Letzter Tag in Córdoba am 02.03.2023
Nach dem Frühstück zog ich mir am Automaten im Patio de las Naranjas, dem Innenhof der Mezquita, ein Ticket zur Besteigung des Glockenturms der Moschee Kathedrale.
Der 54 Meter hohe Torre Campanario, wurde 951/952 als Minarett für die einstige Moschee errichtet. Nach der Rückeroberung Córdobas durch christliche Truppen wurde der Turm kirchlich geweiht und in einen Glockenturm umgebaut.
Quelle: Lonely Planet Andalusien
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Jeweils zur halben Stunde wird 20 Besuchern der Aufstieg auf den Turm gewährt. Ich hatte ein Ticket um 10:30 Uhr gebucht und staunte nicht schlecht, als ich alleine hinauf gehen durfte, bzw. begleitet von einem Security Mann, der mir im respektvollen Abstand folgte und jedes Mal stehen blieb, wenn ich fotografierte.
Der Ausblick vom Turm über die Altstadt und die Mezquita war phänomenal, obwohl die Kathedrale leider im Gegenlicht lag.
Anschließend stromerte ich durch die zauberhaften Gassen des alten Jüdischen Viertels, La Juderia, und besuchte die Capilla San Bartolomé, eine Grabkapelle aus dem 14. Jahrhundert, deren Innenraum prächtig im Mudéjar Stil verziert ist.
Ich bewunderte die faszinierend schöne Dekoration der Wände und die herrlichen Farben der Fliesen. Im übrigen war die Kirche gänzlich leer.
Sodann schlenderte ich langsam zum Alcazar, dem Königspalast von Córdoba, wo ich eine Führung um 13 Uhr gebucht hatte. Der Guide führte uns eine Stunde lang durch den Palast. Die Besichtigung war kurzweilig und sehr interessant. Wir erfuhren u.A. das Folgende.
Nach dem Abschluss der Reconquista zum Ende des 15. Jahrhunderts zogen die christlichen Könige Ferdinand und Isabella nach Granada und übergaben den Alcazar von Córdoba an die Spanische Inquisition, die in den neu eingerichteten Kerkern über Jahrhunderte folterte und tötete. Das wurde bis in die 1970er Jahre fortgesetzt, solange der Diktator Franco an der Macht war.
Dementsprechend ist das Palastinnere leer. Im großen Saal (zunächst Kirche, dann Gerichtssaal der Inquisition, heutzutage Ort standesamtlicher Trauungen) wurden aber prächtige römische Mosaike und Sarkophage ausgestellt, die bei einem Neubau in Córdoba gefunden wurden.
Die Führung endete in den Palastgärten, wo uns der Guide noch erzählte, dass die vielen Orangenbäume in der Stadt meist Bitterorangen tragen, die nur zum Marmeladekochen geeignet sind. Große Mengen dieser Früchte werden angeblich an das englische Königshaus gesendet.
Danach durften wir, solange wir wollten, alleine durch die Gärten laufen. Die Blickachsen und die Wasserspiele gefielen mir sehr gut, allerdings wirkte die Vegetation im Vorfrühling noch etwas karg.
Zum Abschluss stieg ich noch auf die Festungsmauer und genoss den Ausblick über das Areal. Ich war sehr froh, dass ich an der Führung teilgenommen hatte. Ohne die zusätzlichen Informationen hätte ich den Alcazar möglicherweise im Vergleich zu den bisher angeschauten Orten wie der Alhambra und der Mezquita wenig spektakulär gefunden.
Anschließend suchte ich in dem Viertel, das mir der Herr in der Touristeninformation gezeigt hatte, nach den Patios von Córdoba, den berühmten prächtig geschmückten Innenhöfen, aber die Zugänge waren alle geschlossen. Ich ärgerte mich ein bisschen, dass ich zu diesem Thema keine weitere geführte Tour gebucht hatte. Aber das war bald vergessen, es meldete sich nämlich ein starkes Hungergefühl. Auf einer Restauranterasse auf einem idyllischen Altstadtplatz ließ ich mich in der Sonne nieder. Zum ersten Mal seit ich durch Andalusien reiste, wurde es mir richtig warm, fast schon zu heiß. Ich bestellte mir Salmorejo, die kalte andalusische Tomatensuppe mit Ei und Schinkeneinlage, ein typisches Gericht aus Córdoba und dazu ein kaltes Bier. Köstlich!
Zurück im Hotel suchte ich zum wiederholten Mal nach einem Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Tarifa, meinem letzten Ziel auf der Reise, nach Málaga, wo mein Rückflug startete. Es gab nur zwei Busverbindungen pro Tag mit der Firma Comes. Von zu Hause hatte ich schon versucht, eine Ticket zu buchen, aber da hieß es, dass dies erst 7 Tage vor der Fahrt möglich sein würde. Das konnte ich akzeptieren, aber dann wurden die Verbindungen auf der Webseite der Busfirma plötzlich garnicht mehr angezeigt. Andere Transportmöglichkeiten hatte ich auch nach intensiver Suche nicht gefunden. Der Herr in der Touristeninformation in Córdoba hatte mir die Telefonnummer von Comes gegeben, sich aber geweigert, für mich anzurufen.
Trotz meiner eher dürftigen Spanischkenntnisse wollte ich mit Comes telefonieren, aber es meldete sich niemand. Ich versuchte sogar einen Mietwagen zu buchen, aber auch das war direkt von Tarifa aus nicht möglich. Im Hotel sprach ich die sehr nette Rezeptionistin an. Sie riet mir, es mit BlaBlaCar zu versuchen, einem Mitfahrerportal, bei dem ich schon Mitglied war. Ich nahm gleich Verbindung mit zwei Fahrern auf und zog dann bald wieder los.
Am späten Nachmittag ging ich durch die Altstadt zur Plaza Correlejo, einem riesigen rechteckigen Platz mit zahlreichen Bars. Ich setzte mich auf eine Terrasse und bestellte mir ein Bier, das ich relativ schnell leerte, weil die Sonne hinter den Gebäuden verschwand und es sofort kalt wurde.

Beim Abendessen in der Taberna traf ich wieder die Niederländer, denen es so gut in der Mezquita gefallen hatte, dass sie diese noch einmal besuchen wollten. Ich beschloss, dies ebenfalls zu tun. Mein Zug nach Sevilla fuhr erst um kurz vor 11 Uhr, so dass ich noch einmal durch die wunderbare Moschee spazieren konnte, die von 8:30 bis 9:30 Uhr ohne Ticketkauf zugänglich ist.
Im Hotel checkte ich meine Nachrichten von BlaBlaCar. Der eine Fahrer würde erst nachmittags nach Málaga fahren und es gab schon mehrere Mitfahrer. Vor einer Autofahrt mit einer spanischen Gruppe, die sich wahrscheinlich ausgiebig und evtl. laut unterhalten würden, graute es mir ein bisschen. Der andere Fahrer schrieb mir auf meine Nachfrage, dass er ohne Pause nach Málaga fahren wollte, eine Toilettenpause während der dreistündigen Fahrt käme nicht in Betracht. Mit beiden Möglichkeiten war ich nicht so glücklich, daher vertagte ich die Entscheidung und legte mich nach dem wunderbaren aber etwas anstrengenden Tag früh schlafen.
Atemberaubendes Andalusien # 9: Córdoba Alcazar erschien zuerst auf Wanderlustig.