8.3.2024 – Besuch des südlichsten Punktes des europäischen Festlandes auf der Isla de Tarifa
Die Isla de Tarifa ist nur selten öffentlich zugänglich. Wunderbarerweise findet genau in der Zeit meines Aufenthalts eine Führung statt. Riesiges Glück, wie kann ich da erwarten, dass auch noch schönes Wetter herrscht?
Mühsam kämpfe ich mich über den Damm, der die Insel mit dem Festland verbindet. Normalerweise ist es ein schöner Spaziergang zwischen den Meeren. Im Osten liegt das Mittelmeer im Westen der Atlantik. Heute fegen starke Böen über den Damm. An manchen Stellen haben sich hohe Sandhaufen gebildet. Ich ziehe meine Kapuze tief ins Gesicht und laufe mit dem vom Wind abgewandten Gesicht zum Tor, an dem die Führung um 11:30 Uhr beginnen soll.
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Erstaunlicherweise stehe ich ganz alleine vor dem Gitter. Schließlich geht mir auf, dass die Führung erst eine Stunde später beginnt. Leise fluchend kehre ich um und lasse mich auf dem Damm auf der anderen Seite „sandschmirgeln“.
Die Führerin erwartete unsere kleine Gruppe um 12:30 Uhr am Eingang des Geländes. Inzwischen hatte es angefangen zu schütten und es stürmte nach wie vor gewaltig. Einen Moment lang war ich mir nicht sicher, ob die Führung auf der exponierten Insel bei diesem Wetter stattfinden würde, aber die junge Spanierin begann unverdrossen, im Windschatten des Tores stehend, die Geschichte der Insel zu erzählen.
Im nordöstlichen Teil der Insel wurden fünf phönizische Gräber aus dem sechsten und vierten Jahrhundert v. Chr. gefunden. Seit der Römerzeit wurde der Kalkstein der Insel systematisch in Steinbrüchen abgebaut. Während der maurischen Herrschaft wurde dieser für den Bau der Burg von Tarifa und anderer Festungen verwendet.
Seit dem 17. Jahrhundert wurden Befestigungsanlagen auf der Insel errichtet. Dazu gehörte der Wachturm, der später die Basis des Leuchtturms bildete, welcher bis 1813 erbaut wurde. 1808 wurde ein Damm vom Festland zur Insel errichtet. Die Isla de Tarifa wurde damit Teil des spanischen Festlandes.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde auf der Insel eine Militärbasis errichtet, die 1988 aufgegeben wurde. Seitdem ist die Isla de Tarifa wieder (begrenzt) öffentlich zugänglich. Im Jahr 2003 wurde die Insel in den Naturpark „Parque natural del Estrecho“ aufgenommen.
Quellen: Wikipedia und Übersetzung aus der Broschüre „Tarifa Island“ der Tourismusinformation der Gemeinde.
Meinen Schirm musste ich mit beiden Händen festhalten. Er hielt zwar durch, aber an der dem Wind zugewandeten Seite wurde meine Kleidung im Nu patschnass. Der Regen kam nicht nur von Oben sondern aus allen Richtungen.
Die Führerin zeigte uns die militärischen Gebäude, die zwar recht verfallen aussahen aber in der unwirtlichen Landschaft einen morbiden Charme ausstrahlten. Wir schauten aus der Entfernung auf die halbrunden Bastionen und Kasematten, sowie die Baracken und die Radiostation. Bei dem herrschenden stürmischen Wetter legte niemand Wert darauf, auf der Insel, die kaum Windschutz bot, herumzugehen. Wahrscheinlich wäre dies aus Sicherheitsgründen auch nur begrenzt möglich gewesen.
Auch das Fotografieren kam etwas zu kurz. Ich hatte nur selten die Hände frei und konnte die Kamera im Sturm nicht ohne Weiteres ruhig halten.
Im Museum im Leuchtturmgebäude schauten wir uns die Exponate an und erholten uns etwas. Interessant war ein Ausstellungsteil über das Leben der Leuchturmwärter, die bis zur Automatisierung des Leuchtfeuers im Jahr 1993 auf der unwirtlichen Insel leben und für die Sicherheit der oft gefährlichen Schiffspassage durch die Straße von Gibraltar sorgen mussten.
Danach ging es zur Punta Marroqui, der Südspitze des europäischen Festlands. (Der südlichste Punkt Europas auf einer Insel befindet sich auf Gavdos in Griechenland. Weitere Bewerber der geografischen Zuordnung: siehe hier.).
Vorbei an den Brutplätzen der Gelbfußmöwen (Larus livens) spazierten wir zu einem etwas erhöhten Unterstand, von dem wir den Felsen, der die Südspitze Europas bildet, sehen konnten. Pünktlich kam die Sonne heraus. Gewaltige Wellen brachen über den Felsen und der blendend weiße Schaum spritzte meterhoch. Ein traumhaft schöner Anblick im Sonnenlicht und vor dem Hintergrund des in sämtlichen Blautönen schimmernden Meers und der marokkanischen Küste!
Auf dem Rückweg konnte ich endlich den Truppenübungsplatz, auf dem die Soldaten Angriffssituationen übten und die ausgemusterte Kanone des historischen Schiffs „Cataluña“ fotografieren. Gerne hätte ich noch einige Gebäude, die wie Lost Places vom Feinsten aussahen, von Innen gesehen, aber das war nicht vorgesehen und aufgrund des baulichen Zustands wahrscheinlich auch nicht sicher.
Fazit:
Ticket 1,5 € für Rentner, Zahlung nur mit Kreditkarte, Dauer der Führung ca 1,5 Stunden
Den Besuch der Isla de Tarifa bei Sturm und Regen fand ich anstrengend, aber sehr lohnend. Es gefiel mir, dass an diesem magischen historischen Ort die Gebäude dem Verfall preisgegeben werden und die Natur die Insel zurückerobern kann.
Wenn die Führung angeboten wird, sollte man m.E. unbedingt buchen. Nähere Informationen bei der Tourismusinformation in Tarifa und den sehr freundlichen Mitarbeiterinnen, denen ich sehr herzlich für die prompte Genehmigung zur Veröffentlichung meiner Fotos auf der Isla de Tarifa danke.
Nach einem späten Mittagessen mit kleinen Muscheln, Paprikagemüse mit Tunfisch und Crema Catalana zum Dessert regenerierte ich mich im Hotel.
Nachmittags blieb es trocken. Bei meinem Bummel durch die Altstadt konnte ich sogar draußen Kaffee trinken und leckeren Kuchen essen.
Abends schwamm ich im Pool auf dem Hoteldach. Im letzten Jahr hatte die Wassertemperatur badewannenwarme 30 ° Grad C betragen. Nun waren es noch 28 ° Grad C. Nach der zweiten Bahn fühlte es sich angenehm warm an. Als ich ging, klarte es kurz auf, so konnte ich die marokkanische Küste klar erkennen. Schnell fotografierte ich mit dem Smartphone und kehrte gleich noch einmal mit der Kamera zurück, aber da hatte es sich schon wieder zugezogen.
Als ich schlafen ging, dachte ich, dass ich das schlechte Wetter in Tarifa überstanden hätte. Wegen des Sturms würde das Tief sicher bald weiterziehen. Eine Lektion in Wetterphänomen erteilte mir der nächste Tag.
Andalusien, die Zweite #9 erschien zuerst auf Wanderlustig.