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Von Le Grand-Lemps nach La Côte-St-André am 4.8.2022
Die letzte Etappe auf der Via Gebennensis
Nach dem Frühstück im lauschig kühlen Garten verließ ich meine wunderbare Pilgerunterkunft (AJ). Nach dem obligaten Fototermin verabschiedeten wir uns und Madame wünschte mir Gottes Segen („Que le Seigneur te bénisse“) für den restlichen Pilgerweg und mein weiteres Leben.
Mein letzter Tag auf der Via Gebenennsis war der heißeste. Obwohl ich schon gegen 8 Uhr aufbrach, herrschten bald um die 35 °C .
Bevor ich den Camino erreichte, sah ich in Le Grand-Lemps noch ein mit sehr schöner Trompe-l’œil Malerei verziertes Gebäude. Kurz danach blieb ich bei einem Camino Schild mit Streckenangaben stehen. Diese Wegweiser fotografierte ich jeden Morgen zu Beginn der Wanderung. Das würde nun zum vorerst zum letzten Mal der Fall sein.
In der Folge lag der Weg wieder fast durchgehend in der Sonne. Er führte durch verlassen wirkende Bauerndörfer, die landwirtschaftlich geprägte Landschaft wurde zunehmend flacher und ich fand sie öde, zum ersten Mal seit ich auf der Via Gebennensis pilgerte.
Mir reichte es mit der Pilgerei. Ich wollte nur noch an meinem Ziel ankommen. In St-Hilaire-de-la-Côte gab es eine Pilgerraststätte, sogar mit Toilette, aber so richtig begeistern, konnte ich mich für die in die Jahre gekommene Sitzbank mit Tisch nicht. Interessant war aber ein Schild mit Kilometerangaben auf dem Jakobsweg. Nach La Côte waren es noch etwa fünf Kilometer, also würde ich bis dahin 177 Kilometer auf der Via Gebennensis gewandert sein, d.h. knapp die Hälfte der Strecke nach Le Puy. Immerhin!
Bei Gillonay schaffte ich es, mich zum Abschluss noch einmal kurz zu verirren, obwohl dort, wie stets, die Via Gebennensis gut ausgeschildert war. Auch gelang es mir nicht, die dort besuchte Kirche ordentlich zu fotografieren. Als ich endlich in La Côte angekommen war, hatte ich keine Geduld mehr mit dem Jakobsweg, sondern zweigte bei der ersten Gelegenheit in die Innenstadt ab. Eine unterhalb der Straße gelegene Kirche ließ ich buchstäblich links liegen.
Natürlich herrschte im Ort die bekannte Mittagspausenödnis. Der Weg zog sich noch einmal sehr. Gegen Mittag erreichte ich schließlich das Hotel, das fast am Ende der langen Hauptstraße lag.
Fazit:
14 km, keine nennenswerten Höhenunterschiede, ca. 4 Stunden
Kurze bis mittellange Strecke, wenig Schatten, daher bei Hitze anstrengend, Gegend etwas langweilig, unterwegs keine Infrastruktur.
Suche nach Verbindungen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
In meinem Zimmer (sehr einfach, aber sauber) herrschten erträgliche Temperaturen. Ich spürte sogar einen leichten, sehr angenehmen Durchzug. Nachdem ich mich eine ganze Weile ausgeruht hatte, wollte ich mein Nachmittagsprogramm angehen. Es ging um meine Weiterfahrt nach Lyon. Das Touristenbüro in Charavines hatte mir zwei Busfahrpläne gegeben. Für den Bus, in den ich unterwegs umsteigen musste, hatten sie nur den Winterfahrplan gefunden. Daher hatte man mir geraten, in der Information in La Côte nachzufragen.
Vor dem Aufbruch schaute ich die Öffnungszeiten nach und stellte ich zu meinem Schrecken fest, dass das Maison du Tourisme am Donnerstagnachmittag geschlossen hatte. Noch einmal versuchte ich die Verbindung online zu finden, aber da kamen nur Vorschläge wie, dass man ein Taxi für eine Strecke von 20 km (Kosten 50 €) nehmen sollte, um dann mit dem Zug nach Lyon zu fahren. Eine Alternative lautete wie folgt: zurück mit dem Bus nach Le Grand-Lemps, eine Stunde Aufenthalt am Bahnhof, weiter mit dem Zug nach Grenoble und unterwegs in einen weiteren Zug umsteigen (4,5 Stunden für eine Strecke von etwa 65 km).
