsentierte sich leider ohne Restaurants oder Cafés, aber am Ortsausgang kam ich an einem Haus mit einem großen Schild vorbei, auf dem Getränke und Kuchen angeboten wurden. Es sah nicht nach einem geöffneten Lokal aus, aber ich war kaffeedurstig genug, um an der Haustür zu klingeln.

Die Dame des Hause öffnete und antwortete mir, dass es keinen Kaffee gäbe, aber meine Wasserflasche, die ich in der Hand hielt, wollte sie mir füllen. Ich nahm dankend an und fragte, ob sich in der Nähe ein geöffnetes Café befinde. Das war nicht der Fall und so kochte mir Madame schließlich einen aromatisch starken Kaffee und wollte nicht einmal Geld annehmen. Wir unterhielten uns ein bisschen und sie berichtete, dass sie schon häufiger vorbeiziehende Pilger mit Kaffee verpflegt hatte. Richtig nett!
Vorbei an schönen Gärten mit frühlingshaften Blüten, ging es danach kurz steil hinab nach Moulin de Prez. Unten überquerte ich den Bach L’Arbogne, dem ich eine Weile folgte. Auf einem Felsen sah ich den Turm der Burgruine Montagny.
Ab Les Arbognes, einem Ort mit einem Sägewerk, wenigen Häusern und einem (wegen Ruhetag geschlossenen) Restaurant, lief ich auf der wenig befahrenen Straße. Der Verkehr nahm in Cousset zu, aber gleich am Ortseingang war eine Abzweigung auf dem Jakobsweg ausgeschildert. So zeigte es auch mein GPX-Track an. Ich wollte lieber dem Pilgerführer glauben und lief auf dem Bürgersteig durch den Ort. Auch hatte ich auf eine Einkehrmöglichkeit gehofft, aber da gab es wieder nichts. Das Bahnhofshotel hatte geöffnet, aber die Gaststätte war geschlossen. Am Ortsausgang führte die Umgehung zurück auf meine Strecke. Bald darauf sah ich schon den Turm der Wallfahrtskirche Notre-Dame de Tours. Nun schon etwas müde schleppte ich mich über die Stufen hinauf zu dem Gotteshaus. In der Kirche war es angenehm kühl, aber ein Pilgerstempel wurde nicht angeboten.
Über einen Wiesenpfad erreichte ich Corcelles, wo ich es wieder besser wusste und der stark befahrenen Hauptstraße folgte. Der Verkehr störte mich schließlich so sehr, so dass ich mit Hilfe des GPX-Tracks abzweigte und nach einer kleinen Steigung auf dem über einen Wiesenpfad verlaufenden Jakobsweg landete. Die letzten Kilometer zogen sich fürchterlich, aber schließlich kam ich doch in meiner Unterkunft am Bahnhof von Payerne an.
Fazit:
22 Km, 180 m Aufstieg, 320 Abstieg, 6,5 Stunden ohne Pausen
Sehr abwechselungsreiche Etappe, nachdem man Fribourg und Umgebung passiert hat, weitgehend naturnah, die Frühlingsvegetation im Wald gefiel mir ausgesprochen gut. Wenige Einkehrmöglichkeiten, daher besser Proviant und Wasser mitnehmen. Für mich persönlich eine lange Strecke, bei durchschnittlicher Fitness unproblematisch.
Auf dem Weg zum Abendessen spazierte ich zu den beiden Kirchen auf dem Gelände der Abtei von Payerne. Das Kloster gehörte im Jahr 962 zu den ersten Tochterklöstern von Cluny. Schließlich mussten die Mönche das Kloster im Jahr 1536 während der Reformation verlassen. Teile des Konventsgebäudes wurden abgerissen oder umgewidmet. 1926 wurde der Komplex sorgfältig restauriert.
Quelle: Rother Pilgerführer, Jakobswege Schweiz
Einen wunderschönen Blick auf die Kirchen hatte ich vom Fenster meines Hotelzimmers. Allerdings schlugen die Kirchturmuhren die ganze Nacht lang jeweils zur vollen Stunde, erst die eine und dann die andere!
Auf euer Feedback freue ich mich immer sehr.