Ich verbrachte einen guten Teil des Nachmittags damit, meine Weiterfahrt zu organisieren. Die Einzelheiten erspare ich euch. An der Bushaltestelle las ich schließlich, dass mein erster Bus tatsächlich gegen Mittag fuhr (und man sich nicht etwa in die Sommerpause begeben hatte!). Dann zeigte mir das Internet, als ich das Zwischenziel St. Jean de Barre eingab, tatsächlich eine Verbindung nach Lyon mit kurzer Umsteigepause an. Das bedeutete eine vergleichsweise kurze Fahrtdauer von 2,5 Stunden. Das war noch einmal gut gegangen, aber wieder einmal erlebte ich Mühsames auf der Via Gebennensis, bis ganz zum Schluss!
Abschiednehmen auf dem Camino
Nachdem ich mich von dem Schrecken erholt hatte, besuchte ich die Altstadtkirche Saint-André, wo es keinen letzten Pilgerstempel für mich gab. Ich wollte am nächsten Morgen in der Touristeninformation nachfragen, vergaß es dann aber. Danach stieg ich zum Château hinauf, womit ich mich wieder auf dem Jakobsweg befand, wenn auch zunächst in umgekehrter Richtung. Das Schloss sah imposant aus, war aber nicht öffentlich zugänglich.
Der Weg führte nun zu einer Aussichtsterrasse. Dort hatte ich einen guten Blick über die Dächer der Stadt und die Landschaft, konnte aber auch sehen, dass ich auf der Via Gebennensis noch eine Weile durch eine ebene, wahrscheinlich ausgetrocknete Gegend gelaufen wäre.
Weiter auf dem Camino?
Auf dem Rückweg durch die Altstadt fotografierte ich ein handgemaltes Caminozeichen. Es tat mir in diesem Moment sehr leid, dass ich aufgeben musste. Sicherheitshalber fotografierte ich noch die Hausecke in der Nähe der Kirche, an der die weitere Strecke auf der Via Gebennensis abzweigte. Das würde mir helfen, wenn ich den Weg fortsetzte.


Ich fragte mich, nicht zum ersten Mal, warum ich höchstens zehn Tage am Stück pilgern kann, während es viele Leute gab, durchaus auch Ältere, die 30 bis 40 Tage lang gehen. Wahrscheinlich bin ich nicht für das Fernwandern mit Rucksack geschaffen. Auf der Via Jacobi hatte ich Knieschmerzen erlebt. Die Knie hatte ich eifrig gedehnt und beim Bergabgehen geschont, daher waren die Probleme ausgeblieben. Nun hatte ich Rückenschmerzen, die sobald die Wirkung der Tablette nachließ, zuverlässig zurückkehrten. Und meine Achillessehnenreizung sorgte dafür, dass ich wie eine Greisin humpelte.
An diesem Nachmittag überlegte ich mir, ob ich die Via Gebennensis in Le Puy forsetzen sollte. Pilgern auf Französisch hatte mir viel Spaß gemacht, die fehlende Infrastruktur allerdings weniger. Aber das sollte ab Le Puy, da der Camino dort viel stärker frequentiert ist, besser sein.
Ein Fazit meiner Pilgerwanderung in Frankreich werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ziehen. Heute sei angemerkt, dass ich auch zwei Monate nach meiner Rückkehr noch an den Folgen meiner Pilgerei laboriere. Gehen ist aber fast normal und am Rücken zieht es nur noch ein bisschen.
Nach alledem habe ich mein Caminoprojekt nach drei Jahren beendet. Vielleicht pilgere ich irgendwann einmal auf den letzten 100 km nach Santiago mit Rucksacktransport, wer weiß …
In Lyon habe ich noch zwei wunderschöne Tage verbracht. Darüber werde ich noch berichten (Lyon #1, Lyon #2, Lyon #3, Lyon #4 und Lyon #5).
Über euer Feedback freue ich mich immer sehr.
Auf dem Französischen Camino #10 erschien zuerst auf Wanderlustig.